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Professors Zwillinge in der Waldschule. Else UryЧитать онлайн книгу.

Professors Zwillinge in der Waldschule - Else Ury


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      Vater und Mutter sahen sich an. Selbst die Mutter mußte wieder lächeln. »Glückliche Kinder!« sagte sie leise.

      »Nun hört mal mit dem Radau auf, ihr Gören«, dämpfte der Vater den lauten Freudenausbruch. »Vorläufig reise ich erst mal für ein Jahr allein nach Italien. Sollte meine Tätigkeit dort länger notwendig sein, so lasse ich Mutti und euch nachkommen.«

      »Nimm uns doch lieber gleich mit, Vatichen«, schmeichelte Suse, wieder auf ihrem gewohnten Sitz, Vaters Knie, Platz nehmend. »Dann bist du da in dem großen Italien nicht so allein.« Eigentlich aber waren es die Apfelsinen, die sie dort lockten.

      »Warum können wir nicht alle gleich mit?« erkundigte sich auch Herbert angelegentlich.

      »Weil ich erst mal meine Tätigkeit und das Leben in Neapel kennen lernen muß. Ich weiß nicht, wie die Schulen dort sind, ob wir gleich Wohnung bekommen, und manches andere noch. Wenn ich nur ein Jahr dort bleibe, lohnt es nicht, euch alle erst dorthin zu verpflanzen.«

      »Schade!« sagte Suse mit tiefem Seufzer.

      »Wird dir denn die Trennung so schwer, mein Mädichen?« Manchmal nannten die Eltern ihre Zwillinge noch wie früher mit den Kleinkinder-Kosenamen »Bubi« und »Mädi«. Herbert liebte das nicht. Er fühlte sich dadurch in seiner neunjährigen Mannesehre beeinträchtigt. Aber Suse ließ sich gern ein bißchen verzärteln.

      »Natürlich wird mir die Trennung schwer, doll schwer. Und dann ist es schade, daß wir nicht nach Italien verpflanzt werden, weil da doch alles so schnell wächst. Das haben wir in Naturgeschichte gehabt. Meine Freundin Steffie ist schon einen ganzen halben Kopf größer als ich.«

      Die Eltern mußten schon wieder lachen. Es war doch merkwürdig, sobald die Kinder heimkamen, hielten trübselige Stimmung oder gar Sorgen vor dem Sonnenschein, den sie verbreiteten, nicht stand.

      »Ganzer halber Kopf ist Quatsch«, belehrte inzwischen der gründliche Herbert die Schwester. »Entweder ist es ein ganzer Kopf oder ein halber. Und wachsen tust du noch lange nicht in Italien. Das gilt nur von Pflanzen und Bäumen.« Man merkte doch gleich, daß der Herbert zwei Stunden älter war als die Suse.

      »Wann reist du, Vatichen?« erkundigte sich diese inzwischen.

      »Zum ersten April soll ich schon mein neues Amt antreten. Es sind also nicht mehr als vier Wochen bis dahin. Und da gibt es noch kolossal viel zu erledigen. Eine andere Wohnung für euch, der Umzug, eure Umschulung – springe jetzt wieder ein bißchen herum, Suschen. Es sind wichtige Briefe, die ich zu schreiben habe.«

      Aber Suse dachte gar nicht daran, Vaters Knie zu verlassen. Die Neuigkeiten waren viel zu interessant.

      »In eine andere Schule kommen wir, Vater?«

      »Warum können wir nicht in unserer Wohnung bleiben?« Herbert fand sich ebenfalls beim Vater ein. Beide Kinder hatten heiße Backen.

      »Mein Nachfolger im Amt bezieht diese Wohnung. Wir haben aber schon eine andere in Aussicht am anderen Ende von Berlin, in Westend. Da hättet ihr ebenfalls gute Luft und seid nicht allzu weit von der Omama«, erklärte der Vater.

      »Und unser Radio, Vater, was wird aus dem?« Der lag dem Herbert am meisten am Herzen. Aber nicht etwa der große Röhrenapparat des Vaters, nein, sein kleiner Detektorapparat, den er sich selbst an Galeriegitter und Kinderstubenbeleuchtung angelegt hatte.

      »Den nehmen wir mit in die neue Wohnung.«

      »Hurra – wir ziehen um! Hurra – wir kommen in eine andere Schule!« Wieder gab es einen wilden Freudentumult, bei dem der arme Bubi leider einen Fußtritt abbekam, so daß er sich winselnd unter einem Stuhl verkroch.

      »Kinder, mir brummt mein Kopf. Seid bloß nicht so wüst. Frau Lehmann unter uns beschwert sich sonst wieder«, beschwichtigte die Mutter. »Ich bin traurig, sehr traurig, daß unser Vater auf so lange Zeit von uns fortgeht, daß wir unsere hübsche Wohnung, in der einem jedes Eckchen lieb und vertraut ist, hergeben müssen.« Tränen ließen sie nicht weiter sprechen.

