Die medial-historische Entwicklung des Damen-Skispringens. Luis HoluchЧитать онлайн книгу.
haben im Verlauf der Saison 2004/2005 54 Springerinnen aus zehn verschiedenen nationalen Skiverbänden Punkte holen können96. Die Verteilung ist nun aufgelistet:
• | USA: | Zehn Springerinnen (10) |
• | Deutschland: | Neun Springerinnen (9) |
• | Slowenien: | Acht Springerinnen (8) |
• | Italien und Norwegen: | Je sechs Springerinnen (je 6) |
• | Japan und Österreich: | Je fünf Springerinnen (je 5) |
• | Kanada: | Drei Springerinnen (3) |
• | Schweden und Tschechien: | Je eine Springerin (je 1) |
So stellt sich die erste Continental Cup-Saison der Damen aus statistischer Sicht dar. Für die sportliche Entwicklung ist die Einführung dieser Serie mit Sicherheit ein Meilenstein gewesen.
Was nun folgte, waren Jahre der Etablierung und der konstanten Verbesserung des sportlichen Niveaus.
Um den geschichtlichen Abriss in einem lesbaren Rahmen zu halten, wird der Fokus im weiteren Verlauf des Kapitels auf den im Zeitstrahl festgehaltenen Meilensteinen gerichtet.
Neuland betraten die Skispringerinnen am 13. Januar 2005, als sie zum ersten Mal an der Universiade, den Studenten-Weltmeisterschaften, teilnahmen. Sechs Damen fanden sich in Seefeld auf der Olympiaschanze von 1974 ein, um erstmals die beste studentische Skispringerin der Welt zu finden. Auch diesen Titel holte sich die Österreicherin Daniela Iraschko vor der Slowenin Monika Pogladič und Seiko Koasa aus Japan97. Auch zur Universiade gibt es ein eigenes Unterkapitel (2.3.1.5).
Im Februar 2006 fand erneut eine Weltpremiere statt: die Damen nahmen zum ersten Mal offiziell an einer Junioren-Weltmeisterschaft der FIS teil. Diese fand im Slowenischen Kranj statt und kürte als erste Siegerin die Deutsche Juliane Seyfarth.
Mit Sprüngen auf 109 und 109,5 Metern sicherte sie sich überlegen den Titel vor der Kanadierin Atsuko Tanaka (105,5 und 95,5 Meter) und den drei Italienerinnen Elena Runggaldier (96 und 100 Meter), Lisa Demetz und Roberta d'Agostina auf den Plätzen 3, 4 und 598.
Im Jahr 2015 fand feierten die Damen ihre zehnte Teilnahme an einer Junioren-WM. Eine Liste der Medaillengewinnerinnen und weitere Details zum Event gibt es im Kapitel 2.3.1.3.
Eine weitere Neuerung im Jahr 2006 ist die Einführung des FIS-Cups, der zweiten Serie für die Damen. Er fungiert zunächst als Ergänzung zum COC, heute ist er Unterbau für Nachwuchsspringerinnen und dort Punkte zu holen ist zwingend notwendig, um eine Starterlaubnis für den COC zu bekommen. Auch er wird in einem Unterkapitel (2.3.1.2) genauer thematisiert.
Neben dem COC und dem FIS-Cup findet im Winter 2007 erneut die Universiade statt. Sie ist neben der zweiten Junioren-WM-Teilnahme das Highlight des Winters.
Bahnbrechend sollten die beiden Folgejahre werden: nachdem bekannt wurde, dass die Damen erstmals im Programm der Nordischen Ski-WM Platz finden sollten, wurde im Sommer 2008 auf der WM-Schanze in Liberec (Tschechien) der obligatorische Test-Wettkampf ausgetragen.
Und am 20. Februar 2009 war es dann so weit: die erste Weltmeisterin in der Geschichte des Damen-Skispringens wurde ausgesprungen. Erste Springerin bei einer WM überhaupt war die Norwegerin Maren Lundby, die die Startnummer 1 trug.
Die US-Amerikanerin Lindsey Van, die zuvor davon gesprochen hatte, dass in Liberec Geschichte geschrieben werde99, wurde mit 243 Punkten erste Weltmeisterin im Skispringen, nachdem sie nach dem ersten Durchgang noch Vierte war. Die nach dem ersten Durchgang noch führende Deutsche Ulrike Gräßler holte Silber, COC-Seriensiegerin Anette Sagen aus Norwegen gewann Bronze100.
