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Die Kaiserreich Trilogie, 3. Der Kopf. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Die Kaiserreich Trilogie, 3. Der Kopf - Heinrich Mann


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zum Teufel schicken.«

      »Das ist meine Absicht. Wer nicht als Sieger anfängt, kommt nie ans Ziel. Zuerst Erfolg – dann meinetwegen Arbeit.«

      Plötzlich setzte der Direktor sich zurecht, er hörte etwas. In der Versenkung rechts entstand ein Rascheln, – und der Direktor, der taub blieb, wenn Geld kam, und auch, wenn es davonlief, hier hörte er. Ein Schritt; ganz leicht und verschwiegen knarrte drunten die Treppe, aber der Direktor war schon auf den Füßen. »Fertig, gehen Sie!« Ein Hut mit Veilchen schwebte herauf. Der Direktor stampfte. Mit seiner Person verdeckte er dem Störer die Aussicht und drängte ihn zur Polstertür links. Bevor sie sich schloß, erspähte Terra noch gelbes Haar und ein Stück Schleier.

      Terra sah sich in einem gut ausgestatteten Schreibzimmer. Auf dem Teppich ging jemand umher, der freche Dickwanst von soeben. Hinter der Glastür drüben war ein Gesumm wie von einer beträchtlichen Anzahl Menschen. Terra hob die Gardine: das Vorzimmer. Er hatte also um die Generalagentur für das gesamte Leben die Runde gemacht. Das Vorzimmer hatte sich bevölkert, zur Qual des gehetzten Seifert. Er sprang von Augenblick zu Augenblick an sein Geländer, um gegen die Menge eine zurückdrängende Gebärde zu machen. Einer, der zu wild tat, durfte in die Öffnung des Schallrohrs brüllen – brüllte aber scheinbar umsonst. Rückwärts standen Wartende mit zuversichtlichen Mienen; in einem rotgesprenkelten Mann, der sich die Hände rieb, ahnte Terra den Glücklichen, der seine siebzigtausend Mark hatte abliefern dürfen.

      Als Terra die Tür öffnete, hielt eine Hand auf seiner Schulter ihn fest. »Meine Name ist Mohrchen«, sagte der Dicke, mit seinen witzigen Äuglein. »Entschuldigen Sie, daß ich vorhanden bin. Dies ist nämlich Ihr Zimmer, darf ich Sie bekannt machen?«

      »Ich danke, es wird mir nicht schwer fallen«, erwiderte Terra, und ohne Pause: »An der Polstertür zum Direktor ist ein Schloß, wer hat den Schnepper?«

      »Ich«, sagte Mohrchen ertappt und zog ihn sogar hervor. Aber fortnehmen ließ er ihn sich nicht. »Spielen wir mit offenen Karten«, sagte er. »Sie glauben, daß ich klaue.«

      Terra zündete sich wortlos eine Zigarette an.

      »Nun, ich klaue nicht«, erklärte der Dicke und hielt den Zettel her. Darauf bescheinigte freilich Herr von Praß dem Herrn Mohrchen, daß er die siebzigtausend Mark an der Kasse zu erheben habe. »Und was tun Sie damit?« fragte Terra.

      »Geschäftsgeheimnis. Nie sollst Du mich befragen.« Mohrchen blinzelte. »Im tiefsten Ernst, legen Sie gegen mich lieber keine Bombe, wer weiß, was sonst noch mit auffliegen könnte.«

      »Ich habe Ihnen keinen Grund gegeben, mich für einen Spion zu halten.«

      »Man wird es hier. Die siebzigtausend sind in guten Händen.« Noch vertraulicher: »Daß ich meine Bezüge davon habe, brauchen Sie nicht erst schriftlich zu sehen. Sie beziehen gewiß Ihre Gage fest und nicht zu knapp?« Da Terra nur Rauch ausstieß: »Leider nein? Dann können wir uns verstehen. Kommen Sie zufällig heute abend ins Café National?«

      »Ich bin stark beschäftigt«, sagte Terra gemessen.

      »Und ich?« fragte Mohrchen mitleidig. »Ich habe nämlich das Auswärtige. Ich laufe. Wo bliebe ich sonst mit meinem Fett.« Noch einmal durchtrieben gelächelt, und der Dicke öffnete schon die Hintertür. »Er tut Ihnen wohl leid?« fragte er unter der Tür, mit einem Kopfrücken nach der Seite des Direktors.

      »Schurke«, sagte Terra hinter ihm drein.

