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Buddenbrooks. Thomas MannЧитать онлайн книгу.

Buddenbrooks - Thomas Mann


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seine Einwände ordnen. »Einen Bedienten? Wir haben nach dem Tode der seligen Eltern alle drei Mädchen, von Mamsell Jungmann abgesehen, im Hause behalten, und mich dünkt …«

      »Ach, das Haus ist so groß, Jean, daß es beinahe fatal ist. Ich sage: ›Lina, mein Kind, im Hinterhaus ist schrecklich lange nicht abgestäubt worden!‹ aber ich mag die Leute nicht überanstrengen, denn sie müssen schon pusten, wenn hier vorn alles nett und reinlich ist … Ein Diener wäre so angenehm für Kommissionen und dergleichen … Man bekommt einen braven und anspruchslosen Mann vom Lande … Aber ehe ich es vergesse, Jean: Louise Möllendorpf will ihren Anton gehen lassen; ich habe ihn mit Sicherheit servieren sehen …«

      »Ich muß gestehen«, sagte der Konsul und rückte ein wenig unbehaglich hin und her, »daß dieser Gedanke mir fremd ist. Wir besuchen jetzt weder Gesellschaften, noch geben wir selbst welche …«

      »Nein, nein; aber Besuch haben wir trotzdem häufig genug, und das ist nicht meine Schuld, lieber Jean, obgleich du weißt, daß ich mich herzlich darüber freue. Es kommt ein auswärtiger Geschäftsfreund von dir, du bittest ihn zum Essen, er hat noch kein Gasthauszimmer genommen und übernachtet natürlich bei uns. Dann kommt ein Missionar, der vielleicht acht Tage bei uns bleibt … Für übernächste Woche erwarten wir Pastor Mathias aus Kannstatt … Nun, um kurz zu sein, die Salairs sind so gering …«

      »Aber sie häufen sich, Bethsy! Wir honorieren vier Leute im Hause, und du vergissest die vielen Männer, die im Dienste der Firma stehen!«

      »Sollten wir wirklich einen Bedienten nicht erschwingen können?« fragte die Konsulin lächelnd, indem sie ihren Gatten mit seitwärts geneigtem Kopfe anblickte. »Wenn ich an das Personal meiner Eltern denke …«

      »Deine Eltern, liebe Bethsy! Nein, nun muß ich dich fragen, ob du dir eigentlich über unsere Verhältnisse klar bist?«

      »Nein, das ist wahr, Jean, ich habe wohl nicht die hinlängliche Einsicht …«

      »Nun, die ist leicht zu beschaffen«, sagte der Konsul. Er setzte sich im Sofa zurecht, schlug ein Bein über das andere, tat einen Zug aus seiner Zigarre und begann, während er die Augen ein wenig zusammenkniff, mit außerordentlicher Geläufigkeit seine Zahlen hervorzubringen …

      »Kurz und gut: Mein seliger Vater hat seinerzeit, vor meiner Schwester Heirat, rund und nett 900000 Mark Kurant besessen, abgesehen, wie sich versteht, von dem Grundbesitz und dem Werte der Firma. 80000 sind als Mitgift nach Frankfurt und 100000 bei Gottholds Etablierung abgegangen: macht 720000. Dann kam der Kauf dieses Hauses, das trotz der Einnahme für das kleine in der Alfstraße mit Verbesserungen und Neuanschaffungen volle 100000 gekostet hat: macht 620000. Nach Frankfurt wurden als Entschädigungssumme 25000 gezahlt: macht 595000, und so hätten die Dinge bei Vaters Tode gelegen, wären alle diese Spesen nicht im Laufe der Jahre durch rund 200000 Kurantmark Verdienst korrigiert worden. Das Gesamtvermögen betrug also 795000. Dann wurden ferner 100000 an Gotthold ausgekehrt und noch 267000 nach Frankfurt; das macht, wenn ich noch ein paar tausend Kurantmark kleinerer Vermächtnisse abrechne, die nach Vaters Testament an das Heilige-Geist-Hospital, die Kaufleute-Witwenkasse usw. gingen, etwa 420000, mit deiner Mitgift um 100000 mehr. Das sind, in runden Summen und abgesehen von allerhand kleineren Schwankungen des Vermögens, ungefähr die Verhältnisse. Wir sind nicht so ungemein reich, meine liebe Bethsy, und bei alledem muß man bedenken, daß das Geschäft zwar kleiner geworden ist, daß aber die Geschäftsspesen dieselben geblieben sind, weil der Zuschnitt des Geschäftes es nicht gestattet, die Unkosten herabzusetzen … Hast du mir folgen können?«

      Die Konsulin nickte ein wenig zögernd, die Stickerei im Schoße. »Recht gut, mein lieber Jean«, sagte sie, obgleich sie nicht alles verstanden hatte und durchaus nicht begriff, warum alle diese großen Summen sie hindern sollten, einen Bedienten zu engagieren.

