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Verstrickung des Herzens. Heather GrahamЧитать онлайн книгу.

Verstrickung des Herzens - Heather Graham


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zu übersiedeln. Inzwischen war John Harrington zum Fort Brooke gesegelt. Dort würde er ein paar Tage bleiben, und dann sollte er Teela gemeinsam mit mehreren Soldaten landeinwärts eskortieren, nach Norden. Eine lange, gefährliche Reise stand ihr bevor.

      »Ist Warren völlig verrückt geworden, James?« Besorgt runzelte Jarrett die Stirn. »Da draußen vergeht kein Tag ohne kleinere oder größere Scharmützel. Farmen und Indianerdörfer werden niedergebrannt. Und er mutet seiner Tochter zu, das Kampfgebiet zu durchqueren.«

      »Harrington wird sie beschützen. Keine Bange, mein Volk respektiert ihn.«

      »Gewiß, der Krieger, der ihn skalpiert, würde es bitter bereuen«, meinte Jarrett unglücklich, »und die kostbare Beute bis zum Ende seiner Tage hüten.«

      »Wenn Harrington mit einer großen Truppe reitet, wird man ihn nicht angreifen. Außerdem haben wir große Verluste erlitten. Aber es gibt immer noch genug Krieger, die bis zum letzten Atemzug kämpfen wollen. Sogar du mußt dich in acht nehmen.«

      Seufzend trat Jarrett an ein Fenster, das zum Rasen hinausging. »Bis hierher kann der Krieg nicht vordringen. Das werde ich zu verhindern wissen.« Plötzlich lächelte er, und James hörte fröhliches Gelächter. Er stand auf und folgte seinem Bruder. Draußen tollten Teela, Tara und Jennifer im Gras umher. »Was für ein hübscher Anblick ...«

      »O ja«, stimmte James zu. Die goldblonde Tara, Teela mit ihren dunkelroten Locken und Jennifer mit ihrem rabenschwarzen Haar, alle in pastellfarbenen Kleidern – eine friedliche Szene ... »Heute abend reite ich vielleicht landeinwärts. Und vorher wäre ich gern noch eine Weile mit meiner Tochter allein. Wenn du mich entschuldigst ...«

      »Natürlich.«

      James verließ das Haus. Auf der Veranda blieb er stehen und beobachtete das Trio. Seelenruhig schlief der kleine Ian McKenzie in seiner Wiege, ohne das Gekreische zu beachten.

      »Daddy!« rief Jennifer, rannte zu James, und er drückte sie an sich. Atemlos folgten ihr die beiden Frauen. »Wir haben gespielt. Und Teela ist so lustig!«

      »Ich werde Jeeves bitten, eine kühle Limonade vorzubereiten«, erklärte Tara. »Für dich was Stärkeres, James?«

      »Nein, danke.«

      »Ich helfe Tante Tara, die Limonade zu holen!« verkündete Jennifer und befreite sich aus den Armen ihres Vaters.

      Hand in Hand mit Tara, verschwand sie im Haus. Er schaute ihr nach, dankbar für das schöne Heim, das sie hier gefunden hatte, während er oft tagelang durch den Sumpf ritt, über unwegsames Gelände, ohne Nahrung, ohne Unterkunft. Und immer wieder mußte er kämpfen. Oder er suchte verzweifelt, die Kämpfe zu verhindern.

      »Was für eine bezaubernde Tochter Sie haben, Mr. McKenzie!« begann Teela. »Sicher sind Sie ein sehr glücklicher Vater.«

      »Ja, das bin ich.«

      »Hier ist es so wunderschön ...«

      »Trotzdem sollten Sie möglichst schnell verschwinden. Fahren Sie nach Charleston zurück.«

      »Warum? Es gefällt mir in Florida.«

      »Noch haben Sie kein Blut fließen sehen.«

      »Aber einen Sonnenuntergang. Außergewöhnliche Vögel. Wilde Orchideen und Kohlpalmen. Zypressenhaine und Moos, das von den Ästen ins Wasser hinabhängt ...« Als sie seinen eindringlichen Blick spürte, verstummte sie.

      »Verschwinden Sie, solange Sie’s noch können.«

      »Besten Dank für die Warnung.«

      Sie wandte sich ab, doch er hielt ihren Arm fest, verblüfft über den Zorn und die Leidenschaft, die ihn erfaßten. »Verdammt, wenn Sie die Wildnis für einen Spielplatz halten, werden Sie nicht lebend herauskommen.«

      Schweigend riß sie sich los und floh ins Haus.

