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Die sieben Todsünden. Corey TaylorЧитать онлайн книгу.

Die sieben Todsünden - Corey Taylor


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Kampf liegt in unserer Natur, genau wie die Tendenz Führern zu folgen. Ehrlich, das soll jetzt keine Warnung sein, sondern nur das menschliche Verhalten beschreiben. So sind wir nun mal. Wir Menschen wollen uns verändern, aber unsere Seelen sind mit genug Pisse und Senf beschmutzt, dass wir gewaltige Anstrengungen unternehmen müssen, um uns aus der moralischen Spirale, dem Loop, zu befreien und Erleuchtung zu finden.

      Versuche zu verstehen und lies weiter. Denk an das Leben, wie es ist, und beweg dich vorwärts. Da ich mich schon auf die möglichen Konsequenzen dieses Buchs vorbereitet habe, solltest du dich auf meine winzigen, kleinen Rügen, Sticheleien und Provokationen einstellen. Wenn das Buch des Lebens fortgeschrieben wird, können wir Drehungen und Wendungen einbauen, zu Gunsten einer besseren Zeit und neuer Wege. Wenn das geschieht, sitzen wir wieder auf der Schulbank, dazu bereit, unsere Prüfungen mit Bravour zu bestehen. Mein Credo lautet: Behandele alle Menschen wie Geburtstagskinder, aber sei vorsichtig, denn sie könnten in der nächsten Sekunde auf die Geburtstagstorte kotzen. Wir leben nicht in einer Zeit, in der wir uns gemütlich auf einen Zaun setzen können – es ist an der Zeit, diesen verfluchten Zaun niederzureißen. Setze ein Zeichen auf dem Weg der Selbstfindung und versuche diese Mühlsteine namens Sünden hinter dir zu lassen.

      Der Glaube an sich ist großartig, denn er eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Ich möchte, dass du dir das holst, was dir schon immer gehört hat. Wenn das Licht, das du suchst, hell genug leuchtet, wird sich ein Weg eröffnen. Wenn du dich bedrückt fühlst, kannst du immer eine neue Glühbirne in die Fassung drehen. Lasse es niemals zu, dass die Beschränkungen deines Verstehens dich daran hindern, weiter zu kommen. Wir können bessere Menschen werden und damit bessere Menschen sein. Vertraue mir – es ist so einfach, wie es klingt.

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      Bevor es weitergeht, muss ich erst mal was klarstellen. Mir ist bewusst, dass ich einige Leute provozieren werde und mich somit zahlreichen Beschimpfungen aussetze, aber offen gesagt, habe ich so was schon erlebt. Hier kurz eine Tatsache. Ich weiß es und du weißt es. Tief in uns, in diesem bizarren Wartezimmer, das wir Seele nennen, sind wir uns alle einig, dass die bekannte Komikerin Roseanne Barr niemals lustig war – das ist eine unumstößliche Wahrheit. Niemand traut sich eine weitere Meinung offiziell zu verkünden, und so bin ich der Motherfucker, der das macht.

      Kino-Nachos sind keine echten Nachos.

      Sie sind es nicht! Kino-Nachos sind nicht mehr als Chips und Dip. Zuallererst haut man sich seine Nachos nicht selbst zusammen, und schon recht nicht in einem großen, dunklen Saal ohne Tisch. Zweitens: Echte Nachos sind mehr als beschissene Tortilla-Dreiecke in luftdicht verschlossenen Plastikbecherchen, voller würzigem, glibberigem Käse – und mir ist es scheißegal, wie lange der Mist in der Mikrowelle gebrutzelt wird.

      Wahre Nachos sind ein unvergleichliches Erlebnis, eine den Gaumen betörende Mischung aus Fleisch, Käse, Pfeffer, Hühnchen, saurer Soße, Avocado-Pürree und knusprigen Maiswürstchen, zubereitet für zwei oder mehr Personen, die es darauf abgesehen haben, einen Frontalangriff auf die Magenwände zu starten. Nachos müssen eine gigantische Feuersbrunst im Mund entfachen, eine majestätische Tex-Mex-Erfahrung sein, bei der jeder Biss zu einer einzigartigen Delikatesse wird.

      Kino-Nachos dagegen sind eine verdammte Verarsche. Sie sind der deutliche Hohn auf alles Essbare und eine Verarschung der Moral. Die Industrie hat so eine beschränkte Sichtweise, dass sie nicht mehr weiß, was einen Snack ausmacht, versucht damit eine ehemalige Gaumenfreude wieder ins Spiel zu bringen. Es ist nicht unsere Schuld, dass sich ihre Verkaufsschlager seit Jahren nicht geändert haben – Popcorn, Limo und Süßigkeiten. Das haben sie sich selbst zuzuschreiben. Hätten sie uns eine breitere Palette an Leckereien angeboten, wäre jetzt diese dämliche Diskussion überflüssig. Ich aber werde nicht meine geliebten Nachos dem Diktat der Konzerne opfern. Mit jedem Atemzug werde ich für meine unverfälschten, reinen und unglaublich raffinierten Nachos kämpfen. Mit jedem Atemzug, ihr Motherfucker.

