Die sieben Todsünden. Corey TaylorЧитать онлайн книгу.
haben, dass die Sünden der Armen Faulheit und Neid sind und dass sie deinen Besitz haben wollen, aber nicht bereit waren, Opfer für die Belohnungen zu bringen, die das Leben bereithält. Wenn du aus der anderen Seite der Schranke stehst, ballst du die Hände zu Fäusten, schreist, dass die Bourgeoise ihren Reichtum nur geerbt hat, und dass sie in all diesen Fällen – Gier, Völlerei, Lust und Eitelkeit – sündigt.
Die Moral und der Aberglaube haben auch die Stärksten seit Jahrhunderten kontrolliert. Sie haben dazu geführt, dass intelligente Menschen für Fortschritte und Siege den real existierenden oder nicht-existenten Göttern gedankt haben. Auf der dunklen Seite der Glücksmünze hingegen finden sich die versteckten, unterdrückten Bedürfnisse der „Egozentriker“. Klar, du kannst den Krebs im Namen von Gottes Willen heilen, aber wenn du ganz einfach ein dekadentes Schwein sein willst, bist du auf dich allein gestellt. Warum solltest du nicht im Namen Gottes ficken? Warum solltest du dich nicht für Jehova über ein Büffet in Las Vegas hermachen? Eine Doppelmoral kommt allzu häufig vor, und niemand stellt sich auf die Seite der Angeklagten.
Mal ganz davon abgesehen – macht es Spaß, ein religiöser Fanatiker zu sein? Diese Leute sind die ersten, die mit dem Finger auf andere zeigen, und die letzten, die Verantwortung übernehmen. Sie stehen im Hintergrund, verführen die Menschen und überleben nur dadurch, dass sie rechtzeitig fliehen und eine andere Gruppe infizieren, die es nicht besser weiß. An dieser Stelle möchte ich mich ganz klar ausdrücken! Ich habe keine Ahnung, was ich demnächst denken werde. Mir liegt es daran, die Leute zum Denken anzuregen, sodass sie meinen Ideen nicht blindlings vertrauen. Der Unterschied zwischen einem Philosophen und einem Fanatiker ist so gering wie die Gewinnspanne in einem Casino, doch am Ende des Tages wird sie nur allzu deutlich. Ein Philosoph denkt laut nach, um die Welt für jeden zu verbessern. Fanatiker werden immer lauter und lauter, weil sie denken, sie wären die besseren Menschen.
Ich meine nur, dass es ganz einfach Wahlmöglichkeiten geben muss. Man lebt nur einmal – so weit wir das sagen können. Dir wurde das Geschenk des Körpers und des empfindsamen Denkens vermacht, und du willst dich dein ganzes Leben in einer Höhle verkriechen. Wie sieht es mit Abenteuern aus? Ein wenig Action gefällig? Warum willst du das Buch der Regeln nicht umschreiben, um es in Einklang mit einer Gesellschaft zu bringen, die nicht mehr an Märchen glaubt. Die Verfassung der Vereinigten Staaten wird gelegentlich ergänzt, um auf die gesellschaftlichen Veränderungen zu reagieren, aber genau so gut in vielen Punkten unerschrocken verteidigt. Man sollte Fakten berücksichtigen, und nicht Fabeln und Märchen. Die sieben Todsünden – Gier, Völlerei, Lust, Eitelkeit, Zorn, Neid und Trägheit – sind überholt und können nicht mehr als „tödlich“ bezeichnet werden. Was ist mit Mord? Wie werden Diebstahl, Veruntreuung und betrügerische Investmenttricks bewertet? Der Diebstahl setzt keine Gier voraus, aber die Gierigen begehen oft Diebstähle. Diese Aussage mag zwar überflüssig erscheinen, aber nimm dir ruhig einen Moment, um darüber nachzudenken. Das ergibt einen Sinn, den man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen sollte.
Die Zeit ist reif für eine spirituelle Neuordnung, eine Art esoterisches Bingo. Falls wir es wirklich wollen, könnten wir eine Welt erschaffen, die auf dem gesunden Menschenverstand basiert. Aber offensichtlich geschieht das nicht. Das ist eine Sünde an sich, die große Auswirkungen hat: Wir verfügen über die Intelligenz und das nötige Kleingeld, um uns eine bessere „Mausefalle“ zu bauen, sind aber zufrieden, das Spielchen mit den alten Regeln weiter zu spielen. Wenn du der Bestrafung immer näher kommst, ist die Zeit sicherlich mehr als reif, um die Loyalität gegenüber deinen Führern zu überdenken. Wenn du nicht neue Wege einschlägst, wirst du weiter auf dem Boden kriechen und schon bald eine Sportsalbe für deine Knie benötigen.
Folge meinen Gedanken: Ich würde lieber viele freudige Menschen sehen, als einige wenige, die andere kontrollieren. Der Status Quo lebte schon immer von der Ignoranz und der Predigt, und besagt, dass sich Probleme von selbst lösen. Ich möchte erleben, wie meine Generation ihr Potenzial erkennt und sich nicht langsam die Werte und das Verhalten der vorhergehenden einfach überstülpt. Die meisten wollen, dass du dich einreihst und nicht unkonventionell bist. So viel zum Konzept der „Eigenständigkeit“. Zufriedenheit sollte nicht umsonst zu haben sein, aber der Lohn sollte sich so schnell wie möglich manifestieren.
