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Der Club der scharfen Tanten. Heinz-Dietmar LütjeЧитать онлайн книгу.

Der Club der scharfen Tanten - Heinz-Dietmar Lütje


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auf dem Blatt Papier vor sich. „Fünf Ermittlungsverfahren wegen Betruges, Heiratsschwindel, Urkundenfälschung. Aber nur eine Verurteilung vor acht Jahren und danach nichts mehr.“

      „Tommie kombiniert, der Typ ist klüger geworden und hat sich nicht mehr erwischen lassen.“

      „Mag sein, oder er hat sich immer rechtzeitig aus dem Staub gemacht. Schließlich war er die letzten Jahre vor seiner Einstellung bei Frau Baronin angeblich in Amerika. Außerdem ist die einzige Verurteilung wegen Urkundenfälschung erfolgt. Ich hoffe mal, dass ich noch nähere Infos über die einzelnen Taten und die Umstände der Einstellung und auch der Verurteilung bekomme.“

      „Soll ich mal anfragen, wegen Eintragungen im Schuldnerverzeichnis und Insolvenzregister?“, dachte Tommie mit.

      „Ja, Spatzl, gute Idee, mach das. Der Brief hat ja leider nichts hergegeben, wie das Labor gemeldet hat.“

      Einen wahren Wutanfall erlitt Dr. Sieglinde Hammerschmidt-Blume, als sie auf dem Weg in die Vorstandsetage des Bankhauses „Blume, Silberzweig, Kropf Nachf. KG a. A.“ am altehrwürdigen Ballindamm noch einen kurzen Blick auf die andere Seite des Korridors warf, wo sich die kleine Sitznische für wartende Kunden vor den Besprechungsräumen befand. Wie immer waren dort die neuesten Tageszeitungen und auch Zeitschriften ausgelegt. Ihr Blick fiel auf die „Wochen-News“, die obenauf lag und ihr längliches Gesicht verzerrte sich in die Breite, was ihr ein noch hässlicheres Aussehen verlieh. Ursache hierfür war der im Innenteil angekündigte Bericht:

       Ein Damenstammtisch bewegt Hamburg

      Sie riss das Blatt förmlich an sich, schlug die Seite fünfzig auf und sah das Konterfei ihrer derzeitigen Lieblingsfeindin Etta v. Tarla-Hippenstedt breit lächelnd und in Farbe. Im ersten Impuls wollte sie die Illustrierte zusammenknüllen und in den nächsten Papierkorb werfen. Im letzten Moment beherrschte sie sich und steckte sich das Druckerzeugnis unter den Arm und verschwand, ohne die Damen im Vorstandssekretariat auch nur eines Blickes zu würdigen, geschweige denn vielleicht zu grüßen, in ihrem Büro. Mantel und Schal achtlos auf das Sofa ihrer Besprechungsecke werfend, sank sie in ihren Schreibtischstuhl und vertiefte sich in den Artikel.

      Zweimal las sie die erneute Lobhudelei der Presse für diesen Klub. Besonders die Tatsache, dass diese Weiber sich jetzt auch noch zu politischen Themen äußern wollten, brachte sie innerlich zum Kochen.

      Was bildeten sich diese Tratschen eigentlich ein? Ja, wenn Frauen wie sie, die es zu etwas gebracht hatten, etwas darstellten im Leben, sich berechtigterweise Gedanken über das Allgemeinwohl machten, dann war das schon in Ordnung und wohl auch überfällig. Aber die wahre weibliche Intelligenz, also Frauen ihres Kalibers, die blieben ja draußen vor.

      Erneut blätterte sie die dritte Seite des ausführlichen Artikels auf, wo die einzelnen Members mit Namen und Beruf aufgelistet waren. Vor Wut knirschte sie mit den teuren Implantaten, die so gar nicht zu ihrem wenig ausdrucksvollen Gesicht passen wollten; strahlend weiß und makellos hinter dünnen, verkniffenen Lippen, die freiwillig wohl kein Mann küssen würde. „Members, hach, dass ich nicht lache“, brach es aus ihr hervor. Und Ladies, welch hochgestochene Bezeichnung für Anwalts- und Notariatsgehilfinnen, Krankenschwestern oder gar eine Friseuse. Naja, gut, diese Pferdefrau, diese Edelgarde v. Toppendorf, die Frau mag ja ihr vielleicht gerade das Wasser reichen können. Aber eine Etta v. Tarla-Hippenstedt wohl kaum, trotz angeheiratetem Adelstitel doch eher eine Habenichts, zumindest im Vergleich zu ihr. Vorsitzende Richterin, mmh, aber doch weit unter ihr einzuordnen. Anwältin, Journalistin und, was war das denn, ging es ihr durch den knochigen Schädel, Henriette Hähnlein, schon der Name ein Witz. Selbstständige Unternehmerin, dümmer geht´s ja gar nicht. Was die wohl unternimmt? Nein, jetzt war Schluss! Jetzt hatte sie genug von diesem Verein. War nicht auch die Frau von dem Kaufhauskönig Köster abgelehnt worden? Hochangesehener Geldadel der Hansestadt. Na gut, kein Vergleich zu der Familie Blume, aber immerhin keine Niemands. Und die Frau von diesem Degen, dem Strafverteidiger, der sie da rausgepaukt hatte, die wollte doch auch unbedingt in diesen Verein. Da müsste sich doch was machen lassen!

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