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Die verborgenen Geheimnisse. Marc LindnerЧитать онлайн книгу.

Die verborgenen Geheimnisse - Marc Lindner


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der dich verrät.“

      „Aber wenn ihr es doch seid und mich sonst nicht findet?“, fragte Clara ängstlich.

      „Warte“, kam Hönnlin auf eine Idee. Er bückte sich und suchte auf dem Boden umher. „Hier, das sollte reichen.“ Er reichte ihr einen morschen Ast. „Nimm den mit dir hoch und brich ihn dir in kleine Stücke. Wenn du glaubst mich zu hören, werfe ein Stück hinunter. Wenn ich nicht reagiere, dann bin ich es nicht. Wirf auf keinen Fall ein zweites in kurzem Abstand.“

      Clara nickte verunsichert.

      „In Ordnung?“, fragte Hönnlin nach.

      „Ja“, hauchte Clara. Sie schluckte. „Ja“, wiederholte sie und wollte entschlossener klingen.

      „Gut, jetzt klettre hoch. Ich warte bis du sicher oben bist. Such dir eine Stelle, wo du bequem sitzen kannst. Du wirst eine Weile dort sitzen.“

      Clara nickte und suchte sich einen dicken Baum aus. Trotz der Dunkelheit hatte sie keine Mühe hinauf zu gelangen. Als sie oben war konnte Hönnlin hören, wie sie den Ast gleich in Stücke brach.

      Er rieb sich nachdenklich die Stirn. Auch ihm gefiel es nicht, Clara allein zurück zu lassen. Er hatte aber keine große Wahl. Der Verlust für ihn war schon beachtlich, aber wenn er Claras Vermögen nicht zurück erlangte, würde sie im Kloster vielleicht nicht eingelassen und er als Dieb verhaftet werden.

      Selbst für ihn war es nicht einfach, den Weg zurück zu finden, obgleich er versucht hatte, sich markante Stellen einzuprägen. Aber aus der entgegengesetzten Richtung, war es bei Tage schon nicht einfach. Doch schließlich hatte er Glück. Von ihrem siegreichen Überfall versichert, hatten sie das Feuer geschürt. Der Schein führte ihn schließlich zu ihnen. Sie lagen allesamt um das Feuer, das munter brannte. Sie schliefen tief und fest.

      Das geklaute Essen ließ er ihnen. Demonstrativ legte er es auf einen kleinen Haufen zusammen. Ihm ging es um die anderen Dinge. Er nahm die gesuchten Habseligkeiten, streichelte seinen Esel beruhigend, damit dieser still bleiben sollte, und band ihn los, damit er im Zweifelsfall schnell fortkam. Mathias, der seine Schuhe trug, zog er diese aus und stellte damit zufrieden fest, wie sein Gebräu Wirkung zeigte. Mathias gab nur ein kurzes Zucken von sich und drehte sich zur Seite, wo er sich zusammen kauerte. Hönnlin nahm seinen Spaten und zeichnete ein großes Kreuz in den Waldboden, genau dort, wo der Proviant aufgehäuft lag. Aberglaube war bisweilen sehr hilfreich und wollte gepflegt sein. Dann nahm er Laub auf den Spaten und verstreute es großzügig über die Schlafenden. Das würde ihnen einen schönen Schreck bereiten, wenn sie am Morgen aufwachten. Er betrachtete sein Werk, legte zwei gebrochene Äste ins Feuer nach und verschwand mit einem zufriedenen Lächeln in die Dunkelheit.

      Die ersten Schritte waren die schwierigsten, da seine Augen noch an das Licht des Feuers gewöhnt waren. Aber er gewöhnte sich rasch an das spärliche Licht. Nur seinem Esel gefiel es nicht, ins Dunkel zu gehen, auch wenn Hönnlin schon oft das Gefühl hatte, dass er deutlich besser im Dunkeln sah als er selbst. Wohl auch deshalb ließ dessen Widerstand nach als sie den Schein des Feuers hinter sich ließen.

      Nach einer Weile wurde Hönnlin aber selbst unruhig. Er erkannte keine Stelle wieder. Er wusste grob die Richtung und dass er bald bei Clara sein musste. Aber er war sich nicht ganz sicher, wo er war. Sein Esel spürte seine Unruhe und durchschnitt die Stille mit seinem Schreien.

      „Dass du dummer Esel nicht still sein kannst, wenn du es sollst“, streichelte Hönnlin seinen Esel an den Wangen und hinter den Ohren, dort wo er es mochte, um ihn zu beruhigen.

      Vergeblich horchte er nach einem Zeichen. Er setzte den Weg fort, blieb aber nun alle hundert Schritt stehen. Sein Gefühl sagte ihm, dass er nicht mehr weit weg sein konnte.

      Nach dem fünften Halt wechselte er die Richtung und ging schräg zurück. Das wiederholte er zweimal bis er endlich etwas in einiger Entfernung fallen hörte.

