Эротические рассказы

Germinal. Emile ZolaЧитать онлайн книгу.

Germinal - Emile Zola


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der Hölzer, die mit Schlägelhieben festgemacht wurden. Sie sprachen kein Wort mehr und keuchten in ihrer Erbitterung gegen den Stein, den sie mit ihren Schultern zurückgestoßen und gehoben hätten, wenn sie es vermocht hätten.

      »Jetzt ist's genug!« sagte Maheu endlich, gebrochen von Zorn und Ermüdung. Es ist halb zwei Uhr. Ein sauberer Tag; wir haben keine fünfzig Sous verdient! ... Ich gehe, es ekelt mich an.«

      Obgleich man noch eine halbe Stunde zu arbeiten hatte, kleidete er sich an. Die anderen folgten seinem Beispiele. Der bloße Anblick des Schlages brachte sie außer sich. Da die Schlepperin sich wieder an die Arbeit gemacht hatte, riefen sie sie, gleichsam verdrossen über ihren Eifer; wenn die Kohle Füße habe, solle sie von selbst hinausgehen, sagten sie. Die sechs Leute brachen mit ihren Geräten unter dem Arme auf; sie hatten zwei Kilometer zurückzulegen, um auf demselben Wege, auf dem sie morgens gekommen, zum Aufzugsschachte zu gelangen.

      In dem Kamin verweilten Katharina und Etienne einen Augenblick, während die Häuer hinabglitten. Sie begegneten da der kleinen Lydia, die mitten im Wege anhielt, um sie vorbeigehen zu lassen, und ihnen erzählte, daß die Mouquette verschwunden sei; sie sei von einem solchen Nasenbluten befallen worden, daß sie seit einer Stunde -- man weiß nicht wo -- sitze, um ihr Gesicht zu baden. Als sie das Kind verließen, schob es seinen Karren weiter. Es war erschöpft, mit Schmutz bedeckt und streckte seine Insektenärmchen und Beinchen einer mageren, schwarzen Ameise gleich, die sich, mit einer allzuschweren Last abmüht. Katharina und Etienne ließen sich jetzt ebenfalls hinunter und zogen die Schultern ein aus Furcht, sich die Haut zu zerschinden; und sie rutschten so schnell den von den Hintern der Grubenarbeiter glatt gescheuerten Felsen hinab, daß sie sich von Zeit zu Zeit an der Verholzung festhalten mußten, damit nicht ihre Hinterbacken Feuer fingen, wie sie scherzweise sagten.

      Unten befanden sie sich allein. In der Ferne sahen sie bei einer Biegung der Galerie rote Lichter verschwinden. Ihre gute Laune war weg; sie gingen mit schweren, müden Schritten dahin, sie voraus, er hinterdrein. Die Lampen kohlten nur; er sah sie kaum, wie sie, in einen rauchigen Nebel gehüllt, sich fortbewegte. Der Gedanke, daß sie ein Mädchen sei, verursachte ihm ein Unbehagen; er fühlte, daß es einfältig von ihm sei, sie nicht zu küssen, und daß die Erinnerung an den andern ihn daran hindere. Sicherlich hatte sie ihn belogen: der andere war ihr Liebhaber, und sie lagen auf jedem Schutthaufen beisammen, denn sie hatte schon den freien, wiegenden Gang der Dirnen. Er schmollte ganz grundlos mit ihr, als habe sie ihn betrogen. Sie aber wandte sich jede Minute nach ihm um, machte ihn auf ein Hindernis aufmerksam, schien ihn gleichsam aufzufordern, freundlich zu sein. Man war so allein und hätte so gemütlich schäkern können. Endlich erreichten sie die Abfuhrgalerie; für ihn war dies eine Erleichterung inmitten der Unbestimmtheit, die ihn quälte; während sie ein letztes Mal einen traurigen Blick auf ihn richtete, als bedauere sie ein Glück, das sie sich habe entgehen lassen und das sie nicht wiederfinden würden.

      Rings um sie her herrschte jetzt ein geräuschvolles unterirdisches Leben, ein ewiges Kommen und Gehen der Aufseher und der Züge, welch letztere von den Pferden im Trabe fortgeschleppt wurden. Man sah unaufhörlich Lampen in der Grubennacht funkeln. Katharina und ihr Begleiter mußten sich an die Felswand drücken und den Weg freilassen für die Schatten der Menschen und Tiere, deren Hauch ihr Gesicht streifte. Johannes, der mit nackten Füßen hinter seinem Kohlenzuge einherlief, schrie ihnen eine Bosheit zu, die sie in dem Lärm der rollenden Räder nicht hörten. Sie gingen immer weiter; sie schwieg jetzt still, er aber erkannte die Gassen und Kreuzwege nicht wieder, die er am Morgen gesehen, und bildete sich, ein, daß sie ihn hier unter der Erde immer mehr irreführen wolle. Am meisten litt er durch die Kälte, eine immer mehr zunehmende Kälte, die ihn ergriffen, als er vom Schlage heruntergestiegen, und die ihn immer heftiger schüttelte, je mehr er sich dem Aufzugsschachte näherte. Zwischen den geraden Wandungen wurde die Luftsäule wieder zum Sturme. Er verzweifelte schon, daß sie jemals ans Ziel kommen würden, als sie sich plötzlich in dem Aufzugssaale befanden.

