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Tabu Keine Küsse in der Nacht. Ute DombrowskiЧитать онлайн книгу.

Tabu Keine Küsse in der Nacht - Ute Dombrowski


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„Keks haben.“

      Sie streckte die Hand aus und lächelte unwiderstehlich. Nelly bedankte sich mit einer Kusshand und knabberte genüsslich am Gebäck. Katja kaufte Brot und zwei Stück Butterkuchen zum Kaffee bei Kirsten. Danach verabschiedeten sie sich. Ein bisschen Obst packte Katja unten in den Wagen und so schob sie Nelly zu Kirstens Haus.

      Vor der Tür stand das Auto, das auch schon vor dem Dorfladen geparkt hatte. Bevor Katja klingeln konnte, öffnete sich die Tür und der Mann, der sie eben vor dem Laden beinahe umgeworfen hatte, kam mit Frank-Peter heraus.

      „Ach nein, bitte nicht schon wieder Sie!“, rief Katja entsetzt.

      Frank-Peter schaute zwischen Katja und dem lachenden jungen Mann hin und her, Kirsten trat zu ihnen.

      „Ihr kennt euch?“

      „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, der Kerl verfolgt uns. Er taucht ständig da auf, wo wir sind. Erst beim Eis essen, dann im Laden. Und nein, wir kennen uns nicht.“

      Der Mann hatte die dunklen Augenbrauen hochgezogen und in seinem Mundwinkel saß ein spöttisches Grinsen.

      Er sagte streng: „Das müssen wir sofort ändern. Ich bin Arne Beltings, sechsunddreißig Jahre alt, ledig, keine Kinder, Polizeibeamter und ich ziehe gerade in das Haus rechts hinter der Apotheke. Wir sind also um die Ecke Nachbarn. Jetzt dürfen Sie mir die Hand geben. Sie können sie aber auch gerne wieder ignorieren.“

      Er schaute sie auffordernd an. Katja griff schnell nach der warmen, großen, weichen Hand und schüttelte sie.

      „Ich bin Katja Hardeg und wohne auf der linken Seite der Apotheke. Das ist Nelly, meine Tochter. Kirsten und Frank-Peter sind meine Freunde.“

      Arne kniete sich zu Nelly, die ungeduldig im Wagen saß.

      „Nelly, so ein schöner Name. Dann sind wir ja bald Nachbarn. Ich muss jetzt los. Herr Stahnowski, wir sehen uns am Dienstag. Ich bin froh, dass Sie mir helfen.“

      Er erhob sich, gab allen die Hand und lief die Treppe hinunter.

      Nelly winkte ihm fröhlich hinterher und brabbelte: „Ane …“

      Na super, dachte Katja, jetzt sagt sie schon den Namen von dem Kerl. Frank-Peter ging um das Haus herum in die Garage, Katja und Nelly folgten Kirsten in die Sonnenblumen-Küche.

      „Das ist doch mal ein netter Nachbar, den du da bekommst und ein junger, schöner Mann noch dazu.“

      „Das ist mir vollkommen egal, ob der mein Nachbar wird oder sonstwer. Ich will meine Ruhe haben und habe kein Interesse an irgendwelchen Nachbarn. Nie wieder Männer in meinem Leben! Das habe ich mir geschworen. Man sieht doch, was dabei herauskommt.“

      Kirsten sagte lachend: „Ja, das sieht man, sitzt ja vor mir. In einem hat er recht: ein schöner Name.“

      *

      Es war Herbst geworden, der Besuch bei Benjamin stand an. Katja hatte gepackt und sich einen großen Mietwagen genommen. Sie wollte zwei Wochen bleiben. Reisetaschen, Spielzeug, der Buggy und der große Teddy waren im Kofferraum des Kombis verstaut.

      Am Abend zuvor hatte Katja Benjamin angerufen.

      „So, ich habe alles verpackt. Wir fahren morgen in aller Frühe los. Ich muss schauen, wie viele Pausen wir machen müssen. Wenn ich von der Autobahn herunter bin, rufe ich dich an.“

      „Sehr gut. Ich bin wahrscheinlich mit Christian im Weinberg, es sind ja Ferien bei uns. Wo der Schlüssel ist, weißt du. Die Zimmer sind oben, schau dir alles an und entscheide, wo ihr wohnen wollt.“

      Nun saß Katja im Auto. Nelly im Kindersitz hinter ihr sah ein wenig zerknittert aus, denn es war noch sehr früh und dunkel. Sie gähnte herzhaft, schniefte kurz, kuschelte sich an den kleinen, weißen Plüschhasen und schloss die Augen. Katja startete den Motor.

      Sie hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, wenn sie daran dachte, dass sie nun Christian wiedersehen würde. Sie hatten seit dem Vaterschaftstest nicht mehr miteinander gesprochen. Sollte sie ihm sagen, dass sie ihn noch liebte?

