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Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel. Corey TaylorЧитать онлайн книгу.

Etwas Komisches geschah auf dem Weg in den Himmel - Corey Taylor


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dieses ganze Zeug von wegen der Mensch und das Universum und so. Aber das halte ich für geistigen Dünnschiss. Die Wissenschaft hat uns so viel mehr Beweise geliefert als Gott, und obwohl er so gepriesen wird, hat er in meinen Augen nichts Überzeugendes vorzuweisen. Bloß, weil es das Universum gibt und die Menschen darin existieren – das ist kein Grund und kein Beweis für einen unsichtbaren alten Mann oben im Himmel. Da könnte ich mir schon eher vorstellen, dass wir vom Weihnachtsmann erschaffen wurden, da immerhin meine Geschenkwünsche mit einer gewissen Berechenbarkeit erfüllt werden. Gott hat mich niemals gerettet, und der Weihnachtsmann hat mir nie ein Harpunengewehr gebracht, also scheiß auf den ganzen Quatsch.

      Zweitens tragen Gott und seine so genannten Leistungen zu viele menschliche Fingerabdrücke. Die Bücher Gottes wurden alle von Menschen geschrieben, Menschen haben seine Kriege ausgefochten und waren stets die ersten, die seine Wunder beschrieben, seit es zum ersten Mal hieß, Schnee entstünde durch seinen heiligen, eisigen Atem. Weswegen Menschen, die sonst unglaublich selbstverliebt sind, jemand anderen die Lorbeeren einheimsen lassen, dem sie gar nicht zukommen, ist mir zwar ein verdammt psychotisches Rätsel, aber trotzdem halten die Leute an dieser Doktrin fest, eben weil sie indoktriniert wurden. Man hat es ihnen eingehämmert, dass Gott existiert, obwohl die Menschen ihre Hämmer mit so viel Energie geschwungen haben, dass sie nicht einmal gemerkt haben, wie sehr sie sich gegenseitig attackierten.

      Drittens ist Gott für mich so real wie jene Götter, die in Asgard oder in Walhalla hausen. Er könnte in Comic-Heften auftauchen, was vielleicht sogar eine gute Idee wäre, wenn man die jüngere Generation dazu bringen will, dass sie sich ernsthaft mit ihm beschäftigt. Letztlich ist Gott unfehlbar, weil die Menschen fehlbar sind, und weil viele Menschen jemanden brauchen, an den sie glauben können und der ihnen überlegen ist. Das ist ja ganz okay soweit … aber dann könnte man doch auch an die Zahnfee glauben. Die gibt einem wenigstens Geld für Körperteile, die man sonst sowieso weggeschmissen hätte. Gott bringt einen dazu, diese Vierteldollar in seinen Klingelbeutel zu stecken, obwohl die Kirche steuerbefreit ist. Aufgrund der Inflation bekommt mein Sohn inzwischen ganze Dollar für seine Beißerchen, und ganz genauso kriegen die Schwarzkittel auch mehr Zahngeld als früher. Ist irgendwie ziemlich krank, das Ganze, aber andererseits ist das ja nicht meine Kohle.

      Ich bin entsetzt über den Hass, den Gottes Anhänger in die Welt ablassen wie Fabriken ihre umweltverschmutzenden Abwässer. Ich lache über die selbsternannten Propheten, die so sehr damit beschäftigt sind, ihre eigene Version von Gottes Geschichte zu propagieren, dass sie nicht einmal merken, dass ihre Prophezeiungen nicht zu den Berichten aller anderen passen und sein Wort daher völlig widersprüchlich hinausposaunt wird. Mir graut vor dem Gezänk der weltweit organisierten jüdisch-christlichen oder islamischen Gruppierungen, weil sie alle davon ausgehen, im Recht zu sein. Religion hat uns Menschen mehr zerstritten, als dass sie uns je zusammen gebracht hätte. Menschliche Gesellschaftsformen ächten normalerweise alles, was Streit und Gewalt begünstigt, aber diese ganzen frommen Ärsche haben wohl weltweit ihre Finger an den entscheidenden Schaltstellen.

      Also, wie gesagt, ich bin nicht so der gottesfürchtige Typ. Und genau darin liegt das verdammte Problem: Wie kann ich ein Atheist sein, also jemand, der von dem ganzen Gedöns der Bibeltreuen nichts hält und der keine Verbindung zu irgendwelchen Religionen verspürt, aber gleichzeitig zutiefst überzeugt an die Existenz des Paranormalen glauben? Für mich hat das eine nicht unbedingt mit dem anderen zu tun, aber beides war schon miteinander verwoben, als wir noch auf den Bäumen hockten und mit viel Mühe versuchten, all das um uns herum zu begreifen, was wir nicht essen, ficken oder ausscheiden konnten. Zyniker werden wohl behaupten, meine „Augenzeugenberichte“ könnten leicht als „Einbildung“ bezeichnet werden, oder als „Winkelzüge einer hyperaktiven Phantasie“.

