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Skizzenbuch. Mark TwainЧитать онлайн книгу.

Skizzenbuch - Mark Twain


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Welt – außer vielleicht einer Damenbekanntschaft zu begegnen, die aus Gründen, die sie selbst am besten weiß, unsereinen ansieht ohne ihn zu sehen und, wenn sie ihn wirklich sieht, ihn nicht kennt.

      Aber, was ich noch sagen wollte, – als mein Schnupfen nach der Wickelung nicht kuriert war, empfahl mir eine befreundete Dame, ein Senfpflaster auf die Brust zu legen. Das hätte mich, glaube ich, auch wirklich geheilt, wäre der junge Wilson nicht gewesen. Beim Zubettegehen legte ich mir das Senfpflaster, das ganz großartig war – es maß achtzehn Zoll im Viereck – bequem zur Hand, wo ich es erreichen konnte. Aber Wilson bekam in der Nacht Hunger und – den Rest kann sich der Leser selber denken.

      Nach einem achttägigen Aufenthalt am Bigler See ging ich nach Steamboat Springs, wo ich Dampfbäder nahm und noch eine Masse der erbärmlichsten Arzeneien zu schlucken bekam, die je zusammengebraut worden sind. Sie würden mich ganz hergestellt haben, aber ich mußte nach Virginia City zurückkehren, wo ich es trotz der verschiedenartigsten Heilmittel, die ich jeden Tag verschlang, möglich machte, meine Krankheit durch Vernachlässigung und Ausgehen bei kalter Witterung sehr zu verschlimmern.

      Endlich beschloß ich nach San Franzisco zu reisen. Am ersten Tag nach meiner Ankunft daselbst sagte mir eine Dame im Gasthaus, ich solle alle vierundzwanzig Stunden ein Quart Whisky trinken und ein Freund, der in der Stadt wohnte, gab mir denselben Rat. Das machte also zusammen zwei Quart oder eine halbe Gallone. Soviel trank ich und bin noch am Leben.

      In obigem habe ich mit der allerbesten Absicht von der Welt das mannigfaltige Heilverfahren geschildert, welches ich kürzlich zur Kur meines Schnupfens durchzumachen hatte. Ich empfehle es besonders allen, die an der Schwindsucht leiden. Wenn sie einen Versuch damit anstellen und nicht gesund werden, so kann es sie höchstens umbringen.

vignette

      Kinderkrankheiten.

      Diese Geschichte hat Mr. Mc Williams, ein freundlicher Herr aus New-York, dem Verfasser erzählt, der ihn zufällig auf einer Reise traf.

      Sie können sich kaum vorstellen, Herr Mark Twain, wie schrecklich die unheilbare Krankheit, welche man die häutige Bräune nennt, in unserer Stadt gewütet hat. Ebenso schlimm als die Krankheit selbst war der Umstand, daß alle Mütter vor Angst und Schrecken fast den Verstand verloren. Hören Sie zu, was ich mit meiner Frau während jener Zeit erlebte. Eines Mittags kam ich nach Hause und machte meine Frau auf die kleine Penelope aufmerksam, indem ich bemerkte:

      »Mein Herz, ich würde an deiner Stelle nicht erlauben, daß das Kind an dem Kienspan kaut.«

      »Was in aller Welt soll denn das schaden?« entgegnete sie, schickte sich aber zugleich an, den Span fortzunehmen; – ohne weitläufige Erörterung können Frauenzimmer nun einmal nicht den geringsten Rat befolgen, wenn dessen Weisheit auch noch so sehr auf der Hand liegt; d. h. verheiratete Frauen.

      Ich erwiderte: »Herzchen, man weiß, daß keine Holzart so wenig Nährwert für ein Kind besitzt wie Tannenholz.«

      Meine Frau zog die Hand zurück, mit der sie den Span ergreifen wollte und legte sie wieder in den Schoß.

      »Du bist im Irrtum,« sagte sie merklich erregt; »alle Ärzte versichern, daß das Terpentin im Tannenholz für ein schwaches Rückgrat und für die Nieren sehr gut ist.«

      »Ah so – ich bitte um Entschuldigung. Ich habe nicht gewußt, daß unser Kind an Rückenschwäche und an den Nieren leidet und daß der Hausarzt verordnet hat –«

      »Das Kind denkt gar nicht daran, an dergleichen zu leiden – wie kommst du darauf?«

      »Aber liebe Frau, du hast doch angedeutet –«

      »Bewahre, so etwas ist mir nicht eingefallen.«

      »Es ist ja kaum zwei Minuten her, mein Herz, daß du sagtest –«

      »Dummes Zeug! Ich mag gesagt haben was ich will – jedenfalls ist es kein Unglück, daß die Kleine an einem Stück Holz kaut, wenn sie Lust dazu hat; ich dächte, du könntest das auch einsehen. Ich verwehre es ihr nicht und damit ist's gut!«

