Эротические рассказы

100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 2. Erhard HeckmannЧитать онлайн книгу.

100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 2 - Erhard Heckmann


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Da würde einer doch nicht wehtun? Diese Denkweise ging aber schon viel zu weit und war gefährlich, denn die Schlussfolgerung daraus folgt auf den Fuß, ein schnelles „Kostentelefonat“. Und mit dessen Beantwortung ist die Verrücktheit auch schon besiegelt: Die Hausherrin von Eagles Nest packt uns einen handfesten Frühstückskorb, fügt zwei Flaschen Chardonnay im Eiskübel hinzu, und dann fliegen wir zwei mit einer dreisitzigen Cessna zurück zum Tanya Lake!

      Der Flug wird wieder ein wunderschöner, denn der junge Bursche am Steuerknüppel kennt unsere Geschichte und wählt einen anderen Weg. Prima, denn so sehen wir noch ein bisschen mehr von dieser Gegend. Runter muss er aber an der gleichen Stelle, und das „scheucht“ die Dorseys, deren frisch gewaschene Wäsche im Winde flattert, regelrecht auf. Wir können sehen, wie sie flott und diskutierend zum Bootssteg marschieren, denn angesagt war für heute niemand. Unsere Maschine tuckert auf den letzten Metern wieder durch das Schilf und dreht dann bei. Und genau in diesem Moment erkennt mich Joyce, denn während Sabine mit dem Frühstückskorb hinten sitzt, war mein Platz neben dem Piloten. Sie schlägt die Hände vors Gesicht, dann David auf die Schulter, zeigt auf die Maschine, sagt irgendetwas, und ist richtig aufgeregt. David sagt gar nichts, wischt sich nur mit dem Taschentuch übers Gesicht. Als sie aber den Frühstückskorb entdecken, wussten sie worum es ging, denn beim gestrigen Abschied hatte ich David versprochen: „Wenn ich wiederkomme, dann habe ich auch Wein dabei“. Nur, dass das so schnell gehen würde, hat mich selbst auch überrascht. Wie dem auch sei, Sabines Idee finden die beiden „unglaublich“, und freuen sich auch so, und unser kleines Dankeschön wird der Auftakt zu einem wunderschönen Sonntag. Am späten Abend kommt der Pilot zurück, holt uns ab und fliegt noch einmal durch die von der Abendsonne angestrahlten Regenbogenberge. Was für ein Glücksgefühl! Und als sich die kleine Propellermaschine in ihrer Anflugschleife über Eagles Nest ziemlich steil in die Kurve legt, schlägt das Herz noch einmal höher, aus purer Freude am Erlebnis, nicht aus Angst. Und als sich die Maschine wieder in die Lüfte schraubt und unsern Blicken entschwindet sind wir uns auch einig darüber, dass es eine Superidee war, und das „Budget“, das werden wir schon irgendwie wieder in Ordnung bekommen.

       Der Tree Crasher (17 Meter lang, 6,4 Meter hoch, 170 Tonnen schwer) rodete 1964 den Wald für den Williston See und zerkleinerte gleichzeitig die Bäume

      Der nächsten Morgen bringt dann den endgültigen Abschied von Eagles Nest, wo mir beim Frühstück ein eingerahmtes indianisches Gebet auffällt, das in einer Nische hängt. Nachdem ich es gelesen habe beschließe ich, es zu notieren, denn es passt zu all den Erlebnissen der letzten Tage und den Dingen, von denen uns David erzählt hat. Es unterstreicht auch den Gedanken, dass hier die Wildnis regiert, und der Mensch nur Gast ist:

       Indian Prayer

      Oh, Great Spirit

      Whose voice I hear in the wind,

      Whose breath gives life to the word, hear me.

      I came to you as one of your children,

      I am small and week.

      I need your strength and beauty.

      Make my eyes ever behold the red and purple sunset,

      Make my hands respect the things you have made,

      And my ears sharp to your voice.

      Make me wise so that I may know the things

      You have thought your children,

      The lessons you have written in every leaf and rock.

      Make me strong, not to be superior to my brothers,

      But to fight my greatest enemy

      Myself.

      Make me ever ready to come to you

      With straight eyes,

      So that when life fades as the fading sunset

      My spirit may come to you

      Without shame. (von Unbekannt)

