Milly Darrell. Мэри Элизабет БрэддонЧитать онлайн книгу.
eisernen Wappen und großen viereckigen Pfeilern. Es befand sich ein Thorhaus da, aber es war offenbar nicht bewohnt und Mr. Darrells Bedienter stieg vom Bock um die Thorflügel zu öffnen. Innen fuhren wir um einen Rasenplatz herum, der durch einen schadhaften Zaun vom Park getrennt war. Das Haus war ein langes niedriges Gebäude, auf beiden Seiten mit gothischen Thürmen flankiert. An den meisten Fenstern waren die Laden geschlossen und der Ort bot einen ziemlich verödeten Anblick dar.
»Die Priorei ist seit mehreren Jahren nicht bewohnt,« sagte Mr. Darrell. »Die Familie ist zu arm gewesen, um, wie früher, standesgemäß hier zu leben. Gegenwärtig ist nur noch ein einziges Mitglied derselben übrig und, wie ich glaube, führt er ein wanderndes Leben in fremden Landen.«
»Wodurch sind sie so arm geworden?« fragte Mrs. Darrell.
»Durch Ausschweifung und Verschwendung, wie ich vermuthe,« antwortete ihr Gatte mit Achselzucken. »Die Egertons sind stets ein wildes Geschlecht gewesen.«
»Egerton!« wiederholte Mrs. Darrell. »Ich dachte« der Name dieser Leute wäre Cumber.«
»Nein, Cumber ist nur der Name des Platzes. Er befindet sich seit Jahrhunderten in der Familie Egerton.«
»So!«
Ich saß ihr gerade gegenüber und ich war überrascht von dem sonderbaren Ausdruck in ihrem Gesicht, als sie den Namen Egerton wiederholte. Dieser Ausdruck verschwand im nächsten Augenblick wieder und ihr Gesicht nahm wieder jene ruhige nachlässige Gleichgültigkeit an, die so gut mit ihrer blassen Farbe und ihren zarten Zügen im Einklang stand.
Die niedrige, eisenbeschlagene Thüre wurde uns von einer anständig aussehenden alten Frau geöffnet. Sie errieth augenblicklich den Zweck unseres Besuchs und sobald wir in der Halle waren, begann sie in der gewöhnlichen mechanischen Weise mit einer Beschreibung von Gemälden und anderer Merkwürdigkeiten, wodurch wir weit mehr irre geführt als aufgeklärt werden.
Wir gingen von Gemach zu Gemach, während die Frau die Läden der tiefen gothischen Fenster öffnete und eine Fluth von Sonnenschein auf die verschossenen Tapeten und beschmutzten Bilderrahmen fallen ließ. Es war ein edler alter Platz und der Anblick des Verfalls, der auf allen Gegenständen lag, stand ganz mit seiner Großartigkeit im Einklang.
Wir waren durch alle Zimmer des Erdgeschosses gegangen, von denen die meisten miteinander in Verbindung standen und im Begriff nach der Vorhalle zurückzukehren als Mr. Darrell seine Frau vermißte und mich, um sie zu suchen, nach der einen Richtung absendete, während er eine andere einschlug. Ich eilte durch drei oder vier leere Zimmer, bis ich in ein kleines Gemach am Ende des Hauses kam und hier fand ich sie. Ich hatte dieses Zimmer nicht besonders beachtet, denn es war in einem mehr modernen Styl als die übrigen ausgestattet und die alte Haushälterin hatte dasselbe mit der Aeußerung, es sei das Studierzimmer ihres Gebieters, das in der Regel Fremden nicht gezeigt werde, ohne Aufenthalt wieder verlassen, um uns im nächsten Gemach einige alte Waffen zu zeigen.
Es war ein kleines gewölbtes Zimmer, an dessen Wänden ans schweren, geschnitzten, eichenen Gestellen Reihen von alten Büchern standen, ohne andere Möbel als einen massiven Schreibtisch und drei oder vier Armstühlen. Ueber dem Kamin befand sich das Portrait eines jungen Mannes mit einem dunkeln schönen Gesicht und dieses Bild war es, das Augusta Darrell betrachtete. Ich konnte ihr Gesicht im Profil sehen, wie sie dastand mit ihren geballten Händen aus dem Kaminsims, und ich hatte niemals einen solchen Ausdruck in den Zügen irgend eines Menschen wahrgenommen.
Was war es? Verzweiflung, Reue, Betrübniß? Ich weiß es nicht; aber es war jedenfalls ein Ausdruck des tiefsten Schmerzes, oder eines unbeschreiblichen Grams. Das Gesicht zeigte eine tödtliche Blässe, die Lippen waren fest geschlossen, während die großen grauen Augen zu dem Portrait aufblickten.
Sie vernahm meinen Tritt nicht und erst als ich sie anredete, drehte sie sich mit ihrem marmorbleichen Gesicht gegen mich um und fragte, was ich wünsche.
Ich sagte ihr, daß Mr. Darrell mich schicke.
