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Die Forsyte-Saga. John GalsworthyЧитать онлайн книгу.

Die Forsyte-Saga - John Galsworthy


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damit einfach eine Szene, die wirklich einen tiefen, nachhaltigen Eindruck auf sie gemacht hatte. Sie wollte für ihre Mutter, die draußen im Wagen wartete, schnell einen Rest prunefarbener Seide in der Seidenabteilung des Kirchen- und Handelsvereins aussuchen – jene Institution mit ihrem bewundernswerten System, nach dem nur verbürgte Personen zugelassen werden, die vor der Ablieferung bar zahlen, eine Einrichtung, wie sie für die Forsytes nicht empfehlenswerter gedacht werden konnte –.

      Als sie durch die Lebensmittel-Abteilung kam, zog die Rückansicht einer sehr schönen Gestalt ihren Blick in peinlicher Weise auf sich. Sie war so wunderbar in ihren Verhältnissen, so ebenmäßig und so gut gekleidet, daß es Euphemia in ihrem instinktiven Anstandsgefühl sogleich verwirrte. Mehr intuitiv als aus Erfahrung wußte sie, daß solche Figuren selten im Verein mit Tugend zu finden sind.

      Ihr Argwohn bestätigte sich glücklicherweise. Ein junger Mann, der aus der Droguerie kam, riß den Hut herunter und sprach die Dame mit der unbekannten Rückansicht an.

      Jetzt erst sah sie, wen sie vor sich hatte. Die Dame war ohne Zweifel Mrs. Soames, der junge Mann Mr. Bosinney. Schnell verbarg sie sich beim Einkauf einer Schachtel tunesischer Datteln, denn sie fand es unleidlich, jemand zu dieser geschäftigen Zeit am Morgen unbeholfen mit Paketen in den Händen zu begegnen, und so wurde sie ganz unwillkürlich die interessierte Beobachterin ihrer kurzen Zusammenkunft.

      Mrs. Soames' Wangen, die gewöhnlich etwas bleich waren, hatten eine wundervolle Farbe; und Mr. Bosinneys Wesen war seltsam, wenn auch anziehend (sie fand sein Aussehen sehr vornehm, und Georges Namen für ihn ›der Bukanier‹ – der etwas Romantisches hatte – ganz reizend). Er schien sich zu verteidigen. Sie sprachen wirklich so eifrig – oder vielmehr er sprach eifrig, denn Mrs. Soames sagte nicht viel – daß sie rücksichtslos eine Stockung des Verkehrs veranlaßten. Ein netter alter General, der in das Zigarrenlager wollte, war genötigt einen Umweg zu machen, und als er zufällig aufblickte und Mrs. Soames' Gesicht sah, nahm er tatsächlich den Hut ab, der alte Narr! Das sah einem Manne ähnlich!

      Aber besonders ärgerlich war Euphemia über Mrs. Soames' Augen. Sie blickte Mr. Bosinney nicht ein einziges Mal an bis er ging, allein dann sah sie ihm nach. Und oh, dieser Blick!

      Diesem Blick hatte Euphemia viele besorgte Gedanken gewidmet. Es ist nicht zuviel zu sagen, daß er sie mit seiner dunkeln, sehnsüchtigen Weichheit verletzt hatte, es sah wahrhaftig aus, als wollte die Frau ihn damit zurückziehen und etwas zurücknehmen was sie gesagt hatte.

      Ja, eigentlich hatte sie mit ihrer prunefarbenen Seide in der Hand ja gar nicht Zeit gehabt sich in die Sache zu vertiefen; aber sie war sehr ›intriguée‹ – sehr! Sie hatte Mrs. Soames dann eben noch zugenickt, um ihr zu zeigen, daß sie sie gesehen; und hernach, als sie mit ihrer intimsten Freundin Francie (Rogers Tochter) darüber sprach, sagte sie im Vertrauen: »Sie sah ja aus, wie eben ertappt!« ...

      James war durchaus abgeneigt so auf den ersten Anstoß hin an Neuigkeiten zu glauben, die seinen eigenen quälenden Argwohn bestätigten, und unterbrach sie gleich.

      »Ach,« sagte er, »sie haben sicherlich Tapeten ausgesucht.«

      Euphemia lächelte. »In der Lebensmittelabteilung?« sagte sie sanft; dann nahm sie ›Leidenschaft und Ablenkung‹ vom Tisch und fügte hinzu ehe sie ging: »Also du leihst es mir, Tantchen? Adieu!«

      James ging fast unmittelbar darauf; es war spät geworden.

      Als er das Bureau von Forsyte, Bustard und Forsyte betrat, fand er Soames in seinem Drehstuhl sitzen und damit beschäftigt eine Verteidigung auszuarbeiten. Er begrüßte den Vater mit einem kurzen Guten-Morgen, zog dann ein Briefkuvert aus der Tasche und sagte:

      »Es interessiert dich vielleicht dies durchzulesen.«

      James las folgendes:

      »Sloane Street. 309 d.

