Mann meiner Träume. Nicole KnoblauchЧитать онлайн книгу.
die kannst du dir nicht leisten. Und wenn sie hier fertig ist, gehört sie mir.“ Der Druck seines Armes wurde fester und er gab mir einen feuchten Kuss auf die Wange. Dem Mann schlug er freundschaftlich auf die Schulter. „Bring uns zur Zelle. Die ist zwar ein Geschenk, aber fürs Herumstehen wird sie nicht bezahlt.“ Er lachte anstößig und der Mann stimmte ein.
Das machte alles entschieden weniger Spaß, als ich gedacht hätte. Ich versuchte, während des ganzen Gesprächs zu lächeln und so zu tun, als sei das alles völlig normal.
Die Wache führte uns - mit gierigen Blicken auf mich - zu einer Arrestzelle. Er raschelte mit seinen Schlüsseln und öffnete umständlich die Zellentür. „Besuch für den Bürger General Buonaparte.“
Napoleone saß mit dem Rücken zu uns an einem kleinen Tisch und schrieb. Er drehte den Kopf und binnen weniger Sekunden sah ich die unterschiedlichsten Emotionen auf seinem Gesicht. Überraschung, für den Bruchteil einer Sekunde Erkennen, Freude und letztlich verschloss sich seine Miene. Er schien die Szenerie, die sich ihm bot, vollständig erfasst zu haben – und seine Augen funkelten gefährlich.
Berière trat vor und schob mich in Napoleones Richtung. „Alles Gute zum Geburtstag, Buonaparte. Wir dachten, du könntest ein wenig Abwechslung hier drinnen gebrauchen. Diese 'Dame'“, er zeigte spöttisch grinsend auf mich, „soll darin eine Meisterin sein.“
Ich stand Napoleone direkt gegenüber und erkannte, wie er bei Berières Worten blass wurde. Seine Hände verkrampften sich, sein Blick gefror zu Eis. Nicht mehr lange und seine Wut würde die Oberhand gewinnen. Ich musste etwas tun. Sofort, bevor das hier in einer Katastrophe endete.
Mit dem Mut der Verzweiflung drehte ich mich zum Eingang um und sagte mit einem – wie ich hoffte – kessen Blick: „Verzieht euch, Jungs. Ich wurde nur für den einen hier bezahlt. Wenn ihr zuschauen wollt, kostet es das doppelte – pro Zuschauer.“ Mit angehaltenem Atem hoffte ich, dass sie möglichst schnell verschwanden.
„Wir gehen schon. Viel Spaß!“, rief der Wachmann mit einem zotigen Lachen und die Tür fiel ins Schloss.
Ich atmete auf und drehte mich lächelnd zu Napoleone um.
Mit wutverzerrtem Gesicht zischte er: „Dafür bringe ich ihn um!“
Mein Lächeln erstarb und ich legte ihm beruhigend die Hände auf den Arm. „Nicht, Napoleone. Er wollte helfen.“
„Helfen? Und dich hier als ... als ...“ Er brachte das Wort nicht über die Lippen.
„Und wenn schon. Ich bin hier.“ Beruhigend streichelte ich ihm über die Wange. „Überleg' doch. Anders hätte ich keinen Zutritt bekommen.“
Seine Haltung entspannte sich ein wenig. „Marie, es bringt mich fast um den Verstand, wenn ich daran denke, wie der Wachmann dich behandelt hat – meine Frau behandelt hat. Du solltest als Ehefrau Zutritt bekommen und dich nicht als Dirne verkleiden müssen. Wie konnte Berière nur auf diese Idee kommen?“ Er wischte sich mit den Händen über die Augen und lächelte mich traurig an. „Ich habe dich nicht einmal begrüßt, Marie.“ Er öffnete die Arme und ich ließ mich hineinsinken.
Mein Kopf ruhte an seiner Schulter, ich spürte seinen Herzschlag und wünschte, dieser Moment würde nie enden – einfach in seinen Armen liegen und nie wieder gehen. „Ich habe dich vermisst“, murmelte er in mein Haar.
„Jetzt bin ich da.“ Ich hob den Kopf und unsere Lippen verschmolzen. Sein Kuss wurde schnell fordernder, seine Hände fuhren ungeduldig meinen Körper entlang – aber er hielt sich zurück. Meine Finger begannen, sein Hemd zu öffnen. Er schob sie sachte beiseite. Sein Kuss wurde im Gegenzug intensiver. Meine Hand wanderte zu seinem Hosenbund – und wieder schob er sie zur Seite. Diesmal löste er sich von mir.
„Nein. Nicht hier, nicht so“, stieß er keuchend hervor. Ich starrte ihn verwirrt an. Er nahm meine Hände in seine. Mit Befriedigung stelle ich fest, dass sie leicht zitterten. „Nicht, wenn alle da draußen denken, du ... wir ...“ Er ließ mich los und wandte sich von mir ab.
