Tabu Keine Küsse in der Nacht. Ute DombrowskiЧитать онлайн книгу.
Dann würdest du sie immer sehen müssen.“
„Froh sein? Ach, wenn ich doch mit ihm zusammen wäre! Hätte ich doch nicht … Ich würde glatt dieses Schwiegermonster ertragen.“
„So schlimm?“
„Ja, schon sehr schlimm. Ich habe so viel Nähe und Liebe gespürt, aber er hält Abstand. Das habe ich ja auch verdient.“
Sie nahm Nelly aus der Wanne und wickelte sie in das große Handtuch. Das kleine Mädchen schmiegte sich an ihre Mama und lachte. Sie liebte das Baden, egal, ob im See oder in der Wanne. Im kommenden Sommer musste sie unbedingt mal im Meer baden gehen. Da war Nelly auch schon zwei Jahre.
„Gehst du jetzt schlafen? Soll der Teddy mitkommen?“
„Teddy und Mama heia.“
„Nein, Mama noch nicht. Ich werde ein bisschen Fernseh gucken.“
Sie wollten gerade ins Kinderzimmer gehen, das klingelte es. Vor der Tür stand Arne und grinste.
„Entschuldigung, wenn ich störe. Ich wohne ja jetzt nebenan und da ich Licht gesehen habe, dachte ich, Sie können mir mit Milch aushelfen.“
„Reinkommen!“, rief Nelly und klatschte in die Hände.
„Oh, kleine Prinzessin, das erlaubt die Mama sicher nicht. Haben Sie Milch?“
„Keine Ahnung“, sagte Katja lachend. „Kommen Sie schon rein. Ich bringe Nelly ins Bett und Sie können da hinten mal in den Kühlschrank schauen. Ich bin gerade aus dem Urlaub zurück und weiß nicht, ob ich noch Milch habe.“
Sie stieg die Treppe hinauf, legte Nelly in ihr Bettchen, schaltete das Nachtlicht an und küsste die Kleine auf die Nase.
„Gute Nacht, Schatz. Schlaf schön, ich werfe den Onkel Arne schnell raus, dann komme ich nochmal hoch, ja?“
„Ane lieb. Nelly heia.“
Der Nachbar stand in der Küche und hatte eine Packung Milch in der Hand. Er fragte, ob er die mitnehmen könnte. Katja winkte ab und wollte nur, dass er ging. Sie war müde von der Fahrt.
„Wollen Sie mich schon wieder loswerden?“, fragte Arne mit unwiderstehlichem Lächeln.
„Natürlich, was dachten Sie denn? Kaffeeklatsch am Abend? Hören Sie, ich bin gerade sieben Stunden Auto gefahren und hundemüde. Wir werden uns ja zwangsläufig noch öfter über den Weg laufen. Gute Nacht also.“
Sie schob ihn zur Tür hinaus.
„Bis bald. Schlafen Sie schön. Und beste Grüße an die kleine Prinzessin.“
Ohne sich noch einmal umzudrehen lief er heim.
*
Cora kniff die Augen zusammen, als Katja ihr von Arne erzählte.
„Gefällt er dir?“
„Nein, das ist auch gar nicht das Thema. Was soll ich denn mit so einem jungen Kerl? Er ist nur mein Nachbar.“
Cora sagte lachend: „Na, bisher ist dir immer noch eingefallen, was du mit einem jungen Kerl anfangen kannst. Ich warne dich: Mach nicht wieder irgendeinen Scheiß. Es reicht doch wohl mal.“
„Hast du nicht zugehört? Er interessiert mich nicht die Bohne. Und dann einer von der Polizei. Nein, danke, so etwas geht ja gar nicht.“
Katja hatte während des Gesprächs Nelly angezogen. Sie wollten auf den Spielplatz an der Schule. Jetzt am Nachmittag waren die Kinder schon weg. Die Luft war kühl, aber die Sonne schien. Cora hatte für Nelly eine Mütze mit Ohren wie bei einem Bären mitgebracht, die setzte sie der Kleinen jetzt auf. Nelly zog sie wieder vom Kopf und schaute sie sich genau an. Sie küsste die runden Ohren und versuchte dann, die Mütze wieder aufzusetzen. Nach ein paar Versuchen hatte sie es geschafft.
„Nelly ist Teddy. Wie Papas Teddy. Coa, komm mit.“
Sie packte Coras Hand und zog sie hinter sich her. Auf dem Spielplatz waren noch zwei andere Kinder. Das kleine Mädchen rannte zu ihnen und die beiden Frauen setzten sich auf die Bank unter der Kastanie.
