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Glücksschule. Daniel HessЧитать онлайн книгу.

Glücksschule - Daniel Hess


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erleben also eine Welt, die vom Gehirn automatisch erzeugt wird. Es kann dabei von einer Art virtueller Realität gesprochen werden.

      Die Prozesse des Filterns, Interpretierens und Konstruierens basieren allesamt auf erlerntem Vorwissen. Das zeigt deutlich, dass wir alle wirklich gelernt haben, Realität so zu erleben, wie wir sie erfahren, sozusagen durch eine erlernte Brille der Wahrnehmung. Realität ist demnach nicht etwas Stabiles, in das wir hineingeboren werden, sondern vielmehr einzig eine unmittelbare Folge dessen, was wir gelernt haben, zu glauben und zu erfahren!

      Zuerst war da nur reines Erleben. Erst durch die Interpretation, die Bewertung und das Personifizieren wurde daraus eine Wahrnehmung.

      Wenn wir also eine Realität erleben, in der es für uns sehr viel Müssen und sehr viele Sachzwänge gibt, dann hat das damit zu tun, dass wir gelernt haben, zu glauben, die Realität sei einfach so.

      Wir glauben, dass wir in diese Realität hineingeboren wurden. Es ist aber vielmehr so, dass die Realität und unser Ich in das Gehirn hineingeboren wurden! Vor diesem Hintergrund sind die Glücksschule und die Glücksgesellschaft keineswegs eine Utopie oder Illusion. Wenn wir uns erlauben, bestehende einschränkende Überzeugungen aufzugeben, alle auftauchenden Gefühle ganz anzunehmen und unseren Kindern komplett neue Lernerfahrungen zu ermöglichen, dann sind das bereits die Glücksschule und die Glücksgesellschaft in Aktion – denn dadurch entstehen neue Wahrnehmungsbrillen und somit eine andere Welt!

      Um die Prozesse der Realitätsgestaltung noch vertiefter zu erforschen, wenden wir uns jetzt einem weiteren spannenden Phänomen zu, das unsere Art, zu leben, massiv mitprägt. Sobald wir nämlich gelernt haben, unser unbegrenztes, undefiniertes Sein aufzugeben und uns mit der begrenzten Ich-Realität des Wissens zu identifizieren, beginnt das Gesetz der Resonanz in Kraft zu treten, welches einen großen Einfluss auf „unsere“ Realität als getrenntes Ich ausübt.

      „Unsere Wahrnehmung ist also letztlich nichts anderes als ein Filter, der aus einem gigantischen Spektrum an Möglichkeiten eine bestimmte Realität herausfiltert.“

      Jörg Starkmuth

      Angenommen, ein Kind hat schon mehrfach die Erfahrung gemacht, dass es in einem bestimmten Schulfach, beispielsweise Mathematik, bei einer Prüfung schlechte Noten bekommen hat. Daraus folgt beim Kind, häufig auch noch aufgrund weiterer bewertender Aussagen von den Eltern oder der Lehrperson, der Schluss, dass es in Mathe schlecht ist, dass es Mathe halt einfach nicht begreift oder gar, dass es allgemein einfach dumm ist.

      Nehmen wir weiter an, dass dieses Kind genau in diesem Moment wieder vor einem Mathetest steht. Mit welcher Haltung wird dieses Kind an den Test herangehen, verglichen mit einem Kind, das in den letzten Tests mit sehr guten Noten abgeschnitten hat und von sich glaubt, sehr gut in Mathe zu sein? Wahrscheinlich würde man allein schon an der Körperhaltung erkennen, dass es sich auch bei diesem Test keine positive Note zutraut. Einen großen Teil der Energie fließt in die Angst und in das Vermeiden dieser Angst, in den Selbstschutz (siehe Kapitel „Selbstwert“). Diverse Studien zu diesem Thema, das in der Psychologie „selbsterfüllende Prophezeiungen“ genannt wird, zeigen, dass die Chance für eine schlechte Note durch eine negative Überzeugung wirklich deutlich erhöht ist.

      Dies zeigt sich in allen Bereichen unseres Lebens.

      Wer von sich selber glaubt, dass er oder sie wertlos ist, dieser Mensch wird immer wieder Erfahrungen machen, welche diese Überzeugung bestätigen. Natürlich geht diese Person auch schon ganz anders auf andere Menschen zu und filtert Begegnungen oder Erlebnisse komplett anders als jemand, der diese Überzeugung nicht gelernt hat zu glauben.

