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Die verborgenen Geheimnisse. Marc LindnerЧитать онлайн книгу.

Die verborgenen Geheimnisse - Marc Lindner


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bis dass der Topf völlig leer war.

      „Er hat noch Brot“, erinnerte sich Jules.

      „Er wird noch so manches haben“, gab sich Mathias zuversichtlich. „Nur her damit“, wank er in Hönnlins Richtung. „Nur keine falsche Scheu.“

      „Sehr wohl“, antwortete Hönnlin kleinlaut. „Wie du meinst.“

      „Das fromme Mönchspack ist heute aber ganz schön artig“, lachte Mathias selbstgefällig und wies Hönnlin an, ihre Taschen zu leeren.

      Er nahm alles Essbare hervor, nur die Bücher ließ er verborgen, aus Angst, sie würden ins Feuer geworfen.

      „Am besten ihr lasst gleich alles hier, auch den Esel, und seht zu, dass ihr verschwindet.“

      „Der Herr gibt, der Herr nimmt“, betete Hönnlin. „Seine Wege sind unergründlich.“

      „Mach, dass ich dir nicht das Leben nehme, wenn du nicht aufhörst so fromm zu quatschen.“

      „Nein, das darfst du nicht!“, rief die Frau dazwischen.

      „Oh, ihr und euer Aberglaube“, lachte Mathias und brummte verstimmt, da er um seinen Spaß betrogen wurde. „Heute ist euer Glückstag. Ich nehme euch eure Sachen und schenke euch euer Leben.“

      „Zu gütig der Herr“, konnte es sich Hönnlin nicht verkneifen und streichelte ein letztes Mal seinen Esel. „Möge der Herr euch ein langes Leben bescheren. Er allein weiß, wie hart und entbehrungsreich euer Leben ist.“ Es war nie verkehrt Abergläubische versöhnlich zu stimmen.

      „Ich weiß nicht, wie mir das schmecken soll.“ Mathias stand breitbeinig und mit verschränkten Armen da und betrachtete Hönnlin misstrauisch. „Jetzt haben wir mal Glück einen auszurauben und der tut als wäre es das Normalste auf der Welt. Das macht doch keinen Spaß.“

      „Lass ihn doch. Er ist ein guter Mönch.“

      „Aber sonst konnte man sich immer so schön prügeln!“

      „Lenk nicht seinen Zorn auf uns!“, flehte die Frau und fürchtete sich vor irgendwelchen Zaubersprüchen oder Flüchen.

      „Der Mistkerl regt sich aber nicht einmal auf.“ Mathias betrachtete die Zwei vor sich. „Nur der Knabe sieht aus, als hätte er sich in die Kutte gemacht“, lachte er auf und zwei der Männer fielen mit in sein Gelächter ein.

      „Er ist fromm“, verteidigte die Frau Hönnlin. „Er wird bestimmt einmal heilig gesprochen“, hauchte sie andächtig und ihre Furcht wurde noch größer.

      „Aber dann kann ich mir einen Spaß mit dem Jungen erlauben. Der wird bestimmt nicht heilig gesprochen, soviel Scheiße, wie der in der Hose hat“, grölte Mathias auf.

      „Es ist seine erste Reise, seid bitte nachsichtig“, bat Hönnlin und überlegte, wie er die Aufmerksamkeit wieder auf sich lenken konnte. „Ich bin schon viel gereist und viele Male ausgeraubt worden“, erklärte Hönnlin. „Ich habe gelernt mich nicht zu wehren, wenn es keinen Sinn hat. Ich gebe euch, was ich besitze und behalte dafür mein Leben. Würde ich anders handeln, würde ich beides verlieren.“

      „Da kannst du Gift drauf nehmen!“ Mathias gefiel es immer noch nicht und seine geballten Fäuste wollten sich abreagieren.

      „Aber dann hältst du uns für böse.“ Der Frau wurde es noch unwohler.

      „Böse Menschen rauben nicht um satt zu werden!“, erklärte Hönnlin. „Böse Menschen erheben ungerechte Steuern von Bauern, die dann hungern müssen. Sie tragen Rüstungen und nehmen sich, was sie wollen und sie töten und quälen einzig aus Vergnügen“, machte Hönnlin deutlich, dass sie bis jetzt noch keinen Fluch von ihm zu befürchten hatte.

