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Der Erwerb des Deutschen im Kontext von Mehrsprachigkeit. Tanja RinkerЧитать онлайн книгу.

Der Erwerb des Deutschen im Kontext von Mehrsprachigkeit - Tanja Rinker


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keine VokalharmonieVokalharmonie fester Wortakzentfester Wortakzent freier Wortakzentfreier Wortakzent

      Tab. 1.1:

      Merkmale silbenzählender und akzentzählender Sprachen (nach Auer & Uhmann 1988: 253; Bredel 2013: 378; Hirschfeld & Reinke 2018: 65); K = Konsonant, V = Vokal

      Tab. 1.1 mit den verschiedenen rhythmusassoziierten Phänomenen gibt eine ungefähre Vorstellung von der Komplexität der Lernaufgabe und zeigt gleichzeitig auf, welche Aspekte zu berücksichtigen sind, will man Deutschlernende einer silbenzählenden Erstsprache an den deutschtypischen SprachrhythmusSprachrhythmus heranführen. Von den kontrastierten Phänomenen sind es insbesondere der WortakzentWortakzent, die Silbenstrukturen und die distinktive VokalquantitätVokalquantität, die bekanntlich Schwierigkeiten bereiten. Die folgenden Abschnitte widmen sich diesen drei Bereichen.

      Aufgaben

       1.* Wie lassen sich im Rahmen der Isochronie-HypotheseIsochronie-Hypothese die bei akzentzählenden Sprachen zu beobachtenden Komprimierungseffekte (VokalreduktionVokalreduktion bzw. Wegfall unbetonter Silben) erklären?

       2.** Welcher der drei Sätze entspricht (tendenziell) der isochronischen Beispielsequenz? Begründen Sie Ihre Antwort.a.Die Zeit wird umgestellt.b.Jürgen liebt Flohmärkte.c.Plötzlich erschien ein Geist.

       3.*** In akzentzählenden Sprachen wird der Akzent „in vielfältigerer Weise grammatisch genutzt“ als in silbenzählenden Sprachen (Auer & Uhmann 1988: 250). Man denke beispielsweise an die Minimalpaare trennbarer und untrennbarer Verbformen ('umstellen vs. um'stellen, 'wiederholen vs. wieder'holen). Welche weiteren Bereiche, bei denen die Akzentsetzung Unterschiede bewirkt, fallen Ihnen für das Deutsche ein? Lesen Sie vergleichend bzw. ergänzend zu Ihren Überlegungen sowie zu weiteren Akzentphänomenen die Seiten 250-252 in Auer & Uhmann (1988).

      1.2 WortakzentWortakzent

      Die überwiegende Mehrzahl deutscher Wörter ist in der Grundform oder in flektierter Form zweisilbig und entspricht dem trochäischen Betonungsmuster (betont – unbetont). Für morphologisch komplexe Wörter gilt die StammbetonungStammbetonung, vgl. (1) und (2). Das bedeutet, der WortakzentWortakzent ist nicht festgelegt auf eine bestimmte Silbenposition. Er wird daher auch als freier Wortakzentfreier Wortakzent bezeichnet.

(1) 'lauf
'lau.fen
ver.'lauf
ver.'lau.fen
ver.'lau.fen.de
(2) 'Haus
'häus.lich
'Häus.lich.keit
'Häus.lich.keit.en

      Einen festen WortakzentWortakzent weisen zum Beispiel Tschechisch (Erstsilbenakzent), Polnisch (Akzent auf vorletzter SilbeSilbe) und Französisch (Letztsilbenakzent) auf (Roelcke 2011: 36). Auch im Türkischen liegt der Wortakzent – wie in (3) zu sehen – auf der letzten Silbe.

