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Die Kaiserreich Trilogie, 3. Der Kopf. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Die Kaiserreich Trilogie, 3. Der Kopf - Heinrich Mann


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nicht lange, stellte sich vor und setzte den neuen Vertrauten eigenhändig auf seinen Platz zurück. »Waren Sie schon einmal verliebt?« fragte er, – worauf jener erleichtert »prost« sagte.

      Terra vollzog gewissenhaft den Trinkakt, seine Augen aber irrten ab. »Dann werden Sie wissen«, äußerte er, »unversehens verschiebt sich das Bild des Herzens. Schon deckt es sich nicht mehr ohne Rest mit dem der Frau von drüben, der Dirnenfürstin Lili.« – »Ach so, Sie wollen heiraten«, warf der Vertraute ein. Terra lachte auf. »Haha, heiraten doch Sie, wenn Sie können, einen geistreichen Blick, einen unfaßbaren Hochmut und ein nicht vorhandenes Herz!«

      »Es ist wohl eine Gräfin?« bemerkte der Vertraute und kicherte bedenklich. »Lassen Sie sich auf solche Mädchen nicht ein, wenn Sie vielleicht auch Künstler sind.«

      »Sie sind ein erfahrener Mann.« »Ich, wie Sie mich sehen, habe so einer geschrieben, auf ihr Heiratsgesuch in der Zeitung. Sie schickte mir sogar ihr Bild, es war aber das Bild der verstorbenen Königin von Serbien.«

      »Und konnten Sie seither keinen Zusammenhang feststellen zwischen der ermordeten Königin und Ihrer eigenen Person?«

      »Ich bin nicht verrückt.«

      »Das gibt das Schicksal keinem schriftlich«, – und Terra bohrte seinen glühenden Blick in das erschreckte Gesicht. Der Vertraute schielte begehrlich nach der Tür. Da er nicht hoffen durfte sie zu erreichen, machte er sich klein hinter dem Tisch.

      »Ist es nicht vielmehr der Irrsinn in Person,« rief Terra ihm zu, »daß Sie das Gottesgeschenk Ihres Daseins auf ein und demselben Karussell verfahren, immer im Kreis und taub gegen alles, was nicht Ihr schlechter Leierkasten spielt?«

      »Erlauben Sie – das meinen Sie bildlich.«

      »Treiben Sie selbst das Karussell, da können Sie was erleben.«

      »Aha, jetzt kommt es.«

      »Sie wissen schon im voraus, was ich beschließe? Der Himmel wird noch so viel Einsehen haben, mich davor zu bewahren, daß ich unter Ihren Einfluß gerate!« Terra richtete sich drohend auf. Der Vertraute verschwand zur Hälfte unter dem Tisch.

      »Am stärksten war euer Einfluß, wenn ich es mit dem Aufgebot übermenschlicher Kräfte darauf anlegte, euch zu entgehen. Bleibe rein und verzichte, sei ein Spieler, Lächler und halte die Armseligkeit zum Besten,« – wobei er dem Vertrauten zutrank. »Die aufopferndste Weisheit erreicht doch immer nur, was eure Dummheit von Natur hat, sie macht mich zum faulenden Aas.«

      »Oh! oh!« wagte der Vertraute, bemüht, sich einzuschmeicheln. Terra aber verließ seinen Stuhl, nahm Abstand und pflanzte sich auf, gedrungen und mit eherner Miene, um zu sagen:

      »Herrschen!« – knirschend und rollend: »Herrschen zum Ruhme Gottes! Geschäfte kann man nur mit der bestehenden Gesellschaftsordnung machen.«

      Da erhob sich auch der Vertraute, mit ausgestreckter Hand nach Anschluß suchend. »Auch ich wähle nationalliberal!«

      Terra hielt die Hände hinter sich auf der Wand, er ward leiser, ihm schien es zu schaudern. »Man will nicht zeitlebens ein Schatten bleiben, der die Leute erschreckt und den sie liegen lassen. Das Ungemeine eröffnet sich uns, damit wir um es kämpfen.«

      »Jetzt meinen Sie wieder die Gräfin.«

      Terra setzte sich in Bewegung. »Es wäre kein Witz dabei, wenn nicht im Leben das phantastischeste Ziel den stärksten Atem lieferte. Da arbeitet es sich, wirkt es sich, erstrebt es sich Fernen, die alle näher liegen als die eine.«

      Der Vertraute, immer hinterdrein, lachte aufgeregt. »Wie Sie das wissen! Woher haben Sie es, daß ich der Königin von Serbien mein Geschäft verdanke? Um ihretwillen hab' ich mich endlich zusammengenommen, und wieso denn, auf einmal ging es.« Er sank auf seinen Stuhl zurück. »Ich will es Ihnen nur gestehen, ich liebe sie noch immer,« – und küßte eine Photographie in Kabinettformat.

