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Der Iceman. Anthony BrunoЧитать онлайн книгу.

Der Iceman - Anthony Bruno


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kläffte inzwischen an der Haustür. »Sei, still«, brummte er und versuchte, sich auf den Film zu konzentrie­ren.

      Erneut schellte es, und der Hund wurde immer wilder.

      »Scheiße.« Fluchend stemmte Kuklinski seine 270 Pfund schwere und 1,93 große Gestalt aus dem Sofa.

      »Shaba«, rief er. »Klappe.«

      Das Tier gehorchte nicht, was keineswegs ungewöhnlich war, aber Kuklinski geriet dadurch noch mehr in Wut. Garan­tiert standen da draußen bloß wieder diese verdammten Zeugen Jehovas. Er würde dafür sorgen, dass sie bereuten, ihn heute morgen belästigt zu haben.

      An der Eingangstür packte er Shabas Halsband, ehe er den Riegel zurückschob und ein paar Zentimeter öffnete.

      »Was ist?«, fauchte er. Shaba sträubte sich heftig gegen seinen Griff.

      Zwei breitschultrige Männer, korrekt bekleidet mit Anzug und Krawatte, standen vor ihm. Einer hielt eine Dienstmarke hoch. »Mr. Richard Kuklinski?«

      Kuklinski öffnete die Tür ein Stück weiter und musterte kritisch die Marke. »Ja? Kann ich Ihnen helfen?«

      »Ich bin Detective Volkman von der New Jersey State Police, und das ist Detective Kane. Wir möchten Ihnen ein paar Fragen stellen.«

      »Worum geht’s?«

      »Verschiedene Morde.«

      »Ich weiß nichts von irgendwelchen Morden.«

      Shaba versuchte knurrend, sich loszureißen.

      »Haben Sie einen George Malliband Junior gekannt?«, frag­te Detective Volkman.

      Kuklinski schüttelte den Kopf.

      »Und einen gewissen Louis Masgay?«

      »Nein.«

      Detective Kane, der Jüngere der beiden, sagte kein Wort und starrte ihn einfach nur finster an. Kuklinski kannte diese Spielchen. Sie waren nicht die ersten Bullen, die hier auf­tauchten und dumme Fragen stellten. Volkman, der Spre­cher, würde sich nett und freundlich geben, Kane würde den bösartigen Fiesling spielen. Er hätte ihnen am liebsten ins Gesicht gelacht. Was glaubten diese Burschen, wer sie wa­ren? Oder besser gesagt – was glaubten sie, mit wem sie es zu tun hatten?

      »Wie ist es mit Paul L. Hoffman?«, fragte Volkman. »Haben Sie den gekannt?«

      Kuklinski verneinte kopfschüttelnd.

      »Gary Thomas Smith?«

      »Nee.«

      »Und Daniel Everett Deppner?«

      Kuklinski riss scharf an Shabas Halsband, um den aufge­brachten Hund zu bändigen. »Auch noch nie gehört.« Er behielt die Hand an der Tür, um sie jederzeit zuschlagen zu können.

      Detective Volkman warf seinem Partner einen kurzen Blick zu. »Nun, wenn Sie diese Männer nicht kennen, Mr. Kuklinski, dann wissen Sie vermutlich auch nichts über Roy DeMeo!«

      Kuklinski musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen, und sein Griff um das Halsband des Hundes verstärkte sich. Wie zum Teufel hatten sie diesen Namen erfahren?

      »Roy DeMeo«, fuhr Detective Kane ihn an, »war ein Mit­glied des Gambinosyndikats – bis er ermordet wurde.

      Kuklinski setzte ein Lächeln auf. »Wollen Sie nicht lieber reinkommen? Wir brauchen doch nicht hier draußen zu reden.« Er öffnete die Tür. Shaba war aufgeregt, beschnüffel­te eifrig die Hosenbeine der Polizisten, hatte aber aufgehört zu bellen.

      Kuklinski führte sie ins Wohnzimmer. »Bitte sehr«, sagte er und deutete zur Couch, während er es sich auf seinem Lieblingsplatz bequem machte, dem beigen Ledersessel ne­ben dem Kamin, seinem ›Thron‹. Der zottelige Neufundlän­der ließ sich zu seinen Füßen auf den Boden fallen. Kuklinski nahm die dunkle, bernsteinfarbene Kassenbrille aus seiner Brusttasche, setzte sie auf und starrte seine beiden Besucher stumm an. Wenn ihnen das Schweigen unangenehm wurde, würden sie schon reden. Er wollte erst mal abwarten, um zu sehen, wie viel sie tatsächlich wussten.

