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Der Sturm-Heidehof. Emily BronteЧитать онлайн книгу.

Der Sturm-Heidehof - Emily Bronte


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bin besorgt, auch die Kinder haben es vernommen.«

      Jetzt wetterte ich natürlich erst recht, – sei nicht bös, Nelly – und so wurde Robert beauftragt, mich abzuführen. Ich weigerte mich, ohne Cathy zu gehen. Doch er war stärker als ich und schleppte mich in den Garten hinaus. Dort schob er mir eine Laterne in die Hand, und indem er mir versicherte, daß Earnshaw von meinem Betragen Kenntnis erhalten solle, befahl er mir, mich sofort davonzumachen, und verriegelte dann von innen die Haustür.

      Die Fenstervorhänge waren noch immer nicht ganz geschlossen – ich bezog also wieder meinen Beobachtungsposten, denn ich hatte die Absicht, falls Catherine Lust gehabt hätte, mit mir nach Hause zu gehen und sie sie gegen ihren Willen festgehalten hätten, ihre großen Glasscheiben in Millionen Scherben zu zerschmettern. Doch Cathy saß ruhig auf dem Sofa. Mrs. Linton nahm ihr den großen Mantel ab, den wir uns für diesen Ausflug gemeinsam umgenommen hatten, und schien ihr Vorwürfe zu machen. Weißt du, Cathy ist eine junge Dame, und sie machten einen Unterschied zwischen ihr und mir.

      Das Hausmädchen brachte eine Schüssel mit warmem Wasser und wusch ihr die Füße, Mr. Linton reichte ihr ein Glas Glühwein, Isabella schüttete ihr einen Teller voll Cakes in den Schoß, und Edgar stand glotzend dabei. Später trockneten und kämmten sie ihr schönes Haar und gaben ihr ein Paar riesige Pantoffeln und schoben ihr einen Sessel ans Feuer. Als ich endlich fortging, war sie so fröhlich wie nur je: teilte die Leckerbissen mit dem Hündchen und Bull, dem sie Nasenstüber versetzte, und entflammte in den leeren blauen Augen der Lintons ein wenig Feuer – einen matten Widerschein ihres eigenen sprühenden Wesens. Ich sah, sie waren voll blöder Bewunderung. Sie ist ja so unermeßlich erhaben über diese Leute, über alle Menschen – nicht wahr, Nelly?«

      »Das Abenteuer wird dir teurer zu stehen kommen als du vielleicht denkst, Heathcliff«, sagte ich, als ich ihn zudeckte und das Licht löschte. »Du bist unheilbar, und Mr. Hindley wird zu außergewöhnlichen Maßregeln greifen müssen, gib nur acht.«

      Meine Worte erfüllten sich nur zu sehr. Mr. Earnshaw war außer sich über die Sache. Mr. Linton kam am folgenden Morgen zu uns und las dem jungen Herrn Hindley über sein Erziehungssystem derart die Leviten, daß er ernstlich aufgerüttelt wurde. Heathcliff bekam keine Prügel, aber man sagte ihm, daß er fortgejagt werden würde, falls er es wagen sollte, noch ein Wort mit Miß Catherine zu wechseln, und Mrs. Earnshaw nahm sich vor, die junge Schwägerin nach ihrer Heimkehr gehörig im Zaum zu halten. Dazu mußte sie natürlich List anwenden, nicht Gewalt. Mit Gewalt hätte sie hier nichts ausgerichtet.

      VII.

      Cathy blieb fünf Wochen auf Drosselkreuz – bis zu Weihnachten. Da war ihr Fuß geheilt und ihr Betragen sehr gebessert. Die Herrin besuchte sie häufig und begann die Erziehung, indem sie versuchte, durch Schmeichelreden und schöne Kleider, die sie ihr schenkte, ihr Selbstgefühl zu heben; beides nahm Cathy willig an. Und als sie dann heimkehrte, war es nicht ein zerzauster Wildling, der ins Haus gesprungen kam, um uns an den Hals zu fliegen, sondern von einem hübschen schwarzen Pony stieg würdevoll eine junge Dame. Unter ihrem Federhut quollen lange braune Locken hervor, und sie trug ein schleppendes Tuchkleid, das sie, als sie hereinrauschte, mit beiden Händen hochheben mußte. Hindley hob sie vom Pferd und rief entzückt: »Nun, Cathy, du bist wahrhaftig eine Schönheit! Ich würde dich kaum erkannt haben; du siehst aus wie eine Dame. Isabella Linton kann nicht bestehen neben ihr, nicht wahr, Frances?«

      »Isabella hat nicht ihre natürliche Anmut«, entgegnete seine Frau. »Aber Cathy muß nun auf sich halten und darf hier nicht wieder verwildern. Ellen, nimm Miß Cathy Hut und Mantel ab – warte, Herzchen, du wirst deine Locken zerzausen – laß mich die Hutbänder lösen.«

      Ich nahm ihr den Mantel ab und nun sah man ein prächtiges Seidenkleid und glänzende Lackschuhe. Ihre Augen lachten, als die Hunde zur Begrüßung an ihr in die Höhe sprangen, aber sie wagte kaum, sie zu liebkosen, weil sie für ihr kostbares Gewand fürchtete. Sie küßte mich sanft, denn da ich gerade beim Kuchenbacken gewesen war, war ich ganz mehlbestaubt, und daher konnte sie mich nicht umarmen. Und nun sah sie sich nach Heathcliff um. Mr. und Mrs. Earnshaw beobachteten ängstlich die Begegnung der zwei; sie wollten daraus ihre Schlüsse ziehen, ob Hoffnung vorhanden sei, die beiden Freunde einander zu entfremden.

