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Gestalttherapie mit Kindern und Jugendlichen. Группа авторовЧитать онлайн книгу.

Gestalttherapie mit Kindern und Jugendlichen - Группа авторов


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emotionalen Schmerzes aus.

      Durch Weinen und Schreien können Babys Schmerzen und Anspannung lindern. Dies wird leicht nachvollziehbar, wenn wir an eine Impfung denken: Typischerweise schreit ein Säugling während und auch einige Minuten nach der Injektion; so werden körperlicher und emotionaler Schmerz (Angst, Verwirrung, Wut, womöglich Verrat) verarbeitet und entladen. Gründe für das Weinen sieht Solter neben dem momentanen emotionalen Schmerz in Kombination mit körperlichem Schmerz und unerfüllten Grundbedürfnissen auch, wie weiter oben erwähnt, in prä- und perinatalen Traumata, Überstimulation (z. B. laute Geräusche, helles Licht, viele Menschen) und Angsterfahrungen.

      Wenn alle möglichen Bedürfnisse und medizinischen Ursachen einer Weinperiode ausgeschalten sind, bedeutet dieser Ansatz für die therapeutische Intervention, dass das Weinen der Stressreduzierung dient und damit eine heilsame Funktion hat, die die Bezugsperson unterstützend und zuhörend begleitet. Eltern können hier ihrem Kind eine empathische Akzeptanz des Schmerzes bieten. Sie sollten lernen, ihr Baby nicht immer nur glücklich sehen zu wollen, sondern auch die positiven Aspekte des Weinens zu verstehen, ohne sich inkompetent und hilflos zu fühlen.

      Praktische Anwendung aus gestalttherapeutischer Sicht

      Die Mutter, der Vater, die Eltern im Vordergrund

      Geboren wird nicht nur das Kind

      durch die Mutter,

      sondern auch die Mutter

      durch das Kind.

      (Gertrud von Le Fort, 1950)

      Je nachdem, welche Ausprägung von Störung im Mutter-Kind-Feld vorliegt – ob leichte Irritation bis schwere Erschütterung –, kann die Behandlungsdauer durchschnittlich bei nur drei bis fünf Sitzungen liegen oder eine längere Therapie der Traumafolgen notwendig machen (im deutschsprachigen Raum liegt der Elternanteil, der solche ungelösten traumatischen Erfahrungen gemacht hat, bei ca. dreißig Prozent (vgl. Brisch 2007)).

      Im Folgenden möchte ich auf jenen Arbeitsfokus eingehen, in dem bei Vorliegen kindlicher Regulationsschwierigkeiten (als Folge oder Ursache) Self-Support und/oder Support nicht ausreichend verfügbar sind. Also wo zwar vorerst die Eltern über innerpsychische und soziale Ressourcen verfügen, aber in der Folge durch das spezielle Temperament des Kindes die individuellen Bewältigungsmechansimen erschöpft sind und es gilt, sekundären psychischen Beeinträchtigungen vorzubeugen.

      In einer gelungenen empathischen Kontaktfindung kann die erste heilsame Wirkung erlebt werden. Das (oft erstmalige) Erzählen der prä-, peri- und postpartalen eigenen Geschichte ist eine Hilfe zur Konsolidierung der Erlebnisse. Neben kognitivem Verständnis für die Situation werden aff ektive Dimensionen geordnet und traumatische Geschehnisse im Dialog mit der Therapeutin eingeordnet.

      Ich begegne den Betroffenen mit Empathie und Respekt. Ich treffe sie bzw. hole sie dort ab, wo sie gerade stehen. Ich bemühe mich, sie zu verstehen und nicht zu verurteilen, auch wenn sie mir Dinge erzählen, die grausam und hart ihrem Kind gegenüber klingen (schlagen, weinen lassen u. ä.).

      Durch die gestalttherapeutische phänomenologische Haltung unterstütze ich mit einer explorierenden, konzentrierten Wahrnehmung der mütterlichen Perspektive ohne unterbrechende Tipps und Abschwächungen. Dies zeigt sich immer wieder als eine ganz wichtige Arbeitsbasis. Auf diese aufbauend können prägende oder traumatisierende Erlebnisse aufgearbeitet werden.

      Im Weiteren konzentriert sich die Arbeit auf die introjizierte Grunderfahrung4 der Mutter. Wir beschäftigen uns mit der neuen Identität als Mutter: Welche Erwartungen gab es vor der Geburt, welche Fantasien? Welche Vorstellungen zum Muttermythos gibt es hier und jetzt? Wann bin ich eine gute Mutter? Was muss eine gute Mutter alles ertragen, um eine solche zu bleiben? Wie perfekt muss eine gute Mutter sein? Mich interessiert, wie die Betroff ene mit ihren Fehlern umgeht – was sind überhaupt Fehler in ihren Augen und wie bewertet sie welche Fehler?

