Эротические рассказы

100.000 Tacken. Reiner HänschЧитать онлайн книгу.

100.000 Tacken - Reiner Hänsch


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voll erwischt zu haben und sie droht von ihrem unbequemen Stuhl zu kippen, doch ich sage fröhlich: „Hört sich doch gut an“, und nicke Beckebanz zufrieden und mit gnädiger Gönnermiene zu, als sortiere ich gerade alles mal eben in meinem Finanzgeniehirn, und atme dann auch endlich wieder befreit aus, denn ich habe bis jetzt entsetzt die Luft angehalten. Meine Güte! Der arme Beckebanz. Was der alles drauf haben muss! Aber Autisten haben ja manchmal ganz erstaunliche Fähigkeiten.

      Und als er dann noch sagt, dass man von einer Rendite von mindestens sieben bis acht Prozent ausgehen könne, raste ich fast aus. Innerlich natürlich. Mein Pokerface verrät nichts.

      Acht Prozent! Wahnsinn!

      „Sie müss’n natürllich bedenk’n, dat an so ’m Haus immer wieder ma wat zu mach’n is‘, woll. Muss man immer beihallt’n“, sagt er weise.

      „Natürlich. Muss alles in Ordnung sein!“, gebe ich ihm recht.

      Und dann schütteln wir Herrn Beckebanz noch mal ganz cool die Hand. Diesmal allerdings auf gleicher Ebene – von Finanzexperte zu Finanzexperte. So wie Wirtschafts- und Finanzminister auf einem Europäischen Währungsgipfel, die beschließen, dass der Leitzins mal wieder ein wenig in Bewegung kommen müsste. Hoch oder runter? Egal. Hauptsache Bewegung und die Leute regen sich auf.

      Die Darlehensverträge würden uns in den nächsten Tagen zugehen und wir bräuchten dann nur noch zu unterschreiben. Und dann ginge alles wie von selbst.

      Danke. Alles klar. Tschüss, Beckebanz, du armes Ei.

      Er hat gar keine schwieligen Finger wie in meinem Traum mit dem Geldsack.

      „Hast du was verstanden?“, fragt Steffi mich vor dem gläsernen Portal der Sparkasse, das sich selbsttätig für uns geöffnet hat, und wir endlich wieder frische, freie, unverzinste Luft atmen dürfen.

      „Nö.“

      „Ich auch nicht“, sagt sie da und ich weiß, es wächst in ihr wieder diese eine kleine, unschöne Frage: Machen wir da eventuell was falsch? Sie braucht sie gar nicht auszusprechen, ich verstehe sie auch so. Wir hätten dann noch mehr Schulden, und so wieter und so weiter.

      „Steffi, mach dir keine Sorgen, Herr Beckebanz wird uns doch nicht über’s Ohr hauen. Den kennen wir jetzt schon so lange. Der hat doch Max dieses schöne Sparschwein und den Kalender geschenkt und ihm dann das tolle Sparkonto eröffnet. Er schickt uns jedes Jahr eine Weihnachtskarte … Der ist in Ordnung. Heribert Beckebanz. Das klappt schon. Bester Mann.“

      Steffi nickt nachdenklich.

      „Und acht Prozent! Hast du das gehört, Steffi? Sogar noch mehr, als Willi Dunkeloh gesagt hat.“

      „Ja, ich hab’s gehört.“

      Dann werde ich unseren neuen Maklerfreund mal gleich anrufen.

      ***

      „Willi, wir kaufen die Hütte!“, röhre ich freudig durch mein Telefon und fühle mich wie Michael Douglas als Gordon Gekko, mit seinen Hosenträgern, in Wall Street. Kaufen! Verkaufen! Dann muss ich aber erst mal eine ganze Weile auf Antwort warten.

      „Willi? Bist du noch dran?“

      „Ja, ja.“ Dann ist es wieder ruhig und endlich fragt er: „Echt?“, als er wieder zu sich gekommen ist, und es fehlt nur noch, dass er „Ihr seid verrückt!“ sagt. Das tut er aber nicht.

      „Aaach, vielleicht solltet ihr doch lieber die Finger …“, sagt er stattdessen sehr nachdenklich, als wolle er es uns vielleicht doch noch ausreden. Aber dann bremst er sich im letzten Moment noch ab und sagt dann: „Na gut. Sehr gut sogar … ich kümmer mich um den Notar, woll“, und dann sagt er auch noch: „Glückwunsch!“.

      Gesprächsende.

      Na bitte, Willi freut sich also auch.

      Die Beckebanz-Papiere kommen überpünktlich, am nächsten Tag schon, und ich werde das Gefühl nicht los, dass Herr Beckebanz über Nacht alles ausgearbeitet, den Filialleiter gegen zwei Uhr geweckt und ihn um Unterzeichnung gebeten hat, und sie dann höchstpersönlich heute morgen noch vor Briefträger Fauseweh in unseren Kasten gesteckt hat. Ja, ja, den Banken geht’s auch nicht mehr so.