      Er wechselte abermals die Richtung, aber dennoch fand er Claras Baum nicht. Wer wusste wie weit sie in seine Richtung geworfen hatte und in der Nacht waren die Geräusche trügerisch.

      Erst jetzt fiel ihm ein, dass er auch für sich ein Zeichen hätte vereinbaren sollen, denn er wollte sie nun ungern rufen. Wer wusste, wer in diesem Wald noch alles wach sein würde.

      Er blieb stehen und wartete. Vielmehr blieb ihm nicht übrig. Das nächste Stück fiel keine zehn Meter von ihm entfernt. Nach fünfzehn Metern sah er einen dicken Baum und glaubte ihn wiederzuerkennen.

      „Clara“, flüsterte er als er darunter stand.

      „Bruder Johannes!“, stieß sie erleichtert aber leise hervor und kletterte hinab.

      „Endlich, ich hatte so schrecklich Angst“, fiel sie ihm in die Arme.

      „Es ist alles in Ordnung.“ Er fuhr ihr mitfühlend über den Kopf. Sie zitterte am ganzen Leib.

      Abermals ließ der Esel ein Schreien ertönen, weil er sich freute Clara wiederzusehen und stupste sie an. Doch diesmal bekam er nichts zu fressen. Stattdessen kraulte Clara ihn hinter den Ohren. Die Zwei hatten sich rasch angefreundet, stellte Hönnlin erfreut fest.

      „Was meinst du?“, fragte Hönnlin. „Meinst du, du kannst jetzt schlafen?“

      Clara sah ihn an, überlegte kurz und schüttelte zaghaft den Kopf.

      „Gut“, atmete Hönnlin erleichtert aus. „Ich würde ohnehin noch lieber eine halbe Stunde gehen, dann eine Rast einlegen und morgen sehr früh aufbrechen. Was immer auch passiert, ich glaube es ist besser, wenn wir denen kein zweites Mal begegnen.“

      Clara nickte wie in Trance. Ihr war alles recht, solange sie nicht in die Nähe der Abtrünnigen musste. Bei Nacht durch den Wald zu gehen, war keine leichte Angelegenheit und sie kamen weit weniger schnell voran als am Tag und so gab es Hönnlin noch vor der halben Stunde auf. Fürs erste würde sie keiner einholen und wenn sie morgen früh losgingen, dann war die Fläche, die die anderen absuchen müssten viel zu groß, als dass sie eine Chance hätten sie zu finden. Aber Clara hatte schwer gelitten. Obschon sie mehr als müde war, fand sie lange keinen Schlaf. Auch kam sie aus dem Frieren nicht mehr heraus, weil Hönnlin kein Feuer wagte und wohl auch keines zustande bekomme hätte. Die einzige Wärme, die Hönnlin ihr geben konnte, war die seines Esels. Clara lag eng an seine Seite geschmiegt, da Hönnlin ihr versichert hatte, dass er ruhig schlief, erst recht, wenn er selbst seiner Wärme bedurft hatte.

      Mit beginnender Morgendämmerung schreckte Hönnlin aus dem Schlaf. Er hatte ein Geräusch gehört. Er blickte sich bedächtig um. Es war wohl ein Tier gewesen. Trotzdem stand er auf und ging in einem weiten Kreis um ihr notdürftiges Lager. Es war kein Mensch weit und breit. Dennoch wurde er seine innere Unruhe nicht los als er vor Clara stand. Ihre Augen flackerten ängstlich im Schlaf. Er blieb unentschlossen stehen. Es war wahrscheinlich übertrieben, aber er wollte weiter. Aus Erfahrung wusste er, dass einzelne Grüppchen an Abtrünnigen selten weit verstreut waren. Oft gingen sie ihre eigenen Wege, aber doch hielten sie sich in den gleichen Gegenden auf. Es war sicherer Verbündete in der Nähe zu haben und wenn ihre Gäste von heute Nacht aufwachten, würden sie vielleicht Alarm schlagen.

      Mit diesem Wissen bückte er sich. „Wach auf“, fuhr er ihr sanft an die Schulter. Sie war viel zu schnell wach und wollte sich gleich aufrichten. „Es ist alles in Ordnung. Ich möchte nur weiter.“

      Clara nickte und stand auf. Der Aufbruch ging rasch von statten.

      „Es tut mir leid, dass das passiert ist.“ Hönnlin machte sich deshalb große Sorgen.

      „Sie konnten doch nichts dafür“, sprach Clara endlich und versuchte sich an einem Lächeln.

      Sie schluckte angestrengt, da ihre Kehle ganz trocken war.

      „Ich habe fürchterlich Durst“, sorgte sie sich jetzt um andere Dinge und ging zum Esel der unbekümmert hinter ihnen her schritt. Dort hing ihre Trinkflasche.

      „Nimm nur kleine Schlucke“, riet Hönnlin dem eben erst auffiel, dass er das gleiche Bedürfnis empfand. Er griff zu seiner Flasche. „Sonst kullert das Wasser nachher in deinem Bauch.“ Er


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