Kranichtod. Thomas L. ViernauЧитать онлайн книгу.
die Augenbrauen hoch. Es schien, als hätte Linthdorf in ein Wespennest gestochen.
»Also, ahnte ich es doch, dass mit denen etwas faul ist! Natürlich sind die mir bekannt. Ihre umtriebigen Mitarbeiter sind ja hier Sturm gelaufen. Es geht ganz konkret um Baugenehmigungen und Grundstückserwerb mitten im Naturpark Barnim. Die haben abenteuerliche Pläne mit internationalen Kapitalgebern und Förderungen. Gigantische Ausmaße. Arbeit für viele Leute, reiche Gäste, die Geld in den Kassen der einheimischen Geschäfte lassen und so weiter. Ich bin da aber immer ein bisschen skeptisch. Ich habe schon viele Märchenschlösser in sich zusammenbrechen sehen.«
Linthdorf nickte. Er wusste, wovon die Frau sprach. Gleich nach der Wende waren diese »Glücksritter« ins Land eingefallen und hatten die Köpfe der Leute mit ihren hochfliegenden Plänen verwirrt. Selbst hochrangige Politiker waren auf diese »Investoren« hereingefallen und leiteten die öffentlichen Geldströme in dunkle Kanäle, wo sie dann auf Nimmerwiedersehen verschwanden.
Die Dame hatte eine dicke Akte hervorgeholt. Auf dem Deckblatt stand in großen schwarzen Lettern »Projekt Kranichland - ein Vorhaben der Kranichland AG«.
Dann blätterte sie eine große Landkarte mit dem Bebauungsplan der Gegend auf. Darin eingezeichnet die Fläche, die von »Planters & Crane« erworben werden sollte, um ihr ehrgeiziges Projekt zu verwirklichen. Das Areal, das hier rot schraffiert war, erstreckte sich zu zwei Dritteln im Landkreis Barnim und zu einem Drittel im Landkreis Oberhavel. Die Fläche im Barnim lag zu einem Großteil im landschaftsgeschützten Naturpark.
Linthdorf studierte die Karte. Die betroffenen Dörfer verloren so fast ihr gesamtes ländliches Einzugsgebiet. Mitten in der schraffierten Fläche entdeckte Linthdorf einen Namen, der ihn stutzen ließ: Bogensee.
Er fragte die Wirtschaftsdezernentin, ob er von der Akte »Projekt Kranichland« eine Kopie bekommen könnte. Die zuckte mit den Schultern, das ganze Projekt war ihr suspekt, aber immerhin hatte sie die Verantwortung für die Daten und deren Schutz. Wenn nun aber schon Leute aus dem fernen Potsdam anrückten und spezielles Interesse an genau diesem Vorgang hatten, also, dann waren wohl höhere Kräfte im Spiel.
Ob sie etwas über die »Kranichland AG« sagen könne? Die stünde ja schließlich vorn auf dem Deckblatt.
Die Dame schüttelte den Kopf. »Die taucht nirgends mehr hier auf. Alle Aktivitäten werden von den beiden Tochterunternehmen gezeichnet. Die »Kranichland AG« gibt wahrscheinlich bloß das Geld.«
Linthdorf hakte nach: »Hat sich nicht einmal ein Mitarbeiter dieser Firma bei Ihnen vorgestellt? Immerhin ist das Projekt ja deren Vorhaben.«
»Nein, die einzigen Mitarbeiter beim Projekt »Kranichland«, die hier vorgesprochen hatten, waren von »Planters & Crane« und von der »Cygognia«. Es war sowieso alles recht seltsam. So richtig gesprächig waren die auch nicht. Ich würde mal sagen, es waren keine wirklichen Projektentwickler. Die treten anders auf. Wissen Sie, ich mach den Job schon ein paar Jährchen.«
Linthdorf nickte und machte sich ein paar Notizen.
Colli war in der Zwischenzeit beim benachbarten Katasteramt und hatte Einsicht in die Grundbücher genommen. Auch er schien zufrieden zu sein mit dem, was er dort erfahren hatte. Er warf Linthdorf vielsagende Blicke zu. Treffer! Wir sind auf der richtigen Spur.
Die beiden verabschiedeten sich von der Dame im Amt und bestiegen, jeder mit einem Stapel Papier unterm Arm, den Wagen. Die Jagd hatte begonnen. Linthdorf spürte eine ungewöhnliche Lust, sich in diese eigentlich recht trockene Materie einzuarbeiten und die verdeckten Linien zwischen den einzelnen Schauplätzen frei zu legen. Es begann sich ein feingesponnenes Netzwerk abzuzeichnen. Inmitten dieses Netzes schienen mehrere Personen zu sitzen, die die Fäden zogen.
Noch hatte er keine konkrete Vorstellung, wer da mit wem kungelte und wie die Geldströme durch welche Kanäle geleitet wurden. Immer mehr Namen und Orte tauchten auf. Wie die Personen und Lokalitäten zusammen passten, musste in mühsamer Kleinarbeit wie bei einem riesigen Puzzle zusammengesetzt werden.
Linthdorf spürte, dass ihm noch wesentliche Puzzleteilchen fehlten. Aber er wusste auch, es war nur eine Frage der Zeit, um das Bild zu erkennen. Er war auf alle Fälle jetzt schon erstaunt, was für Dimensionen die ganzen Ermittlungen anzunehmen schienen. Es waren fraglos unverhoffte Entwicklungen in diesem Fall, mit denen er es zu tun hatte.
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