       15. Mai.

      »Lieber Forsyte!

      Da der Bau Ihres Hauses nun vollendet ist, sind meine Dienste als Architekt zu Ende. Wenn ich mit der Innendekoration fortfahren soll, die ich auf Ihren Wunsch übernahm, bitte ich Sie zu berücksichtigen, daß ich freie Hand haben muß.

      Sie sind nie hier, ohne etwas vorzuschlagen, was meinen Plänen widerspricht. Ich habe hier drei Briefe von Ihnen, von denen jeder einen Artikel empfiehlt, den anzuwenden ich mir nicht träumen lassen würde. Gestern nachmittag war auch Ihr Vater hier, der weitere wertvolle Vorschläge machte.

      Bitte entschließen Sie sich daher zu einer Entscheidung, ob ich weiter für Sie arbeiten oder mich zurückziehen soll, was zu tun ich übrigens vorziehen würde.

      Aber Sie verstehen, daß wenn ich die Dekoration übernehme, ich allein darüber bestimme, ohne jede Einmischung irgend einer Art.

      Wenn ich die Sache unternehme, will ich es gründlich tun, aber ich muß freie Hand haben.

      Ihr ergebener Philip Bosinney.«

      Was die eigentliche und unmittelbare Veranlassung zu diesem Briefe war, ist natürlich nicht gut zu sagen, aber es ist nicht unwahrscheinlich, daß Bosinney durch eine plötzliche Auflehnung gegen seine Stellung zu Soames dazu bewegt wurde – jener unabänderlichen Stellung der Kunst dem Reichtum gegenüber, die der eine Satz:

      Thos. T. Sorrow,

       Erfinder.

       Bert. M. Padland,

       Besitzer.

      der mit einem der besten im Tacitus zu vergleichen ist, so wunderbar kennzeichnet.

      »Was wirst du ihm darauf antworten?« fragte James.

      Soames wandte nicht einmal den Kopf. »Ich habe noch keinen Entschluß gefaßt,« sagte er und fuhr in seiner Arbeit fort.

      Einer seiner Klienten, der einige Bauten auf einem Grundstück hatte ausführen lassen, das ihm nicht gehörte, war plötzlich und höchst dringend aufgefordert worden sie wieder zu entfernen. Nachdem Soames sich jedoch sorgfältig in die Tatsachen vertieft hatte, fand er einen Ausweg und bewies, daß sein Klient eine sogenannte Besitz-Urkunde besaß und er, obwohl das Grundstück ihm allerdings nicht gehörte, doch berechtigt war es zu behalten. Jetzt wollte er eben Schritte tun, um das Nötige zu veranlassen.

      Er war seiner guten Ratschläge wegen bekannt; die Leute sagten von ihm: »Gehen Sie zu dem jungen Forsyte – der ist ein schlauer Kerl!« und er schätzte seinen Ruf sehr hoch.

      Seine angeborene Einsilbigkeit war ihm von großem Nutzen; nichts konnte geeigneter sein bei Leuten, besonders reichen Leuten (Soames hatte keine andern Klienten) den Eindruck von Sicherheit zu erwecken. Und sicher war er. Überkommenes, Gewohnheit, Erziehung, ererbte Fähigkeiten, angeborene Vorsicht, alles vereinigte sich, eine solide berufsmäßige Ehrlichkeit hervorzubringen, die schon dadurch aller Versuchung trotzte, daß sie jedes Risiko instinktiv vermied. Wie konnte er fallen, wenn er im Innersten Umstände verabscheute, die einen Fall möglich machen – man fällt nicht, wenn man schon am Boden liegt!

      Und jene zahllosen Forsytes, die bei ihren unzähligen Unterhandlungen über Besitztum aller Art (von Frauen bis zu Wasserrechten) Verwendung für die Dienste eines zuverlässigen Mannes hatten, fanden es sowohl beruhigend wie vorteilhaft, sich Soames anzuvertrauen. Die leise Anmaßung in seinem Wesen im Verein mit dem scheinbaren Heranziehen von Präzedenzien sprach ebenfalls zu seinen Gunsten – ein Mann ist nicht anmaßend, es sei denn, daß er etwas weiß!

      Er stand wirklich an der Spitze des Geschäfts, denn wenn James auch noch fast täglich hinkam, um selbst nachzusehen, tat er doch beinahe gar nichts, sondern saß mit übergeschlagenen Beinen in seinem Stuhl, brachte bereits entschiedene Dinge in Verwirrung und ging dann wieder fort. Und der andere Partner, Bustard, war ein armer Tropf, der eine Menge Arbeit verrichtete, aber nie um seine Meinung befragt wurde.

      Soames fuhr also unentwegt in seiner Arbeit fort. Allein es wäre müßig zu sagen, daß ihm wohl zumute war. Er litt unter dem Gefühl einer drohenden Gefahr, das ihn seit geraumer Zeit beunruhigte. Er versuchte, ihm eine physische Ursache zu geben – den Zustand seiner Leber – aber er wußte, daß es das nicht war.


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