Die medial-historische Entwicklung des Damen-Skispringens. Luis HoluchЧитать онлайн книгу.
was sich an diesem 5. Februar im Niederbayrischen Rastbüchl auf der Baptist-Kitzlinger-Schanze, einer K75, abgespielt haben muss, würde heute so manche Augenbraue hochgehen lassen. Zumindest bei Kennern der Szene. Denn beispielsweise die Japanerinnen auf dem dritten Platz sind lediglich mit drei Springerinnen an den Start gegangen. Ob eine der drei Damen ein zweites Mal gesprungen ist, lässt sich anhand der vorliegenden Ergebnisliste leider nicht nachvollziehen.
Das Siegerteam kam aus Österreich mit Magdalena Kubli, Sandra Kaiser, Eva Ganster und Daniela Iraschko) vor Deutschland mit Kristin Schmidt, Stefanie Krieg, Michaela Schmidt und Heidi Roth. Der Vorsprung der ÖSV-Damen betrug sage und schreibe 199,9 Punkte90.
Da jede Athletin zweimal gesprungen war, bestand das Springen aus insgesamt acht Durchgängen. Den Österreicherinnen hätten auch sieben Durchgänge gereicht, um vor den Deutschen zu siegen, die über die volle Distanz gegangen wären.
Auch in den Einzelkonkurrenzen waren die Österreicherinnen nicht zu schlagen; insbesondere Daniela Iraschko. Sie gewann nach Eva Gansters Auftaktsieg in Rastbüchl am Tag nach dem Teamspringen die Springen in Saalfelden, Schönwald und Baiersbronn und damit auch logischerweise die Gesamtwertung des 2. FIS-Ladies-Grand-Prix Ski-Jumping. Zweite wurde ihre Landsfrau Ganster, den dritten Platz belegte die Deutsche Heidi Roth91.
Nur gut einen Monat später gab es eine weitere Weltpremiere: das erste offizielle Springen auf einer Großschanze. Und das gleich am berühmt-berüchtigten Holmenkollen in Norwegens Hauptstadt Oslo92.
Der folgende Sommer war eine wettkampffreie Zeit für die Damen, jedoch gab es erfreuliche Neuigkeiten aus den Reihen der nationalen Skiverbände. Zwei weitere Verbände eiferten dem ÖSV nach und nominierten eine Skisprungnationalmannschaft für die Damen, nämlich Japan und das Mutterland des Skispringens, Norwegen.
Wie inzwischen gewohnt, ging es dann mit dem Ladies-Grand-Prix weiter, der in der dritten Ausgabe im Jahr 2001 jedoch aus lediglich drei Springen bestand: zwei in Schönwald und dem Abschluss in Rastbüchl. Erneut siegte Daniela Iraschko, doch dahinter tat sich Neues auf: die Nominierung eine offiziellen Mannschaft zahlte sich für die Norwegerinnen direkt aus, denn Henriette Smeby belegte in der Gesamtwertung Rang zwei.
Erstmals tauchte auch ein neuer Name aus den amerikanischen Reihen auf, nämlich die bereits erwähnte Lindsey Van. Sie sprang in Schönwald beim ersten Springen auf Rang zwei und wurde Vierte im Endklassement des Grand-Prix.
Und auch in diesem Winter sollte es eine Premiere für die Damen geben: denn erstmals durften sie im Rahmen der European Olympic Winter Days (EOWD) – heute European Youth Olympic Festival (EYOF) – an den Start gehen. Und das in einem eigens für sie veranstalteten Wettkampf.
„Im finnischen Vuokatti holte sich Daniela Iraschko am 13.03.2001 auf der K-90 […] die erste offizielle Goldmedaille für eine […] Skispringerin vor der Schwedin Helena Olsson und Anette Sagen aus Norwegen.“93 Rang vier belegte die Finnin Kristiina Suokas vor der Österreicherin Magdalena Kubli und ihrer Landsfrau Heli Pomell, die punktgleich den fünften Rang belegten.
Daniela Iraschko gewann auch die vierte Ausgabe des Ladies-Grand-Prix, bestehend aus vier Einzelspringen und einem Teamspringen, und machte damit ihren persönlichen Siegeshattrick perfekt. Das Teamspringen gewannen erneut die vier Österreicherinnen, vor Deutschland und den Norwegerinnen.
Doch immer noch blieb die Frage, was mit den bisher fast ausnahmslos wettkampffreien Sommermonaten passieren würde. Hier war es erneut Dr. Edgar Ganster, der das Heft des Handelns in die Hand nahm. Er rief eine Sommerserie ins Leben, die auf etwas kleineren Schanzen stattfand. Hauptsächlich um den Nachwuchs zu fördern und langsam an die Normalschanzen (80-110 Meter) heranzuführen. So wurden vier Einzel- und ein Teamspringen auf deutschen Schanzen ausgetragen. Um nur 0,3 Punkte Vorsprung entschied Daniela Iraschko wieder einmal die Gesamtwertung für sich. Undankbare Zweite wurde Eva Ganster, den dritten Platz belegte die Amerikanerin Jessica Jerome.
Der folgende Winter begann mit gleich drei Springen im Slowenischen Planica: zunächst fanden am 11. und 12. Januar 2003 zwei FIS-Springen auf der K90 statt.
