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Tabu Keine Küsse in der Nacht. Ute DombrowskiЧитать онлайн книгу.

Tabu Keine Küsse in der Nacht - Ute Dombrowski


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      „Gefällt es dir?“

      Benjamin war hereingekommen und an der Tür stehengeblieben. Er hatte ihre Reisetaschen in der Hand.

      „Wo ist Nelly?“

      „Sie ist bei Christian und Benni im Garten. Soll ich dein Gepäck wieder ins Auto bringen?“

      Katja stand auf und nahm ihm beide Taschen aus der Hand.

      „Blödmann, ich bleibe natürlich hier. Danke für das tolle Mädchenzimmer. Ich wusste gar nicht, dass du so kreativ bist.“

      „Bin ich auch nicht. Da hatte jemand anderes seine Hand im Spiel. Katja, Christian leidet wie ein Hund, aber er hat sich gut im Griff. Also tu einfach so, als wenn nichts Besonderes los ist.“

      „Gut. Das Gästezimmer ist auch sehr hübsch. Und Justin hat auch noch ein Zimmer?“

      Benjamin lief voraus und zeigte Katja das Zimmer am Ende des Flurs, das sie umgebaut hatten. Sie erinnerte sich an die Zeit mit Daniel. Hier oben waren immer drei Gästezimmer gewesen und nun war es ein Haus für eine kleine Familie geworden. Daniel wäre sehr glücklich gewesen.

      Katja und Benjamin gingen gemeinsam nach unten. Sie nahmen die Kaffeekanne und den Kuchen mit hinaus. Ursula Heunbach hatte alles vorbereitet, bevor sie heimgegangen war. Christian saß unter der Kastanie auf der Bank, Nelly auf seinem Schoß und daneben Benni. Der Hund sprang sofort von der Bank und legte sich unter den Tisch. Katja stellte den Kuchen ab und setzte sich zu Christian.

      „Schön dich zu sehen.“

      „Willkommen“, sagte Christian und küsste Katja auf die Wange.

      Die Berührung seiner Lippen ging ihr durch und durch. Sie atmete tief ein und kitzelte Nelly hinter dem Ohr. Die kicherte und kuschelte sich an Christians Schulter.

      Dann sagte sie: „Benni. Wauwau. Mama Kuchen.“

      Die kleine Hand streckte sich nach dem Kuchen aus. Benjamin verteilte die Teller und Tassen. Nachdem er Nelly ein Stück Marmorkuchen auf den Teller gelegt hatte, goss er Kaffee ein. Christian setzte die Kleine zwischen sich und Katja auf die Bank. Er war ganz still geworden. Katja fühlte seinen Schmerz und die Liebe fast körperlich.

      „Dass sie jetzt Benni sagen kann, ist toll. Der Kuchen ist sehr gut. Ich denke, es wird uns hier gut gehen. Was macht die Lese, Benjamin?“

      „Wir sind fast durch. Ich denke, noch drei … vier Tage. Dann hat Christian endlich Zeit zum Fliegen.“

      Katja war zusammengezuckt und Benjamin biss sich auf die Lippe. Das wollte er gar nicht sagen, aber das merkwürdige Schweigen hatte ihn gestört.

      „Oh, tut mir leid. Aber keine Angst, Katja, es wird nichts passieren.“

      „Schon in Ordnung“, flüsterte sie leise.

      Die beiden Männer waren aufgestanden.

      „So, wir müssen noch einmal in den Weinberg. Wir sehen uns heute Abend. Macht es euch gemütlich.“

      Nelly winkte ihnen hinterher. Jetzt räumte Katja den Tisch ab und setzte sich mit ihrer Tochter ins Kinderzimmer. Sie spielten, bis Nelly die Augen fast zufielen. Katja setzte sie in die Wanne und das warme Wasser ließ sie noch müder werden.

      Im kleinen Bettchen sagte sie noch einmal: „Möhmöh, Nelly heia.“

      Katja küsste sie auf die Nase und deckte Nelly zu. Sie ließ die Tür offen und ging nach nebenan in ihr Zimmer. Sie setzte sich ans Fenster, das nach vorne auf den Parkplatz hinausging und wartete auf Benjamin. Es war fast dunkel, als endlich der Transporter auf den Hof fuhr und das Hof-Licht sich anschaltete. Die beiden Männer stiegen aus. Benjamin zeigte auf die Tür und wollte anscheinend Christian nach drinnen bitten.

