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Elegien der Liebe. OvidЧитать онлайн книгу.

Elegien der Liebe - Ovid


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      Trinkt er, so gieß’ ihm geheim lauteren Wein noch dazu.

      Liegt er dann trunken von Wein und Schlaf, dann, Teuerste, gibt sich,

      Wie es die Zeit und der Ort bieten, das Nächste von selbst.

      Stehst du dann auf, um nach Hause zu gehn, so gehen wir Alle,

      Doch du halte dich klug stets in der Mitte des Schwarms.

      Dort im Gedränge findest mich du, dort finde auch ich dich –

      O, wie zum süßesten Spiel Hand sich in Hand dann verschlingt!

      Weh mir Armen! Das nützt ja Alles nur wenige Stunden,

      Von der Gebieterin trennt mich die gebietende Nacht.

      Und nun verschließt sie der Mann. Betrübt, mit quellenden Tränen

      Folg’ ich, soweit ich nur kann, bis an die grausame Tür.

      Jetzt wird er Küsse sich nehmen und mehr als Küsse! Und was du

      Mir nur verstohlen gewährst, gibst du gezwungen, als Pflicht.

      Doch dann erweise dich spröd, dass den Zwang er merke; das kannst du;

      Schmeichelndes Kosen sei fern, Venus sei frostig und karg.

      Freudlos bleib’ ihm die Nacht! Das wünsch’ ich von Herzen und dir auch,

      Wenn du ihm Freuden gewährst, bleibe die Freude versagt!

      Doch jetzt, bringe die Nacht uns Böses, sie bringe uns Gutes –

      Standhaft leugne du mir morgen, was immer geschehn.

      5. Der Besuch.

      Mittag war es, die Glut des Sommers lag auf den Feldern,

      Müd und von Sehnsucht krank streckt’ ich aufs Lager mich hin.

      Halb nur schlug ich das Fenster zurück, halb hielt ich’s geschlossen:

      Wie durch den dämm’rigen Wald fällt nur gebrochen das Licht;

      Wie beim Scheiden des Tags hindunkelnd noch zittert das Zwielicht,

      Oder die Nacht schon versank, ehe der Tag noch erstand.

      Gönnen muss man solch Dunkel den sittsamen Mädchen; dann hofft ja

      Auf ein Versteck noch die Scham, das sie zu bergen vermag.

      Siehe, Corinna! Nur leicht umhüllt vom entgürteten Kleide

      Kam sie, des Nackens Schnee deckte gelöst ihr das Haar.

      Also betrat Semiramis einst, die vergötterte – also

      Lais, von Vielen umfreit, bräutlich der Liebe Gemach.

      Hastig riss ich am Kleid; es war dünn und es schützte sie wenig;

      Aber sie mühte sich doch, dass sie sich decke damit.

      Und so kämpfend – doch ganz, als ob sie zu siegen nicht wünsche,

      Ward mühlos sie besiegt nur durch den eignen Verrat.

      Aber wie sie nun stand, das Gewand, das verhasste, am Boden,

      Welch ein vollendetes Weib bot sich dem trunkenen Blick.

      Welche Schultern erblickt’ ich, berührt’ ich, wie herrliche Arme!

      Welch eine liebliche Brust hielt ich in bebender Hand!

      Schlank anschloss sich der züchtige Leib an den schwellenden Busen,

      Hüften, wie reizend gewölbt! Welch ein gerundetes Knie!

      Aber was sag’ ich auch noch? Nichts Unpreiswürdiges sah ich

      Und die Herrliche, nackt schloss ich sie fest an die Brust.

      Wer errät das Weitere nicht? Matt ruhten wir Beide,

      Ruhten – O Mittagszeit, nah’ mir so lieblich noch oft!

      6. Dem Türhüter.

      Pförtner, zur Schmach deines Herrn an die Türe mit Ketten geschlossen,

      Schiebe den Riegel und ach, öffne die grausame Tür.

      Weniges bitt’ ich von dir. Nur so weit öffne die Flügel,

      Dass ich, den Leib seitwärts drehend, noch schlüpfe hinein.

      Hat doch die Liebe schon längst zu solchen Diensten geschmeidig

      Mir den Körper gemacht, leicht und die Glieder gewandt.

      Ihr nur verdank’ ich die Kunst, durch die Reihen der lauschenden Wächter

      Sicher zu schleichen, und sie leitet den tastenden Fuß.

      Früher wohl scheut’ ich der Nacht Trugbilder und nichtige Schrecken,

      Staunend sah ich’s, wenn sich Einer ins Dunkle gewagt.

      Siehe, da lachte mir zu mit der reizenden Mutter Cupido,

      Leise sprach er: »Auch du wirst mit der Zeit noch ein Held.«

      Bald auch liebt’ ich, ja bald. Doch der Nacht hinflatternde Schatten

      Fürcht’ ich nicht mehr und den Stahl, gegen die Brust mir gezückt.

      Dich nur fürcht’ ich, du zögerst zu lang; nur dir zu Gefallen

      Red’ ich; du hast ja den Blitz, der mich zu töten vermag.

      Blicke doch her und damit du es kannst, so öffne die Türe:

      Sieh, wie die Schwelle bereits heiß ich mit Tränen betaut.

      Hab’ ich – du standest schon nackt und harrtest mit Zittern der Schläge –

      Einst bei der Herrin für dich warm nicht und dringend gefleht?

      Damals war dir mein Dienst viel wert und heute, da ich dir

      Bittend komme (o Schmach!) soll er mir gelten für nichts?

      Also vergilt mir den Dienst! Jetzt kannst du’s! Vergilt und sei dankbar!

      Ach, es enteilet die Nacht! Stoße den Riegel vom Tor!

      Öffne! Dann möge auch dir einst die Kette vom Fuße sich lösen

      Und aus der sklavischen Zucht fröhlich ein Tag dich befrein!

      Aber du hörst nicht! Ich flehe vergeblich, du bist wie von Eisen –

      Trotzig aus Eisen gefügt starrt mir entgegen das Tor.

      Freilich, belagerten Städten geziemt’s, sich die Tore mit Bollwerk

      Fest zu umschützen; doch du, scheust du im Frieden den Krieg?

      Was erst tust du dem Feind, da du so schon der Liebe begegnest?

      Ach, es enteilet die Nacht! Stoße den Riegel vom Tor!

      Nicht ja erschein’ ich in Kriegergeleit’ und in klirrenden Waffen –

      Ich nur bin es, allein, ich und die Liebe allein.

      Sie, ja, quält und verfolgt mich. Und ich, ich kann sie nicht lassen –

      Eher könnt’ ich mich selbst trennen vom eigenen Leib.

      Amor hab’ ich bei mir und des Weins ein wenig im Kopfe

      Und, vom durchfeuchteten Haar niedergesunken, den Kranz.

      Wer scheut Waffen der Art? Wer geht nicht ihnen entgegen?

      Ach, es enteilet die Nacht! Stoße den Riegel vom Tor!

      Wie, oder bist du nur träg? Oder schläfst du, Abscheulicher, schläfst du?

      Und deinem Ohre vorbei klag’ ich den Winden mein Leid?


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