Auf dem Parkplatz neben dem großen Schulgebäude standen noch drei Autos. Die Tür öffnete sich und Katja sah Birgit Marlohn herauskommen. Sie winkte und erklärte Cora, wer die Frau war.
„Hallo, Frau Hardeg“, rief die Schulleiterin und kam näher. „Die kleine Nelly ist ja sehr gewachsen. Und wie gut sie läuft.“
„Ja, sie ist schon ein großes Mädchen. Darf ich Ihnen meine Freundin Cora vorstellen? Sie hat auch einmal Lehrerin gelernt, arbeitet aber in einer Jugendeinrichtung.“
Die beiden Frauen begrüßten sich herzlich.
„Ich könnte Sie gut brauchen, Frau Hardeg. Im Moment für acht Stunden in der Woche. Die Eltern hatten wegen des Chors gefragt. Wie sieht es aus? Lust? Zeit?“
„Ach ja, es ist ja Herbst und der Kinderchor sollte beginnen. Ich komme nächste Woche mal zu Ihnen und dann reden wir über alles. In Ordnung? Eigentlich habe ich Lust zu arbeiten, aber da muss ich erst einmal sehen, wie ich das mit Nelly auf die Reihe bekomme.“
„Der Kindergarten nimmt auch stundenweise kleinere Kinder. Nelly ist doch ein aufgewecktes Mädchen. Vielleicht schauen Sie mal dort vorbei.“
Katja versprach, das zu tun, dann verabschiedete sich Birgit Marlohn und fuhr vom Parkplatz. Katja und Cora holten Nelly an der Schaukel ab und gingen langsam mit ihr heim.
Ein Auto hupte neben ihnen und als Katja sich zur Straße drehte, sah sie Arne an den Straßenrand fahren. Er sprang aus dem Wagen und kam lächelnd auf sie zu. Nelly lief ihm entgegen und ließ sich von ihm herumwirbeln.
„Meine Prinzessin! Na, wie geht es dir?“
„Ane lieb“, sagte Nelly und küsste ihn auf die Nase.
„Ja, die junge Dame weiß, was gut ist. Hallo Frau Nachbarin, hallo schöne Fremde.“
Katja sah ihn böse an und Cora verdrehte die Augen. Gut sieht er ja aus, dachte sie, aber er trägt ziemlich dick auf.
„Hallo, Herr Nachbar. Sind keine Verbrecher unterwegs, die sie fangen können? Müssen Sie sich schon wieder aufdrängen?“
„Ich wollte nur höflich sein, aber Sie haben anscheinend wieder schlechte Laune. Wie kann ich Sie aufmuntern?“
„Stellen Sie meine Tochter auf den Boden und fahren Sie heim. Ich habe Besuch, wie Sie sehen.“
„Hm“, seufzte Arne, „es tut mir leid, wenn ich nerve. Aber das ist meine Natur, dagegen kann ich gar nichts tun. Vielleicht trinken Sie mal Kaffee mit mir, gerne mit Ihrer Besucherin. Nelly kommt sicher freiwillig.“
„Wir müssen los!“
Er seufzte noch einmal, küsste Nelly, die beim Kitzeln seines Bartes kicherte und stieg in sein Auto. Nelly winkte ihm fröhlich hinterher. Cora hatte die ganze Zeit über geschwiegen, jetzt sah sie Katja mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Was war das denn?“
„Mein Nachbar Arne. Grässlich, oder?“
„Für meine Begriffe ein bisschen zu jung. Was für ein Blender. Er sieht verdammt gut aus, das muss ich zugeben. Eigentlich wäre er genau dein Fall. Der steht total auf dich. Und Nelly auf ihn. Willst du mit ihm Kaffee trinken?“
Katja wehrte empört ab.
„Nein, ganz sicher nicht. Auf keinen Fall. Ich habe dir doch gesagt, ich will keine neuen Männer in meinem Leben. Die anderen reichen mir durchaus. Bitte glaube mir, ich habe dazugelernt.“
Cora sah ihrer Freundin dabei in die Augen. Es hörte sich alles sehr ernst an. Aber dieser Mann war genau nach Katjas Geschmack, wenn auch ein wenig zu jung. Sie würde mal wieder auf Katja aufpassen müssen, denn Arne schien nicht der Typ zu sein, der schnell