      Der schüttelte vehement den Kopf, zuckte traurig mit den Schultern und ging heim, ohne sich noch einmal umzudrehen. Benjamin schaute ihm hinterher und dann nach oben zu Katjas Fenster. Sie stand auf und ging nach unten.

      „Er tut mir so leid für Christian, Benjamin. Ich wünschte, ich könnte alles ungeschehen machen. Ich … ich …“

      Sie schwieg. Aber Benjamin war in Gedanken versunken.

      „Ich würde ihm gerne den Platz an eurer Seite überlassen, wenn er dadurch wieder glücklich sein könnte. Ich glaube, dass er nicht Nellys Vater ist, hat ihn mehr getroffen als unser Fehltritt. Es wäre einiges wieder gut geworden, wenn er es wäre.“

      Katja schnaufte und nickte.

      „Nelly schläft. Hast du Hunger? Soll ich dir etwas kochen, während du duschen gehst?“

      „Das wäre super. Ich habe einen Bärenhunger. Apropos Bär, der sitzt noch im Auto. Ich hole ihn noch schnell.“

      Er drehte sich um und Katja schaute in den Kühlschrank, was sie kochen könnte. Später saßen sie zum Abendessen in der Küche.

      *

      Nach fünf Tagen waren sie ein eingespieltes Team. Morgens stand Katja mit auf, machte Frühstück, mittags kochte sie und abends saßen Katja und Benjamin mit Christian am Kamin, wenn Nelly eingeschlafen war. Die Arbeit im Weinberg war nun getan. Benjamin arbeitete im Keller. Manchmal saß Nelly auf einem Fass und schaute ihm bei der Arbeit zu.

      Die erste Woche der Schulferien war zu Ende. Christian kam, um sich zu verabschieden. Er würde zum Fliegen in der Nähe von München in einem Hotel einchecken.

      „Ich muss doch meiner kleinen Prinzessin noch auf Wiedersehen sagen.“

      Katja hatte Kaffee gekocht und nun saßen sie in der Küche und warteten auf Benjamin, der rasch zum Bäcker gefahren war.

      Es klingelte und Katja hörte mit Entsetzen, wie die Tür aufging und Luise rief: „Christian, bist du hier?“

      Christian war aufgestanden und schaute aus der Küchentür.

      „Ja, Mama, ich bin hier. Ich wollte mich noch von Benni verabschieden und dann bin ich fünf Tage weg. Ich hätte dich auch noch angerufen. Komm doch herein.“

      Die beiden kamen durch die Tür. Als Katja und Luise sich in die Augen sahen, herrschte ein unangenehmes Schweigen. Luise fand als Erste ihre Sprache wieder.

      „Ach, die Frau Hardeg. Nein sowas. Was willst du denn hier? Wieder Unglück über meinen Jungen bringen?“

      Katja musste schlucken.

      „Ich … wir … besuchen Benjamin. Sonst nichts. Das geht dich doch gar nichts an.“

      „Was ist das für ein Kind?“

      Luise schaute zuerst Katja an, danach Christian.

      Mit zusammengekniffenen Augen sagte sie: „Das ist doch nicht etwa dein Kind? Mit wem hast du es denn noch getrieben? Das ist doch …“

      „Mutter, lass das!“, rief Christian.

      Nelly war vom Stuhl gerutscht und hatte sich an Katja geschmiegt. Sie war ganz still, als würde sie verstehen, dass sich hier etwas Unangenehmes abspielte.

      „Nelly ist Katjas und Benjamins Tochter.“

      Eisiges Schweigen breitete sich in der Küche aus.

      Nun zischte Luise: „So eine Schlange! Hast du dir also ein Kind machen lassen? Du bist doch unglaublich. Wie gut, dass Benjamin der Vater ist und nicht Christian. Und jetzt kommst du abkassieren? Na fein.“

      Christian wusste nicht, was er sagen sollte. Er wollte Katja verteidigen, aber der Schmerz war in dem Moment so groß geworden, dass er resigniert schwieg.

      Katja sagte leise: „Ich habe es nicht nötig, irgendwen abzukassieren. Und ja, ich habe eine Tochter. Aber dass du hier herum giftest und meiner Nelly Angst machst, das geht gar nicht. Du warst doch von Anfang an gegen mich. Hast sogar die arme Frau Janson mit hineingezogen. Wer also ist hier eine Schlange?“


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