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Der Tod setzt Segel. Robin StevensЧитать онлайн книгу.

Der Tod setzt Segel - Robin Stevens


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ebenso wenig leiden wie wir. »Pik An, beeil dich und hole Rose und May. Lasst uns diese absolut schönen weißen Pferde mitsamt der Kutschen nehmen, die diese törichten Damen verschmäht haben.«

      Mein Vater half mir in diejenige, die am nächsten stand. Das raue Leder kratzte unter meinen Händen und das Verdeck wölbte sich über mir wie die Flügel eines Skarabäus. Daisy, Amina und Miss Beauvais zwängten sich neben mich und mit einem klimpernden Ruck fuhren wir los. Die Räder drehten sich, die Hufe des armen dürren Pferds klackten und die Peitsche des Kutschers knallte.

      Wir ratterten durch eine lange, breite und staubige Straße, vorbei an eckigen Häusern in hellen Farben, die wie Kiste an Kiste gebaut waren, vorbei an Obsthändlern und Kindern, die neben unserer Kutsche herrannten, vorbei an Automobilen, Karren, hellbraunen dürren Hunden, Gummibäumen und pergamentenen rosa Blumen. Dann bogen wir an einer Moschee ab und – Amina stieß die Luft aus – rechts von uns erhob sich eine gigantische Tempelruine, deren Steine in der Sonne leuchteten.

      »Das ist der Tempel von Luxor«, sagte Amina aufgeregt. »Diese Statuen sind von Ramses, dem Zweiten – er war ein schrecklich wichtiger Pharao. Oh, das wollte ich schon immer mal sehen!«

      Sie lehnte sich aus der Kutsche, während wir erneut um eine Kurve fuhren, diesmal auf einen weiten Platz, links von uns gesäumt von hübschen Hotels und rechts von uns – diesmal blieb mir vor Staunen der Mund offen stehen – der Nil, der in einem absolut sanften Hellblau glitzerte. Das andere Ufer war lediglich ein Strich, hinter dem Berge lagen, die so weit entfernt und unscharf waren, dass ich sie auf den ersten Blick für Wolken hielt.

      Und auf dem Nil schwamm wie ein Schwan unser Schiff.

      8

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      Die DS Hatschepsut war weiß mit blauen Zierstreifen, einem weiß-blauen Schornstein und geschwungenen weißen Schaufelrädern. Die beiden langen Unterdecks hatten viele Kajütenfenster und auf dem überdachten Oberdeck standen lauter kleine weiße Korbstühle und Tische. Die Morgensonne färbte das Weiß beinahe golden und ich konnte mehrere Gestalten in Uniform sehen, die uns am oberen und unteren Ende der langen schmalen Landungsbrücke erwarteten.

      Ich roch den Fluss, so kräftig und würzig wie die grüne Suppe, die man uns in Kairo serviert hatte – andererseits könnte das auch an den Packeseln und den Pferden, die Kutschen wie unsere zogen, und dem Staub gelegen haben, der von Hufen und nackten Füßen aufgewirbelt wurde.

      Unsere Kutschen hielten an und mein Vater sprang herab, um mir seine Hand zu reichen. Ich stieg aus, gefolgt von Amina, Miss Beauvais, Daisy (sie nahm die Hand meines Vaters wie eine Königin, das Kinn hoch erhoben und das goldene Haar im Wind wehend), Pik An, Rose und May. Schlagartig waren wir umringt von einer Gruppe hilfsbereiter Männer, die alle nach unserem Gepäck griffen.

      »So viele Töchter!«, sagte einer von ihnen bewundernd zu meinem Vater. »Die Blonde, ist sie verheiratet?«

      Mein Vater sah ihn so finster an, dass er mit erhobenen Händen zurückwich.

      »Ich werde niemals heiraten!«, verkündete Daisy stolz.

      »Wolltest du nicht einen Lord heiraten?«, fragte ich.

      Daisy funkelte mich an. »Hazel, ich habe dir bereits gesagt, dass ich es mir anders überlegt habe. Ich werde viel zu beschäftigt sein für eine Ehe.«

      »Ach, wie schade«, sagte Amina und zwinkerte Daisy zu.

      Ich erlebte Daisy selten sprachlos, doch in diesem Augenblick öffnete sie mehrmals den Mund, nur um ihn wieder zu schließen. Sie rümpfte die Nase und auf ihren Wangen erschien eine zarte Röte. In diesem Moment war ich sicher, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag. Daisy war ganz und gar nicht des Abenteuers wegen in Ägypten, egal was sie mir weismachen wollte.

      Ihr ging es allein um Amina.