      Detective Volkman begann schließlich zu sprechen. »Sind Sie sicher, dass Sie keinen dieser Männer kennen, Mr. Kuk­linski?«

      Kuklinski schüttelte wortlos den Kopf.

      »Ein George Malliband ist Ihnen also unbekannt?«, fragte Kane.

      »So ist es.«

      Volkman öffnete ein kleines Notizbuch. »Am 31. März 1980 sagte Mr. Malliband seinem Bruder, dass er sich mit Ihnen wegen eines Geschäftsabschlusses treffen wolle. Das war das letzte Mal, dass er lebend gesehen wurde.«

      Kuklinski zuckte die Schultern. »Tut mir leid. Ich kann mich an niemanden mit einem solchen Namen erinnern.«

      Er kraulte Shabas Fell und dachte an George Malliband. Der Fettsack mit seinen dreihundert Pfund hatte kaum in das Fass gepasst.

      Detective Volkman überflog seine Notizen. »Am 1. Juli 1981 hatte sich Louis Masgay mit Ihnen in Little Ferry verab­redet, um unbespielte Videokassetten zu kaufen. Er trug eine große Summe Bargeld bei sich. Seine Leiche wurde zwei Jahre später in Orangetown, New York, gefunden.«

      Kuklinski hob die Augenbrauen und lächelte. »Ich habe Ihnen schon gesagt, Detective, dass ich diese Typen nicht kenne.«

      Er streichelte das schwarze Fell des Hundes. Fast hundert Riesen. Knochenhart gefroren, steif wie ein Brett. Und die Bullen standen da wie ein Haufen Esel.

      Volkman blätterte weiter in seinem Notizbuch. »Paul Hoff­man, ein Apotheker aus Cliffside Park. Er verließ sein Haus am 29. April 1982 mit der Absicht, Sie in einer geschäftlichen Angelegenheit zu treffen. Und auch er hatte eine große Summe Bargeld bei sich.«

      »Kenne ich nicht.«

      Kuklinski betrachtete den dösenden Neufundländer. Ging einem richtig auf den Sack, dieser Kerl. Kaum die zwanzig Riesen wert für all die Nerven, die er einen gekostet hatte.

      Detective Kane meinte, entsprechend seiner Rolle, hä­misch: »Und jetzt wollen Sie uns wohl noch auftischen, dass Sie auch Gary Smith und Danny Deppner nicht gekannt haben, was?«

      Kuklinski musterte ihn ungerührt durch seine dunklen Brillengläser und wandte sich wieder an Volkman. »Warum mag der gute Mr. Kane mich nicht?«

      »Beantworten Sie einfach nur die Frage, okay?«, fuhr Kane ihn an.

      »Was soll ich denn machen, Detective? Wenn ich gesagt habe, dass ich diese Typen nicht kenne, dann kenne ich sie nicht.«

      Shaba hob den Kopf und knurrte. Kuklinski kraulte ihm beruhigend die Ohren. Smith und Deppner hatten ver­schwinden müssen. Man hätte ihnen nicht länger vertrauen können.

      Kane hockte auf dem Rand der Couch, als wolle er im nächsten Moment aufspringen, und fauchte herausfordernd: »Mr. Kuklinski, wir haben verlässliche Informationen, dass Sie mit Gary Smith und Danny Deppner gut bekannt waren. Beide sollen für Sie gearbeitet haben.«

      »Und von wem stammen diese verlässlichen Informatio­nen?«

      »Ich bin nicht ermächtigt, den Namen preiszugeben.«

      »Ist das möglich, Detective? Ich dachte, wir seien hier in Amerika. Hat man da nicht ein Recht zu wissen, wer seine Ankläger sind? Oder sehe ich mir vielleicht bloß zu viele Fernsehsendungen an, Detective? Könnte das mein Problem sein, Detective?«

      Shaba knurrte tief in der Kehle.

      Die dunkle Brille verbarg das wütende Funkeln in Kuklinskis Augen. Er konnte sich ganz gut denken, wer ihre ›verlässli­che Quelle‹ war. Dieser verfluchte Percy House und seine Schlampe – Barbara Deppner, Dannys Ex-Frau. Er hätte diese beiden schon vor langer Zeit aus dem Weg räumen sollen. Genau wie Gary und Danny. Aber falls Percy House geredet hatte, dann hatte er nicht allzu viel ausgeplaudert – wenig­stens bis jetzt noch nicht, denn diese Bullen wussten einen Dreck. Sonst säßen sie nicht hier und trieben solche Spielchen mit ihm. Dann hätten sie ihm längst


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