Der Rancher Und Die Schwester Seines Besten Freundes. Shanae JohnsonЧитать онлайн книгу.
Hintertür zu. Das Haus war leer. Ihre Mutter war bei einer Nachbarin auf der anderen Straßenseite, im festen Glauben, dass nichts schiefgehen konnte, solange Keaton und seine Freunde auf die frischgebackenen Schulabgänger aufpassten.
Holly Keaton war nicht dumm. Sie wusste, dass ihre beiden Kinder bei jeglichem Chaos vorne mit dabei sein würden. Sie wusste aber auch, dass sie in Griffin Hayes einen Spion in deren Mitte hatte, der über ihre Kinder wachte.
Grizz respektierte Holly Keaton mehr als seine eigene Mom. Wahrscheinlich weil Amanda Hayes selten zuhause war, seit Jahren keine warme Mahlzeit auf den Tisch gebracht und Grizz, kaum dass er Schreiben konnte, beigebracht hatte, wie man ihre Unterschrift auf Schuldokumenten fälschte. Alles nur, um sich nicht mit der Post aus seinem Schulranzen herumschlagen zu müssen. Grizz war seit Jahren sein eigener Elternteil. Er konnte nur abschalten, wenn er zum Haus der Keatons kam, wo er eine warme Mahlzeit aus dem Ofen erhielt, gescholten wurde, wenn er sich nicht benahm, und eine Umarmung bekam, bevor er nach Hause zum Schlafen ging.
Grizz setzte Patty auf dem Tisch ab. Sie wollte ihre Arme nicht von seinem starken Oberkörper lösen, tat es aber, als er auf ein Knie herabsank. So stellte sie es sich vor, wenn er um ihre Hand anhielt. Doch anstatt ihre linke Hand zu ergreifen, nahm er ihren rechten Knöchel in Augenschein.
»Sieht so aus, als hättest du nicht mal einen Kratzer abbekommen.«
»Holst du mir den Eisbeutel?«
Grizz ging zum Kühlschrank. Er öffnete die Tür und studierte den Inhalt, als wäre es sein eigenes Zuhause. Er hatte praktisch seit seinem achten Lebensjahr hier gewohnt. Sie war damals fünf gewesen. Alle ihre Kindheitserinnerungen enthielten ihn.
Als Grizz den Eisbeutel auf ihren Knöchel legte, sog sie zischend den Atem ein. Sein Blick schoss zu ihr, Besorgnis zeigte sich in den haselnussbraunen Augen, die schließlich zu ihren Lippen huschten.
Und da war er, der Beweis, dass er sie wollte. Männer sahen immer auf ihre Lippen, wenn sie sprach. Je älter sie wurde, desto besser verstand sie, dass die Männer nicht am Lächeln und den Grübchen in ihren Wangen interessiert waren. Doch Patty hatte sich nie gewünscht, dass die Lippen eines Jungen ihren nahekamen. Sie war achtzehn und noch nie geküsst worden. Sie sparte sich diese Ehre für den Mann vor ihr auf.
»Halt einfach den Eisbeutel drauf.« Grizz machte Anstalten, sich zu erheben. »Ich sollte …«
Patty ergriff seine Hand, um ihn an Ort und Stelle zu halten. Er war stärker als sie, also konnte er sich ihr jederzeit entziehen, wenn er wollte. Er hielt jedoch still und wandte seinen Blick ab.
»Danke, dass du zur Party gekommen bist, Grizz.«
»Natürlich bin ich hier. Warum sollte ich das nicht sein?«
»Weil die Dinge zwischen uns derzeit seltsam laufen.«
Bevor Grizz zum Militär gegangen war, war zwischen ihnen alles okay gewesen. Es lag nun ein Jahr zurück, seit sie das letzte Mal zu zweit Zeit miteinander verbracht hatten. Sie hatten zusammengerollt auf der Couch gelegen und einen Marathon der Patty Duke Show angeschaut. Eine von Pattys Lieblingssendungen, und das nicht nur, weil die Hauptfigur ihren Namen trug. Sie liebte die Zwillingscousinen, von denen eine vornehmer und die andere abenteuerlustiger war. Sie erinnerten sie an sie selbst, insbesondere da die Hauptdarstellerin beide Cousinen spielte. Patty hatte sich wie immer, seit sie ein Kind gewesen war, an Grizz gelehnt, doch aus unerfindlichen Gründen hatte er sich an diesem Abend auf einmal versteift und war dann von ihr abgerückt. Er hatte fadenscheinige Ausreden fabriziert, dass er nach Hause müsste, um seine Mom zu sehen, und war dann aus dem Haus gestürmt.
Sie waren seitdem nie wieder zu zweit gewesen.
