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Die Legende der Eiswölfe. Nicole SeidelЧитать онлайн книгу.

Die Legende der Eiswölfe - Nicole Seidel


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und Besitzer, sprechend vor. "Du kommst spät, Jhil." Und als er ihre Panik bemerkte, fragte Aleann was denn los sei.

      Max schenkte ihr einen doppelten Sahnelikör ein, den Jhil gerne trank. Sie nahm das Glas und zog ihren Bruder in eine abgelegene Ecke und erzählte ihm dort alles was im Museum passiert war. Stumm lauschte er, unterbrach sie kein einziges Mal.

      "Was machen wir jetzt?" endete Jhil fragend.

      "Das ist harter Tobak den du mir da erzählst. Aber wir wissen beide, was da im Sarg der Königin liegt. Dies darf es gar nicht geben und doch -" Aleann leerte sein Whiskeyglas. "Was weißt du von diesem Prinz Nuance?"

      "Der Dunkelkönig Gil'galad ist der Vater der Zwillinge Nuance und Nuaja. Nuance zettelte im späten fünften Jahrhundert den Krieg gegen die Menschen, die das alte Reich nach der Großen Dunkelheit erobert hatten, an. Als der erste König von Valdavien ihn gefangen nehmen konnte, war er das Pfand für den Frieden zwischen Menschen und Nichtmenschen. Sein Lanzenschwert sollte die Trophäe und seine Schwester die Garantie für den bleibenden Frieden sein. Der Prinz fühlte sich gedemütigt und übergangen und führte seinen verbitterten Kampf gegen die Menschen weiter, da verbannte ihn sein Vater. Nuance verschwand danach. Dann kam die Zeit des Aufbruchs. Die blonden Aensidhe und die schwarzhaarigen Elfen Ban Gynvael wurden in die Wälder verdrängt oder lebten assimiliert am Rande der Menschenstädte. Nuance bestätigte mir, dass das Blut der uralten Elfen noch in uns fließt. Ist das nicht erstaunlich?"

      "Vielleicht rettet uns das vor seinem Zorn", entgegnete Aleann. "Aber es liegen viele tausend Jahre zwischen diesen Ereignissen und heute. Wie kann der Typ also existieren, rumlaufen und meine kleine Schwester ängstigen!"

      "Ich verstehe es auch nicht, denn selbst die Elfen waren nicht unsterblich. All diese wunder­samen Länder, ihre kriegerischen Völker, die Zwerge unter der Erde, Trolle und Gnome gibt es heute nur noch in phantastischen Erzählungen. Das ist pure Fiktion. Niemand hätte sich je träumen lassen, dass es Elfen je gegeben hätte. Aber was tun wir jetzt?"

      "Ich lass dich jedenfalls nicht allein. Gehen wir nach Hause. Ich bin müde. Er hat dir einen Tag gegeben. Mir wird schon was einfallen, Jhil." Aleann steckte einige Scheine unters Glas. Es war kurz nach Mitternacht als die Geschwister die Bar verließen.

      Jhil benutzte das Stethoskop und lauschte. "Du hast recht, Al. Ein ganz langsamer Herzschlag ist zu hören." Die Frau blickte auf die Uhr und lauschte angestrengt. "Ich zähle zwei Schläge in der Minute. Aber Atmen ist nicht auszumachen. Was tun wir mit der Prinzessin?"

      Die schwarzhaarigen Geschwister, Joe und Kurt hatten sich um den Sarg der hellhäutigen Elfin versammelt. Es war Mittag und der Professor hatte das Museum verlassen, um etwas essen zu gehen.

      "Der Professor wird nicht zulassen, dass wir sie von hier fort nehmen", erläuterte Aleann. "Aber ich bin mir sicher, dass der Prinz seine Schwester holen kommt. Joe, Kurt ihr müsst sie in der Nacht bewachen." Er zog eine Automatikpistole hervor und gab sie dem rotblonden Shymier. "Nur zur Sicherheit. Wir wissen nicht, wie ausgeflippt der Kerl ist."

      Joe Marley steckte die Waffe mit einem Kopfnicken ein, nachdem er das Magazin überprüft hatte. "Ewig werden wir Higgins nicht an der Nase rumführen können."

      "Mir fällt schon noch was ein." Die beiden Handlanger gingen. Aleann Raven holte das keltische runde Schmuckstück hervor. Er schwenkte damit über den leblosen Körper der Elfenprinzessin, legte es ihr auf die Brust, doch nichts passierte.

      "Sicher gehört irgend ein magischer Spruch dazu", wandte Jhil ein. Sie machten sich für den Rest des Nachmittags an die Aufzeichnungen und durchforsteten alte Bücher. Sie hatten auch eine Gewebeprobe der beiden Körper - die Königs Elessar und der Elfin Nuaja - entnommen und sie in das Spektrometer gegeben, um das Alter zu bestimmen. Das Ergebnis erstaunte sie, denn der Körper der Elfin war sogar über fünfhundert Jahre älter, als die des ersten Königs!