(3) 'ev Haus
ev – 'ler Häuser
ev – ler – 'im meine Häuser
ev – ler – im – 'de in meinen Häusern

      Der sprachtypische Rhythmus und die sprachspezifischen Betonungsmuster prägen den Erstspracherwerb von Anfang an. Sie helfen den Kindern zunächst, den Lautstrom ihrer Umgebungssprache zu segmentieren, und etwas später auch dabei, sich die Wortstruktur zu erschließen. So nutzen deutsche Kinder die Betonung als Hinweis auf den Wortanfang, türkische Kinder hingegen auf das Wortende (Bredel 2013: 379). Während deutsche Kinder Betontheit mit lexikalischem und Unbetontheit mit grammatischem Material assoziieren, nutzen türkische Kinder hierfür Unterschiede im Vokalismus: Vokalische Stabilität dient ihnen als Indikator für lexikalisches Material und vokalische Varianz (durch die den Regeln der VokalharmonieVokalharmonie folgende Assimilation der Suffixe, vgl. evim 'mein Haus' vs. grubum 'meine Gruppe'), als Indikator für grammatisches Material (ebd. 379). Darüber hinaus bewirkt die finale Akzentposition, dass im Türkischen (anders als im Deutschen) an den StammStamm angefügte grammatische Morpheme betont werden. Sie sind damit der Wahrnehmung stärker zugänglich. Gewöhnt an diese prosodischen Markierungen ist der Erwerb des Deutschen, dessen grammatische Morpheme meist unbetont (und oftmals phonologischen Reduktionsprozessen ausgesetzt) sind, kein leichtes Unterfangen. Das SchriftsystemSchriftsystem kann hier aber ausgleichend wirken und sollte im Lernprozess von Beginn an gezielt genutzt werden, um Flexive und Derivationsaffixe leichter wahrnehmbar zu machen (s. Kap. 3). Einen weiteren Grund, das Medium Schrift konsequent zum Lernen der zielsprachlichen Betonungsmuster einzubeziehen, liefern Forschungsbefunde, denen zufolge Sprecher einer Sprache mit festem WortakzentWortakzent zum Teil Schwierigkeiten damit haben, den freien Wortakzent überhaupt wahrzunehmen (ebd. 379). Für eine entsprechende Sensibilisierung ist zu empfehlen, bei morphologisch komplexen Wörtern die StammbetonungStammbetonung zu visualisieren (z. B. wohn- → 'woh.nen, ge.'wohnt, 'wohn.lich, 'Woh.nung, Be.'woh.ner).

       Aufgaben

       1.* Erklären Sie, wann und warum man beim Deutschen von einem freien WortakzentWortakzent sprechen kann.

       2.** Wählen Sie aus einem DaZ/DaF-Lehrwerk (A1-A2) einen kurzen Text aus und überlegen Sie, durch welche Markierungen / Hervorhebungen Sie den Lernenden zu einer zielsprachlichen Betonung verhelfen könnten.

      1.3 SilbenstrukturSilbenstruktur

      Eine SilbeSilbe besteht aus Anlaut (OnsetOnset), Kern (NukleusNukleus) und Auslaut (KodaKoda). SilbenkernSilbenkern und SilbenkodaSilbenkoda bilden zusammen den ReimReim, vgl. Abb. 1.2. Die deutsche Sprache zeichnet sich durch eine variationsreiche SilbenstrukturSilbenstruktur aus. Im Onset deutscher Silben können bis zu drei KonsonantenKonsonanten (Saal, Stahl, Strahl) stehen. Die Silbenkoda kann unbesetzt bleiben (La.ma) und bis zu vier Konsonanten (hat, hast, holst, hilfst) aufweisen. In Abb. 1.2 ist das einsilbige Wort strolchst dargestellt, das mit maximaler Belegung von Onset und Koda zeigt, wie komplex deutsche Silben sein können.

      Abb. 1.2:

      Hierarchische SilbenstrukturSilbenstruktur mit maximaler Belegung von OnsetOnset und KodaKoda1

      Deutschlernenden, in deren Herkunftssprache einfache Silben vom Typ KV (Konsonant-Vokal) oder KVK dominieren, bereiten KonsonantenclusterKonsonantencluster artikulatorische Schwierigkeiten. Oftmals wird ein sog. SprossvokalSprossvokal zwischen die KonsonantenKonsonanten geschoben (z. B. [fəragə]) oder es werden Phoneme ausgelassen (z. B. [svai] oder [vai] statt [tsvai] 'zwei'). Um die Lernenden langsam an die Komplexität deutscher Silben heranzuführen, bietet es sich an, zunächst Wörter auszuwählen,


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