Эротические рассказы

Germinal. Emile ZolaЧитать онлайн книгу.

Germinal - Emile Zola


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hast recht«, sagte Levaque und dämpfte die Stimme. »Es könnte uns übel ergehen.«

      Eine Angst vor Spionen plagte sie selbst in dieser Tiefe, als ob die Kohle der Aktionäre noch in der Grube Ohren habe.

      »Gleichviel,« setzte Chaval laut und trotzig hinzu, »wenn dieser Dansaert mit mir wieder in dem Tone wie neulich spricht, schleudere ich ihm einen Ziegel an den Magen ... Ich hindere ihn nicht, sich blonde Frauen mit feiner Haut zu gönnen.«

      Jetzt lachte Zacharias hell auf. Die Liebschaft des Oberaufsehers mit der Frau Pierron war der Gegenstand unaufhörlicher Späße in der Grube. Auch Katharina, die auf ihre Schaufel gestützt am Fuße des Schlages stand, hielt sich die Seiten vor Lachen und klärte mit einigen Worten Etienne auf, während Maheu, von einer Angst ergriffen, die er nicht zu verhehlen suchte, ärgerlich ausrief:

      »Wirst du schweigen? ... Warte, bis du allein bist, wenn du willst, daß es dir schlimm ergehe.«

      Noch sprach er, als das Geräusch von Schritten von der oberen Galerie her zu vernehmen war. Fast gleichzeitig erschien auf der Höhe des Schlages der Grubeningenieur, der kleine Negrel, wie die Arbeiter ihn unter sich nannten. In seiner Begleitung befand sich Dansaert, der Oberaufseher.

      »Ich sagte es ja«, brummte Maheu. »Es sind immer Leute da, die aus der Erde hervorkommen.«

      Paul Negrel, der Neffe des Herrn Hennebeau, war ein junger Mann von sechsundzwanzig Jahren, schmächtig und hübsch, mit gekräuselten Haaren und braunem Schnurrbart. Seine spitzige Nase, seine lebhaften Augen gaben ihm das Aussehen eines liebenswürdigen Spürhundes; er war mit einem skeptischen Verstande begabt, der sich im Verkehr mit den Arbeitern in eine spröde Autorität verwandelte. Er war so gekleidet wie sie und gleich ihnen von der Kohle geschwärzt. Um sie zum Respekt zu nötigen, zeigte er einen Mut, bei dem er oft seine gesunden Knochen aufs Spiel setzte, kletterte durch die schwierigsten Stellen, war bei Einstürzen und schlagenden Wettern der erste am Platze.

      »Hier ist's, nicht wahr, Dansaert?« fragte er.

      Der Oberaufseher, ein Belgier mit dickem Gesichte und dicker, sinnlicher Nase, erwiderte mit übertriebener Höflichkeit:

      »Ja, Herr Negrel ... Da ist der Mann, den man heute morgen angeworben.«

      Beide hatten sich in die Mitte des Schlages hinabgleiten lassen. Man ließ Etienne heraufkommen. Der Ingenieur hob seine Lampe in die Höhe und betrachtete ihn, aber ohne eine Frage an ihn zu richten.

      »Gut«, sagte er endlich. »Ich mag nicht, daß man unbekannte Leute von den Straßen aufliest ... Tun sie es nicht wieder!«

      Er wollte die Aufklärungen nicht hören, die man ihm gab: die Anforderung der Arbeit, das Streben, bei der Abfuhr die Weiber durch Männer zu ersetzen. Er begann das Dach zu prüfen, während die Häuer wieder zu ihren Geräten gegriffen hatten. Plötzlich rief er:

      »Sagen Sie doch, Maheu, sind denn alle Mahnungen fruchtlos? ... Ihr alle werdet die Knochen lassen!«

      »Das hält noch«, antwortete der Arbeiter ruhig.

      »Wie, es hält noch? Der Felsen senkt sich doch schon, und ihr stützt ihn in einer Entfernung von mehr als zwei Metern, und auch dann nur mit Widerwillen! Ihr seid alle dieselben; ihr würdet euch lieber den Schädel zerschmettern, als eine Ader stehen lassen, um der Verholzung die nötige Zeit zu widmen! ... Ich bitte, hier augenblicklich Stützen anzubringen. Verdoppelt die Hölzer, hört ihr?«

      Angesichts des Widerstrebens der Arbeiter, die mit ihm stritten und erklärten, daß sie selbst über ihre Sicherheit zu wachen wüßten, geriet er in Zorn.

