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Gestalttherapie mit Kindern und Jugendlichen - Группа авторов


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Entdeckerlust ein zentraler Motivator von Lebensbeginn an ist; und ebenso das Gefühl, in der Außenwelt sinnvolle Zusammenhänge bewirken und erkennen zu können.

      Generell scheint Kontingenz wachstumsfördernd zu sein – denn Säuglinge, die kontingent stimuliert werden, lächeln mehr, lernen schneller, sind länger aufmerksam und weniger nervös (vgl. Lewis et al. 1985, in: Dornes 1997).

      Zur Relevanz der Bindungstheorie im Rahmen der gestalttherapeutischen Arbeit mit Säuglingen und Kleinkindern

      Die Bindungstheorie geht auf John Bowlby, englischer Psychiater und Psychoanalytiker, Mitte der 50er Jahre zurück. Sie wird an vielen anderen Stellen ausführlich beschrieben und soll daher hier nur knapp, jedoch der Bedeutsamkeit wegen angeführt werden. Die Relevanz der Bindungstheorie sehe ich für die Gestalttherapie:

      • in der Erkenntnis und theoretischen Ausformulierung, dass frühe Erlebnisse, (wie Trennung von der Schlüsselbezugsperson oder Misshandlung) auch später eine Bedeutung haben und sich als pathogene Faktoren im Bindungs-/Kontaktverhalten auswirken können (Störung als Reflexion früher Erfahrungen),

      • in der Erkenntnis, dass die Verfügbarkeit von Bezugspersonen in frühen Jahren ausschlaggebend sein kann für die Entwicklung zwischenmenschlicher Beziehungen,

      • in der Erkenntnis, dass eine Verhaltensbeobachtung von Kindern mit ihren Eltern wichtige Informationen für Diagnostik und in der Folge für die therapeutische Behandlung bietet (Minde, in: Spangler, 1995) und

      • in der Untermauerung, wie enorm wichtig eine »sichere Basis« für den Klienten im therapeutischen Kontext ist – denn nur so kann er sich, schmerzhaft en Themen nähern und zu seiner Selbstunterstützung und seinen Ressourcen finden.

      • Die theoretische Formulierung führt zu wissenschaftlicher Überprüfbarkeit und zu den wichtigen präventiven Interventionen.

      Nach Bowlby werden die frühkindlichen Bindungserfahrungen für zwischenmenschliche Beziehungen verinnerlicht wie eine Art »Arbeitsmodell«. Somit haben alle Befunde zur menschlichen Frühentwicklung Konsequenzen für die psychische Belastbarkeit des weiteren Lebens, für das In-Einklang-Sein von Gefühlen, die emotionale Ausgeglichenheit, für das Verhalten in sozialen Situationen und für die Frustrationstoleranz.

      Eine direkte terminologische Umlegung des »sicheren Bindungsmodells« auf das Gestaltkonzept erscheint nicht einfach, denn schon die Dauerhaft igkeit, die der Begriff »Bindung« impliziert, steht im Kontrast zum Momentanen des Kontakt-Begriffes. Stimmig erscheint mir die Benennung »Modell der inneren Kontaktsicherheit«.

      Mary Ainsworth (1913-1999), Psychologin und Mitarbeiterin in Bowlbys Forschungsgruppe in London, ist es zu verdanken, dass dessen Thesen über die Bedeutung der frühen Mutter-Kind-Beziehung empirisch belegt werden konnten und erstmals eine Skala zu mütterlicher Feinfühligkeit und eine Klassifizierung des Bindungsverhaltens entworfen wurde. Mit Feinfühligkeit der Bindungsperson ist die Wahrnehmung der Verhaltensweisen des Säuglings, die zutreffende Interpretation dieses Verhaltens, die prompte Reaktion auf seine Äußerung und die Angemessenheit der Reaktion gemeint (vgl. Ainsworth 1978).

      Ainsworth und ihre MitarbeiterInnen konnten drei verschiedene Qualitäten von Bindungsverhalten zwischen Bezugsperson und Kind beobachten (A) avoiding – unsicher-vermeidend, B) balanced – sicher gebunden, C) crying – ambivalent-unsicher; eine vierte Bindungsqualität D) disoriented – desorientiert/desorganisiert kam 1986 von Main & Solomon hinzu).

      Aus den Erfahrungen also, die ein Kind in seinem ersten Lebensjahr macht – interaktiv und kommunikativ – resultiert ein Gefühl von Gebundenheit; je nach den Erfahrungen kommt es zu verschiedenen »Färbungen«, die eben die verschiedenen Qualitäten von Bindung ergeben.

      Zur Psychobiologie

      Auch biologisch orientierte Disziplinen (wie z.B. die vergleichende Verhaltensforschung) haben sich mit der Bindungstheorie befasst. Von Untersuchungen an Tieren ausgehend ließen sich Belege für neurobiologische Grundlagen finden. Vor allem limbische Strukturen – besonders die Amygdala – sind an der Konstitution des Bindungssystems beteiligt. Weiterhin konnte die Beteiligung von Gehirn-Opioiden im sozio-emotionalen Entwicklungsprozess nachgewiesen werden (Opioide sind hirneigene Stoffe, die eine schmerzstillende und beruhigende Wirkung haben). In Tierexperimenten konnte eindeutig belegt werden, dass sozialer Affekt und Bindung (Zuwendung, Körperkontakt) zu einer Opioid-Ausschüttung und damit zu Beruhigung führt (vgl. Panksepp et al. 1985, in: Suess 2001).

