G.F. Barner Staffel 7 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
– könnte sein!« zischt Jackson durch die Zähne. »Feines Gefühl, ehrlich. Verbinde mich, damit wir reiten können. Wette, die Büffeljäger leben nicht mehr. War gut zu hören, wie sie aus ihren schweren Flinten schossen. Wurde aber verdammt schnell still, meine ich. Wollen wir zurückreiten und nachsehen?«
»Mit dem Loch in deinem Bein?« fragt Brendan kopfschüttelnd. »Hör mal, sie haben dich für einen Narren gehalten, als du anfingst, Indianer zu riechen.«
»Schade um die Büffeljäger, waren ganz anständige Burschen. Wäre gern auch eine Weile Büffelabzieher, renne aber wie ein Narr seit drei Monaten mit dir durch Colorado, ganz Kansas und andere Gebiete. Habe bald die Nase voll, verstanden? Dweller finden wir doch nie mehr.«
Erstaunt sieht ihn Brendan während des Verbindens an.
»Wir haben vielleicht in der falschen Gegend gesucht«, sagt er dünn. »In Ordnung, Matt, wenn du nicht mehr willst, du kannst deine Büffel besuchen. Ich halte dich nicht.«
»Würdest du ohne mich weiterreiten?« fragt Jackson finster. »Bekommst du fertig, verdammt. Aber es kann Jahre dauern, verstanden?«
»Ich sage doch, wenn du aufgeben willst, dann halte ich dich nicht«, antwortet Brendan knapp. »Ich dachte zuerst, wir würden Dweller irgendwo finden, wo man nach Gold oder Silber sucht. Wenn er aber zur Bahn gegangen ist? Hör mal, Matt, ein Kerl wie Dweller kann rechnen, eiskalt rechnen, das ist doch klar, oder?«
Matt Jackson nickt nur, steigt wieder in seine Lederhosen und stampft ein paarmal prüfend auf.
»Ich kann reiten, laufen, springen, well! Dweller ist ein schlauer Hundesohn und geldgierig.«
»Und er kann rechnen«, stellt Brendan fest. »Wie weit reicht sein Geld, he? Ich sage dir, er ist irgendwo zu finden, wo er aus dem Geld noch mehr machen kann. Der Kerl weiß zu gut, daß diese Summe niemals bis an sein Lebensende reicht. Er war früher Händler, ehe er zur Armee ging. Er versteht etwas vom Transportwesen, das hat er bei der Armee gelernt wie kaum einer. Darin war er nicht zu schlagen. Matt, an der Bahn wird eine Unmenge Geld verdient, verstehst du?«
Jackson steigt auf sein Pferd, greift in die Satteltasche und zieht seine Blechflasche mit dem Brandy heraus. Dann nimmt er einen kräftigen Zug und steckt die Flasche nach Brendans ablehnendem Kopfschütteln ein.
»Jetzt also die Bahn«, sagt er dann mürrisch. »Sie bauen da oben im Norden und sollen über Julesburg hinaus sein. Wir reiten hin, und wer ist nicht da? Dweller! Dann suchen wir weiter den Winter lang. Gibt genug Gold- und Silbercamps, wie? Landen schließlich in Kalifornien. Feines Land, bloß keine Büffel für Matt Jackson. Ich will Büffel schießen, well!«
»Dann reite doch, ich binde dich nicht an«, sagt Brendan kühl. »Na, was willst du nun?«
»Sehe ich so aus, als wolle ich aufgeben?« fragt Jackson bissig. »Bin nur höllisch müde, mein Bein schmerzt. Hunger habe ich auch, verstanden? Mach dir einen Vorschlag.«
»Was hast du vor?«
»Wir reiten beide nach Norden«, sagt Jackson. »Büffeljäger haben von der Bahn erzählt. Große Station ist North Platte. Westlich davon Ogallala nächste Station. Danach im Westen Julesburg, aber die Bahn soll noch nicht dort sein, stimmt?«
»Ja.«
»Gut, ich reite nach North Platte, du nach Ogallala. Wir trennen uns, fragen herum. Du wartest auf mich in Ogallala, ich komme dann hin, well.«
»In Ordnung!« erwidert Brendan. »Halte dich aber in North Platte nicht lange auf, verstehst du? Ich weiß nicht, ich habe das Gefühl, unser Mann könnte an der Bahn sein. Vergiß nicht, Dweller hat ein Dutzendgesicht. Der Mann kann untertauchen und für immer verschwinden.«
Matt Jackson blickt zum Horizont. Im Norden ist die Bahn; im Westen liegt Kalifornien. Der Mann, der kaltblütig andere verriet, kann längst irgendwo ein friedliches, geachtetes Leben führen.