      Chaval warf ihnen mit argwöhnisch verzogenem Munde einen hämischen Blick zu. Auch die anderen standen schweißtriefend in dem eisigen Luftzuge, stumm wie sie, dumpfe Zornesworte hinunterwürgend. Sie kamen zu früh, und man wollte sie erst nach einer halben Stunde hinaufbefördern, um so mehr als man allerlei verwickelte Zurüstungen zu machen hatte, um ein Pferd hinabzulassen. Die Verlader stellten noch Kohlenhunde mit betäubendem Geräusch von klirrendem Eisen ein; die Schalen flogen empor und verschwanden in dem Platzregen, der aus dem finsteren Loche niederfiel. Aus der zehn Meter tiefen Grube, die dieses Wasser auffing, kam ein schlammigfeuchter Geruch herauf. Männer hatten fortwährend um den Aufzugsschacht zu schaffen, zogen an den Signalleinen und drückten die Hebel inmitten des Wasserstaubes nieder, der ihre Kleider durchnäßte. Die rötliche Helle der drei frei brennenden Lampen, die große, schwankende Schatten warf, verlieh diesem unterirdischen Saale das Aussehen einer Verbrecherhöhle, einer Banditenschmiede in der unmittelbaren Nachbarschaft eines reißenden Wassers.

      Maheu wagte einen letzten Versuch und näherte sich Pierron, der seinen Dienst beim Förderschacht um sechs Uhr angetreten hatte.

      »Höre, du könntest uns hinauflassen.«

      Doch der Verlader, ein hübscher Mann mit kräftigen Gliedern und sanftem Antlitz, weigerte sich und machte eine Bewegung des Schreckens.

      »Unmöglich; wende dich an den Aufseher ... Ich würde bestraft.«

      Wieder brummten die Grubenleute Worte des Unmutes vor sich hin. Katharina neigte sich zum Ohr Etiennes und sagte:

      »Komm den Stall besichtigen; dort ist's gut!«

      Sie mußten sich unbemerkt davonschleichen; denn es war verboten, in den Stall zu gehen. Dieser lag links am Ende einer kurzen Galerie. Der Stall, fünfundzwanzig Meter lang und vier Meter hoch, war in den Felsen gebrochen und mit Ziegeln gewölbt; zwanzig Pferde hatten darin Platz. In der Tat ließ es sich gut darin sein; es herrschte da die Wärme lebender Tiere und der angenehme Geruch einer reinlich gehaltenen frischen Streu. Die einzige Laterne verbreitete in dem Raume das gedämpfte Licht einer Nachtlampe. Die zur Rast eingestellten Pferde wandten den Kopf mit ihren großen, harmlosen Augen und machten sich dann wieder an ihren Hafer ohne Eile als wohlgenährte, gesunde, von jedermann geliebte Arbeiter.

      Doch als Katharina laut die Namen las, die auf Zinkplatten oberhalb der Raufen angebracht waren, stieß sie einen leisen Schrei aus: eine Gestalt hatte sich plötzlich vor ihr aufgerichtet. Es war die Mouquette, die sich betroffen von der Streu erhob, wo sie geschlafen hatte. Wenn sie am Montag von den Ausschweifungen des Sonntags allzu müde war, versetzte sie sich einen heftigen Faustschlag auf die Nase, verließ ihren Schlag unter dem Vorwande, Wasser zu holen, und kroch in die warme Streu zwischen die Tiere. Ihr Vater, der ihr gegenüber sehr schwach war, duldete es auf die Gefahr hin, Verdruß deswegen zu haben.

      Vater Mouque, der eben in den Stall trat, war ein kurzer, kahlköpfiger Mensch mit stark verwitterten Zügen, aber dick von Gestalt, was selten war bei einem ehemaligen Grubenarbeiter von fünfzig Jahren. Seitdem man ihn zum Stallknechte gemacht, kaute er so leidenschaftlich Tabak, daß das Zahnfleisch in seinem schwarzen Maul blutete. Als er neben seiner Tochter die zwei anderen bemerkte, ward er zornig.

      »Was habt ihr da zu suchen? Fort mit euch Dirnen, die ihr mir einen Mann herführet, um in meinem Stroh eure Schweinereien zu treiben.«

      Die Mouquette fand es drollig und hielt sich den Bauch vor Lachen. Etienne aber ging verlegen von dannen, während Katharina ihm zulächelte. Als alle drei nach dem Aufzugssaale zurückkehrten, trafen daselbst eben auch Bebert und Johannes mit einem Kohlenzuge ein. Da es einen kurzen Aufenthalt gab, bis die Förderschalen instandgesetzt wurden, näherte sich Katharina dem Pferde, tätschelte es mit der Hand und sprach mit dem Kameraden von dem Tiere. Es war Bataille, der Älteste in der Grabe, ein Schimmel, der seit zehn Jahren unten arbeitete. Seit zehn Jahren lebte er in diesem Loche, immer in demselben Winkel des Stalles und verrichtete immer dieselbe Arbeit in diesen schwarzen Galerien, ohne jemals das Tageslicht wiedergesehen zu haben. Sehr fett, mit glänzendem Haar und gutmütigem Aussehen schien er das Leben eines Weisen zu führen, bewahrt vor allem Ungemach der Erde. Der Gaul war übrigens hier in der Finsternis sehr schlau geworden. Der Weg, den er befuhr, war ihm schließlich so vertraut geworden, daß er mit dem Kopfe die Lüftungstüren aufstieß und bei den allzu niedrigen


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