Hatte ich das richtig verstanden? Weil die Wachen dachten, wir hätten Sex, hatten wir jetzt keinen?
Napoleone drehte sich wieder zu mir und sagte mit mühsam beherrschter Stimme: „Du bleibst, wo du bist und ich setze mich hier auf den Stuhl.“ Er durchquerte den Raum und brachte möglichst viel Abstand zwischen uns. Mit leicht belegter Stimme sprach er weiter. „Wie hast du erfahren, dass ich hier festgehalten werde?“
Also reden, gut. „Berière hat es mir gesagt. Ich war auf der Suche nach dir, als ich ihn traf.“
„Aha. Und dann hatte er diese ... Idee.“
Nicht schon wieder. „Ja“, sagte ich und verdrehte die Augen. „Bitte, lass uns von etwas anderem reden. Was geschehen ist, kannst du nicht mehr rückgängig machen. Wie geht es deiner Familie?“ Ein Versuch, ihn fröhlicher zu stimmen. Ich hätte es besser wissen müssen!
„Lucien hat geheiratet“, sagte er in einem Ton, als sei das eine Todsünde. „Die Tochter eines Weinhändlers! Wie kann er es wagen! Ich billige diese Heirat nicht, das ist weit unter seinem Stand.“
Ich biss mir auf die Lippen und erinnerte ihn nicht daran, dass er mich geheiratet hatte. Eine Frau, von der er nichts wusste – und die nicht einmal eine gute Mitgift hatte, im Gegensatz zu Christine Boyer.
„Lucien ist ehrgeizig, ihn hätte eine einflussreiche Frau weit bringen können. Ich muss dringend mit ihm reden und ihn zur Trennung bewegen. Stattdessen sitze ich hier fest!“ Wieder antwortete ich nicht. „Du hast keine Meinung?“, fragte er gereizt.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein.“ Denn eines wollte ich jetzt sicher nicht: mit ihm streiten. Und sein Verhältnis zu Lucien wollte ich schon gar nicht diskutieren. Das würde von Jahr zu Jahr gespannter werden.
Das brachte doch alles nichts. Er war schlecht gelaunt und ich hatte nur zwei Stunden Zeit. Lächelnd stand ich auf und setzte mich auf seinen Schoß.
„Marie, nein“, hob er an.
„Scht.“ Ich legte ihm einen Zeigefinger auf die Lippen. „Ich habe keine Lust, mit dir zu streiten. Die Zeit ist knapp. Lass sie uns nicht mit Gesprächen vergeuden, die wir nicht führen wollen.“
Ich küsste ihn. Vorsichtig lockend, spielte meine Zunge mit seinen Lippen, fuhr sanft seine Zähne entlang. Es dauerte nicht lange, bis er mein Spiel mit einer Heftigkeit erwiderte, die mir den Atem nahm.
„Zum Teufel mit den Wachen“, murmelte er, zog mich hoch und drängte mich zum Bett. Er hielt mich nicht mehr ab, sein Hemd zu öffnen. Ein leises Stöhnen entrann seiner Kehle, als meine Finger nackte Haut berührten. Sanft erforschten seine Finger jeden Zentimeter meiner Haut und glitten schließlich meine Schenkel hinauf.
Viel zu schnell hörten wir das Klopfen an der Tür und die Stimme des Wachmanns. „Die Zeit ist um.“
Hastig sprang ich aus dem Bett und suchte meine Kleider zusammen. Napoleone beobachtete stumm, wie ich mich anzog. Als ich zur Tür gehen wollte, rief er mich zurück: „Wenn ich es recht überlege, war das ein wundervolles Geburtstagsgeschenk“, flüsterte er mir zu und seine Lippen suchten die meinen. Wir küssten uns immer noch, als die Wache die Tür aufstieß. „Na, der scheint Ihr es ordentlich besorgt zu haben.“
Sofort versteifte sich Napoleone.
„Nicht!“, wisperte ich. „Lass ihn reden. Er weiß es nicht besser.“ Ich ließ meine Hand über seine Wange gleiten und drehte mich zur Tür.
„Wo ist Monsieur Berière?“ Kaum hatte ich die Frage ausgesprochen, tauchte er in der Tür auf.
„Hier bin ich. Komm.“ Fordernd streckte er die Arme nach mir aus und legte sie erneut um meine Taille. Das Prickeln raubte mir den Atem. Ich wollte hier weg. Das heißt: Eigentlich nicht, aber Napoleones Gesichtsausdruck als Berière mich auf diese intime Art berührte, verhieß nichts Gutes. Er kochte vor Wut und beherrschte sich nur mühsam.
Berière schien das ähnlich zu sehen. Sein Weg aus der Festung glich einer