Suchen, denkt der kleine Mann bitter, monatelang herumfragen. Bei Frachtlinien und Posthaltereien, in Saloons und bei Sheriffs, aber der Hundesohn ist wie vom Erdboden verschluckt. Dieses Land ist zu groß. Wenn hier einer verschwinden will, dann kann er es. Ich werde also nach North Platte reiten, und Cal nach Ogallala. Und danach suchen wir den Halunken Dweller woanders, in irgendeiner Stadt, in irgendeinem Camp. Wir werden ihn nicht finden, nicht in North Platte, auch nicht in Ogallala. Der verdammte Schurke ist für alle Zeit untergetaucht.
*
Das Heulen der Zugsirene hallt klagend über die Häuser. Es dringt durch den Lärm des Railroader Saloon, übertönt das Gehämmer eines Walzenklaviers.
Der Mann steht am Tresen, den Ellbogen aufgestützt, das Glas in der Hand. Links ein paar Girls, zurückgeblieben hier in diesem Saloon, nachdem die Bautrupps der Bahn längst weitergezogen sind. Die Mädchen lachen, ein Mann hält sie frei und verjubelt seine hart erarbeiteten Dollar für ein Lächeln.
Hinter dem Tresen ist der Keeper, ein dicker Mann mit einem breiten Grinsen.
»No«, sagt der Keeper achselzuckend. »Nie gehört von einem Major oder Captain, von keinem jedenfalls, der so aussieht wie der Bursche, Fremder. Du weißt nicht mal seinen Namen?«
Brendan schüttelt den Kopf, deutet auf seine Stirn und die Narbe dort.
»Kann mich nicht mehr erinnern, seitdem mir ein Rebell seinen Säbel über den Schädel zog. Der Name meines Captains fällt mir nicht mehr ein. War lange krank, mein Freund.«
Der Keeper starrt auf Brendans Narbe.
»Ja, der Krieg«, sagt er bedauernd. »Mittelgroß, rundes Gesicht, die Augenfarbe, no, nicht gesehen, mein Freund. Was meinst du, was hier an der Bahn für Leute kommen und gehen? Man sieht ein paar tausend Gesichter und vergißt sie wieder. Hast du gehört? Der Zug ist da, der letzte nach Julesburg zum Camp. Der Townmarshal ist bestimmt mit dem Zug gekommen. Er mußte jemanden in North Platte abliefern. Wenn du losgehst, triffst du Mar-
shal Smith sicher in seinem Office. Immer die Straße hinauf.«
»Danke!«
Sieben Saloons, denkt Brendan, als er das Glas Whisky bezahlt hat und auf die Tür zugeht. Nirgendwo kennt man einen ehemaligen Captain oder Major. Und ich hatte die Hoffnung, daß ich hier vielleicht eine Spur von Dweller finden würde.
Eine Hoffnung weniger für Cal Brendan.
Er kommt aus dem Saloon und geht die Straße hinauf. Keine hundert Schritte weiter ist das Marshal’s Office.
Irgendwo hinter Brendan ist ein Mann, der jetzt aus dem Railroader Saloon tritt und sich an die Wand drückt.
Der Mann blickt Brendan nach, kneift leicht die Lider zusammen und hüstelt kurz. Dann geht er los, aber er hält Abstand. Trotzdem verliert er Cal Brendan keine Sekunde aus den Augen.
Links vor Brendan ist das Alhambra Hotel mit einem Saloon. Brendans Blick geht die Straße hoch zum Mar-
shal’s Office, doch dort ist noch kein Licht. Im nächsten Moment betritt Brendan den Alhambra Saloon.
Im gleichen Augenblick bleibt der Mann stehen und pfeift leise durch die Zähne.
»Er fragt«, sagt der Mann nach seinem leisen Pfiff. »Warum fragt er über-all dasselbe, weshalb sucht er diesen ehemaligen Captain oder Major? Da stimmt doch was nicht.«
Er geht schneller, drängt sich dann nach wenigen Sekunden durch die Tür in den Alhambra Saloon und sieht Brendan am Tresen lehnen.
Der ist doch müde wie ein Hund, denkt der Mann, als er sich unauffällig dem Tresen nähert. Dieser Bursche schläft bald in seinen Stiefeln ein, aber er fragt. Die Geschichte mit dem Säbelhieb und seinem Captain, der ihm angeblich das Leben gerettet haben soll, die stimmt nie, wette ich. Der sucht diesen ehemaligen Captain oder Major, aber aus einem anderen Grund, als sich bedanken zu wollen. Die Augen, die der Bursche hat, wie ein hungriger Wolf.
»Es war bei Gettysbury, mein Freund«, hört er Brendan sagen. »Ich bekam