      Er prüfte die vom Direktor erhaltenen Schriftstücke und begann kurz entschlossen zu schreiben. Den Lärm im Vorzimmer hörte er schon nicht mehr. Die Zunge bewegte sich ihm zwischen den Lippen vor Vergnügen. »Bravo!« sagte er zu seinem jungen Talent. Was es hervorbrachte, war eine durch keinerlei Mitwissenschaft gehemmte Phantasie über die Oper des hohen Herrn, den er ein zivilisatorisches Genie von höchstem Rang nannte, – aber die blühende Wiedergabe des Kunstwerkes diente zugleich als Lockung für das benachbarte und befreundete Land, das nicht nur die Oper spielen sollte, sondern wo auch das zur Zulassung an der Börse empfohlene Papier zu Hause war. »Sonderbar« – dies fiel ihm auf – »der Artikel umfaßt A und B, Geschäft und Vergnügen, somit das gesamte Leben, und doch ist alles Hirngespinst, Geistererscheinung oder Schwindel: kein Mensch könnte jetzt noch beschwören, was.« Er ging an die Polstertür. »Hinter diesen Matratzen sitzt mein Direktor, hält sich, bei seinen Atrappen und seinem Telephon, für einen ausgekochten Lebenskenner und ahnt nicht, daß er nur ein kümmerlicher Poet in der Dachkammer ist, dem es verdammt hineinregnen könnte.«

      Er schlug das Telephonbuch auf. »Der Schurke hatte recht, er tut mir leid, ich will ihm helfen gegen den Schurken.« Und das Sympathische an dem Direktor? »Daß er erschrickt, wenn die Wirklichkeit heraufsteigt. Am Rande der Versenkung erschien ein Veilchenhut und ein wenig gelbes Haar, da fielen ihm die Schuppen von den Augen, es ward ernst und er kam außer sich, der arme Narr.«

      Terra rief an, mit dem Vorsatz: »Abgefeimter soll selbst mein Meister einem Geschäft nicht zu Leibe gehen.« – »Herr Doktor«, sagte er dem Redakteur, der sich meldete, »Sie sind der hervorragendste Börsenfachmann der Berliner Presse. Dies ist weltbekannt, ich will nicht der Fünfhundertste sein, der Sie damit langweilt.« Hierauf sagte er in verschiedenen Wendungen und Tonlagen etwa zehnmal dasselbe, und der Andere ließ es sich einträufeln. »Von Grund aus neu und einzig aber, Herr Doktor, wirken Sie auf den Untenstehenden erst vom Postament Ihrer Kultursendung herab.« – »Schluckt er es?« fragte Terra sich besorgt. Aber Jener schien Beifall zu murmeln. »Von allen Börsenberichterstattern«, rief Terra gehoben, »haben Sie allein einer wirtschaftstechnischen Funktion das Mittel für völkerverbindende Zwecke abgelauscht und gönnen sich keine Ruhe, bis Sie nicht auch die Seele einer Nation uns nähergerückt haben, deren Lose wir kaufen sollen. Als heißer Bewunderer Ihrer wissenschaftlichen Ausflüge in die unserem Unternehmungsgeist zu erschließenden Länder – und sind es nicht, in ihrer stilistischen Farbigkeit, auch künstlerische Taten?–« Nach weiteren fünf Minuten war Terra bei dem besonderen Fall, an dem ihm lag, und es schlug gerade Mittag, als er die Erlaubnis erlangt hatte, sofort seinen Artikel hinzubringen.

      Unter dem Haustor traf er auf Elias, der dem Stürmenden bescheiden Platz machte. Terra hielt plötzlich an. »Sie gehen wohl auch zu Mittag, soll ich Sie mitnehmen?« Er drängte ihn in eine vorbeifahrende Droschke. Elias atmete kaum, es war eine Droschke erster Klasse. Über seinem fadenscheinigen Röckchen fehlte der Mantel, im Winde schützte er die Brust mit den verschränkten Armen. Er trug eine gefaßte Miene, und in seiner Kopfhaltung lag Vorsicht. »Entschuldigen Sie«, sagte er, »ich esse nicht zu Mittag. Mein Brot habe ich schon verzehrt, jetzt wollte ich mir etwas Bewegung machen.«

      »Sie sind eingeladen«, sagte Terra. »Die Generalagentur für das gesamte Leben macht Sie wohl nicht fett?«

      »Mit fünfzig Mark im Monat –« bestätigte Elias und blickte freundlich aus braunen Augen. Auf eine Bewegung Terras erwiderte er: »Eigentlich fünfundsiebzig; aber den Rest trage ich auf die Bank.«

      »Sie haben Charakter«, sagte Terra; und da sie anlangten: »Bestellen Sie nur, und entschuldigen Sie mich wenige Augenblicke, ich habe einen Auftrag vom Direktor.«

      Bei der Tür holte Elias ihn wieder ein. »Sie machen doch keinen Witz und wollen mich hier nicht versetzen?« fragte er. »Ich habe kein Geld.« Terra sagte:

      »Dafür interessiert mich unsere Generalagentur doch zu sehr.«

      Der Angestellte der Generalagentur begegnete, sanft zudringlich seinem Blick, klappte mit den Lidern – und dann fand er sich unter dem Lächeln angeborenen Zweifels, in diese zwecklose Laune.

      Terra war in der kürzesten Frist wieder da. »Die Redaktion der ›Lokalpresse‹ weiß nicht ein noch aus vor Begeisterung«, verkündete er. »Mein Einzug in die Generalagentur gestaltet sich triumphal.«

      »Wenn Sie schreiben können,« meinte Elias und aß gierig, »legen Sie die Leute leichter hinein, als unsereiner.« Terra äußerte Anerkennung. »Ein Mann wie Sie, gedenkt nicht in alle Ewigkeit der Hereingefallene zu bleiben.«

      Elias verschnaufte, die Wangen rot überflogen. »Nur


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