Unter Ultras. James MontagueЧитать онлайн книгу.
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UNTER ULTRAS
JAMES MONTAGUE
UNTER ULTRAS
EINE REISE ZU DEN EXTREMSTEN FANS DER WELT
Übersetzt aus dem Englischen von Sven Scheer
COPRESS
IMPRESSUM
Vollständige E-Book-Ausgabe der im Copress Verlag erschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-7679-1269-4).
Copyright © James Montague, 2020
Titel der Originalausgabe: 13:12: AMONG THE ULTRAS by Ebury Press, an imprint of Ebury Publishing. Ebury Publishing is part of the Penguin Random House group of companies.
Umschlagfoto: imago images (www.imago-images.de)
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
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© 2020 der deutschen Ausgabe
Copress Verlag in der Stiebner Verlag GmbH, Grünwald
Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages.
Übersetzung aus dem Englischen: Sven Scheer
Satz und Redaktion der deutschen Printausgabe:
Stiebner Verlag, Grünwald
ISBN 978-3-7679-2094-1
Für Mila und Mitra, jederzeit
»In einem Universum, das sich ausdehnt, gehört die Zeit den Verstoßenen. Jene, die einst die Vorstädte menschlicher Ächtung bewohnten, finden sich schließlich in der Metropole wieder, ohne dass sie die Adresse gewechselt hätten.«
Quentin Crisp, Aus dem Leben eines englischen Exzentrikers
INHALT
Teil eins: Los Primeros Hinchas
Teil zwei: Kein Gesicht, kein Name
Teil drei: Gegen den modernen Fussball
Zu diesem Buch
Um den Teil des Spiels, der mich stets am meisten interessiert hat, ranken sich zugleich die meisten Missverständnisse: die Fans, oder genauer, die Ultras, die Hooligans, die barras bravas, die torcidas, die Fanatiker oder wie auch immer die leidenschaftlichsten und extremsten unter den Anhängern in ihrer jeweiligen Heimat auch genannt werden. Schon in jungen Jahren wurde ich von der Gefahr und dem Rätsel angezogen. Es war eine verführerische und extreme Kultur. Der Blick auf jenen Bereich hinter dem Tor und die unwiderstehliche von ihm ausgehende Anziehungskraft war, als würde man ein Magic-Eye-Bild betrachten. Entweder man sah das, was darin verborgen war, oder nicht.
Allerdings ist das eine Welt, die mich niemals wirklich als einen der ihren akzeptieren wird. Journalisten sind für sie genauso sehr ihr Feind wie die Polizei. Organisierte Fangruppen begegnen jedem, der über sie schreiben will, mit Misstrauen. Das entschied in gewissen Ausmaß darüber, welche Szenen und welche Orte in diesem Buch vorkommen. Den Szenen, zu denen ich keinen Zugang bekam, habe ich kein eigenes Kapitel gewidmet. Viele Versuche blieben vergeblich, aus dem Grund findet man in diesem Buch nicht mehr über Russland, Polen und Ägypten. Wenn der problematische Zugang selbst von Interesse war, wie in Marokko, habe ich das aufgenommen.
Doch nach und nach haben die einzelnen Akteure und Gruppen mir Zutritt zu ihrer Welt gewährt. Das führte zu einer Reihe moralischer Fragen. Häufig hatte ich es mit Menschen zu tun, mit deren Ansichten ich nicht übereinstimme und deren Aussagen manchem Leser bei der Lektüre Bauchschmerzen bereiten werden. Ich habe Geschichten von Gewalt und Rassismus gehört und sie oft selbst erlebt. Gebe ich dem Rechtsextremismus und dem organisierten Verbrechen eine Plattform, indem ich über sie schreibe? Rechtfertige ich die Ansichten dieser Menschen, indem ich wiedergebe, was sie mir erzählt haben? Doch um die Welt zu verstehen, müssen wir wissen, wie sie ist, nicht wie wir sie uns wünschen, auch wenn manche Menschen zusammenzucken werden. In meinen Augen ist das die einzige Möglichkeit, um zu begreifen, wie diese riesige Subkultur entstanden ist und wieso sie agiert, wie sie agiert.
Eine andere moralische Frage war die Identifizierbarkeit meiner Gesprächspartner. Die meisten von ihnen haben gebeten, nur unter Pseudonym zitiert zu werden, da ihre Auskünfte mir gegenüber sie in Gefahr bringen könnten. Dieser Bitte bin ich nachgekommen. Eine Ausnahme bilden diejenigen meiner Gesprächspartner, die derart öffentlich auftreten, dass sie in ihren Heimatländern beinahe schon so etwas wie Berühmtheiten sind. Moralische Erwägungen standen für mich bei der Arbeit stets im Vordergrund. Diese innere Stimme hat es mir, so hoffe ich, ermöglicht, getreu alles wiederzugeben, was ich gesehen und gehört habe, und es zugleich in den jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Kontext einzubetten. Meiner Ansicht nach sollten Sie, die Leser, sich selbst eine Meinung bilden können zu dem, was ich erlebt und hier festgehalten habe.