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Weiße Wölfe am Salmon River. Lutz HatopЧитать онлайн книгу.

Weiße Wölfe am Salmon River - Lutz Hatop


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welche Flüsse hast du dabei gedacht? Mensch Hartmut, das ist eine Superidee. Marc, davon träumen wir doch schon lange, was meinst du?“

      Marc nickte nur unterstützend, er hatte Kopfschmerzen.

      „Ich habe einen fürchterlichen Kater. Ich glaube, ich muss mich erst mal hinlegen und wieder richtig nüchtern werden. Dann kümmere ich mich um das Haus hier und meine privaten Sachen. Lasst uns doch am Mittwoch im Vereinsheim zusammensitzen und mal grob planen.“

      Am darauffolgenden Tag suchte Marc den Notar auf, betraute ihn mit der Regelung seiner Vermögensverhältnisse und beauftragte einen Immobilienmakler zum Verkauf des Hauses und der beiden Eigentumswohnungen. Schon jetzt stellte sich heraus, dass die Vermögenswerte bei deutlich über 2 Millionen DM lagen, da kurz zuvor der Euro eingeführt wurde, besaß er ungefähr 1,5 Millionen Euro an aktuellen Vermögenswerten. Nach Erledigung der Pflicht folgte die Kür, zum ersten Mal seit dem Tod seiner Eltern und von Ella freute sich Marc auf das Treffen mit seinen Freunden. Mit Absicht fuhr er zwei Stunden früher zum Vereinsheim der Ulmer Kanuten, welches direkt am Flussufer der Donau unterhalb der Eisenbahnbrücke lag.

      Marc betrat, nachdem er Neoprenanzug, Helm und Schwimmweste angelegt hatte, die große zweigeschossige Bootshalle im Erdgeschoss, ging zu den Boxen der Wildwasserkajaks und zog seinen knallgelben Gattino aus dem Regal. In Paddlerkreisen galt dieses Kajak als Dickschiff und nicht mehr zeitgemäß. Marc war die Meinung der anderen egal. Das Boot war für ihn immer wieder richtig, egal ob schweres oder leichtes Wildwasser, selbst für Wanderfahrten war es einsetzbar. Das Kajak lässig über die rechte Schulter gehängt, das Paddel in der linken Hand marschierte er die 150m zur Kiesbank an der Donau. Normalerweise war diese mehrere Meter breit, aufgrund des leichten Hochwassers aber nur mehr einen halben Meter. Nachdem er das Boot abgelegt hatte, blickte er zufrieden auf die Eisenbahnbrücke. Bedingt durch das Hochwasser bildeten sich an der unteren Seite der großen Steinpfeiler kräftige Kehrwasser.

       Mit Kehrwasser bezeichnet man im Wildwasser Bereiche, in denen sich die Strömung flussaufwärts kehrt oder zumindest stark verlangsamt. Diese „Umkehr“ (oder Verlangsamung) der Fließrichtung des Wassers wird durch Wirbelbildung hinter angeströmten Hindernissen in Fließgewässern hervorgerufen. Die Technik des Hineinfahrens in ein Kehrwasser ist die wichtigste Voraussetzung zur Befahrung eines sportlichen Flusses.

      Noch war niemand außer ihm auf dem Wasser, er hatte die ganze Brücke für sich alleine. Er zog das Boot hangaufwärts auf den Grashang, setzte sich auf dem Trockenen in das Kajak, schloss die Spritzdecke und rutschte mit Tempo in die Donau. Auf dem Wasser war es sofort wieder da, dieses unglaublich gute Gefühl! Er und das Kajak bildeten eine Einheit. Mit kräftigen Schlägen drückte er das Kajak dicht am Ufer entlang langsam flussaufwärts. Ein kleines Kehrwasser ausnutzend, legte er beim Ausfahren in die schnelle Strömung das Boot auf die Kante, hielt sich mit einer hohen Paddelstütze sicher im Wasser und fädelte mit einem kräftigen Ziehschlag in das Kehrwasser hinter dem ersten Brückenpfeiler ein. Auf diese Weise überquerte er die gesamte Breite der Donau bis zur Mündung eines Nebenarmes der Blau. So pendelte er ein paarmal über die Donau, immer wieder neue Spielarten austestend. Die früher vorhandene Sicherheit stellte sich langsam wieder ein. Nach zwei Stunden intensiven Trainings kehrte er zwar ausgepowert, aber glücklich an das Ufer zurück.

