Mörderisches Bamberg. Werner RosenzweigЧитать онлайн книгу.
Besuch nicht um Gravierenderes ging? Aber vielleicht wissen Sie doch mehr, als Sie zuzugeben bereit sind. War der Ermordete nicht auch Mitglied der Organisation Santi-Figli-di-Dio? Und ist das Erzbistum Bamberg nicht auch Träger der gleichnamigen Schule hier vor Ort?“
„Das gehört aber nun wirklich überhaupt nicht hierh…“ Weiter kam der geistliche Anwalt nicht.
„Sie lernen es einfach nicht oder? Ob das hierhergehört oder nicht, entscheiden nicht Sie“, fiel ihm Hagenkötter schroff ins Wort. „Im Rahmen unserer Ermittlungen liegt das immer noch in der Hand der Polizei. Sie scheinen mir einer zu sein, der lieber vertuscht, als sich kooperativ zu zeigen.“ Der Ermittler lehnte sich langsam in seinem Stuhl zurück. „Und das erweckt wiederum in mir das Gefühl, dass das Erzbistum sehr wohl Dreck am Stecken haben könnte und möglicherweise bewusst nicht mit offenen Karten spielt. Deshalb meine klare Frage, auf die ich eine ebenso klare Antwort erwarte: Hat das Erzbistum Kenntnis darüber, ob Bischof Eposito sich im Rahmen seines Besuches hier in Bamberg auch mit dem Leiter der Santi-Figli-di-Dio-Schule, Herrn Dr. Sieber, oder mit einer anderen Person der Schule getroffen hat?“
Eisiges Schweigen legte sich über den Raum. Frau Haberkamm zuppelte an ihren Nägeln herum. Hagenkötter sprach mit zusammengekniffenen Augen weiter: „In welcher Beziehung steht das Erzbistum generell zur Santi-Figli-di-Dio-Schule? Wobei ich deren, wie soll ich es nennen … Meditationszentrum am Paradiesweg mit einschließe.“
Keiner der Anwesenden rührte sich. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
„Immer noch nichts? Dann nur noch eines von mir: Ich möchte Ihnen wirklich nahelegen, unsere Fragen einer schnellen Klärung zuzuführen. Verstehen Sie meine Worte durchaus als Warnung oder, besser gesagt, als einen gut gemeinten Rat. Wir werden nicht eher lockerlassen, bis wir den Mord an Eposito restlos aufgeklärt haben. Wer uns dabei behindert oder die Unwahrheit spricht, kann rechtlich belangt werden und zwar nicht nach dem kanonischen, sondern nach dem ganz weltlichen Recht.“
„Sie drohen …“, versuchte es der erzbischöfliche Anwalt, wurde aber von seinem Kollegen aus dem Generalvikariat abgewürgt.
„Entschuldigen Sie unsere offensichtliche Inkompetenz“, beschwichtigte der. „Wir werden uns intern zu Ihren Fragen erkundigen und Ihnen Auskunft erteilen, sobald wir ein Ergebnis haben. Was die Santi-Figli-di-Dio-Organisation anbelangt, denke ich aber, dass wir uns so weit aus dem Fenster lehnen und Ihnen versichern können, dass das Erzbistum keinerlei Aktivitäten in deren Interessen wahrnimmt, weder ihren schulischen, noch sonstigen Betrieb betreffend. Auch unsere Rechte und Interessen an dem, wie haben Sie es so … treffend genannt, Meditationszentrum am Paradiesweg sind nur theoretischer Natur. Falls beispielsweise Probleme rechtlicher Natur auftreten, helfen wir gerne mit Rat und Tat. Ansonsten ist die Prälatur völlig autark.“
„Endlich eine klare Aussage“, zeigte sich Hagenkötter versöhnlich und griff nach einem der bis jetzt unangetasteten Teller mit Gebäck. „Aber dennoch ein allerletzter gut gemeinter Rat – danach möchte ich dieses unerquickliche Gespräch für heute beenden: Auch Sie sollten das achte Gebot beachten und einhalten.“
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