      Desweiteren frage ich nach den subjektiven Vorstellungen der Mutter zu ihrem Baby vor und nach der Geburt. Wie erlebt sie ihr Kind? Welche Projektionen gibt es? Überträgt sie introjizierte Grunderfahrungen auf das Baby? Wir arbeiten mit der bisherigen Wahrnehmung (z. B. »Was nimmst du wahr an deinem Kind, dass du zu dieser und jener Ansicht kommst?), um zu mehr und einer genaueren Wahrnehmung zu gelangen (Was nimmst du noch wahr, was siehst du außerdem?) Damit kann Frustrierendes oder Beängstigendes, was bisher durch Projektion mit dem Kind verbunden war, aufgelöst werden.

      Die Intuitionsstärkung beginnt meist mit dem Besprechen von Unsicherheiten wie z. B.: Verwöhne ich mein Baby, wenn ich so und so handle? Meine Freundin warnt mich, mein Baby zu mir ins Bett zu nehmen …? Und mit dem Herausfiltern von: Was will ich? Was glaube ich wirklich, sei das Beste? Und: Was glauben die anderen, sei das Beste? Daraus ergeben sich Klärung und Bestärken des eigenen Gefühls. Die Mutter kommt wieder in Kontakt mit den eigenen Bedürfnissen und Wünschen und findet zu ihrem individuellen Weg. Ziel ist ein angstfreies Verlassen auf die eigenen intuitiven Kompetenzen und auf die ihres Kindes. Dabei wirkt eine umfassende Information zu den (prä- und postnatalen) Kompetenzen eines Säuglings (z.B. differenziertes Gefühlsleben, Sinneswahrnehmungen in Beziehung setzen können, Geruchserkennung der Mutter, aktive Reizsuche u.v.m.) zusätzlich sicherheitsgebend.

      Ein weiterer Teil meiner Elternarbeit beinhaltet körpertherapeutische Übungen (im Sinne eines ganzheitlichen Therapieansatzes, der den ganzen Organismus einbezieht). Oft haben gerade übermüdete, angestrengte Mütter den Kontakt zu sich selbst verloren. Sie haben die Fähigkeit verloren, ihre Aufmerksamkeit nach innen zu richten und erscheinen wie außerhalb ihres Körpers ohne ausreichende Selbstwahrnehmung. Hier helfen meist rasch Atemschulung und Übungen zur Förderung des Gewahrseins und zur Zentrierung (z. B. tiefe Atmung in Bauch und Beckenbereich oder während der Säugling am Bauch der Mutter liegt, die Aufmerksamkeit auf die Hautoberfläche richten – wie berührt ihre Haut bei jedem Atemzug den Körper ihres Kindes?)

      Ich biete bei meiner Arbeit mit Säuglingen und Kleinkindern zum Platznehmen immer einen Bereich an, der mit Bodenkissen, Wandteppich und Polsterrollen gemütlich gestaltet ist. Es befinden sich alle Anwesenden auf einer Ebene, was zu Erdung im Raum führt. Durch den körperlichen wie gleichzeitig gebotenen emotionalen Halt wird die Selbstunterstützung gefördert.

      Die Therapie/Beratungssituation vermittelt weiterhin Geborgenheit und Ruhe. Neben der therapeutischen Bearbeitung verschiedener Themen kann eine Mutter »auftanken«: Durch Ruhe und Gelassenheit kann sie so auch zu ihrer inneren Ruhe und ihrer Gelassenheit finden – weiterhin gestützt durch die Vermittlung von Entspannungs- und Stabilisierungsübungen.

      Damit Halt auch im Alltag erfahren werden kann, ist immer wieder die Ressourcenarbeit bzw. Stützung5 wichtig: Wer kann aus der Familie, aus dem Freundeskreis helfen? Wie kann Mutter/Vater zu mehr Schlaf oder freier Zeit für sich selbst kommen? Was half bisher fürs Auftanken, was sind die persönlichen Kraft quellen?

      Das Kind im Vordergrund

      Ich vermittle dem Kind, dass es in seinem Sein und Tun willkommen ist. Bei der Kontaktaufnahme gehe ich, wie mit jeglicher anderen Altersgruppe, äußerst respektvoll um. Zu einer Berührung kommt es nur, wenn ich ein Einverständnis durch Signale vom Baby erhalte. Die Grenzen des Kindes zu akzeptieren, ist selbstverständlich.

      Neben dem Hören gilt es, die Körpersprache und den emotionalen Ausdruck des Kindes zu erfassen. Bei der direkten Rede an das Baby achte ich, wie im Gespräch mit der Mutter, auf Respekt und Verständnis und ich bleibe sprachlich auf der Erwachsenenebene. Wenn ich meinen Eindruck vom gezeigten Verhalten des Kindes, von seiner Gestik und Mimik, einfühlsam versprachliche, also meine Interpretation in direkter Rede an das Kind richte, so kann ich auch indirekt eine Botschaft an die Mutter senden.

      Wenn ich zum Beispiel weiß, dass die Bezugsperson ein kindliches Explorationsverhalten (wie ein Zerreißen eines Blatt Papiers oder ein In-den-Mund-Stecken) als mutwilliges Zerstören ansieht, so kann ich mich bei einem nächsten Entdeckungsspiel direkt an das Kind wenden und seine Entdeckungslust anerkennend in Worte fassen: »Ja, jetzt findest du gerade heraus, dass Papier zerreißen kann, und du merkst, dass du


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