Ein großer Wunsch wurde den Damen jedoch nicht erfüllt: die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen. Diese fanden im Februar 2010 in Vancouver statt, allerdings ohne Beteiligung der Skispringerinnen.
Ein Sport sei nur dann vollwertig, wenn er auch bei den Olympischen Spielen einen Platz finde und die Damen seien reif für die Teilnahme, so lauteten die Argumente der Befürworter und der Athletinnen selbst. Doch bei den Entscheidern stieß man auf wenig Gegenliebe.
Seitens des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hieß es, dass es nicht genug aktive Springerinnen gebe, um eine Aufnahme in das Olympische Programm zu rechtfertigen. Zudem hatte der Präsident des Internationalen Skiverbandes (FIS) Gian Franco-Kasper im Jahr 2005 einem Radiojournalisten gesagt, dass Skispringen aus „medizinischen Gründen keine Frauensache“ sei. Die Skispringerinnen argumentierten dagegen, dass mit Ski Cross und Snowboard Cross zwei Sportarten neu im Programm seien, die noch jünger und damit noch weniger entwickelt als das Damen-Skispringen seien.
Mit Vic Method, einem Befürworter und in seiner Rolle als Vize-Präsidenten des US-Amerikanischen Frauen-Skisprungverbandes nicht unbedeutenden Mann, erhielten die Entscheider weiteren Gegenwind. Der FIS seien mehr als 160 Springerinnen aus 18 Nationen gemeldet und mehr als 30 Springerinnen hätten seit der Einführung des COC als erste Liga des Damen-Skispringens Top-6-Platzierungen erreicht. „An sich ist es ein breites und dichtes Feld“, so Method.
Um die Unterstützung wissend und nach dem Motto „alle oder keine“ waren die Skispringerinnen bis dato vorgegangen und waren nicht dazu bereit, bei den Olympischen Spielen 2010 als Vorspringerinnen zu agieren. Sie sahen die Rolle dieser als im übertragenen Sinne Knechte der eigentlichen Athleten. „Es ist doch ein Widerspruch in sich, warum kämpfen wir an vorderster Front?“, beklagte die US-Skispringerin Alissa Johnson in der New York Times. Nicht nur von ihr war zu hören, dass, wenn die Organisatoren wirklich der Überzeugung seien, die Skispringerinnen seien in der Lage, die Schanze zu bewältigen, dann solle man sie auch ins Programm mit einbeziehen.
Das Ganze wurde zu einer rechtlichen Angelegenheit: 15 Skispringerinnen waren bis vor den obersten Kanadischen Gerichtshof gegangen, doch dort wurde im Dezember 2009 ihr Antrag auf Aufnahme ins Olympische Programm abgelehnt. Und so blieb den allermeisten Springerinnen nur die Zuschauerrolle. Dieses Szenario sorgte auch unter den Skispringerinnen für Verdruss und Streitigkeiten.
Denn: mit Atsuko Tanaka und Nata de Leeuw waren zwei kanadische Skispringerinnen als Vorspringerinnen bei den Olympischen Spielen in Vancouver im Einsatz. Alissa Johnson ist der Meinung: „Das zeigt ihnen [den Entscheidern] doch, dass es für uns okay ist, wenn wir kleine Nebenrollen spielen“. Auch Katie Willis äußerte sich in der renommierten US-Tageszeitung New York Times kritisch gegenüber der Teilnahme ihrer Teamkolleginnen: „Ich war sehr überrascht, dass Atsuko als Vorspringerin dabei war.“
Im Herbst 2009 habe es ein Treffen von Skispringerinnen gegeben, bei dem darüber abgestimmt wurde, ob ein Einsatz als Vorspringerinnen in Frage käme.
Bei diesem Treffen habe Tanaka ihrer Teamkollegin Willis gegenüber geäußert, sie werde nicht als Vorspringerin dabei sein.
Für Willis selbst war die Sache klar: „Mir war klar, dass, nach all‘ dem, was passiert ist, ich nicht springen werde. Ich wäre aus den falschen Beweggründen in Vancouver dabei gewesen“, sagte sie. Atsuko Tanaka indes selbst war nicht unter den 15 Springerinnen, die rechtliche Schritte eingeleitet hatten, ihre Teamkollegin Nata de Leeuw schon. Diese äußerte sich ebenso wenig in den Medien, wie ihre bevormundete Mutter. Tanaka sagte der New York Times: „Jeder Athlet träumt davon, bei Olympia dabei zu sein. Und selbst wenn man nur ein kleiner Teil davon ist, es fühlt sich einfach großartig an.“
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