Эротические рассказы

Germinal. Emile ZolaЧитать онлайн книгу.

Germinal - Emile Zola


Скачать книгу
Und du auch, Johannes!« rief Katharina und blieb vor ihren Brüdern stehen, die mit der Nase im Kopfkissen weiter schliefen.

      Sie mußte den Großen bei der Schulter fassen und schütteln; als er vor sich hin fluchte, entschloß sie sich, ihnen die Decke wegzuziehen. Sie fand es drollig und begann zu lachen, als sie die beiden Jungen mit den nackten Beinen strampeln sah.

      »Das ist blöd, laß mich in Frieden!« brummte Zacharias mürrisch, nachdem er sich aufgesetzt hatte. »Ich mag mag solche Spaße nicht... Herrgott, daß man schon wieder aufstehen soll.«

      Er war ein magerer, schlotteriger Kerl mit einem langen Gesichte, in dem einige spärliche Bartstoppeln saßen, und hatte die gelben Haare und die blutleere Blässe, die der ganzen Familie eigen waren. Sein Hemd hatte sich bis zum Bauche hinauf verschoben, er zog es herab nicht aus Schamhaftigkeit, sondern weil er fror.

      »Es hat unten vier Uhr geschlagen«, wiederholte Katharina. »Auf, auf! Der Vater wird bös.«

      »Scher' dich zum Teufel! Ich will schlafen«, sagte Johannes, zog die Beine an und schloß die Augen.

      Sie lachte wieder gutmütig. Er war so klein und seine Glieder so schwächlich mit ihren von den Skrofeln angeschwollenen Gelenken, daß sie ihn mit leichter Mühe in ihre Arme nahm. Allein er zappelte mit den Beinen; seine bleiche, faltige Affenfratze mit den grünen Augen, die durch seine großen Ohren noch breiter wurde, ward ganz bleich in ohnmächtiger Wut. Er sagte nichts, biß sie aber in die rechte Brust.

      »Böser Bube!« brummte sie, einen Schrei unterdrückend und den Jungen auf die Erde setzend.

      Alzire war nicht wieder eingeschlafen; sie hatte die Decke bis zum Kinn hinaufgezogen und lag stillschweigend da. Mit den klugen Augen eines Krüppels folgte sie den Bewegungen ihrer Schwester und ihrer Brüder, die sich ankleideten. Doch jetzt brach, ein neuer Streit an der Waschschüssel aus; die Jungen stießen das Mädchen weg, weil sie sich zu lange wusch. Die Hemden flogen über die Köpfe, während sie noch schlaftrunken sich wuschen, ohne jede Scham, mit dem ruhigen Behagen einer Tracht junger Hunde, die zusammen aufwachsen. Katharina war übrigens zuerst fertig. Sie schlüpfte in die Bergmannshose, legte die Leinwandjacke an, knüpfte die blaue Haube um den Haarknoten und glich in dieser sauberen Werktagsgewandung einem kleinen Mann. Nichts war von ihrem Geschlecht übriggeblieben, als ein leichtes Wiegen der Hüften.

      »Wenn der Alte heimkommt, wird er sich freuen, wenn er das Bett so zerworfen antrifft«, sagte Zacharias boshaft. »Ich werde ihm erzählen, daß du es getan hast.«

      Der Alte war der Großvater, Bonnemort, der bei Nacht arbeitete und bei Tage schlief. Das Bett kühlte denn auch nie aus; es schlief immer jemand darin.

      Ohne zu antworten, hatte sich Katharina daran gemacht, das Bett in Ordnung zu bringen. Doch seit einer Weile wurden hinter der Mauer aus der Nachbarschaft Geräusche vernehmbar. Diese Ziegelbauten, von der Gesellschaft aufs sparsamste hergestellt, waren so dünn, daß man jeden Laut hindurch hörte. Man lebte eng zusammengedrängt von einem Ende des Ortes bis zum andern; nichts von dem intimen Leben blieb verborgen, selbst vor den Kindern nicht. Ein schwerer Tritt hatte eine Treppe in Erschütterung gebracht; dann hörte man einen weichen Fall, dem ein Seufzer der Erleichterung folgte.

      »Schön«, sagte Katharina. »Levaque geht zur Grube, und Bouteloup geht zur Frau Levaque.«

      Johannes kicherte, und auch Alzires Augen funkelten lebhafter. Jeden Morgen belustigten sie sich in dieser Weise über die benachbarte Ehe zu dreien; es war ein Häuer, der einem Erdarbeiter Unterkunft gab; in dieser Weise hatte die Frau zwei Männer, den einen bei Nacht, den ändern bei Tag.

      »Philomene hustet«, begann Katharina wieder und spitzte die Ohren.

      Sie sprach von der Ältesten der Eheleute Levaque, einem großen Mädchen von neunzehn Jahren, der Geliebten Zacharias', von dem sie schon zwei Kinder hatte. Sie war übrigens so schwach auf der Brust, daß man sie am Sichtungswerk beschäftigte, weil sie zur Arbeit in der Grube nicht taugte.