      Eine Längsschnittstudie von Spangler und Grossmann (1993) zeigte auch bei Kindern einen eindeutigen Zusammenhang von Verhalten in einer Bindungs-Stresssituation und physiologischer Reaktion: während einer kurzen Trennung der Hauptbezugsperson wurde simultan die Herztätigkeit gemessen. Alle Kinder zeigten dabei ein Ansteigen ihrer Herzfrequenz, was auf physiologische Erregungsprozesse hinweist, die im Allgemeinen mit der Aktivierung des Bindungsverhaltens einhergehen (vgl. Suess 2001).

      Weitere Untersuchungen wurden zur Cortisol-Ausschüttung durchgeführt (Hypophysen-Nebennierenrinden-System). Gemessen an Speichelproben 12 Monate alter Kinder zeigte sich, dass jene Kinder, die bis dahin keine Verhaltensstrategien entwickeln konnten, um mit einer Trennungssituation fertig zu werden (wie z.B. mittels Weinen und Protest), ein deutlich erhöhtes Cortisolniveau hatten.

      In Untersuchungen, meist an Rhesusäffchen vorgenommen, lassen sich weitere Belege für das Wechselspiel von Bindung/Trennung und Physiologie finden, z. B. zu Herzrhythmusstörungen, zum Tag/Nacht-Wach-Schlafmusters, zur Ausschüttung des Hormons Noradrenalin (wichtig für die Regulation der Feinabstimmung – z.B. aufhören zu essen, wenn man satt ist, aufh ören zu trinken, wenn der Durst gelöscht ist) und zum Wärmemetabolismus (vgl. Grossmann K., in: Hauser 2000). In der Frühgeborenenforschung (Als 1986) wird das Bild von Eisenbahnwaggons für die Koppelung von elterlichen und kindlichen physiologischen Regulationen genannt. Ein passenderes Bild bietet das Kangarooin. Hierbei wird das Baby mittels eines Stretchbeutels (Kangaroo-Beutel) an die Brust der Mutter / des Vaters gelegt (in aufrechter Position, möglichst nackt, nur mit einer Windel bekleidet, um viel Hautkontakt zu bieten, je nach Bedarf des Kindes zugedeckt eine bis mehrere Stunden am Tag). Mit beiden Bildern ist die wichtige Koppelung zwischen Baby und Bezugsperson gemeint: so wird für das Baby durch leichtes Schubsen oder Ruckeln der Bezugsperson, durch deren Laute und Geruch ein nachweisbar besserer, erholsamerer Schlaf ermöglicht als der Tiefschlaf. Auch die Körpertemperatur (Frühgeborene haben u. a. Schwierigkeiten beim Wärmeerhalt – Gefahr der Hypothermie) kann stabiler gehalten werden als im Inkubator.

      Untersuchungen des südafrikanischen Kinderarztes Niles Bergman in den 90er Jahren und der Neonatologen Neos Edgar Rey & Hector Martinez (Bogota) auf Video festgehalten bestätigen eindrucksvoll, dass sich durch Kangarooing (also durch eine Behandlung ohne Apparatemedizin, wie Inkubator und Atemhilfen) zu früh geborene Babys viel schneller erholen (z. B. bezüglich Herzfrequenz, Apnoen, Sauerstoffsättigung, erwähnter Körpertemperatur, Schlaf, Koliken) und die Sterblichkeit von siebzig auf dreißig Prozent gesenkt werden konnte! (vgl. INK – International network for Kangarooing Mother Care, Kolumbien).

      Weitere Erkenntnisse aus der Gehirnforschung der letzten zehn Jahre zeigen, dass frühe Störungen in der Mutter-Säuglings-Beziehung gravierende Auswirkungen auf die Entwicklung der rechten Gehirnhälfte haben. In den ersten zwei Lebensjahren findet eine rasante Gehirnentwicklung statt, wobei sich im ersten Lebensjahr vor allem die rechte Gehirnhälft e entwickelt. Das Gehirn wiegt anfangs bei der Geburt um die 400g, am Ende des 2. Lebensjahres ca. 1200g. Die rechte Gehirnhälfte ist verbunden mit dem limbischen System, das auch als Sitz der emotionalen Intelligenz (sozio-emotionale Informationsverarbeitung) bezeichnet wird. Durch die schnelle Entwicklung kommt es beim unreifen kindlichen Gehirn zu einer großen Verletzlichkeit gegenüber frühen ungünstigen (sozialen) Erfahrungen. Dies prägt sich während der Reifung des Gehirns in den ersten zwei Lebensjahren mit weitreichender Wirkung in die neurobiologischen Strukturen ein und verursacht Affekt- und Verhaltensänderungen (vgl. Schore 2001).

      Spezielle Indikationen und Störungsbilder im Säuglings- und Kleinkindalter


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