      »Mutti –, liebes Muttichen!« Da waren die Zwillinge bei der Mutter und umfingen sie liebevoll. »Nicht traurig sein. Ein Jahr ist ja gar nicht lang. Dann holt uns der Vater auch nach Italien«, tröstete Herbert. Man hätte dem lebhaften, wilden Jungen gar nicht diese Zärtlichkeit zugetraut.

      »Ein Jahr ist sehr lang«, sagte die Mutter leise vor sich hin.

      »Und ein Umzug ist famos, da gibt's so viel zu sehen. Und in der neuen Wohnung ist sicher keine Frau Lehmann, die immer raufschickt, wenn wir mal Krach machen. Ach, wird mich die Steffie beneiden«, rief Suse begeistert.

      »Eine andere Schule ist noch viel famoser! Was wird der Klaus bloß dazu sagen!« überschrie sie Herbert.

      »Und an die Trennung von euren Freunden und von der Schule denkt ihr gar nicht?« fragte die Mutter. »Wird es euch denn nicht schwer, von ihnen fortzugehen?«

      »Die Steffie und der Klaus können uns ja besuchen, jede Woche«, meinte Suse nun doch ein wenig nachdenklich.

      »Und in der Schule wird es mir bloß schwer, von Herrn Dr. Tiedemann fortzugehen, weil der der allernetteste ist und uns jetzt Himmelskunde in Geographie gibt. Vater, die Suse und ich, wir haben heute am allermeisten von den Sternen gewußt. Wir haben dir keine Schande gemacht«, berichtete Herbert eifrig.

      »Der Tausend!« Professor Winter ließ seine wichtigen Briefe liegen und wandte sich den Kindern wieder zu. »Was habt ihr denn von der Sternenlehre durchgenommen?« Sein Interesse war geweckt.

      »Ach, man bloß, warum es nachts dunkel ist und am Tage hell«, meinte das Töchterchen so nebenbei. Suses Interesse galt jetzt anderen Dingen – dem bevorstehenden Umzug.

      »Und daß die Sonne ein Fixstern ist, und die Erde ein Wandelstern oder Planet!« Der Herbert war ganz bei der Sache. »Und nächstes Mal lernen wir die Fixsterne und Planeten näher kennen. Aber daß die Zwillinge, die beiden Sterne oben am Himmel, nach Suse und mir heißen, hat Dr. Tiedemann nicht geglaubt.«

      »Kann ich dem Herrn Doktor auch nicht verdenken, Herbert«, lachte der Vater. »Die Hauptsternbilder unter den Fixsternen habe ich euch doch schon gezeigt, Kinder. Aus dem Tierkreis – wißt ihr nicht mehr?«

      »Doch – doch, ich weiß noch! Widder, Stier, Zwillinge –«

      »Zwillinge sind doch keine Tiere«, lachte Suse den Bruder aus.

      »Herbert hat recht – die Zwillinge gehören auch dazu, es sind nicht nur Tiernamen. So, Herbert, das waren die Fixsterne, die im Frühling gut sichtbar sind. Nun kommen die, welche im Sommer besonders hell leuchten. Na, Suschen, hast du alles vergessen? Weißt du gar nichts mehr?«

      »Doch – der große Bär.« Die Suse wollte nicht dümmer sein als ihr Zwilling.

      »Nein, Suschen, der gehört nicht dazu. Wenn es auch ein Tiername ist. Also, dann sage du es uns, Herbert.«

      »Steinbock, Wassermann, Fische –, Vater, Krebs und Löwe gehören doch auch dazu, nicht wahr?«

      »Freilich, aber du bringst alles durcheinander, Junge. »Krebs, Löwe und Jungfrau sind die Zeichen des Sommers. Im Herbst sieht man Wage, Skorpion und –«

      »Schütze« – schrie Herbert dazwischen.

      »Stimmt. Und nun kommt der Winter.«

      »Im Winter sieht man Steinbock, Wassermann und Fische am deutlichsten. Weißt du's jetzt, Suse?« Herbert fühlte sich für die Kenntnisse seiner Zwillingsschwester mit verantwortlich.

      »Ja, jetzt weiß ich's. Aber morgen habe ich es wieder vergessen,« sagte Suse ehrlich.

      »Weil du unser Traumsuschen bist«, scherzte der Vater. »Meine Kinder müssen doch die Fixsterne kennen, wenn ich an dem großen Werk ›Geschichte des Fixsternhimmels‹ seit Jahren mitarbeite, und deshalb sogar die ehrenvolle Aufforderung an die Sternwarte in Neapel erhalten habe.«

      »Du wirst nicht hinkommen, Paul, wenn du die wichtigen Briefe


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