Dorfgeschichten und mehr .... Manfred WiedemannЧитать онлайн книгу.
entschloss man sich zu einer Vaterschaftsklage vor Gericht. Man wollte halt noch retten, was zu retten war. An eine Heirat mit dem Bauernsohn war nicht zu denken, aber man sollte wenigstens den Unterhalt für den „Kegel“ erreichen.
Nun kam es zu der Klage vor Gericht, wo der Sünder mit seiner Mutter erschien. Für den Richter war die Angelegenheit nichts Neues, denn derartige Verhandlungen waren nicht ungewöhnlich. Leider war damals eine DNA-Untersuchung noch nicht möglich. Den Prozess gewann, wer die besseren Argumente hatte.
Nachdem also das Mädchen und der junge Mann jeweils die eigene Aussage vorgebracht hatten, befragte der Richter auch die Mutter des Beklagten, die kaum erwarten konnte, ihre Argumente vorzubringen und deshalb schon lange auf ihrem Platz unruhig hin- und herrutschte. Sie hatte sich schon lange ihre Ausrede zurechtgelegt und behauptete, ihr Sohn wäre zur Zeugung eines Kindes noch gar nicht fähig. Und wenn der Herr Rat das nicht glaube, könne sie das leicht beweisen, indem sie dem Jungen die Hose herunter lasse. Dann würde der Herr Rat das ja sehen. Der Vorsitzende verzichtete auf dieses „Corpus Delicti“, sprach aber leider den jungen Herrn von jeder Schuld frei.
Jagdgeschichten
Ein neuer Jagdpächter
Ein Jäger hatte im fortgeschrittenen Alter eine Jagd gepachtet. Um seine Bauern näher kennenzulernen, war es die beste Möglichkeit, mit ihnen in der Dorfwirtschaft am Stammtisch zu sitzen. Aber auch die Bauern legten Wert darauf, über ihren neuen Jagdpächter Näheres zu erfahren. Und so ergab sich manches Gespräch über Gott und die Welt. Die Anwesenden waren alle im reiferen Alter, so blieb es nicht aus, dass man über Themen aus der guten alten Zeit sprach. Wie gut die Jagd noch in früheren Zeiten war, aber auch wie mühselig früher die Bauernarbeit gewesen sei. Natürlich behaupteten die Bauern, dass ihre Jagd auch heute noch von Hasen und Rehen nur so wimmele und dass man die Jagd eigentlich viel zu billig abgegeben habe. Der Jäger dagegen meinte, er habe die Jagd viel zu teuer erworben und die Bauern hätten sich auch früher bei der Arbeit nicht umgebracht. Darauf meinte einer der Anwesenden, ob der Jäger es nicht für schwere Arbeit halte, wenn man einen Zweizentnersack über mehrere Stiegen auf den Dachboden geschleppt habe. Der Jagdpächter antwortete, dass er dies schon anerkenne, aber dass er, der Jäger, dies auch jetzt noch schaffe. Die Antwort war ein hämisches Gelächter. Der Weidmann aber blieb bei seiner Behauptung.
Nun schlug einer der Bauern vor, dass man ja wetten könne, dann würde man sehen wie stark unser Jäger sei. Dieser erklärte, dass es schwieriger sei, eine Wildsau zu bergen, als so einen Zweizentnersack auf den Dachboden zu tragen. Er nehme die Wette aber gerne an und an zehn Maß Bier sei ihm nichts gelegen.
Da der Gastwirt neben seiner Kneipe auch eine Landwirtschaft betrieb, wurde nach einem entsprechenden Sack gesucht und dieser auch gefunden. Er wurde mit Getreide gefüllt und nun sollte der Jäger seine Kraft beweisen. Der Jäger schüttete das Getreide wieder zu dem übrigen Haufen, nahm den Sack und spazierte damit treppauf und treppab. Natürlich protestierten die Bauern, dass das ein Schwindel wäre und man so nicht gewettet habe. Der Jäger aber meinte, es wäre immer nur um einen Zweizentnersack gegangen, von einem Inhalt sei nie die Rede gewesen. Er sei aber gerne bereit, auf die Hälfte des Wetteinsatzes zu verzichten, denn er vermute, dass die Bauern auch heute noch weder zwei Zentner tragen könnten, noch all zuviel Bier vertragen würden. Hier aber hatte sich der Jäger geirrt. Denn die Bauern waren im Konsumieren von Bier noch weit standfester, als im Tragen von schweren Gewichten. Der Jäger zahlte deshalb freiwillig noch so manchen Liter Bier und es wurde ein langer und vergnüglicher Abend.
