Gedankenkraft im Geschäfts- und Alltagsleben. William Walker AtkinsonЧитать онлайн книгу.
fühlt sich der passive Bruder vereinsamt und gedrückt unter der Beeinflussung seines Bruder; hat er aber einmal eine Bekanntschaft geschlossen, wird er schon selbst Gelegenheit nehmen, sich bei einem erneuten Besuch auszusprechen. Der erste Schritt ist stets der schwierigste.
Ich bitte, zu bedenken, dass der Verstand eines jeden Mannes, einer jeden Frau eine Art von Teilhabergeschäft ist, das sich aus den Funktionen zusammensetzt, welche ich soeben durch die Schilderung der beiden Brüder zu charakterisieren versucht habe. Doch dürfte sich wohl in den Firmen selbst ein Unterschied geltend machen. Der passive Teilhaber ist ja fast in allen Fällen von gleicher Beschaffenheit, wenn es auch vorkommt, dass er in der einen Firma mehr Freiheit genießt, in der anderen aber bedeutend mehr hintenangesetzt wird; der Unterschied beschriebenen Verhältnisse besteht nur in der Positivität des aktiven Teilhabers. Von diesen gibt es sehr verschiedene Gattungen. Manche sind bezüglich ihrer Vorsicht, Beobachtungsgabe und Klugheit ganz gediegene Beispiele, während andere wieder die erwähnten Eigenschaften nicht in demselben Maße besitzen. Manche sind sogar fast so beschaffen, wie ihre passiven Brüder. Der eine kann mitunter überrumpelt, der andere zum Narren gehalten werden; der eine ist der Schmeichelei verfallen, der andere hat vor Übermüdung seine Wachsamkeit völlig erschlaffen lassen. Manche vertiefen sich mit größtem Interesse in irgendetwas, dass sie sogar nicht gewahr werden, wenn der passive Bruder mit dem Besucher näher bekannt wird; ja sie geben dem ersteren sogar volle Freiheit, nach Belieben Waren zu bestellten. Jeder von ihnen hat seine Eigenschaften und Schwächen. Da kein Mensch sich stärker dünken darf, als dessen schwache Seite erlaubt, gilt unbedingt die Regel, diese schwache Seite ausfindig zu machen und sie mit voller Gewalt anzugreifen.
Die Hauptsache ist und bleibt, die Wachsamkeit des aktiven Bruders zu umgehen, sie zu Schanden zu machen. Da gibt es nun verschiedene Wege, dies zu vollführen; es handelt sich darum, die besten auszusuchen. Führt der eine nicht zum Ziel, wählt man einen anderen. Verfolgt man sein Ziel unausgesetzt, wird man doch wohl schließlich siegen. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Es kann geschehen, wenn man es nur richtig anpackt. Dies geschieht alle Tage. Für manche ist es leichter, für andere etwas schwieriger, aber mit allen ist es möglich; schließlich geben die wachsamen Teilhaber auch nach, wenn man nur bei seinem Vorhaben auszuharren versteht.
„Nein“ darf nie die Antwort lauten. Beim Geschäft muss man es genau so machen, wie in der Liebe, wenn man ein Mädchen gewinnen will; und hier bekanntlich zählen die „Nein“ nicht; ein, zwei oder ein Dutzend „Nein“ werden einfach ignoriert. Wer im Geschäft seine Taktik mit Konsequenz durchzuführen weiß, gewinnt allein. Fortuna ist ein Weib, wie Sie wissen, und alle Kennzeichen ihres Geschlechtes sind ihr eigen.
Suggestionen werden bei Wiederholung immer stärker. Ein Mensch wird vielleicht beim ersten Antrag den Vorschlag zurückweisen, aber wenn er dieselbe Sache immer wieder und wieder hört, wird er sie schließlich doch glauben. Kein Wunder, Sie glauben ja selbst durch den öfteren Vortrag daran, warum sollte er sie nicht glauben?
Und außerdem, eine Suggestion hat möglicherweise bei der ersten Abgabe keine sichtbare Wirkung hinterlassen; es kann sein, dass sie sich ähnlich wie der Same im fruchtbaren Boden verhält und erst aufgegangen ist, wenn Sie zum zweiten Mal nach dem Resultate schauen. Indem Sie den aktiven Teilhaber für sich eingenommen und ihm Interesse eingeflößt haben, gaben Sie dem passiven Bruder Gelegenheit, allein schon aus Neugierde (deren er eine bedeutende Quantität besitzt) Ihnen näher zu kommen und das Gespräch mit dem Bruder anzuhören. Wenn Sie dann fortgegangen sind, wird er lange über Ihr Gesagtes nachdenken und das nächste Mal dafür sorgen, mit Ihnen trotz seines ernsten Bruders Rücksprache zu pflegen. „Die Liebe kennt keine Hindernisse und lacht über den Schlosser“, und ebenso verlacht der passive Bruder manchmal seinen Bruder. Behalten Sie nur das hier entworfene Bild vom passiven und aktiven Bruder in Ihrem Gedächtnis, dann werden Sie beide Funktionen des Geistes wohl verstehen. Dann sind Sie auch befähigt, Ihren Suggestionen zu Ihrem eigenen Vorteil die beste Richtung zu geben und ebenso auch den Suggestionen anderer zu widerstehen.
Wenn Sie einen Menschen, mit dem Sie in persönliche Berührung kommen, beeinflussen wollen, brauchen Sie sich nicht etwa nur auf die Macht der Suggestion zu verlassen, um die Wachsamkeit seines geistigen aktiven Teilhabers zu besiegen. Zwei sehr mächtige Verbündete werden Ihnen zu Hilfe kommen: die mit Bewusstsein von Ihrem Verstande ausgesendeten direkten Gedankenwellen und die unbewussten Anziehungskräfte des Gedankens. Diese Verbündeten können ungemein durch die in den folgenden Lektionen gelehrten Übungen ausgebildet und entwickelt werden. Auch werden Sie erfahren, auf welche Weise Sie sich gewisse Merkmale aneignen können, welche Ihnen helfen sollen, bei dem aktiven Bruder einen guten Eindruck zu machen.
Eine Sache jedoch müssen Sie absolut lernen, nämlich die Geschicklichkeit, den besprochenen Gegenstand zu beherrschen, Vertrauen und festen Glauben zu gewinnen. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Jungen, welcher schwimmen lernen soll. Die Fähigkeit hierzu haftet jedem Knaben an, aber er glaubt es nicht. Von dem Augenblick an, wo er glaubt schwimmen zu können, schwimmt er auch schon; aber, solange er meint „ich kann nicht“, wird er es auch wirklich nicht können. Es kann ja sein, dass er durch Übung im Schwimmen Fortschritte macht; aber die Fähigkeit hierzu hatte er schon von Anfang an. Sie besitzen in Ihrem Innern die Kunst, andere zu beeinflussen, aber solange Sie nicht daran glauben und Vertrauen zu der Kunst haben, werden Sie das Erlernen schwer finden. Sie können es und brauchen es nur auszuführen. Beginnen Sie zunächst mit leichten Übungen, aber Vertrauen muss schon von Anfang an vorhanden sein. Manche Menschen entdecken diese Kunst durch Zufall und können sich die Ursache ihres Erfolges oftmals kaum erklären. Sie kennen jetzt den Grund und werden es gerade so gut machen, wenn nicht besser, als derjenige, der über die Wahrheit gestolpert ist.
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