»Ich wäre ohnedies sogleich gekommen,« sagte sie, mühsam ihre gewohnte Haltung wieder annehmend.
»Ich habe mich nur bei Betrachtung dieses Portraits etwas aufgehalten Nicht wahr, Miß Crofton, es ist ein hübsches Gesicht?«
»Schön ist es jedenfalls,« antwortete ich in zweifelhaftem Tone, denn diese hochfahrenden dunkeln Züge hatten für mich eher etwas Abstoßendes.
»Das heißt, Sie wollen damit sagen, daß Sie es für kein gutes Gesicht halten. Nun Sie mögen vielleicht Recht haben. Es erinnert mich an Jemand, den ich vor langer Zeit gekannt habe und deshalb hatte es ein Interesse für mich. Und dann verfiel ich in eine Art Träumerei und vergaß, daß mein theurer Gatte mich vermissen könnte.«
Während sie dies sprach, trat er ins Gemach. Sie sagte ihm, daß sie sich bei Betrachtung des Bildes aufgehalten habe und fragte, wessen Portrait es sei.
»Das von Angus Egerton, des gegenwärtigen Eigenthümers der Priorei,« antwortete Mr. Darrell »und es ist wirklich ein sehr ähnliches Bild der Züge eines schlimmen Mannes,« setzte er mit leiserer Stimme hinzu.
»Eines schlimmen Mannes?«
»Ja, er hat das Herz seiner Mutter gebrochen.«
»Auf welche Weise?«
»Er verliebte sich in ein Mädchen von niedriger Geburt, das er auf einer Fußreise in Westengland traf und war in Begriff, es zu heirathen, als Mrs. Egerton von der Sache Wind bekam. Sie war eine sehr stolze Frau und besaß dabei einen höchst entschlossenen männlichen Charakter. Sie reiste sofort nach Devonshire, wo das Mädchen lebte und es gelang ihr, auf irgend eine Weise die Heirath zu verhindern. Erst nach einem Jahre entdeckte Angus Egerton den Antheil seiner Mutter an der Sache. Plötzlich und unerwartet traf er eines Abends in später Stunde in der Priorei ein und ging geraden Wegs in das Zimmer seiner Mutter. Ich habe die alte Frau, die uns das Hans gezeigt hat — sie war damals Mrs. Egertons Kammerjungfer — sein todtenbleiches Gesicht beschreiben hören, als er sie zur Seite stieß und in das Gemach trat, wo seine Mutter saß. Es fand ein furchtbarer Austritt zwischen ihnen statt und noch demselben verließ Angus Egerton das Haus, indem er einen Schwur ausstieß, es nie mehr, so lange seine Mutter lebte, betreten zu wollen. Und er hat sein Wort geholten. Von diesem Tage an kam Mrs. Egerton nicht mehr über die Schwelle ihres Hauses und verkehrte mit Niemanden mehr als mit ihrem Arzte und mit ihren Dienern. Sie führte dieses einsame Leben fast noch drei Jahre und dann starb sie an einer abzehrenden Krankheit,für die der Arzt keinen Namen finden konnte.«
»Und wohin ging Mr. Egerton, als er sie in jener Nacht verlassen hatte?«
»Er schlief in einem kleinen Wirthshause zu Cumber und kehrte am folgenden Morgen nach London zurück. Er verließ bald darauf England und hat seitdem stets im Ausland gelebt.«
»Und Du hältst ihn für einen sehr schlimmen — Menschen?«
»Sein! Benehmen gegen seine Mutter gilt mir als hinlänglicher Beweis dafür.«
»Er mag geglaubt haben, daß ihm schweres Unrecht geschehen sei.«
»Er mußte wissen, daß seine Mutter nur in seinem Interesse gehandelt hatte, als sie es verhinderte, daß er die Thorheit einer niedrigen Heirath beging. Sie war seine Mutter und noch dazu eine liebende und höchst nachsichtige Mutter.«
»Und schließlich hat sie ihm das Herz gebrochen — nichts von dem Mädchen zu sagen, das ihn liebte, das vielleicht ein Stück gewöhnlichen Thons war und keine Berücksichtigung verdiente.«
»Ich hätte nicht geglaubt, daß Du so viel Romantik hättest, Augusta,« sagte Mr. Darrell lachend. »Es scheint aber bei Frauen nur eine natürliche Sache zu sein, für unglückliche Liebende Partei zu nehmen, so töricht auch die Sache sein mag. Ich glaube indeß, daß dieses Devonshire-Mädchen der ehrenhaften Zuneigung eines Mannes ganz unwürdig war. Ich konnte und achtete Mrs. Egerton und ich wußte, wie sehr sie ihren Sohn liebte. Ich kann ihm deshalb sein Benehmen gegen sie nicht vergeben; auch lauten die Nachrichten von seinem Leben im Ausland nichts weniger als günstig für seinen Charakter. Seine Laufbahn ist allem Anschein noch eine sehr wilde und zügellose