      Weitere Glaubenssätze, die eine sehr starke Tendenz haben, sich in der äußeren Realität abzubilden, beginnen mit: „Es ist unmöglich, dass …“ oder: „Ich kann nicht …“, „Ich bin zu …“ usw. All unsere Überzeugungen sind gelernt und basieren auf Erfahrungen und Interpretationen dieser Erfahrungen, wie am Beispiel mit dem Matheschüler gezeigt wurde. Wenn sich in einem Menschen eine einschränkende Überzeugung bildet, dann liegt dahinter meist eine sehr schmerzhafte, verletzende, leidvolle oder gar traumatische Erfahrung, die noch nicht wirklich heilen konnten. Man könnte diese innere Verletzung als die emotionale Ladung einer Überzeugung deuten. Je stärker die Einschränkung einer Überzeugung ist, desto größer ist auch die emotionale Ladung, die dahinter liegt. Eine einschränkende Überzeugung und die zugehörige emotionale Ladung des Themas beeinflussen den Wahrnehmungsfilter so stark, dass sie es schaffen, sich in der sogenannten äußeren Realität immer wieder zu bestätigen.

      Selbstreflexion:

      Gibt es bei dir einschränkende Überzeugungen, die mit einem der folgenden Sätze beginnen? Wenn ja, welche? Hinter all diesen Überzeugungen liegt ein Schmerz, eine Angst oder andere unterdrückte Emotionen. Erforsche auch diese Emotionen und nimm sie liebevoll an.

      Ich kann nicht …

      Es ist unmöglich …

      Ich bin zu …

      Immer wenn …, dann …

      Jeder sollte …

      Man darf nicht …

      Ich muss/sollte …

      Schon immer …

      Es scheint, als wirkten Überzeugungen und Emotionen wie eine Art Magnet in unserem Leben, sodass wir immer wieder genau die Erfahrungen anziehen, die unsere Überzeugungen bestätigen und diejenigen Emotionen wieder hervorrufen, die wir eigentlich mit aller Kraft vermeiden wollten. Oft spricht man dabei vom Resonanzgesetz, bei dem die äußere Welt als Spiegel der inneren Welt gesehen wird. Dies bedeutet, dass alles, was uns in der Welt außen passiert, nur ein Abbild innerer Überzeugungen und unterdrückter Emotionen ist. Auf dieser Ebene könnte man das Ich-Konzept als eine Art magnetische Wolke ansehen (ein morphogenetisches Feld), welche die Erfahrungen und Ereignisse, die diesem Ich im Außen passieren, anzieht. Dieser Prozess der selbsterfüllenden Prophezeiungen kann man schematisch als einen Kreislauf darstellen:

      • Der Kreislauf beginnt mit Erfahrungen, die wir mit dem erlernten Wissen aus Schule und Erziehung zu interpretieren und zu bewerten lernen.

      • Aufgrund der Interpretation und der Bewertung von Erfahrungen entstehen Konzepte oder Überzeugungen rund um das Ich. Und es wird gelernt, welche Gefühle und Emotionen beim Ich keinen Platz haben (schlecht oder falsch sind) und Ablehnung hervorrufen. Dies ist die „innere“ Realität.

      • Diese innere Realität wirkt in einem dritten Schritt als Wahrnehmungsfilter und prägt unsere Ausstrahlung oder die Haltung, mit der wir ein Thema angehen, was eine magnetische Resonanz erzeugt. Auch das Verhalten ist ein Abbild unserer Überzeugungen. Wer beispielsweise von sich glaubt, nicht vor einer größeren Gruppe von Menschen sprechen zu können, der wird sich so verhalten, dass er solchen Situationen eher ausweicht.

      • Der vierte Schritt ist der äußere Spiegel der inneren Realität. Die äußere Realität zeigt sich darin, was wir erleben, wie Menschen mit uns umgehen, was uns nicht gelingt oder gelingt usw. Diese Erfahrungen der äußeren Realität bilden sodann wieder die Grundlage für den ersten Schritt und hiermit schließt sich der Kreis.

      Selbstreflexion:

       Gibt es in deinem Leben immer wieder ähnlich ablaufende leidvolle Muster oder Situationen, sei es in Beziehungen, bei der Arbeit oder auch in allen anderen Lebensbereichen?

       Wenn ja, kannst du den Kreislauf, der hinter diesen Mustern oder Situationen liegt, erkennen? Was läuft genau ab und welche Gefühle oder Emotionen werden dadurch hervorgerufen, die du eigentlich lieber vermeiden möchtest?

      Der Kreislauf kann sich beispielsweise dann verändern, wenn ein Fenster für neue Erfahrungen (also bei Schritt 1) aufgeht. Auch bei Menschen, die sehr in solchen Kreisläufen gefangen sind, gibt es immer eine gewisse Offenheit für Wunder. Aber viele Personen bleiben oft


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