Hannibals Elefantenmädchen Buch Eins. Charley BrindleyЧитать онлайн книгу.
mir etwas von dem Brot, Mädchen!«, brüllte er. »Wie erwartest du von mir, diesen Eintopf ohne Brot zu essen?«
Yzebel drehte sich beim Geräusch der Stimme des Soldaten und verkippte beinahe eine Schüssel heißesContu Luca auf den Schoß des Mannes. Ihr Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Überraschung und Verärgerung, während sie mich anstarrte, aber er verwandelte sich bald in Erleichterung. Sie schaute dann mit einem wütenden Ich-habe-es-dir-gesagt-Blickzu ihrem Sohn Jabnet. Er stand am ersten Tisch, goss Wein in eine Trinkschale, die ihm von einem der Soldaten hingestreckt wurde.
Ich beobachtete Jabnet, wie er mich anstarrte, seine Augen groß und sein Mund offen.
»Zur Hölle mit dir, Junge!«, schrie der Mann mit der Trinkschale, als der purpurfarbene Wein sich über den Rand ergoss und seinen Arm herunterlief. »Geh weg, bevor ich dich niederschlage.«
Ich legte mein Bündel am Ende des Tischs ab und begann den Knoten aufzumachen. Einer der Männer schnappte sich ein Laib aus dem Tuch, bevor ich es gelöst hatte. Er riss einen Brocken vom Laib und reichte ihn einem anderen Mann weiter. Der Soldat, der gegenüber von ihm saß, nahm ebenfalls einen Laib und warf ihn zum nächsten Tisch. Er schnappte sich dann einen weiteren und warf ihn in die wartenden Hände eines Mannes am vierten Tisch.
Bald verblieb nur noch ein Laib. Der Mann griff danach, aber ich riss ihn weg. Dieser eine gehörte mir und ich hatte nicht die Absicht ihn ohne Kampf aufzugeben. Der Mann funkelte mich an und ich dachte, dass er mich schlagen würde, aber einer seiner Kameraden warf einen Brocken Brot nach ihm. Er prallte von seiner Nase ab und fiel in seine Schüssel. Er schnappte das Brot, schenkte mir ein Grinsen mit Zahnlücke und machte sich an seinen Eintopf.
Überall entlang der Tische saugten die Soldaten geräuschvoll ihren Eintopfsaft auf und schlangen ihn wie ein Rudel wilder Tiere herunter.
Ich eilte zum Feuer und stellte mein Bündel neben der Kochstelle ab.
»Hier«, sagte Yzebel, schob einen schweren Holzkessel in meine Hände. »Füll jede Schüssel, die leer ist, mit diesem Contu Luca, außer sie sagen dir das Gegenteil. Dann mach das Gleiche mit dem Eintopf vom Topf über dem Feuer.«
»Ja, das werde ich.«
Das köstliche Aroma des Essens erinnerte mich daran, dass ich hungrig war, aber ich würde warten, bis die Soldaten gefüttert waren. Als ich entlang des Tischs begann, jede Schüssel füllte, die mir hingestreckt wurde, nahm Yzebel Jabnet am Arm und zog ihn zur Seite. Sie gab ihm ein paar starke Worte und schüttelte ihren Finger vor seinem Gesicht, aber ich konnte nicht hören, was sie sagte.
Am dritten Tisch hatte ein Mann die komplette Seite für sich. Gegenüber von ihm drängten sich fünf Männer zusammen und verschlangen ihr Essen, nahmen manchmal Bissen von der Schüssel ihrer Nachbarn. Dieser Mann saß still, seine Augen folgten jeder Bewegung um sich herum. Ich mochte seine Züge; weit auseinanderstehende Augen, starke Kieferpartie, fast quadratisches Kinn, sein langes Haar war dick und dunkel. Die meisten anderen Soldaten waren älter als er. Ich dachte jedoch, dass er sich auf eine reifere Weise verhielt als jeder von ihnen.
Ich hielt den Holzlöffel über seine leere Schüssel, um sie mit dampfenden Hartweizen und Hammel zu füllen, aber er winkte meine Hand weg.
»Nichts mehr«, sagte er. »Aber ich werde eine weitere halbe Schale eures Weins nehmen.« Er streckte seine leere Trinkschale aus und blickte mich zum ersten Mal an. »Wenn es recht ist«, fügte er hinzu.
Ich wusste nicht, ob es seine Höflichkeit, ordentliche und saubere Erscheinung oder Augen war. Sie hielten einen Ausdruck, den ich nur als ruhige Stärke beschreiben konnte, aber mein junges Herz vollführte irgendeinen neuen Trick in meiner Brust. Sein Duft brachte den Geruch neuen Leders und strapaziöser Anstrengung in meinen Sinn. Bei einem unbedeutenderen Mann hätte es unangenehm sein können.
