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Der Geschichten-Adventskalender. Angelika RöbelЧитать онлайн книгу.

Der Geschichten-Adventskalender - Angelika Röbel


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war in diesem Jahr etwas ganz Besonderes. Es war nicht nur eine gewöhnliche Christbaumhalterung, sondern ein Ständer mit einer integrierten Spieluhr. Der Förster hatte sie erst vor wenigen Wochen auf dem Trödelmarkt erworben. Nun stand das Bäumchen kerzengerade im Wohnzimmer und wurde liebevoll mit allerlei Figuren aus Holz, Glas und Süßigkeiten geschmückt. Die Frau des Försters gab sich auch in diesem Jahr wieder viel Mühe. Sogar die kleinen Engel hängte sie an die Zweige. Auf die Spitze steckte sie einen Stern aus Stroh. Und zum Schluss kamen auf die kräftigsten Zweige rote Kerzen, die dann angezündet wurden. Der Förster zog die Spieluhr im Baumständer auf und der Christbaum begann sich ganz langsam zu drehen. „Stille Nacht, heilige Nacht“ ertönte es mit lieblichem Klang. Die Tür wurde geöffnet und gleich darauf erschienen Kinder, die den wunderschönen Christbaum bestaunten. Als das Lied zu Ende war, erklang die Melodie von „O du fröhliche“. Alle sangen mit. Und genau so, wie es der große alte Tannenbaum erzählt hatte, ließ der Förster die Fensterläden auf und er konnte hinüber zum Waldrand sehen, wo die alten Tannen standen und sehnsüchtig zu ihm durch das Fenster blickten.

      Wenn der alte Tannenbaum genau lauschte, konnte er die Weihnachtslieder hören. Und ganz leise, aber dennoch hörbar, vernahm er auch die Melodie aus der Spieluhr. Der alte Tannenbaum seufzte und sagte ein wenig wehmütig zu den anderen: „Ja, der Kleine konnte seinen Traum verwirklichen! Aus ihm ist etwas geworden. Wir können wirklich stolz auf ihn sein!“

      So träumten jedes Jahr aufs Neue alle Tannenbäume im Wald davon, einmal ein Christbaum zu sein, liebevoll geschmückt und bewundert zu werden. Keiner fragte sich je, was wohl nach den Festtagen mit den Bäumen geschieht. Nur gut so! Denn dann würden ihre Träume sicherlich wie Seifenblasen zerplatzen.

      4. Dezember

      Zwergenhelfer beim Weihnachtsmann

       Ein schönes Erlebnis während meiner Lehrzeit

      Im Jahre 1971 war ich im achtzehnten Lebensjahr und lernte in der Kaufhalle West in Weißenfels. Mein kleiner Bruder, Peter, gerade mal viereinhalb Jahre alt, war damals schon ein pfiffiges Kerlchen. Er hatte nämlich so seine Zweifel an der Existenz des Weihnachtsmannes.

      Jedes Jahr organisierte der Kaufhallenleiter, Herr Kaltenborn, vor der Kaufhalle ein Weihnachtsfest für die Kinder. In der ersten Adventswoche konnten die Eltern in der Kaufhalle Weihnachtsbeutel für ihre Kinder bestellen oder kleines Spielzeug abgeben. Die Weihnachtsbeutel wurden in unterschiedlichen Preisklassen angeboten, je nachdem, wie viel sich die Eltern leisten konnten. An den Beuteln war der jeweilige Name des Kindes befestigt.

      Wie es sich für einen richtigen Weihnachtsmann gehört, brauchte er natürlich auch Helfer. Herr Kaltenborn suchte sich dafür Lehrlinge aus, die nicht allzu groß von Wuchs waren. Wenn ich mich recht erinnere, waren wir drei „Zwerge“, die dem Weihnachtsmann zur Hand gehen sollten. Gisela, Gabi und ich waren für dieses Amt auserkoren.

      Als ich zu Hause erzählte, dass der Weihnachtsmann mich als Zwerg ausgewählt hatte, wollte mein kleiner Bruder das natürlich nicht glauben. Trotz allem wuchs sein Respekt mir gegenüber aber mächtig an.

      Auch meine Eltern hatten für Peter einen Weihnachtsbeutel bestellt und kamen zu dem Fest vor der Kaufhalle. Mit roten Mänteln wurden wir von Frau Kaltenborn für diesen Abend herausgeputzt. Endlich wurde es dunkel! Eine große Spannung lag auf den Gesichtern der wartenden Kinder.

      Da es geschneit hatte, konnte der Weihnachtsmann wie geplant mit dem Schlitten kommen. Wir drei Zwerge saßen hinten drauf. In großen Säcken waren die Geschenke für die wartenden Kinder verstaut. Es war viel los auf dem Vorplatz der Kaufhalle. Als wir um die Ecke gefahren kamen, leuchteten die Augen der Kinder voller Erwartung.

      Plötzlich wurde es ganz still.

