Эротические рассказы

Der Iceman. Anthony BrunoЧитать онлайн книгу.

Der Iceman - Anthony Bruno


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er auch andere Kin­der schikaniert. Aber irgendwie glaubte Richie es selbst nicht recht. Er wusste, dass er es getan hatte.

      Die Krämpfe in seinem Magen wurden so schlimm, dass er sich vor Schmerz krümmte. Seine Mutter brüllte, er solle sich anziehen und zur Schule gehen. Es war eine Qual, sich die Kleider überzustreifen. Gott sei Dank war sie bereits zur Arbeit weg, bis er fertig war. Sie hatte ein paar Haferflocken und Milch für ihn auf den Tisch gestellt, aber schon bei diesem Anblick wurde ihm schlecht, und er erbrach sich ins Spülbecken. Durch das geschlossene Küchenfenster konnte er die Polizei unten im Hof hören. Es war besser, die Schule sausen zu lassen und daheim zu bleiben.

      Er hatte Angst, nach draußen zu gehen oder auch nur ans Fenster, und verkroch sich ins Bett. Bestimmt würden sie alles herausfinden und ihn mitnehmen. Die Kinder aus der Bande würden verraten, dass nur er als Täter in Frage kam, weil er Johnny gehasst hatte. Am Ende war Mr. Butterfield gestern gar nicht so besoffen gewesen und hatte die Stange in seiner Hand gesehen, was er der Polizei womöglich gerade erzähl­te. Sie würden hochkommen, die Wohnungstür einschlagen und ihn wegschleppen. Richie fragte sich, was sie wohl mit Kindern machten, die andere Kinder umbrachten. Ob er ins Gefängnis kam? Oder ins Erziehungsheim? Davon hatte er manchmal gehört, aber er wusste nicht so recht, was das war. Er hatte jemanden getötet. Vielleicht würde man ihn dafür auch töten – auf dem elektrischen Stuhl, genau wie man es mit erwachsenen Mördern machte.

      Richie sprang aus dem Bett und rannte zum Schrank. Er warf die wenigen Kleider, die dort hingen, zu Boden und riss die Stange herunter. Im Bad ließ er heißes Wasser in die Wanne laufen und schrubbte sie gründlich, nur für alle Fälle. Dann trocknete er sie mit einem Handtuch ab und befestigte sie wieder an Ort und Stelle.

      Doch auch das beruhigte ihn nicht. Bis zum Nachmittag lief er in der Wohnung hin und her und überlegte, was die Polizei für Beweise haben könnte. Zitternd kroch er wieder ins Bett. Seine Zähne klapperten, und gleichzeitig schwitzte er, während er an die Decke starrte und sich fragte, wann sie endlich kommen würden. Irgendwann musste er dann wie bei hohem Fieber die Besinnung verloren haben.

      Als seine Mutter am Abend zurückkehrte, nachdem sie seinen vierjährigen Bruder und die dreijährige Schwester von der Nachbarin abgeholt hatte, die auf sie aufpasste, verschwieg Richie, dass er die Schule geschwänzt hatte. Er tat, als sei alles ganz normal. Die Mutter sagte kein Wort mehr über die Sache mit Johnny. Wie gewöhnlich war sie zu erschöpft, um überhaupt irgendwas zu reden. Für eine Wei­le hatte er nachmittags gehofft, er könne es ihr vielleicht erzählen und sich alles von der Seele laden. Aber jetzt wusste er, dass das nicht ging. Er konnte es niemandem sagen.

      Die ganze Nacht lag er wach und hörte dauernd Johnnys Stimme draußen im Hof – und das dumpfe Aufschlagen der Stange, die immer wieder seinen Kopf traf.

      Am nächsten Morgen blieb er länger im Bett und trödelte absichtlich herum, bis er allein war. Er würde nie mehr in die Schule gehen, nie wieder einen Fuß nach draußen set­zen, und bestimmt war er sowieso bald tot, weil er ständig brechen musste. Keinen Bissen behielt er bei sich, und irgend­wann würde er verhungern.

      Regungslos lag er im Bett, dachte an Johnny und an diesen schrecklichen Moment, wenn die Bullen die Tür eintreten würden.

      Aber dieser Moment kam nicht.

      Die ganze restliche Woche blieb er zu Hause, quälte sich mit seinen Ängsten, rannte auf und ab, schwitzte.

      Doch nichts passierte.

      Die Nonnen erkundigten sich bei seiner Mutter, weshalb er tagelang nicht zur Schule gekommen sei und warum sie keine Entschuldigung geschickt habe, wenn er krank sei. Sie tobte vor Wut über seine Verschlagenheit und prügelte ihn mit dem Besenstiel durch. Außerdem schickte sie ihn am Sonntag zur Strafe in die Kirche. Schweißgebadet saß er in der Messe und schaute sich immer wieder verstohlen um, ob nicht schon ein Junge aus der Bande auf ihn deutete, der gleich herausbrüllen würde, dass Richard Kuklinski der Mör­der von Johnny war.