      "Das kann schon sein, Jhil. Sie könnte bereits vor der Großen Dunkelheit gelebt haben." Der Mann stand am Sarkophag. "Für ihr Alter, hat sich die Prinzessin verdammt gut gehalten. Aber das hieße, Prinz Nuance, der dich letzte Nacht besucht hat, wäre demnach auch fast viertausend Jahre alt. Hm, das wirkt alles sehr - erstaunlich. Ja, unwahrscheinlich. Ist je ein Elf älter als zweitausend geworden?"

      Bei Sonnenuntergang begleitete Aleann seine Schwester nach Hause. Sie ließen sich Hühnchen-süß-sauer nach Hause kommen. Der Fernseher lief, doch mit ganz leisem Ton. Der Mann holte einen Revolver hervor und überprüfte die Trommel. Sie sperrten die Katzen ins Badezimmer und löschten das Hauptlicht. Es blieb nur eine Lampe neben dem Sofa und im Flur brennen.

      Dann warteten die Geschwister auf ihren weißhaarigen Besucher.

      Kurt Bofinger schreckte aus seinem Halbschlaf hoch, als sein Handy klingelte und wäre fast von seinem unbequemen Stuhl gefallen. Ein kurzer Fluch drang über seine Lippen, als er die Nummer des Anrufers erkannte. "Hi, Süße. Was gibt's?" meldete er sich säuselnd. "Sorry, aber ich muss noch paar Stunden im Museum aushelfen." Der blonde Mann verdrehte die Augen nach oben und lauschte angestrengt seiner Freundin am anderen Ende. "Tut mir leid, Süße. Ich weiß es ist mitten in der Nacht. Aber ich kann nicht vor vier hier weg! Ja-" er verstummte erneut. "Ich mach es wieder gut! Schlaf gut und träum von mir!" Er klappte das Handy zu, stand auf und legte es auf den Tisch daneben.

      Plötzlich fühlte Kurt, dass eine weitere Person im Raum anwesend war und griff nach der Automatik. Entsichern konnte er sie nicht mehr, denn unerwartet stand ein schwarzer Schatten neben ihm und eine silberne Lanzenschneide durchschnitt die Luft...

      ...und sein Handgelenk. Ungläubig starrte der blonde Mann auf seinen Stumpf aus dem Blut hervor spritzte. Halb drehte er sich seinem Angreifer entgegen und sah in ein hassverzerrtes weißes Gesicht mit dunklen Augen und Lippen. Da durchflutete ihn ein weiterer Schmerz, als die scharfe Spitze in seine Brust eindrang und das Herz durchbohrte.

      Der Körper des überraschten Mannes war bereits tot, als er zu Boden sank. Nuance wischte mit Kurts Hemd das Blut von seiner einzigartigen Waffe und achtete dann nicht weiter auf den Getöteten.

      Wenige lautlose Schritte brachten ihm zum Sarkophag seiner Schwester. Das kurze Lanzenschwert steckte er neben das Sihil in seinen Schalgürtel und hob ganz behutsam seinen weiblichen Zwilling aus dem gelbgepolsterten Steinsarg.

      Da er noch einem Wachmann begegnen konnte, lud er sich den Körper über die linke Schulter und zog das Schwert. Auf dem gleichen Weg, wie er sich hineingeschlichen hatte, entkam er - Nuance durchquerte die hinteren Räume und verließ das Museumsgebäude durch eine aufgebrochene Hintertür. Doch der Alarm war nicht losgegangen, weil Joe Marley bei der Wachablösung von Kurt, vergessen hatte diesen einzuschalten.

      In der dunklen Gasse hinter dem Museum öffnete der Elfenprinz ein magisches Portal zu seinem unterirdischen Versteck und verschwand. Wenige Minuten danach läutete eine Turmuhr Mitternacht.

      Mit einem harten Tritt wurde die Wohnungstür eingetreten und weckte Jhil aus ihrem Dämmer­schlaf. Verdammt, sie war tatsächlich eingeschlafen! Kaum war der schwarze Schatten in der einge­tretenen Tür erschienen fiel ein Schuss. Aleann stand im Flur und hatte ohne zu zögern geschossen.

      Die Wucht der Kugel, die Nuance in die Schulter getroffen hatte, riss den Eindringling von den Beinen. Geistesgegenwärtig kickte der schwarzhaarige Mann dem Elfenprinzen das Lanzenschwert aus der Hand und zielte mit dem Revolver auf den liegenden. "Rühr dich nicht!" befahl er ihm.

      Nuances bernsteinfarbene Augen blickten hasserfüllt auf den Revolver. Dann auf seine aus der Reichweite gekickte Waffe und dem über ihn stehenden Mann und blieben schließlich auf Jhil ruhen, die sich den beiden Männern näherte. "Ich bin nur von Feinden umgeben", sprach der Prinz auf elfisch.

      Jhil übersetzte. "Bewege dich langsam, Prinz Nuance. Keine falschen Bewegungen, sonst schießt mein Bruder erneut auf dich. Komm nun langsam hier rüber." Mit etwas Widerwillen hob die Frau das Lanzenschwert auf und deutete damit auf ihr Wohnzimmer.

      Aleann bewahrte ausreichend Distanz zu dem Elf, der sich langsam erhob. Die Schusswunde an der Schulter behinderte ihn ein wenig, dickflüssiges schwarzes Blut quoll aus dem Loch. Die beiden Männer gingen


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