      Der Konsul ließ seine Zigarre aufglimmen, stieß mit zurückgeneigtem Kopfe den Rauch von sich und fuhr dann fort:

      »Du denkst, daß wir ja, wenn einmal deine lieben Eltern zu Gott gerufen werden, noch etwas Beträchtliches zu erwarten haben, und das ist richtig. Jedoch … wir dürfen damit nicht allzu unvorsichtig rechnen. Ich weiß, daß dein Vater ziemlich peinliche Verluste gehabt hat, und zwar, wie bekannt ist, durch Justus. Justus ist ein äußerst liebenswürdiger Mensch, aber er ist nicht eben ein starker Geschäftsmann und hat auch unverschuldetes Unglück gehabt. Er hat bei mehreren Kunden höchst störende Einbußen erlitten, die Folge seines geschwächten Betriebskapitals war teures Geld, durch Transaktionen mit Bankiers, und dein Vater hat mehrere Male mit bedeutenden Summen einspringen müssen, damit kein Unglück geschah. Dergleichen kann sich wiederholen und wird sich, fürchte ich, wiederholen, denn – verzeih mir, Bethsy, wenn ich aufrichtig rede – die gewisse heitere Leichtlebigkeit, die bei deinem Vater, der mit Geschäften nichts mehr zu tun hat, so angenehm wirkt, kommt deinem Bruder, als Geschäftsmann, schlecht zustatten … Du verstehst mich … er ist nicht sehr behutsam, wie? ein bißchen rasch und obenhinaus … Im übrigen lassen sich deine Eltern, was mich so aufrichtig freut, nichts abgehen, sie führen ein herrschaftliches Leben, wie es … ihren Verhältnissen entspricht …«

      Die Konsulin lächelte nachsichtig; sie kannte das Vorurteil ihres Gatten gegen die eleganten Neigungen ihrer Familie.

      »Genug«, fuhr er fort und legte den Rest seiner Zigarre in den Aschbecher, »ich meinesteils verlasse mich in der Hauptsache darauf, daß der Herr mir meine Arbeitskraft erhalten wird, damit ich mit seiner gnädigen Hilfe das Vermögen der Firma auf die ehemalige Höhe zurückführen kann … Ich hoffe, deine Einsicht ist nun eine klarere, liebe Bethsy –?«

      »Vollkommen, Jean, vollkommen!« beeilte sich die Konsulin zu antworten, denn sie gab für heute abend den Bedienten auf. »Aber laß uns zur Ruhe gehn, wie? es ist allzu spät geworden …«

      Übrigens wurde nach ein paar Tagen, als der Konsul gutgelaunt aus dem Kontor zu Tische kam, dennoch der Beschluß gefaßt, Möllendorpfs Anton zu engagieren.

       Inhaltsverzeichnis

      »Tony geben wir in Pension, und zwar zu Fräulein Weichbrodt«, sagte Konsul Buddenbrook, und er äußerte das so bestimmt, daß es dabei blieb.

      Weniger zufrieden nämlich, wie angedeutet, als mit Thomas, der sich mit Talent in die Geschäfte einlebte, mit Klara, die munter heranwuchs, und der armen Klothilde, deren Appetit jeden Menschen erfreuen mußte, konnte man mit Tony und Christian sein. Was den letzteren anging, so war es das wenigste, daß er beinahe jeden Nachmittag genötigt war, bei Herrn Stengel Kaffee zu trinken, – obgleich die Konsulin, der dies zu viel wurde, eines Tages den Herrn Lehrer durch ein zierliches Handbillett zum Zwecke einer Rücksprache zu sich in die Mengstraße entbot. Herr Stengel erschien in seiner Sonntagsperücke, mit seinen höchsten Vatermördern, die Weste von lanzenartig gespitzten Bleistiften starrend, und saß mit der Konsulin im Landschaftszimmer, während Christian heimlich im Eßsaale der Unterredung zuhörte. Der ausgezeichnete Erzieher legte beredt, wenn auch ein wenig befangen, seine Ansichten dar, sprach von dem bedeutsamen Unterschied zwischen »Line« und »Strich«, erwähnte des schönen grünen Waldes sowie des Kohlenkastens und gebrauchte im übrigen während dieser Visite beständig das Wort »infolgedessen«, das ihm wohl dieser vornehmen Umgebung am besten zu entsprechen schien. Nach einer Viertelstunde erschien der Konsul, jagte Christian davon und drückte Herrn Stengel sein lebhaftes Bedauern darüber aus, daß sein Sohn ihm Ursache zur Unzufriedenheit gegeben habe … »Oh, behüte, Herr Konsul, ich bitte ergebenst! Ein geweckter Kopf, ein munterer Patron, der Schüler Buddenbrook. Und infolgedessen … Allein ein wenig übermütig, wenn ich mir erlauben darf, hm … und infolgedessen …« Der Konsul führte ihn höflich im Hause umher, worauf Herr Stengel sich verabschiedete … Das alles aber war nicht das Schlimme.

      Das Schlimme bestand darin, daß folgendes bekannt wurde: Der Schüler Christian Buddenbrook durfte eines Abends mit einem guten Freunde das Stadttheater besuchen, woselbst »Wilhelm Tell« von Schiller gegeben wurde; die Rolle von Tells Knaben Walter jedoch spielte eine junge


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