Эротические рассказы

Germinal. Emile ZolaЧитать онлайн книгу.

Germinal - Emile Zola


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man hörte nichts als die regelmäßigen Rufe der Gehilfen und das Schnauben der Schlepperinnen, die dampfend gleich allzu stark beladenen Stuten bei der schiefen Ebene ankamen. Der Zug des Tierischen wehte durch die Grube, die plötzlich erwachende Begierde des Mannes, wenn ein Arbeiter einem dieser Mädchen begegnete, die auf allen vieren sich fortbewegten, die Lenden in die Höhe gestreckt, mit ihren Hüften schier die Knappenhose sprengend.

      Sooft er diese Fahrt machte, fand Etienne in der Tiefe des Schlages jedesmal dieselbe drückende Schwüle wieder, die regelmäßig sich wiederholenden dumpfen Schläge der Spitzhacken, die schweren, tiefen Seufzer der Häuer, die hartnäckig bei ihrer Arbeit ausharrten. Alle vier hatten sich entkleidet, lagen unter die Kohle gemengt, bis an die Lederkappe von einer schwarzen Jauche durchnäßt. Einmal hatte man Maheu losmachen müssen, der unter der Last zu röcheln begann, und man hatte die Bretter wegnehmen müssen, um die Kohle auf den Weg hinabgleiten zu lassen. Zacharias und Levaque wetterten gegen die Ader, die -- wie sie sagten -- »hart« zu werden begann, wodurch die Bedingungen ihres Erwerbes sich ungünstiger gestalteten. Chaval wandte sich um, blieb einen Augenblick auf dem Rücken liegen und schimpfte über Etienne, dessen Anwesenheit ihn augenscheinlich erbitterte.

      »He, Blindschleiche! Der ist nicht so stark wie ein Mädchen!... Willst du rasch deinen Hund füllen?... Du möchtest wohl deine Ärmchen schonen? Bei Gott, ich behalte deine zehn Sous zurück, wenn uns deinetwegen ein Hund zurückgewiesen wird!«

      Der junge Mann vermied es zu antworten; er war bis jetzt gar zu froh, diese Sträflingsarbeit gefunden zu haben, und ließ sich die rohe Stufenleiter gefallen, die vom Handlanger bis zum Werkmeister ging. Aber er vermochte nicht mehr zu gehen; seine Füße bluteten, seine Glieder waren von furchtbaren Krämpfen zusammengezogen, sein Rumpf wie von einem eisernen Fang zusammengepreßt. Glücklicherweise war es zehn Uhr; der Werkplatz beschloß zu frühstücken.

      Maheu hatte eine Uhr, aber er schaute sie nicht an. In dieser sternenlosen Nacht irrte er sich nie um fünf Minuten. Alle legten das Hemd und den Kittel wieder an. Dann stiegen sie vom Schlag herunter und hockten nieder, die Ellbogen an die Seiten gedrückt, mit den Hinterbacken auf den Fersen ruhend, in der Haltung, die den Grubenarbeitern so angewohnt war, daß sie sie selbst außerhalb der Grube beibehielten, ohne eines Pflastersteines oder eines Balkens zu bedürfen, um sich darauf zu setzen. Jeder hatte seinen »Ziegel« hervorgeholt und aß mit ernster Miene von der dicken Brotschnitte, wobei er nur selten ein Wort über die Morgenarbeit fallen ließ. Katharina, die stehengeblieben war, trat schließlich zu Etienne, der sich ein Stück weiterhin quer über die Schienen gelagert hatte, mit dem Rücken an die Verholzung gelehnt. Er hatte da ein fast trockenes Plätzchen gefunden.

      »Du ißt nicht?« fragte sie mit vollem Munde, ihren »Ziegel« in der Hand.

      Dann erinnerte sie sich des Jungen, der in der Nacht herumirrte ohne einen Sou, vielleicht ohne ein Stück Brot.

      »Willst du mit mir teilen?« fragte sie.

      Als er ablehnte mit der Beteuerung, daß er keinen Hunger habe, wobei aber der Schmerz des leeren Magens seine Stimme zittern ließ, fuhr sie in heiterem Tone fort:

      »Wenn es dich vielleicht ekelt!... Doch schau, ich habe nur auf dieser Seite abgebissen und will dir die andere Seite geben.«

      Schon hatte sie die Brotschnitten entzweigebrochen. Der junge Mann hatte seine Hälfte genommen und mußte an sich halten, um sie nicht auf einmal zu verschlingen; er legte die Arme auf seine Schenkel, damit sie sein Zittern nicht sehe. Mit der ruhigen Miene eines guten Kameraden hatte sie sich neben ihm platt auf den Bauch hingelegt, das Kinn auf die eine Hand gestützt, während sie mit der anderen langsam aß. Ihre Laternen, die zwischen ihnen standen, beleuchteten sie.

      Katharina betrachtete ihn einen Augenblick schweigend. Sie mußte ihn hübsch finden mit seinem feinen Gesicht und seinem schwarzen Schnurrbart. Ein vergnügtes Lächeln umspielte ihre Lippen.