      »Ereifere dich nicht, mein Kind; ich sehe schon ein, daß du recht hast und werde gleich ausgehen, um ein paar Klafter vom besten Tannenholz zu bestellen. Solange ich lebe, soll mein Kind – –«

      »O bitte, geh' in dein Geschäft und laß mich einen Augenblick in Ruhe. Man kann auch nicht die geringste Bemerkung machen, du mußt darüber streiten, streiten, streiten, bis du nicht mehr weißt, wovon du sprichst – wie immer.«

      »Nun gut, du sollst deinen Willen haben. Aber in deiner letzten Bemerkung war ein Mangel an Logik, der – –«

      (Ehe ich jedoch ausgeredet hatte, war sie zur Thüre hinausgesegelt und hatte das Kind mitgenommen.)

      Als ich am Abend desselben Tages zu Tische nach Hause kam, trat sie mir mit kreideweißem Gesicht entgegen.

      »O Mortimer, ein neuer Fall! Der kleine George vom Nachbar Gordon ist krank!«

      »Häutige Bräune?«

      »Häutige Bräune!«

      »Hat der Arzt noch Hoffnung?«

      »Nicht die geringste! O was soll aus uns werden!«

      Kurz darauf brachte eine Wärterin die kleine Penelope herein, um uns gute Nacht zu sagen und das übliche Abendgebet auf der Mutter Schoß zu sprechen. Aber mitten in: »Jetzt leg' ich mich zu süßer Ruh',« hustete sie ein wenig. Meine Frau fuhr zurück als hätte sie der Schlag gerührt. Doch schon im nächsten Augenblick war sie auf den Füßen, der Schrecken spornte sie zu fieberhafter Thätigkeit.

      Sie befahl, das Bett des Kindes aus der Kinderstube in unser Schlafzimmer zu bringen, und ging selbst mit, um die Ausführung des Befehls zu beaufsichtigen. Natürlich mußte ich auch dabei sein, und wir brachten die Sache schnell in Ordnung. Für die Kinderfrau wurde ein Bett in dem Ankleidezimmer meiner Frau aufgeschlagen. Nun fiel ihr aber ein, daß wir zu weit von dem andern Kind entfernt seien, und wenn sich in der Nacht bei ihm Symptome zeigen sollten – mein armes Frauchen wurde wieder leichenblaß.

      Darauf schafften wir das Kinderbett und die Kinderfrau wieder in die Kinderstube und schlugen für uns beide ein Bett im Nebenzimmer auf. Plötzlich bekam meine Frau jedoch Angst, Penelope könne den Kleinen anstecken. Dieser Gedanke jagte ihr ein solches Entsetzen ein, daß ihre ganze Hilfsmannschaft das Bettchen nicht schnell genug wieder hinaustragen konnte. Meine Frau half in eigener Person und riß es beinahe in Stücken in ihrer verzweifelten Hast.

      Wir zogen in den unteren Stock, aber da war nicht Platz genug, die Kinderfrau unterzubringen, und meine Frau meinte, ihre Erfahrung würde eine unschätzbare Hilfe sein. So kehrten wir denn mit Sack und Pack wieder in unser eigenes Schlafzimmer zurück und fühlten uns so glücklich, wie ein Paar vom Sturm verschlagene Vögel, die ihr warmes Nestchen wiederfinden.

      Meine Frau eilte jetzt in die Kinderstube, um zu sehen, wie es dort stände. Im Nu war sie aber wieder da, von neuer Furcht ergriffen.

      »Wie kann es nur kommen, daß der Kleine so fest schläft?«

      »Aber mein Herz,« sagte ich, »der Kleine schläft ja immer so fest, daß er aussieht wie ein Bild.«

      »Ich weiß, ich weiß; aber heute hat sein Schlaf etwas Unnatürliches. Er scheint – er scheint so regelmäßig zu atmen.«

      »Aber, liebes Kind, er atmet immer regelmäßig.« »O, das weiß ich; aber heute macht es einen schrecklichen Eindruck. Seine Wärterin ist viel zu jung und unerfahren, Marie soll bei ihr bleiben, damit sie bei der Hand ist, wenn etwas passiert.«

      »Das ist ein guter Gedanke; aber, wer wird dir helfen?«

      » Du kannst mir alle Hilfe leisten, die ich brauche. Ich werde mich ja so wie so in dieser schrecklichen Zeit auf keinen Menschen verlassen, sondern alles selbst thun.«

      Ich erwiderte, daß ich mich selbst verachten


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