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Hell und Dunkel. Eine Gemsjagd in Tyrol.. Gerstäcker FriedrichЧитать онлайн книгу.

Hell und Dunkel. Eine Gemsjagd in Tyrol. - Gerstäcker Friedrich


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wer ist der alte Brummbär da drinnen eigentlich?"

      „Was weiß ich?" plauderte das Mädchen, die kleine Stumpfnase rümpfend, denn sie hatte jetzt entschieden Partei für den jungen, freigebigen Fremden genommen. „Unsere Herrschaft hat das Haus gekauft, und er ist, glaub' ich, der Advocat, den sie daheim in Schlesien hatten, und der ihnen hier Auskunft wegen einer Klage oder sonst 'was geben soll. Gestern Abend mit dem Nachtzug kam er erst an, und ich weiß nur, daß er Hobelmann heißt."

      „Schönen Dank, mein Kind, für die Auskunft. Also der Regierungsrath Kettenbrock wohnt jetzt am Obstmarkt?"

      „Nummer 47 - Sie können gar nicht fehlen - eine Treppe hoch. Und Sie sind der Neffe vom Herrn Regierungsrath? Na, das wird eine Freude sein!"

      „Hoffentlich größer, als sie mir Herr Hobelmann gezeigt hat," bestätigte Franz Kettenbrock, nickte dem hübschen Mädchen zu und sprang die Treppe hinunter, um, jetzt aus einer sicherern Basis als vorher, seinen Verwandten aufzusuchen.

      III.

      Mit der Ueberraschung in seines Onkels Hause hatte sich aber der junge Havanese, wenn er fest darauf gerechnet, doch geirrt, denn der alte Herr befand sich keineswegs so unvorbereitet auf ihn, wie er vermuthetete. Franz Kettenbrock’s Ge/16/schäftsfreund in Hamburg nämlich, den er dort aufgesucht, war ein abgesagter Feind jeder Ueberraschung, da, nach einer mündlichen Ueberlieferung seiner Großmutter, vor uralten Zeiten in seiner eigenen Familie einmal eine solche Ueberraschung sehr böse und nachtheilige Folgen gehabt haben sollte. So wie er deshalb erfuhr, daß der junge leichtsinnige Mensch seinem Onkel nur eben so in's Haus hineinfallen wollte, wodurch er das größte Unglück anrichten konnte, ging er, nach vergeblichen desfallsigen Vorstellungen, einfach auf das Telegraphenamt und setzte den alten Herrn Kettenbrock von der glücklichen Landung seines Neffen und der Stunde seines Eintreffens zu Yvenburg, mit beabsichtigter Ueberraschung, pflichtschuldigst in Kenntniß. Der Onkel war dadurch vollkommen im Stand, sich auf jede freudige Aufregung genügend vorzubereiten.

      Allerdings blieb ihm keine lange Zeit zu großen Empfangsfeierlichkeiten; die waren aber auch nicht nöthig. Ein paar Kränze und Guirlanden bekam man früh genug, ehe der Zug eintraf, auf dem Markt, und der Onkel trieb an dem Morgen selber, was er eigentlich gar nicht nöthig gehabt hätte - seine beiden bei ihm lebenden Nichten aus den Federn. Sie sollten jedenfalls fertig angezogen sein und den Kaffee bereit halten, wenn „der Schlingel von Neffe" heimlich angeschlichen käme, und wunder glaubte, wie gescheidt er es angefangen habe, seinen Onkel zu überlisten.

      In dem einen Kranz, der gerade in der Mitte prangen sollte, war auch ein strohblumengeflochtenes, lesbares „Willkommen" angebracht, und die beiden jungen Mädchen freuten sich jetzt ganz besonders auf das erstaunte Gesicht, das der Vetter aus Havana machen würde, wenn er sich hier so verrathen sah. Es wäre ja auch höchst fatal gewesen, wenn er sie Morgens ganz früh und noch im vollen Negligé überrumpelt hätte.

      So schlug es sechs Uhr - der Zug war jedenfalls angekommen, und mit einer Droschke konnte der Vetter recht gut in zehn, höchstens fünfzehn Minuten vor ihrer Thür sein. - Es schlug aber ein Viertel - jetzt auf der nächsten, und dann auf allen anderen Uhren der Stadt, und er kam immer /17/ noch nicht. - Wenn er heute ganz ausgeblieben wäre - oder erst mit dem nächsten Zug um elf Uhr eintraf! Der alte Regierungsrath wurde förmlich nervös vor Spannung, denn er liebte den transatlantischen Neffen wie einen eigenen Sohn - trotz mancher tollen Streiche, die er schon verübt, - und die beiden jungen Mädchen horchten abwechselnd an der Vorsaalthür, ja Ricke, das Hausmädchen, war sogar unten auf die Treppe postirt worden, um von dort aus gleich zu melden, wenn sich der Erwartete etwa blicken lasse. -

      Unser anderer junger Freund, der Arzt aus Würzburg, hatte indessen seinen Gepäckschein einem der numerirten Kofferträger übergeben, und ging mit seiner leichten Reisetasche in der Hand, langsam und seinen Gedanken nachhängend, in die Stadt hinein. Vor allen Dingen mußte er das ihm schon ausgemachte Quartier aufsuchen, und dann, wenn sein Koffer eintraf, sich für die nothwendigen und eben nicht angenehmen Visiten in die geeignete Verfassung setzen.