      Heathcliff war zunächst nicht zu finden. Wenn er schon vor Cathys Abwesenheit nachlässig und unsauber gewesen war, so war er es seither zehnmal mehr. Niemand außer mir schenkte ihm auch nur so viel Beachtung, ihn einen Schmutzfink zu nennen und dafür Sorge zu tragen, daß er sich wenigstens einmal in der Woche Gesicht und Hände wusch; denn Kinder seines Alters haben selten eine Vorliebe für Wasser und Seife. So kam's, daß sein Gesicht und seine Hände braunschwarz waren vor Schmutz, seine Haare ungekämmt und sein Anzug, den er drei Monate lang in Moor und Staub getragen hatte, gräßlich verwahrlost. Er tat also recht daran, sich hinter einen Sessel zu verkriechen, als er statt des erwarteten kleinen Wildmädels so ein strahlendes graziöses Dämchen eintreten sah.

      »Ist Heathcliff nicht hier?« fragte Cathy, die Handschuhe abstreifend; ihre Finger waren durch wochenlanges Nichtstun weiß und zart geworden.

      »Heathcliff, komm nur hervor«, rief Mr. Hindley, den die Enttäuschung des Knaben amüsierte, und der sich freute, den schmutzigen Burschen gerade jetzt ihr gegenüberzustellen. »Komm her und begrüße Miß Cathy, wie die anderen Leute.«

      Cathy hatte inzwischen ihren Freund in seinem Versteck entdeckt und flog an seinen Hals. Sie küßte ihn oft und herzhaft, hielt dann plötzlich inne, schob ihn von sich und brach in Lachen aus: »Wie furchtbar schwarz und wild du aussiehst! Und wie – wie komisch! Und wie grimmig du dreinschaust. Aber das kommt wohl daher, daß ich an Edgar und Isabella Linton gewöhnt bin. – Nun, Heathcliff, hast du mich vergessen?«

      Sie hatte einigen Grund, diese Frage zu stellen, denn Scham und Stolz ließen ihn gar finster blicken, und er rührte sich nicht.

      »Gib ihr die Hand, Heathcliff«, sagte Mr. Earnshaw, »heut sei es dir ausnahmsweise erlaubt.«

      »Nein«, sagte der Junge, der endlich die Sprache wiederfand, »ich dulde es nicht, daß man mich auslacht. Ich ertrage es nicht!«

      Und er wäre davongelaufen, wenn Miß Cathy ihn nicht festgehalten hätte.

      »Ich wollte dich nicht auslachen«, sagte sie. »Ich konnte nicht anders. Gib mir die Hand, Heathcliff! Warum schmollst du? Es ist ja nur, weil du so merkwürdig aussiehst. Wenn du dich gewaschen und gekämmt haben wirst, so ist alles in Ordnung; aber du bist so schmutzig.«

      Sie blickte besorgt auf seine schwarzen Hände und dann auf ihr Kleid, das durch die Berührung mit seinem Anzug kaum gewonnen haben konnte.

      »Du brauchst mich nicht anzufassen!« rief er, ihren Blicken folgend, und entriß ihr seine Hände. »Ich werde so dreckig sein, als es mir gefällt, und ich liebe es, dreckig zu sein, und ich will dreckig sein!«

      Damit stürzte er kopfüber aus dem Zimmer, unter dem Gelächter der Herrschaft und zur großen Verwunderung Catherines, die nicht begreifen konnte, wie ihre harmlosen Bemerkungen solch einen Ausbruch schlechter Laune gezeitigt haben konnten.

      Nachdem ich Catherine beim Umkleiden und Ordnen ihrer Sachen geholfen, meine Kuchen in den Ofen geschoben und in Wohnzimmer und Küche mächtige Feuer angezündet hatte, wie es sich für den Weihnachtsabend gehört, gedachte ich mich auszuruhen und mit Liedersingen zu unterhalten. Josef hatte sich zu Andachtsübungen auf seine Kammer zurückgezogen, und Mr. und Mrs. Earnshaw zeigten dem kleinen Fräulein allerlei Spielereien, die sie den Lintons als Erkenntlichkeit für ihre Liebenswürdigkeit schenken sollte. Man hatte die Nachbarskinder für den nächsten Tag eingeladen, und die Einladung war unter einer Bedingung angenommen worden: Mrs. Linton bat, daß man ihre Lieblinge jenem »ungezogenen fluchenden Burschen« fernhalte.

      Ich blieb also einsam. Ich roch den starken Duft des Backwerks im Ofen und bewunderte die blanken Küchengeräte, die glänzende, mit Stechpalmzweigen geschmückte Uhr, die auf einem Tablett aufgestellten silbernen Krüge, die zum Nachtessen mit warmem Ale gefüllt werden sollten, und vor allem die fleckenlose Reinheit des sauber gekehrten und gescheuerten Fußbodens, dem ich besondere


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