Die ersten beiden Plätze waren an beiden Tagen klar verteilt: die Norwegerin Anette Sagen gewann jeweils vor Lindsey Van. Rang drei belegten am ersten Tag Eva Ganster und am zweiten Tag die Schwedin Helena Olsson. Das dritte Springen fand im Rahmen des
6. European Youth Olympic Festival (EYOF) statt. Wieder siegte Anette Sagen und das mit einem überaus deutlichen Vorsprung von 81 Punkten auf die Deutsche Ulrike Gräßler. Dritte wurde die Österreicherin Katrin Stefaner, die nur 1,5 Punkte hinter Gräßler lag94.
Quasi zeitgleich schrieb Daniela Iraschko Skisprunggeschichte: sie wurde beim Skiflug-Weltcup der Herren auf der Kulm-Skiflugschanze in Bad Mitterndorf (Österreich) als Vorfliegerin eingesetzt. In ihrem dritten Versuch flog sie dort auf die magische 200-Meter-Marke und stellte damit einen neuen Weltrekord für die Damen auf95, welcher bis heute Bestand hat. Seitdem waren lediglich vier weitere Damen auf einer Skiflugschanze aktiv: im Rahmen des Continental Cups der Herren im Jahre 2004 wurden die Norwegerinnen Anette Sagen und Line Jahr, die Schwedin Helena Olsson und die US-Amerikanerin Lindsey Van ebenfalls als Vorfliegerinnen eingesetzt. 2009 kam noch ihre Landsfrau Jessica Jerome dazu.
Den Schanzenrekord der Frauen in Vikersund von 174,5 Metern teilen sich bis heute Helena Olsson, die heute Helena Olsson Smeby heißt und norwegische Staatsbürgerin ist und Anette Sagen.
Sagen sollte jedoch die dominierende Athletin des Winters 2003 bleiben, denn sie entschied auch die Gesamtwertung des Ladies-Grand-Prix für sich und durchbrach damit die Siegesserie von Daniela Iraschko.
Iraschko gewann ihrerseits drei der vier Einzelspringen der Serie, doch das reichte nicht zu einem Top-6-Resultat in der Gesamtwertung. Ein Novum gab es im Teamwettbewerb: erstmals gewannen die USA und nicht das Team aus Österreich. Auf der K85 in Saalfelden (Österreich) standen am Ende Karla Keck, Alissa Johnson, Jessica Jerome und Lindsey Van ganz oben auf dem Podium. Noch beeindruckender waren Sagens Leistungen im Sommer 2003: sie gewann alle vier Einzelspringen und stand auch in einem der beiden Teamspringen ganz oben auf dem Treppchen. Logischerweise ging damit auch die Gesamtwertung erneut an die Norwegerin.
Die Einzelsiege während des 6. FIS-Ladies-Grand-Prix Ski-Jumping im Jahre 2004 teilten sich Sagen (zwei) und die Amerikanerinnen Lindsey Van und Jessica Jerome (je einen) auf. Dennoch ging die Gesamtwertung erneut an Anette Sagen, die damit in zwei aufeinanderfolgenden Sommern und Wintern Rang eins in den Gesamtwertungen belegte.
Im Sommer 2004 stand die nächste große Neuerung an. Der 1998 als Einzelevent ausgetragene Continental Cup (COC) wurde nun als feste Serie eingeführt.
Für den Ladies-Grand-Prix bedeutete das jedoch nicht das Aus.
Im Gegenteil: die Serie erfuhr eine Aufwertung, da die Terminierung der hinzukommenden Springen am Verlauf des Grand-Prix vorgenommen wurde.
So wurden aus den bisher üblichen vier Einzelspringen im Grand-Prix ein Team- und vier Einzelspringen, die in sich noch einmal (wie bislang auch) eine eigene Gesamtwertung umfassten. Hinzu kamen im Winter Springen in Slowenien, Italien und Norwegen.
Diese Serie und zwei Sommer-Wettkämpfe auf der Olympischen Normalschanze von 2002 in Park City im US-Bundesstaat Utah bildeten die erste Continental Cup-Saison für die Damen. 13 Springen wurden terminiert, lediglich eines in Planica fiel aus.
Gewertet wurde hier jedoch wie in allen saisonalen Serien üblich nach dem Punktesystem für die jeweiligen Platzierungen, (siehe Kapitel 1.2). Die beiden erwähnten Sommer-Wettkämpfe wurden von Daniela Iraschko gewonnen, die damit einen perfekten Start in die COC-Saison hinlegte. Bei diesen Wettbewerben in Übersee waren immerhin 24, beziehungsweise 25 Athletinnen am Start, darunter mit Jenna Mohr und Ulrike Gräßler zwei Deutsche.
Die Altersspanne betrug beträchtliche 16 Jahre: Karla Keck (Jahrgang 1975) war mit 29 Jahren die Älteste, ihre Landsfrau Avery Ardovino (Jahrgang 1992) mit 13 die Jüngste. Und das, wohlgemerkt, auf einer 100-Meter-Schanze.
Der Auftakt des ersten COC-Winters verlief zunächst holprig.
Nachdem das angesetzte