      »Warum nicht gar!« rief er. »Tragt ihr etwa die Folgen, wenn euch der Kopf zerschmettert wird? Keineswegs. Die Gesellschaft muß euch oder euren Weibern Ruhegehälter zahlen. Wie gesagt, man kennt euch. Um zwei Hunde mehr voll zu bekommen, würdet ihr eure Haut hingeben.«

      Trotz des Zornes, der ihn allmählich ergriff, sagte Maheu mit ruhigem Ernste:

      »Würde man uns genügend bezahlen, dann würden wir auch besser verzimmern.«

      Der Ingenieur zuckte mit den Achseln, ohne zu antworten. Er stieg in dem Schlage vollends herunter und sagte, als er unten war:

      »Ihr habt noch eine Stunde, macht euch alle ans Werk. Bedenkt, daß der Werkplatz drei Franken Strafe hat.«

      Ein dumpfes Murren der Häuer begleitete diese Worte. Nur die Macht der Rangordnung hielt sie zurück, dieser militärisch organisierten Rangordnung, die vom Schlepperjungen bis zum Oberaufseher immer einen unter die Gewalt des andern beugte. Nur Chaval und Levaque machten wütende Gebärden, während Maheu sie mit einem Blick beschwichtigte und Zacharlas höhnisch mit den Achseln zuckte. Etienne war vielleicht am meisten von allen erregt. Seitdem er sich in der Tiefe dieser Hölle befand, stieg ein immer wachsender Unmut in ihm auf. Er betrachtete Katharina, die demütig mit gebeugtem Nacken dastand. War es möglich, daß man sich bei so schwerer Arbeit in diesen todbringenden Gruben um Leben und Gesundheit brachte, ohne auch nur die paar Sous für das tägliche Brot zu erwerben?

      Indes entfernte sich Negrel in Begleitung von Dansaert, der sich begnügte, immerfort zustimmend zu nicken. Jetzt hörte man von neuem ihre lauten Stimmen; sie waren wieder stehen geblieben und prüften die Verzimmerung der Galerie, welche die Häuer hinter dem Schlage in einer Länge von zehn Metern instandzuhalten hatten.

      »Ich sage Ihnen ja, daß sie uns zum besten halten!« rief der Ingenieur. »Und Sie, Unglücksmensch, vernachlässigen Sie denn die Aufsicht?«

      »Nein, gewiß nicht«, stammelte der Oberaufseher. »Man bekommt es schließlich satt, diesen Leuten immer wieder dasselbe zu sagen.«

      Negrel rief heftig:

      »Maheu! Maheu!«

      Alle stiegen vom Schlage herab. Der Ingenieur fuhr fort:

      »Schaut euch das an! ... Das ist gemacht wie ein Kartenhaus. Dieses Geländer ist dermaßen hastig aufgesetzt, daß die Stützen es kaum tragen ... Ich begreife jetzt, daß die Ausbesserungen uns so schweres Geld kosten. Es genügt euch, daß es so lange hält, wie eure Verantwortlichkeit währt, nicht wahr? Dann geht alles in die Brüche, und die Gesellschaft ist genötigt, ein Heer von Ausbesserern zu halten ... Schaut nur da hinunter! Da ist ja alles in Splittern.«

      Chaval wollte reden, aber er gebot ihm Schweigen.

      »Ich weiß schon, was ihr sagen wollt. Man soll euch mehr bezahlen, nicht wahr? Gut, aber ich sage euch, daß ihr in dieser Weise die Direktion zwingt zu handeln: man wird euch die Verzimmerung besonders bezahlen und den Preis des Karrens verhältnismäßig herabsetzen. Wir wollen sehen, ob ihr dabei besser fahret. Einstweilen verzimmert mir das sogleich von neuem. Morgen komme ich wieder.«

      Unter dem Schrecken, den diese Drohung hervorbrachte, entfernte er sich. Dansaert, in seiner Gegenwart so demütig, blieb einige Augenblicke zurück, um den Arbeitern in schroffem Tone zu sagen:

      »Euretwegen habe ich Tadel zu hören ... Nehmt euch in acht! Bei mir kommt ihr mit drei Franken Strafe nicht durch!«

      Als auch er fort war, brach Maheu endlich los.

      »Bei Gott! Unrecht bleibt Unrecht. Ich will Ruhe haben, weil man nur in Ruhe sich verständigen kann; aber schließlich wird man von diesen Leuten doch in Wut gebracht ... Habt ihr gehört? Der Preis des Karrens soll herabgesetzt und die Verzimmerung besonders bezahlt werden! ... Wieder eine Art, uns weniger zu bezahlen ... Daß doch Gottes Donner drein fahre!«

      Er suchte jemanden, an dem er seinen Zorn auslassen könne, und bemerkte Etienne und Katharina, die mit hängenden Armen dastanden.

      »Schafft Hölzer herbei!« schrie er sie an. »Was hat euch das zu kümmern? Ich werde euch mit Rippenstößen antreiben!«

      Etienne ging, um sich mit Hölzern zu beladen; er grollte dem Häuer nicht wegen seiner Rauhheit, denn er selbst war dermaßen wütend über die Vorgesetzten, daß er die Grubenarbeiter viel zu gutmütig fand.

      Levaque und Chaval hatten übrigens in derben Worten ihrem Zorne Luft gemacht.


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