      Doch nichts passierte.

      Am Montagmorgen sagte er seiner Mutter, dass er wirklich krank sei, aber sie glaubte ihm kein Wort und zwang ihn, mit ihr gemeinsam die Wohnung zu verlassen. Auf dem Weg zur Schule versuchte er, sich so gut es ging zusammenzuneh­men. Trotzdem erstarrte er jedesmal vor Schreck, wenn er ein Auto näherkommen hörte. Ständig erwartete er, dass ein Streifenwagen anhielt und ihn mitnahm.

      Doch nichts passierte.

      In der Schule konnte er nicht aufpassen, und die Nonne, die Unterricht gab, schalt ihn mehrmals, weil er in den Tag hinein träumte. Wenn mich irgend jemand verpfeift, dann sie, dachte er. Nonnen witterten Sünder schon aus meilenweiter Entfernung. Er rechnete dauernd damit, dass sie los­schrie und ihn anklagte, woraufhin die Bullen ins Klassen­zimmer stürmen und ihn wegzerren würden.

      Aber nichts passierte.

      Es passierte einfach gar nichts.

      Fast zwei Wochen waren seit dieser Nacht im Hof vergan­gen, und keiner war auch nur mit einer Frage zu ihm gekom­men. Keine Bullen, keines der Kinder aus der Bande, keiner aus Johnnys Familie, nicht mal Mr. Butterfield. Überhaupt niemand.

      Allerdings war er fest überzeugt, dass es bloß eine Falle war. Sie verstellten sich alle. Die Polizei wartete nur auf den richtigen Moment, ehe sie zuschlug. Es war bestimmt eine Falle.

      Ihm kam der Gedanke, dass Johnny womöglich gar nicht tot war. Irgendwann würde er in den nächsten Tagen die Straße entlanggehen und plötzlich Johnny gegenüberstehen, den die Polizei die ganze Zeit über in einem Krankenhaus versteckt hatte. Er würde auf ihn zeigen und den Bullen zurufen: »Das ist er. Der magere Polacke ist der Kerl, der mich umbringen wollte.«

      Richie konnte nicht essen, er konnte nicht schlafen und fürchtete sich davor, einen Fuß aus dem Haus zu setzen.

      Aber nichts passierte. Absolut nichts.

      Allmählich begann er sich zu beruhigen. Vielleicht wusste es tatsächlich niemand. Vielleicht war ja alles gut. Eines Tages ertappte er sich dabei, wie er lächelte, und er merkte, dass er überhaupt nicht mehr an Johnny gedacht hatte: Er begann wieder öfter nach draußen zu gehen, und schließlich hörte er damit auf, hinter jeder Ecke ein Polizeiauto zu erwarten. Er dachte zwar noch an Johnny; aber es quälte ihn nicht mehr sonderlich. Statt dessen fühlte er sich allmählich irgendwie richtig großartig. Der Tyrann war weg; die Schikanen hatten ein Ende, und er hatte seine Ruhe. So einfach konnte man also mit Gewalt seine Probleme lösen.

      Im Laufe der folgenden Monate tauchten immer mal wieder im Haus Ermittlungsbeamte auf, um die Nachbarn wegen Johnny zu befragen und zu hören, ob es irgendwelche neuen Informationen gab. Richie ging jedesmal ungerührt an ihnen vorbei und verbiss sich ein Grinsen. Nur er wusste, wer Johnny getötet hatte – und niemand sonst. Es war sein kleines Geheimnis, das ihm ganz allein gehörte. Kein Mensch auf der Welt kannte es, nur er; und es stellte ihn irgendwie über die anderen. Es machte ihn zu etwas Besonderem. Er war jemand.

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      Die Türklingel läutete. Der einundfünfzigjährige Richard Kuklinski schaute nur flüchtig vom Bildschirm hoch. Seine Frau Barbara war mit den Töchtern Merrick und Christen zum Einkaufen weg, aber sein Sohn Dwayne musste irgendwo im Haus sein. Er würde schon öffnen. Kuklinski ging nie selbst an die Tür.

      Es läutete erneut, und Shaba, der Neufundländer, erwach­te aus seinem Nickerchen. Der zottelige schwarze Hund war groß wie ein Bär. Kuklinski hatte ihn völlig entkräftet in einem Müllcontainer gefunden, zusammen mit zwei weite­ren Welpen, die bereits tot waren. Der Name des Hundes bedeutete auf polnisch ›kleiner Frosch‹. Sie hatten ihn so genannt, weil er, wie alle Neufundländer, zwischen den Zehen seiner großen Pfoten Schwimmhäute hatte und, ehe er laufen konnte, im Haus herumhopste wie ein Frosch.

      Die Klingel läutete ein drittes Mal. Der große Hund öffne­te die Augen und knurrte.

      Kuklinski strich ihm über den Kopf. »Schon gut, Shaba. Alles in Ordnung. Dwayne! Geh aufmachen.«

      Wieder


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