Eine ganze Weile antwortet Grizz nicht. »Ich würde deine Party um nichts in der Welt verpassen. Du bist praktisch meine kleine Schwester.«
Patty senkte den Kopf und drückte die Fingerkuppen in das Holz des Tisches. Sie versuchte, sich zusammenzureißen und nicht zu schmollen oder herumzuschreien, wie sie es noch wenige Jahre zuvor getan hätte, wenn sie nicht ihren Willen bekommen hatte. Sie mochte für immer Keatons kleine Schwester sein, aber sie war jetzt erwachsen und entschlossen, wie eine Erwachsene zu handeln.
Ab jetzt. Was sie draußen vorhin auf der anderen Seite der Tür angestellt hatte, um Grizz für sich allein zu haben, zählte nicht.
»Du gehst bald aufs College«, fuhr Grizz fort.
Das war ein Thema, das sie nicht ansprechen wollte. Sie hatte nicht den geringsten Wunsch, aufs College zu gehen. Den einzigen Abschluss, den sie machen wollte, war ein MRS. Sie war ihr Leben lang zur Hayes-Schule gegangen und bereit für die Abschlussprüfung. Für jene Prüfung, die ihr einen lebenslangen Job als Mrs. Griffin Hayes verschaffte.
»Du wirst viele neue Erfahrungen sammeln.« Grizz hörte einfach nicht auf. »Neue Freunde. Collegejungs.«
»Ich werde mich nicht mit Collegejungs einlassen. Es gibt nur einen Mann, den ich jemals haben wollte.«
Grizz ging auf Abstand. Patty sprang auf die Füße und gab allen Anschein, dass ihr Knöchel verletzt war, auf. Sie würde ihn nicht noch einmal davonkommen lassen. Insbesondere, weil er bald zum militärischen Training abreisen würde. Sie hatte kein Problem damit, eine Fernbeziehung mit ihm zu führen. Der Schlüssel lag darin, überhaupt erst einmal eine Beziehung mit ihm anzufangen. Sie wartete schon ihr ganzes Leben darauf, ihm zu sagen, was sie fühlte, und darauf, dass er sie ernst nahm. Der Zeitpunkt war gekommen.
»Grizz, Ich denke, du weißt, was ich für dich empfinde.«
Grizz schüttelte den Kopf. Patty hatte den Eindruck, dass er ihren Worten nicht widersprach. Sein Blick war nach innen gerichtet, als würde er mit einer Stimme in seinem Kopf diskutieren.
»Patricia, das ist nicht möglich.«
»Was stimmt denn nicht mit mir?« Patty konnte es nicht verhindern. Ihre Unterlippe zitterte.
Grizz’ gequälter Blick hob sich, gefolgt von den Händen, die ihr Gesicht umfingen. »Gar nichts. Du bist perfekt.«
»Warum dann nicht?« Patty stampfte mit dem Fuß auf, ließ damit die Erwachsenenrolle fallen. Sie hatte gelächelt, sich herausgeputzt und diese furchtbar unbequemen Schuhe angezogen. Was hätte sie sonst noch tun sollen?
Grizz hob eine Augenbraue. Dann seufzte er. »Du bist die Schwester meines besten Freundes.«
»Dann schick Keaton in die Wüste. Er hält dich nur zurück.«
Grizz biss sich auf die Lippen, allerdings ohne Erfolg. Ein Glucksen entkam seinen perfekt geformten Lippen. Obwohl er sich als Mitglied der US-amerikanischen Streitkräfte, was das Rasieren anging, ein strenges Regime auferlegte, zeigten sich erste Bartstoppeln. Er war schon immer so behaart gewesen wie ein lebensgroßer Teddybär.
»Du weißt, dass Keaton immer das Beste für mich möchte«, sagte Patty. »Scheint mir so, als wäre das sein bester Freund.«
»Das ist ganz reizend.« Grizz kniff ihr in die Wange. Bevor er ihr Gesicht freigab, umschloss sie seine Hand mit ihrer und hielt ihn nahe bei sich.
Grizz schüttelte den Kopf. Resignation verdunkelte seinen Blick. Erneut hätte er sich aus ihrem Griff befreien können. Er war stärker als sie. Aber er tat es nicht. Er fuhr stattdessen mit dem Daumen den oberen Rand ihrer Wange entlang und sagte die Worte, die ihr das Herz brechen würden.
»Das wird nicht passieren, Patty Cakes. Du gehst aufs College, machst deinen Abschluss und triffst einen netten Jungen.«
»Einen netten Jungen? Du willst, dass ich irgendeinen armen kleinen Jungen in zwei Hälften zerlege?«
Für die allzu wahren Worte schenkte Grizz ihr ein weiteres Grinsen.
»Du bist der Einzige, der weiß, wie ich behandelt werden muss. Ich bin dazu bestimmt, Mrs. Griffin Hayes zu sein. Deine Babys zu bekommen. In deinem Bett zu liegen.«
Wieder huschte sein Blick zu ihren Lippen. Patty konnten seinen Atem schmecken. Er schluckte schwer, als müsste er sein Verlangen