      »Also, du bist Maschinist, und man hat dich bei deiner Eisenbahn entlassen... Warum?«

      »Weil ich meinen Chef geohrfeigt hatte.«

      Sie war verblüfft, völlig verwirrt in ihren ererbten Vorstellungen von Unterwerfung und leidendem Gehorsam.

      »Ich muß sagen, daß ich getrunken hatte«, fuhr er fort. »Wenn ich trinke, verliere ich den Kopf und möchte mich selbst und andere fressen... Jawohl; zwei Gläschen genügen, und ich suche einen Menschen, um ihn zu vertilgen... Nachher bin ich zwei Tage krank.«

      »Du solltest nicht trinken«, sagte sie in ernstem Tone.

      »Sei ohne Angst, ich kenne mich!«

      Er schüttelte dabei den Kopf. Er haßte den Branntwein; es war der Haß des letzten Sprößlings eines Säufergeschlechtes, der das Übel der ganzen, vom Alkohol durchtränkten und verdorbenen Sippe dermaßen im Fleische hatte, daß ein Tropfen davon für ihn zum Gifte wurde.

      »Es ärgert mich nur wegen meiner Mutter, daß ich auf die Straße gesetzt wurde«, sagte er, nachdem er einen Bissen hinuntergeschluckt hatte. Meine Mutter ist nicht glücklich, und ich sandte ihr von Zeit zu Zeit ein Hundertsousstück.«

      »Wo ist deine Mutter?«

      »Sie ist Wäscherin in Paris, Goldtropfengasse.«

      Es trat ein kurzes Schweigen ein. Wenn er an diese Dinge dachte, trübte ein Zittern seine schwarzen Augen, gleichsam die vorübergehende Beklemmung des Erbübels, dessen unbekannter Ausgang ihm im Leibe steckte unter der Hülle seiner jugendlichen Gesundheit. Einen Augenblick saß er da und starrte in die Finsternis der Grube; in dieser Tiefe sah er unter der erdrückenden Wucht der Erde seine Kindheit wieder, seine noch schöne und kräftige Mutter, die von seinem Vater verlassen und sich später mit einem andern wieder verheiratet hatte; die sodann zwischen zwei Männern lebte, die an ihr zehrten, und mit denen sie in den Straßenschmutz sank, um in Wein und Unflat unterzugehen. Er erinnerte sich sehr wohl der Straße und vieler Einzelheiten: der schmutzigen Wäsche inmitten des Ladens, des Stiefvaters, der mit seiner Trunkenheit das Haus verpestete, der Maulschellen, die es absetzte, daß die Kinnbacken schier aus den Fugen gingen.

      »Von meinen dreißig Sous, die ich täglich erwerben soll, werde ich ihr nichts schenken können«, hub er langsam wieder an ... Sie wird sicherlich in Not und Elend verkommen.«

      Er zuckte verzweifelt mit den Achseln und biß wieder in seine Brotschnitte.

      »Willst du trinken?« fragte Katharina, indem sie ihre Blechflasche entkorkte. »Es ist Kaffee, der Trunk kann dir nicht schaden ... Man erstickt, wenn man sein Essen so hinunterwürgt.«

      Doch er lehnte ab; es sei schon genug, daß er ihr die Hälfte ihres Brotes genommen habe. Doch sie drang gutherzig in ihn und sagte schließlich:

      »Gut, ich werde zuerst trinken, weil du so höflich bist ... Jetzt darfst du aber die Flasche nicht mehr zurückweisen. Das wäre häßlich.«

      Damit reichte sie ihm die Flasche. Sie hatte sich auf den Knien aufgerichtet; er sah sie jetzt ganz nahe bei sich in Lichte der beiden Lampen. Warum hatte er sie denn häßlich gefunden? fragte er sich selbst. Jetzt, da sie ganz schwarz war, das Gesicht mit einem feinen Kohlenstaube bestreut, fand er einen seltsamen Reiz an ihr. In diesem in Dunkel getauchten Antlitz schimmerten die Zähne glänzend weiß aus dem zu groß geratenen Munde hervor; die Augen erweiterten sich und leuchteten mit einem grünlich schimmernden Widerschein wie Katzenaugen. Ein Büschel ihrer roten Haare war unter ihrer Mütze hervorgeschlüpft und kitzelte sie am Ohr, daß sie lachen mußte. Sie schien ihm jetzt nicht mehr so jung und konnte sehr wohl vierzehn Jahre alt sein.

      »Um dir gefällig zu sein«, sagte er, trank und gab ihr hernach die Flasche zurück.

      Sie nahm noch einen Schluck und nötigte ihn, gleichfalls noch einen zu nehmen. Sie wolle mit ihm teilen, sagte sie. Es machte ihnen Spaß, wie dieser dünne Flaschenhals von einem Munde zum anderen wanderte. Er fragte sich plötzlich, ob er sie nicht in seine Arme nehmen und auf den Mund küssen solle. Sie hatte dicke Lippen von einer blassen, durch die Kohlenschwärze etwas belebten Röte, und diese Lippen erregten eine quälende, immer stärkere Begierde in ihm. Doch ihm fehlte der Mut, und er blieb schüchtern


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