      Terra zeigte die Zähne. »Die denkt an mich, wie ich an sie, dagegen wächst kein Kraut. Denn hier ist Blut geflossen.«

      Der Vertraute hörte zu küssen auf, er sah entsetzt darein.

      »Der Tropfen am Hals des Mädchens, das wir Beide auf dem Gewissen haben. Euer Exzellenz, wiegt schwer. Schwerer als Ihr geistreicher Blick, Ihr unfaßbarer Hochmut und als sogar Ihr nicht vorhandenes Herz.«

      Von dem Vertrauten sahen nur noch die Augen über die Tischplatte. Dann versank er ganz, kroch drunter durch und war aus der Tür.

      Terra stellte sich kampfbereit auf, in Erwartung einer Antwort. Kein Vertrauter mehr? Da ging auch er.

      Eine Stunde später fuhr der Nachtzug nach Berlin, und Terra saß darin. Kurschmied, sein Freund bis in den Tod, erwartete ihn dort am Morgen, bereit, ihn unverzüglich in die »Generalagentur für das gesamte Leben« einzuführen. Es lag in der Friedrichstraße, gegenüber dem »Cafe National«. Am Haus stand: »Generalagentur für das gesamte Leben, von Praß macht alles.« – »Und dies ist die lautere Wahrheit«, erklärte Kurschmied, indes sie hinaufgingen. »Das Leben oder was von Praß so nennt, besteht aus Gelderwerb und Vergnügen. Infolgedessen unterhält er vor allem einen Ratgeber für Börsengeschäfte oder dieser ihn. Die Papiere, für die er in seinem Blatt sich einsetzt, erleben meistens eine Blüte und immer einen Zusammenbruch, an beiden aber war er interessiert. Ist es von da ein weiter Schritt bis zur Vermittlung reicher Liaisons?«

      »Abteilung Vergnügen«, bemerkte Terra.

      »Abteilung B stellt unter anderem Verbindungen mit dem Hof her, wenn nicht schon Abteilung A es täte.«

      »Und ich?«

      »Einen Augenblick. Wir versenden Ausstellungen, leiten Gastspiele, machen berühmte Namen. Auch hier, wie auf dem anderen Börsenmarkt, arbeiten wir mit den Mitteln des kleinen Mannes, es sind die größten. Die gesamte Künstlerschaft beteiligen wir.«

      »Wir?«

      »Ich bin der Reklamechef«, sagte Kurschmied bescheiden. »Wollen Sie es statt meiner werden?«

      »Ich bin kein Enthusiast wie Sie, und darum kaum berufen.«

      »Von Praß fragt nie nach Referenzen. Dagegen verlangt er, daß Sie sich ihm durch eine sofortige Ausnahmeleistung für die ersten fünf Jahre bezahlt machen.«

      »Er zahlt?«

      »Höchstens genug, daß Sie ihm nicht fortlaufen.«

      »Es scheint, auch das nicht; denn Sie wollen fort.«

      Kurschmied zögerte. »Mich treiben persönliche Gründe,« gestand er und ward rot. »Meine Schwester Lea«, sagte Terra, »soll in Frankfurt mit einer Rolle stark aufgefallen sein, in dem Stück eines gewissen Hummel, glaube ich.«

      »Sie werden ihn kennen lernen«, rief Kurschmied freudig bewegt. »Ich bleibe noch mehrere Tage, bevor ich nach Frankfurt fahre.«

      Schon standen sie in dem weit offenen Vorzimmer der Generalagentur für das gesamte Leben. Es hatte zwei kreisrunde Causeusen aus rotem Plüsch, ihre gefällig drapierte Mitte trug staubgraue Papiersträuße. Zu der frühen Stunde saßen darauf nur erst ein älterer Mann ohne Bart und zwei junge seiner Art, sie murrten. Gerade trat auch eine Dame ein, schön und elegant, nun vereinigten sich alle mit ihr, um laut zu schelten. »Der Raum stellt die festliche Seite des Lebens dar«, erklärte Kurschmied und lenkte die Aufmerksamkeit seines Begleiters auf die goldenen Kranzschleifen an den Wänden, alle die schwungvoll gerahmten Bilder von Höhenmenschen beiderlei Geschlechts in Stellungen, die volles Vertrauen zum Leben ausdrückten. Im besten Licht stand eine kleine Plakatsäule, verheißend bot sie vielstellige Zahlen riesenhaften Formates dar, und die blühenden Gestalten der tanzend abgebildeten Varietenummern verhießen eher noch mehr.

      Links eine verhängte Glastür, aber drüben sah man in das nächste Gemach. Hinter einer hölzernen Schranke, die einen Kassenschrank schützte, bewegte jemand sich sprungweise hin und her, wie ein Tier des Waldes. »Herr Seifert?« fragte Kurschmied dort hinein. »Kommt der Herr


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