      Beim Dinner saß sie ihm gegenüber. Jennifer durfte mit den Erwachsenen essen. Deshalb sprach man nicht über den Krieg, dessen Grauen sie bereits leidvoll erfahren hatte, sondern über Literatur, Theater und Musik.

      Teela beobachtete, wie liebenswürdig James McKenzie mit seiner Tochter und seiner Schwägerin redete. Offenbar war sie die einzige, die seinen Zorn erregte. Am vergangenen Abend waren ihr die Blicke aufgefallen, die ihm einige Frauen zugeworfen hatten. Und als sie sich jetzt daran erinnerte, empfand sie eine absurde Eifersucht.

      Letzte Nacht hatte sie stundenlang wach gelegen und an den leidenschaftlichen Kuß gedacht. Eigentlich müßte sie sich ihres Verhaltens schämen. Schon immer war sie eigensinnig und mutwillig gewesen, aber niemals leichtfertig.

      Trotzdem schämte sie sich nicht. Sie wollte diesen Mann berühren, seinen kraftvollen Körper spüren, seinem Blick begegnen, mochte er sie auch voller Spott betrachten. Es drängte sie, ihn näher kennenzulernen, seine Gedanken, seine Gefühle ...

      Während sich die Konversation um die Architektur von Charleston drehte, rief Teela diesen Morgen in ihr Gedächtnis zurück. Ihre Hand, die über seinen nackten Körper geglitten war, immer tiefer hinab. Diese Hitze, diese vibrierende Vitalität ... Natürlich, das hatte er nur getan, um sie zu erschrecken und in die Flucht zu schlagen. Es war ihm ja auch gelungen. Trotzdem sehnte sie sich nach ihm. Der Appetit war ihr vergangen, und sie legte ihr Besteck beiseite.

      »Nach dem Dinner will ich aufbrechen«, hörte sie ihn sagen. »Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet – ich muß noch ein paar Sachen packen. Jennifer, hilf deinem Vater. Dann erzähle ich dir eine Geschichte und bringe dich ins Bett.«

      »Bleib doch noch hier, James«, bat Tara, und Jarrett ergriff ihre Hand.

      »Vielleicht hat er etwas Wichtiges zu erledigen.«

      »Miss Warren ...« Teela schaute zu James auf, der plötzlich vor ihr stand. »Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, und ich werde um Ihre Sicherheit beten.«

      »Danke«, erwiderte sie höflich, »auch ich will für Sie beten.«

      Gefolgt von Jennifer, verließ er das Zimmer, und Teela starrte auf ihren Teller hinab. Ein Glück, daß er abreisen wollte! Sonst würde sie womöglich etwas Ungeheueres tun ...

      Was?

      Das wußte sie nicht. Es spielte ohnehin keine Rolle. Vermutlich würde sie ihn nie wiedersehen – und nie mehr empfinden, was er in ihr entfacht hatte. Tränen brannten in ihren Augen.

      »Alles in Ordnung, Miss Warren?« fragte Jarrett leise.

      »Ja, ich bin nur müde.«

      »Wenn Sie sich zurückziehen möchten, würden wir’s verstehen«, versicherte Tara.

      Erleichtert nickte Teela und stand auf. »Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft. Es ist so wundervoll auf Cimarron.«

      »Oh, wir freuen uns sehr, daß Sie sich bei uns wohl fühlen.«

      Teela zwang sich zu einem Lächeln. Dann flüchtete sie in ihr Schlafzimmer hinauf, zog sich aus und schlüpfte in ihr Nachthemd. Rastlos wanderte sie umher, hörte Schritte im Flur, Männerstimmen im Nebenraum. Offensichtlich nahmen die Brüder Abschied voneinander.

      Wie kann Jarrett ihn gehen lassen, fragte sie sich erbost. Hinaus ins gefährliche Kriegsgebiet? Aber wie sollte er ihn zurückhalten?

      Nach einer Weile verstummten die Stimmen, und Teela rannte auf den Balkon. Ehe ihr bewußt wurde, was sie tat, betrat sie James’ Zimmer. Es war allem Anschein nach leer.

      Schluchzend kehrte sie in ihr eigenes Schlafzimmer zurück, sank aufs Bett und verfluchte ihre Tränen. Um sie hinunterzuschlucken, kniff sie krampfhaft die Lider zusammen.

      Als sie die Augen wieder öffnete, stockte ihr Atem. Sie blinzelte verwirrt und richtete sich auf.

      Vom Silberglanz des Vollmonds eingehüllt, stand er in der Balkontür, breitschultrig und halb nackt. Er war im Licht und sie im Dunkel. Trotzdem glaubte sie, er müßte das Staunen in ihrem Blick lesen, während sie nichts von seinem Gesicht sah.


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