Das Kennenlernen des neuen Jagdpächters hatten sich die Jagdgenossen allerdings in mancher Hinsicht anders vorgestellt.
Der gesunde Fuchs
Durch meine Jagd zogen sich drei Bäche, die sich an der Jagdgrenze vereinigten. Eigentlich waren es keine Bäche, sondern künstlich angelegte Kanäle, die sich „Schandgräben“ nannten. Wie sie zu diesem Namen kamen, konnte ich leider nie feststellen. Möglicherweise wurden sie so genannt, weil es mühselig, also eine Schande war, diese Gräben mit Pickel und Schaufel vor langer Zeit anzulegen. Der Hauptkanal war aber etwa fünf Meter breit und führte auch bei normalem Wetter circa einen halben Meter hohes Wasser. Und in diesem Bach tummelten sich oft ein paar Enten.
Ich ging also mit Hund und Flinte diesen Bach entlang, um, wenn es sein wollte, einige Enten zu schießen. Mein Weimaraner-Langhaar-Rüde „Kuno vom Falkentann“ ging immer ein paar Meter vor mir, da der die Vögel, auch wenn ich sie nicht sehen konnte, hoch machte. An diesem Tag war leider keine Ente im Wasser.
Plötzlich sprang aus dem mit Schilf bewachsenen Ufer ein Fuchs ins freie Feld. Ich war davon überrascht, drehte mich in seine Richtung und warf ihm überhastet einen Schrotschuss nach. „Den hast du wohl nicht getroffen!“, dachte ich, denn er sprang wie gesund ab. Mein Hund folgte ihm und ich wusste, dass er die Jagd bei einem gesunden Fuchs nach einer kurzen Strecke aufgeben würde. Es kam aber anders. Hund und Fuchs verschwanden aus meinem Gesichtsfeld, was ich sonst bei Kuno und einem gesunden Fuchs nicht kannte.
Nach ungefähr zwanzig Minuten kam der Rüde mit dem Fuchs im Fang zu mir zurück, setzte sich und gab mir den Roten aus. Nur ein Jäger, der mit Hunden arbeitet, kann diese Leistung nachvollziehen. Ich liebelte meinen Hund überschwänglich ab und war in diesem Moment wohl der glücklichste Mensch der Welt. Beim Abbalgen des Fuchses wurde festgestellt, dass dieser drei Schrottreffer auf seinem Hinterteil hatte. Damit hätte der, wenn auch mit kurzzeitigen Schmerzen, sicher überlebt. Für den Hund aber war dies kein gesunder Fuchs und es war für ihn klar, dass er diesen Fuchs fangen, abwürgen und bringen musste.
Der Weimaraner
(vom Welpen bis zur VGP)
Jungjäger werden, das ist schwer;
Jungjäger sein, vielleicht noch mehr.
Man hat gebüffelt ein ganzes Jahr,
bis dass der Jagdschein fertig war.
Die Prüfung war ja nun bestanden.
Man hat auch einen gut bekannten
Revierinhaber bald gefunden
und ist nun Jäger in der Runden.
Was jetzt noch fehlt? Ein guter Hund!
Denn Jagen ohne Hund ist Schund.
Doch welche Rasse soll man nehmen?
Man will doch auch einen richtig schönen.
Ein Dackel, nein, der ist zu klein.
Ein großer Hund soll es schon sein.
Ein Terrier, der ist zu verrückt ...
Ein Weimaraner, das wär’ mein Glück.
Wo krieg’ ich einen Weimi her?
Einen Züchter finden ist nicht schwer.
Doch der will vieles von mir wissen
und redet streng mir ins Gewissen.
Ich müsst den Hund auf Prüfung führen
und sollte mich da ja nicht zieren.
Das sag’ ich gern dem Manne zu.
Ich mein’, dass ich das sicher tu.
Und bald schon hab ich einen Welpen,
bin stolz darauf, wie sonst nur selten.
Bei meiner Frau ist auch die Freude groß,
bis der Teppich nass ist, was mach ich bloß?
Nun gut, der Weimi ist kein Schwein
und bald schon