      Am Ufer wurde er bereits von seinen beiden Freunden Hartmut und Gerhard erwartet, die ihn freudig begrüßten. Er wurde langsam wieder der alte. Marc zog sich noch schnell um, räumte Boot und Material auf und ging zu seinen beiden Freunden in die Gaststätte des Vereinsheimes. Die hatten sich bereits zwei Weißbiere bestellt. Lachend nahm er am Tisch Platz, „Ich kann's noch, ein super Gefühl. Ihr habt schon bestellt?“

      Marc legte nach und bestellte sich ebenfalls Bier und etwas zu essen. Mit wichtigem Gesicht begann Hartmut:

      „So Jungs, ich habe mir einiges überlegt. Unser Ziel ist Kanada, der äußerste Nordwesten, Wildnis pur und traumhafte Flüsse.“

      Gerhard hakte ein, „an welchen Fluss dachtest du denn?“

      „Zuerst an den Yukon, 780km von Whitehorse bis Dawson City.“

      Marc ergänzte noch, „nicht schlecht, auf den Spuren Jack Londons und des Goldrausches.“

      „Genauso habe ich auch gedacht, bei weiterem Studium bin ich dann auf den South Nahanni gestoßen. 600km pure Wildnis, kein einziger Ort. Wir müssen uns mit dem Wasserflugzeug zum Einstieg einfliegen lassen. Die ersten vier Tage Wildwasser, ein Hochgenuss von leichtem bis mittlerem Schwierigkeitsgrad, dann der höchste Wasserfall Kanadas mit fast 100m und vier Canyons, einer großartiger als der andere. Ich schlage den South Nahanni vor. Wir brauchen für die Befahrung gute zwei Wochen. Was meint ihr?“

      Zur Bestätigung seiner Ausführungen legte er noch Kartenmaterial und Reiseführer auf den Tisch. Marc begeisterte sich von Minute zu Minute mehr.

      „Das ist ja Wahnsinn. Ich bin dabei. Wann wolltest du starten?“

      Hartmut lächelte, „wenn ihr Urlaub bekommt, Ende August diesen Jahres. Dann ist der Wasserstand niedrig und der erste Frost setzt bereits ein. Und das ist gut für uns und schlecht für die Mosquitos. Außerdem brauchen wir die Zeit. Ich muss sofort morgen die Permits für den Nationalpark reservieren, damit wir überhaupt fahren dürfen. Die Parkverwaltung lässt nämlich pro Monat nur eine bestimmte Anzahl Menschen auf den Fluss. Das ist beim Yukon anders, der ist fast schon zur Autobahn mutiert. Außerdem müssen wir das Material beschaffen und uns vorbereiten.“

      Aufmerksam schaute Hartmut seine beiden Freunde an. Gerhard fasste als erster nach.

      „Wie meinst du das? Material? Wir haben doch alles, bis auf einige Kleinigkeiten vielleicht.“

      Hartmut schüttelte den Kopf.

      „Falsch mein Lieber, wir haben fast nichts. Oder wie wolltest du die Boote transportieren, per Schiff und LKW?“

      Marc ergänzte, „ich vermute, du spielst auf ganz andere Boote an, oder? Ich könnte mir vorstellen, dass Faltboote hierfür ideal sind. Sie sind eingeschränkt wildwassertauglich, schnell und fassen viel Gepäck.“ Er grinste dabei breit, „und ich bin der stolze Besitzer eines solchen Bootes, ein Klepper T 65, damit ist mein Vater früher schon Wildwasser gefahren.“

      Auch Hartmut lachte.

      „Marc, endlich wieder wie früher. Du hast es erfasst. Wir brauchen Faltboote. Ich tendiere dabei zu einem neuen Aerius 450 und für Gerhard habe ich einen T9 von einem Bekannten. Wir müssten die beiden alten Boote aber noch auf ihre Fahrtüchtigkeit überprüfen.“

      „Da hast du Recht, das ist unbedingt notwendig. Ich habe keine Ahnung, wie lange das Kajak nicht benutzt wurde. Ich bin dafür, dass Hartmut die Koordination der Planung übernimmt, was meinst du dazu, Gerhard?“

      Dieser erklärte sofort sein Einverständnis.

      Als erstes legten sie die Zeit fest, Hartmut gelang es, im Nationalpark die drei Permits für die Durchfahrt vom 26.August bis 15.September zu reservieren. Um diesen Zeitraum wurde die gesamte Reise aufgebaut. Als nächstes wurden die Hotels und Flüge gebucht. In den kommenden Wochen ging es nur noch um die Ausrüstung. Marc musste feststellen, dass sein altes Faltboot runderneuert werden musste. Nach kurzer Überlegung entschied er sich, eine vollkommen neue Bespannung zu kaufen. Hartmut und er hatten sich in Rosenheim bei Klepper angemeldet. Er nahm das Gerüst seines Bootes mit, Hartmut dagegen liebäugelte mit dem neuen Aerius, ein vollkommen anders aufgebautes Boot. Ausgerüstet mit einem Luftschlauch war es wesentlich stabiler, im Wasser leichter und hatte eine höhere Zuladung. Hartmut musste jedoch zu seinem Bedauern feststellen, dass der T9 seines Bekannten nicht mehr fahrbereit gemacht werden konnte. Gerhard wollte jedoch auf keinen Fall für diese eine Reise ein Boot kaufen und mehrere 1000 Euro investieren, zumal die Fixkosten der Reise allein schon an der 3000 Euro Grenze kratzten.

      Die drei Freunde entschieden sich dann, gemeinsam nach Rosenheim zum Faltboothersteller zu fahren. Dort angekommen, testeten sie verschiedene Boote. Gerhard war kurz davor auszusteigen. Das Angebot von Marc, die Kosten für das Faltboot zu übernehmen, lehnte er ab. Die Variante, einen Zweier zu nehmen, schien beiden nicht zu schmecken. Im Einer war auf jeden


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