      »Freilich, Philomene!« antwortete Zacharias. »Die schläft jetzt. Es ist doch eine Schweinerei, bis sechs Uhr zu schlafen.«

      Er schlüpfte in seine Hose; da schien ihm ein Einfall zu kommen, und er öffnete ein Fenster. Draußen herrschte noch immer tiefe Dunkelheit, und das Dorf erwachte allmählich; zwischen den Brettchen der Rolladen sah man nacheinander die Lichter aufblitzen. Da gab es einen neuen Zank; Zacharias neigte sich hinaus, um zu spähen, ob er nicht aus dem gegenübergelegenen Hause der Eheleute Pierron den Oberaufseher des Voreuxschachtes weggehen sehe, den man im Verdachte hatte, daß er bei der Frau Pierron schlafe; während Katharina ihm zurief, daß der Mann gestern seinen Tagesdienst in der Grube gehabt habe, und daß folglich Herr Dansaert diese Nacht nicht da geschlafen haben könne. Die Luft drang eiskalt herein; die beiden ereiferten sich; jeder trat für die Richtigkeit seiner Erkundigungen ein, als plötzlich ein heftiges Weinen losbrach. Es war Estelle, die in ihrer Wiege fror.

      Maheu erwachte augenblicklich wieder. Was hatte er denn in den Knochen, daß er wieder eingeschlafen war wie ein Taugenichts? Er fluchte so wild, daß die Kinder nebenan keinen Laut mehr wagten. Zacharias und Johannes beendeten mit müden Händen das Waschen. Alzire schaute noch immer mit weit offenen Augen. Die beiden Kleinen, Leonore und Heinrich, hatten trotz des Lärmens sich nicht gerührt, sondern schliefen, einander in den Armen liegend, mit demselben leisen Atem weiter.

      »Katharina, gib mir die Kerze!« rief Maheu.

      Sie war eben mit dem Zuknöpfen ihrer Jacke fertig geworden und trug die Kerze nach dem Flur, während ihre Brüder bei dem wenigen Lichte, das durch die Glastür fiel, ihre Kleider zusammensuchten. Ihr Vater stieg aus dem Bette. Doch sie hielt sich nicht länger auf; mit dicken Wollstrümpfen an den Füßen stieg sie tastend hinunter, um den Kaffee zu bereiten. Die Holzschuhe der ganzen Familie standen dort unter dem Eßschrank.

      »Wirst du schweigen, elender Wurm?« rief Maheu, den das fortwährende Geschrei Estelles erbitterte.

      Er war klein wie der alte Bonnemort und glich ihm ins Fette übertragen mit seinem starken Kopfe, seinem platten und fahlen Gesichte unter gelben, kurzgeschnittenen Haaren. Das Kind heulte jetzt noch ärger, erschreckt durch die großen, kräftigen Arme, die über seinem Kopfe fuchtelten.

      »Laß sie in Frieden; du weißt doch, daß sie nicht still sein will«, sagte seine Frau und streckte sich mitten im Bette aus.

      Auch sie war eben erwacht und beklagte sich; es sei doch zu dumm, daß man niemals die volle Nacht durchschlafen könne. Konnten sie denn nicht mit weniger Geräusch weggehen? In die Bettdecke eingewickelt, zeigte sie nichts als ihr langes Gesicht mit den groben Zügen einer etwas schwerfälligen Schönheit, mit neununddreißig Jahren schon verunstaltet durch ihr Leben voll Müh' und Not und durch die sieben Kinder, die sie geboren. Die Augen auf die Zimmerdecke gerichtet, sprach sie mit gedehnter Stimme, während ihr Mann sich ankleidete. Weder er noch sie achtete auf die Kleine, die sich schier den Hals ausschrie.

      »Ich muß dir sagen, daß ich keinen Sou im Hause habe, und es ist heut' erst Montag; sechs Tage dauert es noch bis zum Fünfzehnten des Monats. Ich weiß nicht, wie wir uns durchschlagen sollen. Ihr bringt alle miteinander neun Franken; wie soll ich da auskommen? Wir sind unser zehn im Hause.«

      »Oho, neun Franken?« wandte Maheu ein. »Ich und Zacharias je drei, das macht sechs; Katharina und der Vater je zwei, das macht vier; sechs und vier sind zehn; Johannes bringt einen, macht elf Franken.

      »Ja, elf; aber du rechnest die Sonntage nicht und die Tage, an denen es keine Arbeit gibt. Nie mehr als neun, hörst du?«

      Er suchte seinen Ledergurt am Boden und schwieg. Dann richtete er sich auf und sagte:

      »Beklage dich nicht, Weib; ich bin noch stark genug. Schon mehr als einer mußte mit zweiundvierzig Jahren schon aus der Grube herauf.«

      »Das ist möglich, Alter, aber damit haben wir noch kein Brot. Was fange ich an? Hast du nichts?«

      »Ich habe zwei Sous.«

      »Behalte sie, um einen Schoppen zu trinken... Mein Gott, was fange ich an? Sechs Tage, eine Ewigkeit!... Wir schulden Maigrat


Скачать книгу
Яндекс.Метрика