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Mann meiner Träume. Nicole KnoblauchЧитать онлайн книгу.

Mann meiner Träume - Nicole Knoblauch


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Gesichtszüge entspannten sich und er sagte: „Wenn Ihr möchtet, kann ich Euch zu ihm bringen.“

      „Gerne!“ Mir fiel ein Stein vom Herzen.

      „Tristan Berière zu Euren Diensten.“ Er lüftete den Hut und deutete eine Verbeugung an.

      „Mein Name ist Marie Seurant.“ Ich musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen zu blicken.

      „Ach ja?“ Eine gewisse Vorsicht sprach aus seinem intelligenten Blick. „Buonaparte hat Euch nie erwähnt. Ihr seid verheiratet?“

      Verdammt! Als eine seiner Schwestern hätte ich Buonaparte heißen müssen.

      „Ja“, improvisierte ich, „Aber mein Mann ist nicht hier. Er und mein Bruder – na ja, sind nicht unbedingt Freunde.“ Eine mehr als dünne Geschichte! Mit angehaltenem Atem wartete ich auf eine Reaktion.

      Der Soldat fuhr sich kurz mit der Hand über die Stirn, als wollte er sich die Haare aus dem Gesicht streichen. Diese waren allerdings zu einem Zopf gebunden und der Zweispitz hielt sie aus der Stirn.

      „Ich bringe Euch zu ihm“. Ohne ein weiteres Wort marschierte er los. Ich hatte Mühe, ihm zu folgen.

      „Ihr habt Euch eine unsichere Zeit für Euren Besuch ausgesucht“, sagte er und schob einige Laken zu Seite, die zum Trocknen in den Straßen hingen.

      „Nun“, antwortete ich, ohne wirklich zu wissen, was ich eigentlich sagen wollte. „Als ich mich dazu entschloss, waren die Zeiten ruhig. So eine Reise kann länger dauern, als man beabsichtigt.“

      Wieder musterten mich diese eindringlichen Augen.

      Was immer er mit diesem Blick zu finden gehofft hatte, er teilte es mir nicht mit, sondern schüttelte den Kopf. Wir bahnten uns unseren Weg durch die dreckigen Gassen. Die Häuser standen dicht an dicht und mehr Wäsche versperrte ihm den Weg. Was hatte es für einen Sinn, in diesem Unrat und Gestank Wäsche zu trocknen?

      „Hier ist es!“

      Monsieur Beriéres Worte unterbrachen meine Überlegungen. Wir standen inzwischen auf einem großen Platz, der den Blick auf die Kaserne freigab.

      Sie sah genauso aus, wie ich sie mir nach meinen Recherchen im Internet vorgestellt hatte: Drei Gebäuden, in Hufeisenform ausgerichtet. Die beiden sich gegenüberliegenden Häuser zeigten eine helle Sandsteinfassade. Das Querhaus war weiß getüncht. Die vielen kleinen Fenster ließen erahnen, dass die dahinter liegenden Quartiere nicht viel Platz boten.

      Zu gerne hätte ich das kleine Zimmer besucht, in dem Napoléon viele Monate allein mit seinen Büchern und Studien verbracht hatte.

      Berière riss mich aus meinen Gedanken. „Ihr müsst hier warten. Zivilisten sind auf dem Gelände nicht erlaubt. Ich werde Buonaparte sagen, dass er Besuch hat.“

      Er verschwand durch das schmiedeeiserne Tor und in einem der Sandsteingebäude. Und wie das in Träumen so ist, kam er wenige Sekunden später wieder heraus. Napoléon folgte ihm.

      Mein Herz machte einen Sprung und meine Handflächen begannen feucht zu werden. Ruhig, Marie, das ist nur Napoléon Bonaparte. Dieser Gedanke half nicht wirklich dabei, mich zu beruhigen. Ich atmete tief durch und versuchte, mich abzulenken. Also verglich ich den Mann, der mir entgegenkam, mit dem Jungen von letzter Nacht. Das Gesicht zeigte jetzt mehr Kanten, das Haar trug er länger. Es fiel ihm offen auf die Schultern. Er war immer noch hager und feingliedrig, ohne weiblich zu wirken, und nur einen halben Kopf größer als ich. Den Rock seiner Artillerieuniform schloss er im Gehen.

      Alles in allem bot er kein beeindruckendes Bild. Die Kraft und Energie, die von ihm ausgingen, lassen sich allerdings nur schwer in Worte fassen. Er beherrschte den Platz. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Ohne Zögern kam er auf mich zu und nahm mich in den Arm. Es folgte ein Kuss auf beide Wangen (jeder von ihnen ließ mein Herz flattern) und eine Begrüßung auf Italienisch.