      „Mathias, du darfst ihnen nichts tun“, redete Jules, der immer noch am Feuer saß, auf ihn ein.

      „Ja doch, ich habe es verstanden.“

      Hönnlin senkte sein Haupt zum Abschied und zog Clara neben sich, damit sie mit ihm ging.

      „Warte“, rief Mathias.

      Hönnlin blieb stehen und drehte sich langsam um.

      „Die Schuhe! Ich will deine Schuhe!“

      Hönnlin atmete tief ein. Der wollte unbedingt mit ihm spielen.

      „Wenn es sein muss“, entgegnete Hönnlin mit deutlichem Missfallen.

      „Das muss es!“

      Hönnlin zog seine Schuhe aus und stellte sie vor sich.

      „Der Junge auch.“

      „Ich bitte euch. Mir wird es nichts anhaben, aber er ist es nicht gewohnt. Es würde seinen Tod bedeuten und ohnehin sind seine Schuhe zu klein für einen von euch.“

      „Mathias, bitte!“, flehte die Frau.

      „Gut“, stieß Mathias gelangweilt die Luft aus. „Wenn ihr mich alle so bittet, dann lass ich es für diesmal gut sein“, gab er sich großzügig und scheuchte die Beiden fort.

      Hönnlin musste Clara kräftig ziehen, damit sie mitkam. Obwohl sie nichts wie weg wollte, lähmte sie ihre Angst.

      „Beruhig dich“, redete Hönnlin auf sie ein, als sie außer Hörweite waren. „Es ist nichts passiert.“

      Clara antwortete nicht, aber ihr Widerstand ließ nach und er hörte wie sie weinte.

      Sie gingen eine viertel Stunde bevor Hönnlin es wagte stehen zu bleiben. Clara war völlig steif und Hönnlin versuchte sie zu beruhigen. Erst als er merkte, wie allmählich mehr Leben in ihre Züge einkehrte, setzte er den Weg fort.

      „Es tut mir leid. Das wird heute eine lange Nacht.“

      Clara nickte, brachte aber kein Wort heraus.

      „Keine Angst, die sehen wir nicht wieder.“

      Nach einer weiteren viertel Stunde blieb er erneut stehen.

      „Hier bist du sicher.“

      Clara sah ihn mit großen Augen an. Es war längstens dunkel und die Stimmen der Nacht hatten den Wald für sich gewonnen. „Wie meinst du das?“, fragte sie ängstlich.

      „Ich muss zurück unsere Sachen holen“, setzte er an.

      „Lassen sie mich nicht allein.“ Sie griff nach seinem Arm. „Sie kommen nicht zurück.“

      „Doch, es wird mir nichts passieren. Sie schlafen jetzt tief und fest und wir brauchen unsere Bücher und unsere Habseligkeiten.“

      „Dann komme ich mit! Lassen sie mich nicht allein.“

      „Unsinn, selbst die geringste Gefahr ist mir für dich zu hoch. Wenn doch einer wach ist, wird es zum Kampf kommen.“

      „Mönche können aber nicht kämpfen“, schüttelte Clara den Kopf und hoffte er würde nicht zurück gehen. Sie werden sterben.“

      „Auf Reisen lernt man viel“, entgegnete er. „Und ich habe ihnen einen Schlaftrank gebraut. Es muss viel schief gelaufen sein, wenn auch nur einer ein Auge aufmacht.“

      „Dann nehmen sie mich mit!“

      „Das möchte ich nicht. Was wenn noch andere in der Nähe waren. Ich schleiche mich an und du würdest uns beide in Gefahr bringen. Du kletterst doch so gut. Ich dachte du könntest dir hier einen Baum aussuchen und hochklettern. Dann wartest du oben in Sicherheit.“

      „Aber“, setzte Clara an. „Aber ich habe Angst.“

      „Ich auch, um dich. Deshalb möchte ich, dass du hier wartest.“

      Clara schluckte den Klos hinunter.

      „Auf dem Baum bist du sicher. Ich werde mich beeilen.“

      Clara merkte, dass sie sich fügen musste. Ohnehin verspürte sie wenig Lust zurück zu gehen.

      „Bei


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