      Haus und Straße wußte er allerdings, wo sein Logis bestellt worden: Obstmarkt Nr. 47, zweite Etage - auf dem Zettel war aber die 7 so undeutlich, daß es eben so gut eine 2 sein konnte. Uebrigens ließ sich das leicht erfragen; auch wußten seine neuen Wirthsleute, daß er heute Morgen eintraf, und erwarteten ihn gewiß.

      Das neue, ungewohnte Leben der fremden Stadt interessirte ihn dabei, und er schritt langsam die vorher erfragte Straße nieder, bis er den sogenannten Obstmarkt erreichte, das bezeichnete Haus fand und, als er eintrat, auf dem ersten Treppenabsatz ein Mädchen stehen sah. Dieses wollte er nach den Bewohnern fragen, um sich zu überzeugen, ob er auch am rechten Ort wäre. Das Mädchen stand ihm aber keine Rede, denn kaum hatte sie ihn erblickt, als sie auch umdrehte und spornstreichs die Treppe hinauflief. Oben angelangt, war es ihm auch, als ob er sie die Worte rufen hörte: - „Eben kommt er - er ist schon im Hause", und still vor sich hinlächelnd, sagte er:

      „Da bin ich also doch an der rechten Stelle und meine Wirthsleute scheinen mich richtig erwartet zu haben. Jetzt freu' ich mich nur auf eine Tasse recht heißen Kaffees." /18/

      Er stieg langsam die Treppe hinauf, und sah sich gleich darauf den aufgehangenen Guirlanden und Kränzen mit dem eingeflochtenen „Willkommen" gegenüber. - Aber das war in der ersten Etage und galt ihm nicht. Nur einen Augenblick blieb er lächelnd stehen, denn es schien ihm fast, als ob er hinter der angelehnten Vorsaalthür ein leises Kichern und Flüstern hörte, dann aber wandte er sich wieder, um eine Etage höher zu steigen.

      Da wurde plötzlich und rasch die Thür aufgerissen, die lachende Stimme eines alten Herrn rief:

      „Haltet ihn — haltet ihn fest, den Ausreißer!" und ein paar junge, allerliebste Mädchen sprangen aus der Thür gerade auf ihn zu, warfen ihm, ehe er vor Erstaunen wußte, wie ihm geschah, eine lange grüne Guirlande über die Schultern und zogen den sich wenig oder gar nicht dagegen Sträubenden unter lautem Jubel in den Vorsaal hinein.

      „Haben wir ihn?" schrie der alte Herr - „haben wir ihn erwischt, den Land- und Meerstreicher? Uns überraschen wollte er erst, und dann - wie er merkte, daß es mißglückt war, vorbeischleichen, als ob ihn die ganze Geschichte gar nichts anginge, heh? - Kam uns aber gerade recht, der Musjö; wie, Ihr Mädchen? - Junge - alter Seelensjunge, wie geht's?"

      Und damit zog er den jungen Mann ohne Weiteres an seine Brust und küßte ihn ab nach Herzenslust.

      „Aber, bester Herr!" stotterte dieser jetzt ernstlich verlegen. Ein Mißverständniß lag der ganzen Sache jedenfalls zu Grunde, und er wünschte das sobald als möglich aufzuklären.

      „Was - Herr!" rief aber der Alte - „will sich wohl gar jetzt noch herauslügen? - Flausen! Flausen! Damit ist's nichts - und Ihr, Blitzmädel, steht jetzt da, als ob Ihr nicht Drei zählen könntet? Ist das ein Empfang für einen Vetter, auf den Ihr Euch so lange gefreut habt, heh? - und wollt Ihr ihm gleich um den Hals fallen und einen oder ein Dutzend derbe Küsse geben?"

      „Willkommen, Franz!" rief da die Jüngste, die sich zuerst ein Herz faßte, sprang dem jungen Mann entgegen und drückte die rosigen Lippen fest auf seinen ihr sehr bereitwillig /19/ dargebotenen Mund. Und dann kam auch die zweite mit eben so süßem Willkommen, und der junge Arzt sagte lachend:

      „Und wenn ich mir das auch wie ein Dieb in der Nacht stehle, mag da ein Anderer widerstehen, und mir der herzliche Empfang in diesem Hause Glück bedeuten. Jetzt aber, mein bester -"

      „Trinken wir vor allen Dingen Kaffee und rauchen wir eine vernünftige Cigarre oder Pfeife dazu," unterbrach ihn wieder der Regierungsrath, der heute fest entschlossen schien, seinen vermeintlichen Neffen gar nicht zu Worte kommen zu lasten. „Allons, Mädels, voraus - hier, Rieke, nimm einmal die Tasche und den Shawl, und dann soll er erzählen - erzählen von heute Morgen bis spät in die Nacht hinein, bis wir Alles aus ihm heraushaben, was wir wissen wollen." Dabei hatte er den jungen Mann unter den Arm gefaßt und zog ihn in das schon festlich mit Blumen geschmückte Zimmer.

      „Wenn Sie mir aber nur vorher gestatten wollten, Ihnen mit wenigen Worten eine Erklärung zu geben," machte noch einmal der also Gepreßte den Versuch, das Mißverständniß


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