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Vagos, Mongols und Outlaws. Kerrie DrobanЧитать онлайн книгу.

Vagos, Mongols und Outlaws - Kerrie Droban


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Psycho. Er grinste mich an, ging zur Pissrinne, zog sich den Reisverschluss runter und erleichterte sich. Das Kabel in der Unterhose störte mich beim Pinkeln.

      Psycho boxte in die Luft, drehte sich zu mir um und meinte anerkennend: „Gute Arbeit, schnelle Faust!“

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      „Ich weiß, was du für ein Spiel abziehst.“ Joannas Stimme hatte einen brüchigen Unterton angenommen. Mein Schädel brummte noch von der Schlägerei des gestrigen Abends. Ich warf einen Blick auf den Digitalwecker auf dem Nachtischchen. Die gelben Ziffern zeigten 6:00 Uhr an. Ich hatte nur vier Stunden geschlafen und schaute im Moment stirnrunzelnd auf den Rücken meiner Freundin. Ihre Haare glitzerten in der Sonne. Ein schwarzes Wellenmuster lief über den Bildschirm des Computers. Langsam zog ich die Decke von den Beinen. Das klang gar nicht gut.

      „Was meinst du?“ Es war keine gute Idee gewesen, unter diesen Umständen eine Beziehung einzugehen. Das wurde mir langsam klar.

      „Du bist ein Cop, oder?“ Sie drehte sich um und starrte mir ins Gesicht. Ihre Entdeckung traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Doch bevor ich antwortete, hatte sie schon auf die Leertaste des PCs gedrückt. Der Brief, den ich vor einigen Wochen an meinen Schwiegervater geschrieben hatte, tauchte auf dem Bildschirm auf – eine grausame Erinnerung, dass man als Informant Opfer bringen musste. Ich hatte den Versuch unternommen, mich mit meiner Ex wieder zu versöhnen, indem ich ihrem Vater die momentane Situation erklärte. Angesichts der Gefühle, die an mir nagten, war ich unachtsam geworden und hatte Spuren hinterlassen. Scheiße!

      „Da steht was von Infiltration einer Gang für das ATF.“ Joanna zog die Augenbrauen zusammen. „Ach, komm schon.“ Ich schluckte, hoffte erstaunt zu wirken. Joanna ließ mich nicht aus den Augen. Sie hielt die Arme vor der Brust verschränkt. Ich kannte sie erst seit zwei Wochen. Sie hatte ein gutes Verhältnis zu Psychos Exfreundin. Im Moment steckte ich tief in der Scheiße. Das elfenhafte Mädchen mit den wunderschön strahlenden Augen stellte einfach zu viele Fragen.

      „Ich hab dir doch erzählt, dass ich eine Ausbildung als Anwaltsassistent mache.“

      Ungläubig legte sie den Kopf zur Seite.

      „Das war nur eine Prüfungsaufgabe“, log ich. „Der Brief bezieht sich auf einen Streitfall, der vor Gericht verhandelt wurde.“

      Die große Vene an ihrer Schläfe pulsierte ruhiger. Die Sorgenfalten um die Augen glätteten sich. Doch erst, nachdem sie sich angezogen, die Tasche über die Schulter geworfen und meine Wohnung verlassen hatte, atmete ich beruhigt auf. Ich schob den Riegel vor die Tür, lehnte mich an den kühlen Stahl und dachte besorgt an die Nachwirkungen dieser Entdeckung. Ich wusste, dass Joanna tratschen würde. Und schon bald würde Psycho unangenehme Fragen stellen!

      Undercover-Agenten durften die sogenannten „Vorteile“ des Clublebens nicht in Anspruch nehmen. Sie erzählten sich von ihren Biker-Kumpels, die etliche Frauen in verschiedenen Countys flachlegten, von denen keine etwas von der Existenz der anderen ahnte. Warum sollte man sich auch Stress machen? Doch die Enthaltsamkeit hatte nichts mit der vorgespielten Diskretion der Undercover-Männer zu tun. Sie machten sich vielmehr Sorgen mit Blick auf spätere Strafverfahren, da sie im Falle des Herumhurens die Integrität der Ermittlung gefährden würden. Auf gar keinen Fall wollten sie bei einem Verfahren der Anschuldigung ausgesetzt sein, die Alte des Präsidenten befingert oder am Besitz eines anderen Mitglieds genascht zu haben.

      Doch als Informant musste man sich mit weniger Beschränkungen herumplagen. Zumindest dachte ich das. Mir war klar gewesen, dass eine neue Freundin auch ein Risiko darstellte, doch diese unerwartete Wendung hatte mich überrascht. Und jetzt stand ich vor einem Problem. Wenn ich ihr plötzlich den Laufpass gäbe, würde sie mit Sicherheit was vermuten. Und wenn ich weiter mir ihr zusammenbliebe, wäre es gut möglich, dass Joanna tiefer grub. Ich entschied mich dafür, letzteres Risiko einzugehen und die Liebelei weiterzuführen.