      Als ich damals diese Zeilen gelesen und notiert hatte, schwang schon ein wenig Schwermut mit, denn es hieß Abschied nehmen von einer wunderschönen Woche. Dass wir jemals nach hier zurückkommen würden, war so gut wie ausgeschlossen, und eine Frage danach hätte ich vor neun Jahren auch klar verneint. Weil die Welt so groß ist, so viel Schönes zu bieten hat, und weil wir nach dieser zweiten großen Kanadareise schon weit mehr als die touristischen Ziele erlebt hatten. Dass wir 2010 meinen Geburtstag mit Joyce und David bei Lady Enubi feierten, das war dem Zufall zu danken. Wir waren in Alaska und Kanada unterwegs gewesen, hatten die Fähre von Bella Coola nach Port Hardy auf Vancouver Island gebucht, und der eine Tag, der zufällig mein Geburtstag war, „war frei“. Und jener Abend sorgte dann tatsächlich dafür, dass das voreilige „wir kommen nächstes Jahr wieder“, 2011 Wirklichkeit wurde. Eigentlich hatte ich Südamerika-Pläne, aber Sabine hatte schon vorher entschieden, dass sie zu Weihnachten ihr Sparbuch plündert, um Vater und Tochter, die auch ein paar ganz junge Jahre als Amateur im Rennsattel verbracht hat, als Pferdenarren die Rainbow Mountains gemeinsam im Sattel erleben zu lassen. Aber ich bin auch Realist. Ein solcher Ritt war mir bereits vergönnt, und Dörthe, so heißt der Nachwuchs, glaubte mit viel Begeisterung, dass sie bei ihren zwei oder drei mehrtägigen Touren im Sauerland auch auf „Trailritten“ gewesen sei. Auch wenn ich diese Feststellung abwinkte wie vorher bei einem Bekannten, der zu „Kanada“ meinte, dass er das auch schon gemacht habe, um den Balaton herum! Sicherlich, beides kann auch ganz nett sein, nur mit einem Trailritt in der Wildnis hat das so wenig zu tun, wie ein Traktor mit einem Porsche, oder ein Vollblüter mit einem schweren Belgier. Wer aber dieses Land, seine Wildnis, die unendlichen Weiten und die Abgeschiedenheit nicht kennt, der kann es sich ganz einfach auch nicht vorstellen, welch schwieriges Gelände man sich mit diesen Pferden erschließen, und auch wochenlang unterwegs sein kann, ohne Wege und Pfade, und ohne einen einzigen Menschen zu treffen. Doch diese Erfahrungen hatten wir 2002 gemacht und nicht geglaubt, dass man sie noch übertreffen könnte. 2011 war das aber der Fall, doch schön der Reihe nach.

      Wir sind also einmal mehr in Kanada und parken unseren „Adventurer“ direkt bei Lady Enubi am See, denn Sabine und Enkelin Annika wollen während unserer Reitwoche „Eagles Nest“ mit eigenem Programm genießen, und hier haben sie einen richtig schönen Standplatz. Das Wasserflugzeug wird sie in die „Rainbows“ und zum Tanya Lake bringen, um das Smoke House zu besuchen. Sie werden auch die Hunlen Fälle überfliegen, die 396 Meter schnurgerade in die Tiefe rauschen, und diese Wasser aus den Turner Lakes über den Hunlen Creek zum Adnarko River schicken. Und auch Petrus, Mitbesitzer jener Oase im Busch, ist mit seinem Jeep für einige Touren als Guide engagiert, denn niemand kennt sich hier mit den versteckten Schönheiten und besonderen Möglichkeiten besser aus als er. Ihn und die „Lady“, als auch die Eagles Nest-Mannschaft mit Tim, Elizabeth und Sarah hatten wir schon vorher begrüßt, während wir die fünf Damen, die ebenfalls in den Sattel steigen wollen, erst beim Abendessen kennenlernen. Alle sind aus Vancouver, im mittleren bis fortgeschrittenen Alter. Vier davon sind Mediziner wie unsere Tochter, die Fünfte arbeitet als Krankenschwester. Wirkliche Reiter waren Lis, Sarah, Georgia, Holly und My Lin nicht, aber nette und fröhliche Zeitgenossen. Was sie allerdings am nächsten Morgen zum Trailhead anschleppten, war ebenfalls lustig anzusehen: Neben sehr komfortablen Zelten und deren Ausrüstung waren das pro Person weitere 40 Kilogramm, inklusive Walking-Stöcken, Klappstühlen, Gummistiefeln, Sportschuhen und jede Menge „Klamotten“. Unsere beiden mittleren Sporttaschen hatten dagegen noch Platz, denn die meiner Tochter war ähnlich gepackt, wie meine: Dreimal Skiunterwäsche, drei wärmere Hemden und drei Paar Socken zum Wechseln; je ein dünner und dickerer Pullover, Handschuhe, Ersatz-Jeans, Schlafanzug, zwei Handtücher und ein Badetuch für die „Bach-Dusche“; Duschgel, Zahnpasta und Bürste, Nivea Creme, Pflaster, Taschenlampe, kleiner Rucksack für Fotoausrüstung. Der Rasierer blieb im Wohnmobil wie der Kamm, denn jener ist beim Trailritt überflüssig, und bei „sechs Millimeter Haarschnitt“ braucht man auch keinen Kamm. Somit blieb nur noch das „Startoutfit“: Jeans, Chaps, Reitstiefeletten, kariertes Flanellhemd, Reitweste, Anorak und Lederhut.

      Am


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