      Gut, jetzt bin ich so richtig angepisst. Also ist es der ideale Zeitpunkt, um über Zorn zu sprechen.

      Du kennst das Gefühl. An beiden Seiten deines Blickfelds tauchen schwarze Balken auf. Deine klare Sicht verschwimmt. Du kannst schon die Dämonen erkennen, die deinem Blick folgen, der durch den Raum schweift. Deine Mundhöhle wird trocken. Statt der Spucke scheint sich ein gefährliches Gift gebildet zu haben. Die Fäuste ballen und öffnen sich, und aus der Handinnenfläche rinnt Blut, das sich auf die traurige Reise zu deinen Fingern begibt, eine Art Karte von den Ereignissen zeichnet, die zu dieser labilen Gemütsfassung führten. Psychologisch betrachtet sind jetzt unterschiedlichste Ausdrucksformen möglich. Du kannst laut und aggressiv werden, deine Freunde und die Familie beschimpfen, fluchen und/oder intellektuell auf das unterste Niveau abstürzen. Es ist auch möglich in eine Todesstille zu verfallen, der so genannten Ruhe vor dem Sturm. Mit der Stille erstickst du die Umwelt, die ahnt, dass gleich die Hölle aus den Tiefen ausbrechen wird. Doch es gibt eine Parallele zu einer anderen Emotion. Die Leidenschaftlichkeit des Zorns oder der Wut lässt sich in ihrer Intensität kaum von der Liebe unterscheiden – beide bilden jeweils ein episches Ende des Malstroms, der uns zu Menschen macht.

      Klar, das ist leicht gesagt. Es ist leicht, sich poetisch über diesen simplen Mechanismus auszulassen. Wir alle kennen das Gefühl nur zu gut. Einige Menschen weinen, die anderen schreien sich den Hals blutig. Aber letztendlich ist es die „Sünde“ auf unserer Liste, die uns alle eint. Die meisten können mit ihrer Lust, ihrem Appetit, der Antriebslosigkeit, der Eigennützigkeit und der Begierde umgehen oder unterdrücken sie ganz einfach.

      Aber bei uns allen brennt mal eine Sicherung durch.

      Gib es zu.

      Gib es verdammt noch mal zu.

      Wir alle rasten mal aus.

      Persönlich kann und möchte ich das nicht verurteilen.

      Wut empfinden, bedeutet zu fühlen. Auch Liebe und Hass sind starke Emotionen. Aber die beiden zuletzt genannten Gefühle zählen nicht zu den „Tödlichen Sieben“.

      Das stimmt doch, oder?

      Es gibt einen feinen Unterschied, warum die Wut/der Zorn keine Sünden sind. Als Ventil wirken sie kathartisch, also befreiend. Es gibt ein gutes Gefühl, sich den Scheiß von der Seele zu schreien, auch wenn dieser Scheißhaufen in den Haaren eines anderen landet. Wir nörgeln, schreien, beschweren uns, lassen Dampf ab, zetern, toben, giften uns an und versuchen so etwas loszuwerden, weil es sich wirklich gut anfühlt. Das kann doch nichts Negatives sein! Für uns ist das eine Art auszuatmen, die stickige Luft zu reinigen und zu dem zurückzukehren, womit sich diese Spezies namens Mensch die Zeit vertreiben sollte – in den Straßen zu tanzen und Freude am Leben zu empfinden.

      Wie dem auch sei, der Zorn ist die einzige „Sünde“ auf der Liste, der eine Dunkelheit ausstrahlt, die sofort wahrgenommen werden kann. Die Emotion kann augenblicklich ausgelöst werden. Mit anderen Worten – der Zorn ist ansteckend. Er kann wie ein Blitz in deine Realität fahren und eine Trauer verursachen, die dein ganzes Leben lang anhält.

      Glücklicherweise wird ein starker Charakter den Menschen beschuldigen und nicht den Zorn.

      Unglücklicherweise habe ich selbst erlebt, welch ein Schaden Wut anrichten kann.

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      Mit elf Jahren machte ich diese Erfahrung, und danach fühlte ich mich nie wieder unschuldig. Ich musste schnell erwachsen werden, und das war ein Job, den ich vermasselte, zumindest in einigen Bereichen. Es ist schon erstaunlich und traurig, was wir manchmal über uns ergehen lassen müssen, nur um zu überleben. Als ich mit der hässlichen Seite der Menschheit konfrontiert wurde, zerbrachen mein Weltbild und das Gefühl des Schutzes und des Geborgenseins.

      Meine Schwester und ich blieben nach einem Barbecue in dem Haus eines „Freundes“ meiner Mutter. Es lag nur einige Meilen von unserem Zuhause entfernt. Ich glaube, alle Gäste


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