Aber ich trage Hoffnung in mir. Am Ende dieses Buchs steht die Hoffnung. Die Hoffnung, dass sich die Menschen nicht zurückhalten, auch nicht im Geringsten, und ihr Potenzial realisieren, das sie in den kühnsten Träumen nicht erkannt haben. Die Hoffnung, dass die Menschen aufhören, die Ziegelsteine der Schuld und des Selbstekels mit sich herumzuschleppen und sie als Fundament ihrer eigenen Moral nutzen, nicht der Moral der anderen. Es waren in der Vergangenheit immer die Starken, die den Samen für die Zukunft säten. In uns schlummert ein riesiges Potenzial des Guten. Ich habe das selbst erlebt. Uralte Satzungen und alberne Vorstellungen haben den Weg verbaut, der zu einem sinnvollen Leben führt, in dem uns weniger Feinde begegnen. Ich möchte mit dem Buch folgendes erreichen: Du sollst entscheiden, ob es sinnvoll ist, sich an diese angeblichen Sünden zu klammern. Vielleicht unterwirfst du dich diesem Moralkodex auch nur, um vor anderen gut dazustehen?
Dieses Buch handelt ebenso vom Spaß, den du haben kannst, wenn du dich nicht mehr einschränkst. Ich präsentiere einen Blickwinkel auf ein Leben, das vielleicht auf eine schiefe, schreckliche Bahn geraten wäre – doch mit dem richtigen Kopf auf den tätowierten Schultern steuerte es eine besseren Weg an. Weißt du, was ich damit ausdrücken will? Aus mir hätte ein widerlicher, verachtungswürdiger Kerl werden können, aber ich fand einen Weg, etwas aus mir zu machen, und ich erreichte viel mehr, als alle erwartet haben. Und das lief nach meinen Spielregeln ab. In dieser Zeit hatte ich eine Menge Spaß, weil ich mich nicht beschränken ließ. Niemals! Ich lebe mit der Geschwindigkeit meines Bewusstseins und liebe mit der Kraft meines Herzens. Ich bin glücklicher denn je, aber nur weil ich auf meine Erfahrungen zurückblicken kann.
Du kannst die Grenzen so weit hinausschieben, wie du willst, musst aber die Landesgrenze beachten! Manchmal vergessen wir, dass die Zeit auf unserer Seite ist – und nicht für ein anderes Team schlägt. Ich habe nichts gegen Gott, aber nicht, weil ich an ihn glaube. Es liegt wohl daran, dass ich ihn noch nie getroffen habe. Und wenn ich mir seine Erfolgsziffern anschaue, muss ich ihm auch gar nicht begegnen.
Falls es wirklich einen Gott gibt (ich behaupte nicht, dass er existiert), lässt er sich mit einem Footballteam vergleichen, das eine ausgeglichene Bilanz vorweist. Manchmal kriegt er alles auf die Reihe und manchmal nicht. Ich muss ehrlich sein: Sogar die amerikanische TV-Wahrsagerin Ms. Cleo kann bessere Statistiken vorweisen, und sie hatte darüber hinaus noch eigene Werbespots. Wenn du jetzt erwiderst: „Klar, es gibt einen Gott“, dann brauchst du nicht dein Kristallkreuz zu schwenken, denn das zählt für mich nicht. Es ist nicht cool, das Vaterunser darin zu sehen und wie ein scheinheiliger Fernsehprediger aufzutreten – das ist doch nur gruselig und beängstigend. Diese Typen sind doch die gleichen Leute, die dir einen Grillwagen verkaufen, der von den Amischen hergestellt wurde, dieser täuferisch-protestantischen Glaubensgemeinschaft, die die moderne Technik ablehnt. Wir würden diesen angeblichen Vertrauenspersonen keinen Glauben schenken.
Das ist der erste Schritt auf dem Weg, die mythologischen Regeln abzuschaffen, damit sie von einer menschlichen, sehr menschlichen, aufrichtigen und herzlichen Sichtweise abgelöst werden, um so zur nächsten Stufe der Evolution zu gelangen. Wir sollten unsere kleinen Götter und die Grundrichtlinien, die sie uns auferlegen, hinter uns lassen. Wir sollten unsere veralteten Ideen wie eine Tasche in den Müll werfen und uns am Flughafen was Neues zulegen. Wir sollten dem künstlichen Schoß der Gottheiten entfliehen, die wir kreieren, und einen neuen „Anbieter“ in Craig’s List suchen [Online-Netzwerk für Dienstleistungen]. Hört auf solchen Druck auszuüben! Die Menschen haben gerade erkannt, dass sie ihren Willen frei umsetzen können. Ich frage dich: Wenn du Gott wärst, mit nur einem Gedanken alles haben und verändern könntest, warum würdest du noch länger als nötig auf dieser experimentellen Ameisenfarm rumhängen, statt eine neue zu erschaffen? Wir sind nicht Puppen von Papisten [Glaubensgemeinschaft im England des 17. Jahrhunderts; Demokratiefeinde und Dogmatiker]. Wir sind kein Beiwerk in einem verdammten, experimentellen Film der Zeugen Jehovas. Wir sind viele Menschen auf der Suche nach Antworten, und für mich hat die Religion den gleichen Wert wie das Lehrbuch aus dem letzten Jahr – längst überholt und verunstaltet durch viel zu viele Randbemerkungen des letzten