      Tristan Berière verabschiedete sich schmunzelnd. Ich bemerkte es kaum, da Napoléon meine volle Aufmerksamkeit auf sich zog.

      „Ich wusste, dass ich Euch eines Tages wiedersehen würde, Mademoiselle Seurant“, begann er das Gespräch. Ein jungenhaftes Grinsen überzog sein Gesicht.

      „Seid Ihr deshalb so schnell gekommen?“

      „Ja! Ich war etwas verwundert, als Berière mir sagte, meine Schwester sei hier, doch als er Euren Namen nannte ...“ Das Grinsen wurde zu einem schiefen Lächeln und eine zarte Röte legte sich auf seine Wangen. „Er denkt, Ihr und ich ...“ Sein Blick wanderte zu Boden.

      „Oh!“ Mehr bekam ich nicht heraus. Meine Wangen begannen zu glühen. Ich alleine mit Napoléon in seinem kleinen Zimmer – besonders dann, wenn ich das wäre, was Tristan Berière vermutete. Dieser Gedanke gefiel mir eindeutig zu gut.

      „Wollen wir ein Stück spazieren gehen?“

      Eine ausgezeichnete Idee. Das würde mich von meinen unkeuschen Gedanken ablenken. Also stimmte ich erfreut zu.

      „Es ist ziemlich warm heute!“ Etwas Dämlicheres fällt dir nicht ein, Marie?

      „Das ist es.“

      „Ist das hier immer so im Sommer?“ Oh Gott, halt besser den Mund.

      „Ich denke schon.“

      „Dann habt Ihr es sicherlich schwer in Eurer Uniform.“

      „Richtig.“ Ohne seinen Schritt zu verlangsamen, zog Napoléon einen Umhang von einer Wäscheleine und warf ihn sich über.

      „Was ...“, wollte ich gerade fragen, als er mich an die Wand drückte und den Umhang über unser beider Köpfe hielt.

      „Aber ...“, setzte ich wieder an, doch sein Kuss erstickte meine Frage.

      Was zur Hölle ... Ich sollte mich wehren! Er schien das zu ahnen, denn blitzschnell presste er mich so gegen die Hauswand, dass mir keine Chance zur Flucht blieb. Dabei versuchte seine Zunge, meine Lippen zu öffnen und gegen meinen Willen folgten sie seinem Drängen. Das lief alles ganz und gar nicht nach Plan. Ich sollte das nicht zulassen. Ich versuchte, mich seinem Griff zu entwinden, was dazu führte, dass er mich enger an sich presste. Der Druck seiner Schenkel an meinen jagte mir kleine Schauer durch den Körper. Warum sollte ich mich wehren? Das fühlte sich zu gut an, um es nicht zu genießen. Am Rande des Wahrnehmungsbereiches registrierte ich lautes Grölen und aufgebrachte Stimmen. Unwichtig! Mich küsste der Mann, den ich schon lange ...

      „Wir müssen hier weg, schnell!“ Er entließ mich so unvermittelt aus seiner Umklammerung, dass ich strauchelte. Seine Hand bot mir Halt und zog mich von der Straße weg. Konzentriert und wachsam führte er mich durch enge Gassen, bis wir an die Stadtmauer kamen. Dort steuerte er auf ein kleines Tor zu. Aus irgendeinem Grund fiel es mir schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Erst als wir die Stadt verlassen und auf einer kleinen Brücke die Saône überquert hatten, hielt er an und ließ meinen Arm los.

      Mit reglosem Gesicht und in völlig steifer Haltung verbeugte er sich. „Ich entschuldige mich in aller Form, Mademoiselle.“

      Wie jetzt? So würdevoll wie möglich, senkte ich den Kopf. „Entschuldigung angenommen.“ Um das Lachen zu unterdrücken, das sich meine Kehle hinaufschleichen wollte, fügte ich hinzu: „Warum habt Ihr das getan?“

      Er stand immer noch kerzengerade vor mir und blickte stur geradeaus über meine linke Schulter. „Der Mob, Mademoiselle. Wir haben Probleme mit Aufständen, seit die Ereignisse in Paris publik geworden sind. Alleine wärt Ihr wahrscheinlich nicht in Gefahr gewesen, aber ich als Soldat ...“ Ein verlegenes Räuspern. „Ihr Hass hätte sich gegen Euch richten können, wenn sie meine Uniform gesehen hätten.“

      „Ihr habt mich beschützt?“ Das Herz drohte mir die Brust zu sprengen.

      „Ja. Ich musste schnell handeln.“ Ein verlegenes Lächeln ließ ihn sehr jung wirken.

      „Dann habe ich Euch einiges zu verdanken.“ Verärgert registrierte ich meine bebende Stimme.

      „Es


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