Geheimnisvolle Pfade Allgäu. Mareike BuschЧитать онлайн книгу.
mit den Augen wahr. Alle anderen Sinne geraten in den Hintergrund. Versuchen wir doch mal, auch unsere anderen Sinne bewusst zu nutzen. Wenn wir genau hinhören, ist es im Wald oft gar nicht so ruhig, wie man manchmal denkt. Verschiedene Vögel geben vielstimmig ein Konzert, sie zwitschern, piepsen, pfeifen und der Wind rauscht durch die Wipfel, die Äste knarzen. Man kann fühlen, wie der Wind die Haut streichelt oder wie angenehm es ist, im Sommer in einem schattigen Wald zu wandern oder auch andersherum, im Frühling die ersten warmen Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren. Ebenfalls gibt es im Wald viel zu riechen. Nadelwälder duften regelrecht, wenn die Sonne sie erwärmt. Wer die Natur auch schmecken möchte, sollte ein Bestimmungsbuch mitnehmen. Dann kann man am Wegesrand bunte Blüten oder den sauren Waldklee probieren – natürlich außerhalb von Schutzgebieten.
… und unter dem Gipfel des Imberger Horns. TOUR 11
Die Sache mit dem schlechten Wetter
Es regnet und der Wind pfeift? Ja, man hat es schon oft genug gehört: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Aber das ändert nichts daran, dass die Motivation rauszugehen bei Nieselregen und Eiseskälte eben geringer ist, als wenn warme Sonnenstrahlen aus einem blauen Himmel mit nur ein paar Schäfchenwolken scheinen. »Schlechtes« Wetter hat dennoch seine Vorteile: Auf den Wanderwegen ist wenig los und vielleicht kann man sogar ganz allein auf einem Gipfel stehen, auf dem bei gutem Wetter kein Quadratmeter Platz mehr ist. Außerdem können Nebelschwaden, die über die Wälder ziehen, oder ein trübes Moor, in dem sich nur hier und da eine Birke zeigt, zur geheimnisvollen Stimmung – passend zum Thema dieses Buches – beitragen. Auch strahlt die Landschaft bei Regen oft in ungewöhnlich sattem Grün und die Luft ist besonders frisch. Und dann ist da noch die Möglichkeit, dass etwas Unerwartetes passiert: Wenn der Nebel tief im Tal hängt und man über ihn hinauswandern kann. Wenn auf einmal die Wolken aufreißen und man für einen kurzen Moment das Bergpanorama genießen kann. Oder wenn der Frost die Landschaft über Nacht mit funkelndem Weiß überzogen hat.
Erste Spuren im Schnee an der Unteren Argen auf dem Weg zum Hauchenberg. TOUR 25
Die schwarzen Touren führen in schwieriges, felsiges Gelände. TOUR 12
Die Nachteile liegen aber auch auf der Hand: Sind die Berge wolkenverhangen, kann man oft nur den Weg vor sich sehen – Aussicht ist dann natürlich keine zu haben. Und bei so manchem Wetter kann man sich noch so gut einpacken und es bleibt trotzdem ungemütlich. Ebenfalls sollte man die Sicherheit nicht aus den Augen lassen: Nicht alle Wege eignen sich für Begehungen an nassen Tagen. Aber gerade die in den niederen Gefilden kann man sich mit festen Stiefeln auch bei matschigen Bedingungen gut vornehmen. Also kann man sich am nächsten grauen Tag vielleicht einfach mal fragen, ob man wirklich etwas Besseres zu tun hätte. Erfahrungsgemäß lohnt es sich eigentlich immer, eine Runde an die frische Luft zu gehen. Allerspätestens freut man sich, wenn man wieder zu Hause im Warmen und Trockenen ist.
Ein Wort zur Praxis
Wenn man an das Allgäu denkt, hat man direkt die hohen Berge im Kopf – klar, das ist ja das, was das Allgäu von den meisten anderen Regionen in Deutschland unterscheidet. Doch auch die flacheren Gefilde und die malerischen Voralpen sind jede Menge Wanderungen wert. Und mit etwas Abstand hat man von hier häufig eine tolle Sicht auf die Alpenkette.
Zeit und Schwierigkeit
Die Zeitangaben sind vor allem für diejenigen gedacht, die sich anhand von Höhenmetern, Kilometern und technischer Schwierigkeit nicht selbst einschätzen können. Diese geschätzte Zeit kann immer nur ein Richtwert sein und bezieht sich auf die reine Gehzeit. Grundsätzlich ist es deshalb empfehlenswert, seine Selbsteinschätzung auf Wanderungen zu schulen. Ebenso bei der Schwierigkeit: Bei der Bewertung wurden sowohl die Länge der Route, die Höhenmeter und der technische Anspruch der Wege berücksichtigt. Aber Rot ist nicht gleich Rot und Schwarz nicht gleich Schwarz. So sind einige mittelschwere Wanderungen aufgrund der Wegarten zum Beispiel sehr einfach zu gehen, fordern aber schon etwas mehr Kondition als die blauen – darunter die Touren 13, 21 und 28. Bei den anspruchsvollen schwarzen Touren gehören Nummer 6 und 24 zu den leichteren in dieser Kategorie. Wer sich nicht ganz sicher ist, was er sich zutrauen kann, steigert sich lieber langsam, um herauszufinden, wo seine Grenze ist. Im Zweifel und wenn man sich unwohl fühlt, ist es immer besser umzudrehen.
Schwierigkeitsbewertung
Piktogramme am Anfang jeder Wanderung erleichtern den Überblick:
Die schwierigste Passage ist maßgebend für die Einstufung der jeweiligen Tour, auch wenn nur einzelne Komponenten aus den Angaben der Einstufungen zutreffen.
Auch wenn der Weg hier noch harmlos aussieht, gleich wird es aufregend. TOUR 10
Wege und Markierungen
Die meisten beschriebenen Wege sind zuverlässig und ausreichend markiert, sodass man immer von einem Wegpunkt zum nächsten findet. Wir haben Glück, dass das Netz der Wanderwege im Allgäu sehr gut ausgebaut ist und regelmäßig gepflegt wird. Auf einigen Touren verlaufen Abschnitte aber auch auf nicht markierten Wegen – allerdings nie ohne Vorwarnung. Auch ist es nie verkehrt, für den Fall der Fälle noch eine Karte und vielleicht zusätzlich eine App zur GPS-Navigation auf dem Handy dabeizuhaben. Dafür gibt es auf der Internetseite des Verlags zu jeder Tour die GPX-Datei als Download.
Einkehren
Zu einer gelungenen Tour gehört für die meisten auch eine leckere Brotzeit oder eine Einkehr. Wer sich auf das Essen in den Hütten verlassen möchte, schaut am besten vorher nochmal nach, ob diese auch geöffnet haben. Je nach Wetter können sich die Öffnungszeiten ändern.