Ich blinzelte, als eine haarige Faust auf einen Tisch in der Nähe hämmerte, wo ein ungebetener Neuankömmling nach Essen schrie.
Es brauchte nur einen Blick von dem Mann neben mir, um den anderen zum Schweigen zu bringen. Ausgenommen von Tendao und Bostar schienen alle Männer im Lager abstoßend, ungestüm und unausstehlich. Dieser Mann war keines dieser Dinge. Er war jung; sein Bart fing gerade an zu wachsen. Seine Augen hatten ein dunkles Braun und sein Auftreten war stark, aber nicht überheblich. Seine Haut war um ein paar Schattierungen der Bräune dunkler als meine. Die Farbe erinnerte mich an eine Feder eines Falkenflügels.
»Ja«, sagte ich schließlich und stellte meine Servierschüssel auf den Tisch. Ich nahm die Trinkschale aus seiner Hand. »Ich hole Euch Wein.«
Ich eilte dorthin, wo Jabnet am letzten Tisch Wein einschenkte. Nachdem ich mir den Weinkrug von ihm schnappte, füllte ich die Trinkschale des Mannes zur Hälfte, stieß dann den Krug in Jabnets Hände.
Zurück am Tisch des Mannes stellte ich die Trinkschale vor ihn. »MöchtetIhr mehr Eintopf? Wir haben etwas auf dem Feuer.«
Er schüttelte leicht seinen Kopf und nahm die Trinkschale auf, entließ mich mit einer lockeren Handbewegung. All das geschah so geschmeidig, wenn er gesprochen hätte, hätte er vielleicht gesagt: »Nein, danke. Du kannst jetzt gehen und deinen Pflichten nachgehen.«
Ich machte mit meiner Arbeit weiter, nahm die Schüssel mit Contu Luca, um den anderen Männern aufzutischen. Am Ende des vierten Tischs war meine Schüssel leer. Ich ging zur Kochstelle und begann sie vom Topf zu füllen. Yzebel stand am Feuer, schöpfte das Letzte des Eintopfs heraus.
»Wer ist dieser Mann?«, flüsterte ich Yzebelzu.
»Welcher?«, flüsterte Yzebel auch.
»Dieser.« Ich nickte meinen Kopf nach hinten, aber schaute nicht in seine Richtung. »Der allein sitzt.«
Yzebel machte einen raschen Blick über meine Schulter. »Aber, das ist Hannibal. Sohn von General Hamilkar.«
Ich erinnerte mich daran, dass Hannibals Name am Fluss von Tendao erwähnt worden war.
Yzebel lehnte sich zu mir hin, flüsterte noch immer. »Ich hoffe, diese Männer füllen bald ihre Bäuche. Das ist der Rest vom Eintopf.«
»Und dem Contu Luca.« Ich schöpfte den verbliebenen Hartweizen und Fleisch mit dem Holzlöffel.
Yzebel zwinkerte mir zu. »Nun ja, lass uns sehen, was passiert. Verteil es, gib jedem Mann nur ein bisschen.«
»Wir haben noch einen Brotlaib.« Ich nickte auf mein Bündel auf dem Boden beim Feuer. »Wenn sie wütend auf uns werden, können wir es auf den Weg werfen und sie werden losrennen, um sich wie eine Horde Schakale darauf zu stürzen.«
Yzebels Gesicht hellte sich auf und ich dachte, sie würde lachen, aber tat sie nicht.
»Komm jetzt«, sagte Yzebel mit einem Lächeln, »lass uns zurück an die Arbeit gehen.«
* * * * *
Irgendwann nach Mitternacht gingen die letzten Soldaten. Sie hatten jede Schüssel saubergeleckt.
Ich war froh sie gehen zu sehen.
Jabnet begann einen der Tische abzuräumen, aber Yzebel hielt ihn auf, sagte, dass er es bis am Morgen lassen könnte. Wir drei sammelten all die Kupfermünzen und den Schmuck ein, welche die Männer auf den Tischen gelassen hatten, und legten sie zusammen an das Ende des ersten Tischs. Jabnet und ich setzten uns dann gegenüber von Yzebel und beobachteten, wie sie durch die Gegenstände ging.
»Silber.« Sie hielt eine große glänzende Münze ins Lampenlicht.
»Ich denke, Hannibal hat das hiergelassen«, sagte ich.
»Wirklich?« Yzebel drehte sie herum, um auf die andere Seite zu schauen. »Sie ist Römisch.«
»Römisch?«
Sie reichte mir die Münze. »Das sind die Menschen jenseits des Meeres. Diejenigen, die General Hamilkar im letzten Krieg besiegt haben.«
»Sie sieht wirklich alt aus. Ist das ein Pferd mit Flügeln?«