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      Psychos elfjährige Tochter schnippte mit den Fingern in meine Richtung.

      „Prospect.“ Sie lutschte an einem Lollipop und deutete auf einen hervorstehenden Nagel auf der Holzterrasse, die ich gerade versiegelt hatte. Schweiß lief mir am Hintern runter. Ich spürte ein schmerzhaftes Pochen im Kopf und hätte das kleine Biest am liebsten ignoriert, doch Psycho war nun mal ihr Vater und ich sein Prospect – und das seit drei Monaten. Als Mitglied „auf Bewährung“ musste ich Psycho bedingungslos gehorchen, auch wenn die Befehle von dieser verzogenen Göre kamen. Sie blinzelte mich an, warf die dunklen Zöpfe hinter die Schulter und legte die Ferse auf das verrostete Geländer.

      „Vorsichtig“, flüsterte sie. „Es könnte sich jemand verletzen.“

      Ich schnappte mir den Hammer und blickte über den hinteren Teil des Gartens. Psycho kauerte auf einem kleinen, mit vertrocknetem Gras bewachsenen Hügel in der Nähe seines Swimmingpools und kümmerte sich um die Belange des Clubs. Gemeinsam mit Powder, dem Vizepräsidenten, Sonny, der für die Waffen zuständig war, und Spoon, einem weiteren Vollmitglied, berieten sie darüber, Tony „the Barber“ und Knuckles (der Spitzname wurde ihm nach einem Vorfall verpasst, bei dem er einen auf seinen Kopf gerichteten Pistolenlauf wegschlug, wobei sich ein Schuss löste, der seine Fingerknöchel wegpustete) als Prospects aufzunehmen. Die beiden waren jahrelange Freunde, wollten aber erst jetzt in den Club. Terrible hielt einige Meter entfernt Wache.

      Psychos Tochter schlug ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. Die Sonne ging unter und malte eine dünne rote Linie am Horizont. Die Zeremonie für Tony und Knuckles dauerte nur wenige Minuten, nach denen Psycho ihnen die Aufnäher überreichte und ihnen die Hände schüttelte. Der Präsident rief Terrible in ihren Kreis, und die beiden unterhielten sich in leisem, gehetztem Ton. Psychos Gesichtsausdruck verfinsterte sich, als wäre ein Schatten auf sein Antlitz gefallen.

      Sein kleines Mädchen zog an meiner Weste. „Was willst du schon wieder?“ Ich drückte ihre Hand weg.

      Terrible erlöste mich: „Komm schnell, wir müssen fahren.“

      Wir steigen in meinen klapprigen Ford Explorer, der an der Straße parkte. Terrible rutschte auf den Beifahrersitz und zündete sich eine Kippe an. Seine Hände zitterten. Er öffnete das Fenster einen Spalt weit und schnippte die Asche auf die Straße. Wir fuhren einige Minuten in totaler Stille, und dann deutete Terrible mit dem Filter der Kippe in meine Richtung. „Ich werd dir mal was erzählen. Eine verdammte Scheiße ist das.“ Sein lauter Ausspruch hallte wie ein böses Omen in meinem Brustkorb wider. Terrible wandte den Blick ab und starrte auf die gottverlassene, dunkle Straße. „Letzte Nacht gab’s einen Mord …“ In dem kleinen Fahrerraum klangen seine Worte wie Pistolenschüsse. Etwas über eine Schießerei im Verbrechermilieu zu erfahren – ja, das war der feuchte Traum jedes Informanten, der für mich allerdings zu einem Albtraum wurde, denn ich hatte keinen Rekorder dabei. Es handelte sich um eine Drogenabzocke. Terrible ratterte die Liste der Täter herunter – Sonny, Rhino und Twist, also der Kassierer und seine Vandalen. Scheiße! Scheiße!! Scheiße!!! Ich wollte ihn in seinem Redefluss stoppen, um gleich alles mitzuschneiden.

      „Sonny ist auf die Idee für das Ding gekommen.“ Terry konnte ihn aber von dem Vorhaben abbringen, und so zog sich Sonny zurück. Doch Rhino und Twist, die immer scharf auf Action waren, stürmten in das Haus des Lieferanten und überraschten die wenigen Junkies, die flüchteten. Als Terrible weiter plauderte liefen meine Gedanken Amok – Mist, ich musste das auf Band haben! Er hatte den Raubzug zusammen mit Sonny geplant, doch nicht mitgemacht, da er befürchtete, von der Zielperson erkannt zu werden. Halt doch jetzt mal die Klappe!

      „Da sollte niemand über den Jordan gehen“, ergänzte Terrible mit einer leisen Spur des Bedauerns in der Stimme. In den Rücken getroffen, stolperte ihr Opfer auf die Straße und hinterließ eine Blutspur – und stumme Zeugen. Doch was noch schlimmer war – Rhino


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