      Kurz vor der Abfahrt von der Autobahn war Nelly noch einmal eingeschlafen. Die erste Hälfte der Strecke hatte sie schon geschlafen, dann hatte sie aus dem Fenster geschaut und die Geräusche der vorbeifahrenden Autos nachgeahmt. Zwischendurch hatte sie in ihrem Bilderbuch geblättert und unzählige Kekse gegessen. Die ganze Rückbank und der Boden waren voller Krümel. Katja hatte in den Spiegel geschaut und ihre kleine Tochter sorgenfrei spielen sehen.

      Endlich waren sie da. Nelly schnarchte leise vor sich hin, den Hasen fest in der kleinen Faust. Katja stieg leise aus und ließ die Tür offen. Es war zwei Uhr am Nachmittag, die Sonne schien über den Weinbergen. Die Luft war mild, ganz anders als im Havelland, wo schon seit Tagen ein heftiger Wind wehte, unterstützt von vereinzelten Regenschauern.

      Katja holte den Hausschlüssel aus dem Versteck. Benjamin hatte am Telefon gesagt, dass er gegen drei Uhr mal kurz nach Hause kommen würde. Katja schloss die Tür auf und ließ sie weit offenstehen. Sie ging zum Auto und hob Nelly vorsichtig aus dem Kindersitz. Das kleine Mädchen schlang die Arme um den Hals ihrer Mutter, legte den Kopf auf ihre Schulter und schlief weiter. Katja lief mit ihr ins Haus, dort stieg sie die Treppe hinauf.

      Sie öffnete die erste Tür, auf der mit rosafarbenen Holzbuchstaben der Name „Nelly“ stand. Was sie dort sah, ließ sie direkt in Tränen ausbrechen. Es war das schönste Kinderzimmer, was sie jemals gesehen hatte.

      An der rechten zart rosa gestrichenen Wand stand ein weißes Kinderbett mit einem Himmel und einem kleinen Mobile mit Schafen. Katja legte die schlafende Nelly in das Bett und sah sich weiter um. Gegenüber dem Bett gab es einen hellen Holzschrank und eine Wickelkommode, über der ein Regal angebracht war. Dort befanden sich neben Plüschtieren Dinge wie Babycreme und eine kleine Haarbürste. In der Mitte war ein weicher Teppich mit Blumenmuster. Unter dem Fenster stand eine Kindercouch mit einem Tisch davor, darauf hatte Benjamin Papier und dicke Buntstifte bereitgelegt. In einem kleinen Regal neben der Tür sah Katja ein bisschen Spielzeug. Weiße Gardinen waren zur Seite gerafft und wurden von rosa Schleifen zusammengehalten.

      Es ist ein absolutes Mädchenzimmer, dachte Katja. Sie nahm sich ein paar Tücher vom Regal über der Wickelkommode und putzte sich die Nase. Nelly war nun wach geworden und stand in ihrem Bettchen auf. Sie rieb sich die Augen und begann auf und ab zu wippen.

      „Mama … Mama auf.“

      Katja hob sie aus dem Bett und setzte sie auf den Teppich. Das kleine Mädchen sah sich um.

      „Na, wer ist denn da?“, kam es von der Tür.

      Benjamin schaute um die Ecke und strahlte seine Tochter glücklich an. Er hatte Arbeitskleidung an und war verschwitzt. Nelly krabbelte auf allen Vieren zu ihm und zog sich an seinem Bein hoch.

      „Papa?“, fragte sie.

      Benjamin nahm sie auf den Arm und sagte: „Ja, ich bin der Papa. Das ist aber schön, dass du mich besuchen kommst.“

      „Wauwau?“

      „Der Benni ist unten. Komm, wir gehen mal zu ihm.“

      Benjamin kam nun auf Katja zu und küsste sie auf die Wange.

      „Hallo, schöne Mama. Ich hoffe, ihr hattet eine gute Fahrt. Herzlich willkommen. Ich gehe mit Nelly zu Benni, schau du dir doch mal das Gästezimmer an. Die Tür nebenan.“

      Er verließ mit der fröhlich vor sich hin plappernden Nelly das Zimmer und ging die Treppe hinunter. Katja folgte ihm und öffnete die Tür zum Gästezimmer.

      Ein breites Bett aus hellem Holz stand an der einen Wand, ein großer Kleiderschrank an der anderen. Unter dem Fenster war eine Sitzecke mit einem runden Tisch und Katjas Lieblings-Lesesessel aus dem Wohnzimmer. Ein Hocker davor war mit einer Decke abgedeckt, daneben gab es eine Stehlampe. Auf dem Tisch stand ein bunter Strauß mit Herbstastern. Eine Obstschale mit frischen Äpfeln und Trauben, eine Flasche Wasser


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