      Ich suchte unter den vielen Menschen meine Eltern mit meinem kleinen Bruder, aber ich fand sie nicht. Schon im nächsten Moment waren die drei vergessen, denn ich hatte alle Hände voll zu tun. Wir Zwerge nahmen abwechselnd einen Weihnachtsbeutel oder ein Spielzeug aus den Säcken heraus und reichten sie dem Weihnachtsmann. Dieser rief laut den Namen eines jeden Kindes auf. Manche Kinder gingen selbstbewusst nach vorne, andere wieder waren schüchtern und manche weinten sogar, als sie aufgerufen wurden. Wahrscheinlich, so dachte ich mir damals, wird das eine oder andere Kind eingeschüchtert sein, weil es unmittelbar vor diesem Ereignis irgendetwas angestellt hat. Natürlich wurden die älteren Kinder vom Weihnachtsmann aufgefordert, etwas zu singen oder ein Gedicht vorzutragen.

      Plötzlich wurde mein kleiner Bruder Peter aufgerufen.

      Er konnte es einfach nicht fassen. Seine große Schwester half dem Weihnachtsmann. Sie hatte tatsächlich einen heißen Draht zu ihm. Das machte ihn stolz und seine Zweifel über die Existenz des Weihnachtsmannes waren für einige Jahre beseitigt.

      Und heute? Ja, heute sind seine eigenen Kinder in dem Alter, in dem sie vielleicht noch zweifelnd fragen: „Gibt es nun einen Weihnachtsmann oder nicht?“

      5. Dezember

      Ein ganz besonderer Wunsch

       Nach einer wahren Begebenheit

      Die 90-jährige Ururoma saß in ihrem Sessel und dachte darüber nach, wie sich doch im Laufe ihres Lebens das Weihnachtsfest verändert hatte. Ihre Gedanken gingen viele, viele Jahre zurück; zurück in ihre eigene Kindheit. Der Vater war noch nicht aus dem Krieg heimgekommen und die Mutter hatte kein Geld, um irgendetwas Süßes für die Kinder zu kaufen oder selbst zu backen. Und trotzdem erinnerte sie sich gern an dieses Weihnachtsfest. Wie glücklich und zufrieden sie war, als sie am Heiligen Abend ihren alten zerzausten Teddybären sah, mit dem bereits ihr Vater als Kind gespielt hatte. Er saß auf dem kleinen Tisch und hatte einen neuen gestrickten Pullover und eine selbst genähte Hose an.

      Ihre Gedanken machten einen großen Sprung in die Zeit, als sie selbst Mutter zweier Kinder war. Und wieder war es das Nachkriegsjahr, in dem es an allem mangelte. Es war damals schwer für sie, den Kindern ein schönes Weihnachtsfest zu bescheren. Mit wenigen Mitteln und viel Fantasie gelang es aber schließlich doch.

      Und heute? Aus den Kindern, Enkeln und Urenkeln sind fleißige und geachtete Menschen geworden. Aber das Weihnachtsfest ist schon lange nicht mehr das, was es einmal war. Eine hektische und gestresste Adventszeit geht dem Fest voraus. Und der Heilige Abend selbst? Die Geschenke sind hübsch verpackt und in fünf bis zehn Minuten ist alles vorbei. Nein, so hatte sie Weihnachten nicht in Erinnerung.

      Es stimmte sie jedes Jahr traurig, wenn sie gefragt wurde, ob sie sich zum Weihnachtsfest etwas wünsche. Ja, sie hatte einen Wunsch! Sie wollte mit ihren Lieben ein ganz besonderes Weihnachtsfest feiern, das vielleicht sogar ihrer kleinen Ururenkelin Lisa-Marie in Erinnerung bleiben würde! Schon öfters hatte sie diesen Wunsch geäußert, war aber immer liebevoll angelächelt worden.

      „Oma, die Zeiten haben sich geändert. Versteh das doch!“

      Nein, sie wollte es nicht verstehen. Wie viele Weihnachten würde sie noch erleben? Mit Sicherheit waren diese gezählt, also musste schnell gehandelt werden. Zuerst benötigte sie schöne alte Weihnachtslieder, die alle, zumindest von der Melodie her, kannten. Sie schrieb die Texte auf und bat einen Nachbarn, diese auf dem Computer abzuschreiben und auszudrucken, denn in Gedanken hörte sie schon die Enkel sagen: „Oma, deine Schrift können wir nicht lesen.“

      Dann war es so weit. Die Urenkelin lud ihre gesamte Familie zum Weihnachtsfest ein. Die kleine Lisa-Marie hatte vor Aufregung ganz rote Bäckchen. Als alle anwesend waren, wurde die Tür zum Wohnzimmer geöffnet. Ein festlich geschmückter Weihnachtsbaum leuchtete in seiner ganzen Pracht. Darunter lagen viele Päckchen mit kleinen Namensschildern. Ihre Urenkelin schaltete das Radio ein. Es kamen gerade der Wetterbericht, der Straßenzustand und die Blitzermeldungen, danach folgten ganz normale Schlager. Die Ururoma schüttelte kaum merklich den Kopf und verdrehte die Augen. Zur gleichen Zeit griff die Urenkelin nach dem ersten Päckchen. Ein zweites hatte sie auch schon in der Hand. Die Ururoma hörte in Gedanken, wie es all die anderen Jahre gewesen war: „Das ist für Peter, das hier für Gabi und das ist für


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