      „Es ist schlicht unmöglich, dass so etwas geschehen sein kann.“ – „Ich glaube dir nicht – du bist ein Lügner und ein Scharlatan.“ (Na gut, bisher hat mich noch nie jemand einen „Scharlatan“ genannt, aber es wäre obergeil, wenn das mal jemand täte.) Oh, und dann gibt’s natürlich noch den Spruch, den ich noch mehr scheiße finde als alle anderen: „Du hast gesehen, was du sehen wolltest, und das ist alles.“

      Eins will ich gleich mal klarstellen: Ich wollte diese Scheiße nicht sehen, und ich will diese Scheiße auch heute noch nicht sehen. Diese Geschichten treiben mich schon seit sehr langer Zeit um, und jeder, der sich mit schrecklichen Erinnerungen herumschlägt, der weiß, dass sie niemals verschwinden. Ich habe sie heute noch genauso klar vor Augen wie damals, als sie sich ereigneten. Von mir aus könnt ihr so skeptisch sein, wie ihr wollt. Ich glaube an Geister, weil ich welche gesehen habe, und ich glaube nicht an Gott, weil er mir schlicht und ergreifend bisher noch nicht begegnet ist. Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Unerklärlichen und dem Unbegründeten. Und trotzdem gibt es überall auf unserem blaugrünen Planeten Denkmäler, Kirchen, Statuen, großartige Gemälde, Bücher und Fanfaren für Unseren Herrn im Himmel. Die Leute bejammern und preisen seinen Namen wie den einer scharfen Braut, die sie mal hatten, als sie Mitte zwanzig waren und sich alle Mühe gaben, ihr Leben zu verschwenden. Aber dieselben Organisationen machen sich über Menschen wie mich lustig, die selbst erlebt haben, wie sich vor ihren Augen eine paranormale Aktivität abspielte. Soll das ein Witz sein?

      Mit diesem Buch will ich versuchen, damit zurechtzukommen. Ich werde euch wahre Geschichten erzählen, die mir passiert sind, und von denen gibt es einige, und ich werde euch mitnehmen auf meiner Suche nach Beweisen, auf meinen Ausflügen mit mehreren „Geisterjäger“-Gruppen, die ihr Bestes geben, um Informationen und Spuren zu sichern, die auf die Existenz von Geistern hindeuten. Ich werde euch die Geschichten anderer Leute erzählen, aber auch die Gegenseite zu Wort kommen lassen – jene, die nicht ans Unnatürliche glauben, und jene, die auf die Religion vertrauen. Und dann werde ich versuchen, nach Auswertung all dieser Fakten, zu einem sinnvollen Schluss zu kommen.

      Außerdem werde ich Dinge testen, mit denen ich es bisher noch nie probiert habe, zum ersten und zum letzten Mal, falls ich dabei übel auf die Nase fallen sollte. Jedenfalls werde ich meine persönliche Variante von „Sesselfurzer-Wissenschaft“ zu Rate ziehen und sehen, ob ich eine wissenschaftliche Begründung für diese mysteriösen Phänomene finde, die wir Geister nennen. Ich habe ein paar ziemlich weit hergeholte Häppchen, die ein Stockwerk höher in der guten alten Oberstübchen-Bank von Quatsch & Blödsinn vor sich hin köcheln, aber je mehr ich versucht habe, bestimmte Bereiche und bestimmte Argumentationsweisen zu berücksichtigen, desto öfter habe ich festgestellt, dass ein paar dieser Mutmaßungen, wie ich sie anstelle, gar nicht so unplausibel sind, wie ich zuvor vermutet hatte. Vielmehr wurden meine ursprünglichen Hypothesen gestärkt, und vor allem löste sich dadurch meine innere Blockade, die nicht zugelassen hatte, die entsprechenden Worte überhaupt laut zu äußern. Von daher bin ich jetzt bereit, den entsprechenden Behörden gegenüber in dieser Sache auszusagen und nach bestem Wissen und Gewissen, wohlformuliert und überzeugend meine Schilderung und meine Beweise vorzutragen. Leider bedeutet das, dass bei mir die beinahe schon diabolische Verwendung der Wörter „Scheiße“, „verdammt“ oder auch „verfickt“ gelegentlich mal ausbleiben wird. Ich weiß, ihr alle erwartet natürlich, dass ich ordentlich damit um mich schmeiße, und dass auch immer mal wieder von Säcken und Schwänzen und Fürzen die Rede sein wird. Aber das muss warten. Ich verspreche, ich werde euch zu gegebener Zeit und bei gegebenem Anlass schon wieder mit einer ordentlich rüden Sprache erfreuen, aber es kann sein, dass es zwischendurch viele Seiten geben wird, die eher mit Theorien und Überlegungen gefüllt sein werden. Ihr habt mein vollstes Mitgefühl, und ich bitte euch inständig, schreibt dem Lektor dieses Buches deswegen unbedingt ein paar böse Briefe – die liebt er.

      Verdammte Scheiße, jetzt wurde ich ja schon fast ein bisschen trübsinnig, was? Und das ist es natürlich gar nicht, was ihr von einem Corey-Taylor-Buch erwartet habt. Ich weiß schon, ihr freut euch auf ein paar schöne Storys übers Pissen und über die Narben, die man zum Beispiel von einem Deckenventilator kriegt. Aber ich wollte mit diesem Buch keine Fortsetzung meines Erstlingswerkes schreiben, sondern vielmehr eine Fortführung. Die Leute haben den völlig falschen Eindruck gewonnen, beim ersten Buch hätte es sich um meine Lebensgeschichte gehandelt. Das ist komplett falsch. Dieses Buch und auch das vorangegangene Werk sind keine Autobiografien, und zwar schlicht und ergreifend deswegen nicht, weil ich mit dem Leben noch nicht fertig bin. Hey, verdammt, während ich diese Gesülze hier zusammentippe,


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