      »Hmpf«, stieß sie schließlich aus. »Können wir nun endlich aufs Schiff?«

      Zu gern hätte ich mit ihr geredet, sie gefragt, wie es ihr ging – doch ich wusste nur zu gut, dass man Daisy Wells so etwas nicht fragen konnte. Ich musste warten, bis sie es mir gestehen würde.

      Mein Vater war schon auf halbem Weg den Steg hinauf, während May aufgeregt um ihn herumwuselte. Sie hopste gefährlich nahe am Rand entlang und mein Vater streckte die Hand aus, um sie am Pferdeschwanz festzuhalten.

      »Du bist keine Seiltänzerin, Mei«, sagte er zu ihr, als sie sich beschwerte, und übergab sie Pik An, die sie festhielt.

      Ich folgte ihnen. Der schmale Steg der Landungsbrücke wippte und schwankte unter mir, sodass mir der Geschmack unseres Frühstücks erneut in den Mund trat. Bisher hatte ich nicht wirklich darüber nachgedacht, doch selbstverständlich war dies hier ein Schiff – und Schiffe bekommen mir gar nicht.

      Endlich, entweder einen Herzschlag oder auch eine Ewigkeit später, betrat ich mit der Unterstützung eines dunkelhäutigen Mannes mit Ringellocken, der in einer schicken Uniform, passend zum Blau-Weiß der Hatschepsut, steckte, die polierten Holzbohlen des Oberdecks.

      »Guten Morgen, Miss!«, empfing er mich, bevor er sich mit denselben Worten an Daisy wandte.

      »Ich bin eine Ehrenwerte!«, sagte Daisy stolz. Ich schnitt ihr eine Grimasse. Was ihren Titel betraf, war Daisy wirklich komisch.

      Ich merkte dem Mann an, dass er beim Anblick von uns allen ins Zögern geriet. Wir waren eine seltsame Gruppe: May, Rose, Pik An, Vater und ich wie man in Ägypten noch niemanden gesehen hatte, dann die goldhaarige und blauäugige Daisy, die müde Miss Beauvais und schließlich Amina, die eindeutig keine Touristin war. »Sie sind Mr Wongs Reisegruppe, vermute ich? Willkommen, hochverehrte Gäste!«

      Ein anderer Mann in Livree drückte mir ein Glas in die Hand, in dem sich etwas Dunkelrotes und Süßes befand. Ich fand, es sah ein wenig aus wie Blut, und schalt mich gleich darauf für diesen dummen Gedanken.

      »Dies sind nicht alles meine Töchter«, erklärte Vater, woraufhin der Mann mit den Locken erleichtert auflachte – bevor er so tat, als wäre es nie geschehen.

      »Ich bin Mr Mansour«, stellte er sich vor und nickte Vater zu. »Ich bin der Manager der Hatschepsut. Während Ihres Aufenthalts bei uns an Bord werden sich meine Mannschaft und ich uns um Ihr Wohl kümmern. Was immer Sie benötigen, was es auch sei, fragen Sie einfach danach. Bitte zögern Sie nicht! Unsere Pagen werden ihr Gepäck nun in Ihre Kabinen bringen, die sich alle auf der Steuerbordseite unseres Salondecks befinden. Mr Wong, Sie haben Kabine acht, ein Zimmer mit eigenem Bad. Miss Rose Wong und Miss May Wong teilen sich Kabine sechs. Miss El Maghrabi und Miss Beauvais sind in Kabine zehn untergebracht und Miss Hazel Wong und Miss Daisy Wells in Kabine zwölf, wie vereinbart. Die Magd hat Kabine vierundzwanzig, ein Deck tiefer.«

      »Gut«, sagte mein Vater. »Hazel –«

      Plötzlich hielt er wie gebannt inne und starrte über meinen Kopf zu anderen Passagieren, die gerade die Landungsbrücke heraufkamen.

      »Gute Güte«, sagte er. »Ich glaube … ich glaube, diesen Jungen kenne ich. Hazel, war er nicht letztes Jahr mit uns im Zug? Ich könnte schwören … Aber das ist unmöglich, oder?«

      Mit einem Mal fiel mir das Atmen schwer, so sehr kribbelte ich von Kopf bis Fuß vor Aufregung und Angst gleichzeitig. Ich wollte hinsehen, konnte es aber nicht.

      Daisy allerdings schaute durchaus. »Du lieber Himmel!«, sagte sie. Ihr Gesicht leuchtete vor Vergnügen, vermischt mit Ärger. »Ich glaube, Sie haben recht. Wir kennen ihn.«

      9

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      Ich drehte mich um – da waren ein großer blonder Junge und ein dunkelhaariger, die gemeinsam vor einem sonnenverbrannten Mann, beladen mit einem Stapel


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