      Papiere, Papiere … ich habe plötzlich so eine Ahnung, dass die Papierflut überhaupt nicht mehr aufhören wird. Ich hatte keinen Schimmer mehr, dass man sich durch so viel Papier fressen muss, um einfach nur ein schönes Haus zu besitzen. Einmal hatten wir das ja schon alles gemacht bei unserem eigenen Haus, aber war es denn da auch so viel?

      Ich weiß es nicht mehr. Ich war auch noch ein paar Jahre jünger. Das wird es sein.

      ***

      Der Termin beim Notar, Herrn Dr. Dr. Großjohann, in dessen Kanzlei in einer alten furchteinflößenden protzigen alten Villa im Graf-Arnold-Weg ist für uns so etwas wie das Betreten einer unheimlichen, eigentlich gar nicht existierenden Zwischenwelt, die sich hinter unserem bisherigen erbärmlichen Leben irgendwo versteckt hatte, einer bisher völlig unbekannten Sphäre in einer nicht vorstellbaren Daseinsform.

      Es riecht nach alten Büchern, Staub, großer Weisheit und Angst und Schrecken. Ein paar fast durchscheinende schimmelige Bücherwesen durchqueren missmutig die finsteren Flure, an ihren Tentakeln kleben Papiere und Verordnungen, die das außerterrestrische Leben in dieser feindlichen Welt hier draußen regeln.

      Ein fast kopfloser Aktenmolch in grauer Strickweste trägt ein paar schwere Steinplatten mit wichtigen Gesetzestexten zu einem Kopierer. Wir haben soeben die Karten gelöst für die abenteuerlichste Geisterbahnfahrt durch Formulierungen, Paragrafen, bisher nie vernommene Begriffe und die wundersamsten Satzkonstruktionen, die wir je erlebt haben. Steigen Sie ein, meine Herrschaften, anschnallen und ab geht die Fahrt. Wer überlebt, ist selber schuld! Hahaha.

      Ein Kartenabreißer in dunklem Anzug und einem dritten Auge auf der Stirn dirigiert uns mit einer Andeutung von Lächeln zu unseren Startpositionen. Wir nehmen also eingeschüchtert und ehrfürchtig Platz auf lederbezogenen Holzsesseln, die beim Hinsetzen überheblich knarzen und nach Tod und Verzeiflung riechen.

      Und so verharren wir still eingeklemmt zwischen hundert Meter hohen, einsturzgefährdeten Bücherwänden voller Gesetze und Verordnungen, die wahrscheinlich nur ein einziger Mensch auf der ganzen Welt alle auswendig kann, und das ist Dr. Dr. Großjohann-Dumbledore höchstpersönlich, der jetzt nach einem blechernem Fanfarensignal erscheint. So sieht er jedenfalls aus mit seinen schütteren weißen, recht langen Haaren und so bewegungs-, regungslos und völlig unbeeindruckt, als hätte er alle diese Gesetze selbst gemacht, rasselt Lord Dumbledore dann auch den äußerst schwierigen und für uns völlig unverständlichen Text unseres vielleicht lebensentscheidenden Vertrages einfach so locker herunter. Er ist Gott.

      Und Gott macht das nun sicherlich schon zum hundertausendsten Mal, seit er Moses die ersten selbstgemachten Gesetze seiner Laufbahn überreicht hat, und er sieht auch so aus, als ob er es nicht mehr lange machen würde. Großjohann-Dumbledore nuschelt da die kompliziertesten Sachverhalte und Wortgebilde einfach so lässig raus, als würde er aus einer langweiligen, immer gleichen Speisekarte eines beliebigen griechischen Lokales vorlesen, die ja nun wirklich jeder auswendig kennt.

      Suflaki, Bifteki, Zaziki, Gyros, Kalamaris, Chefplatte

      „Fragen Sie bitte, wenn Ihnen irgendetwas unklar ist.“ Wolle noch ein Ouzo?, sagt Gott gnädig und fast gelangweilt über seine silberne Lesebrille und meint damit natürlich nur uns. Aber wir fragen lieber nicht. Was sollte man auch fragen? Es ist alles unklar.

      Der Noch-Besitzer des Hauses, Herr Pollmann, ein älterer, stiller, grauhaariger, vielleicht auch leicht verkniffener Mann, dem das bisherige Leben scheinbar übel mitgespielt hat, mit einem Gesicht, das irgendwie von langem Leiden, aber auch ein wenig neuer Hoffnung erzählt, scheint alles zu verstehen, oder es ist ihm egal. Jedenfalls hat er wohl nicht vor, den Abschluss dieses Vertrages durch unnötige Fragen seinerseits aufzuhalten. Ihm kann es kaum schnell genug gehen, hat man den Eindruck. Er ist etwas unruhig. Und auch Willi macht mächtig Druck.

      „Ja,


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